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B U N K E R M U S E U M

B U N K E R M U S E U M Bergbau im Bunker In Datteln ist eigentlich alles in Kanalnähe. Das gilt auch für den ehemaligen Luftschutzbunker, den Mitglieder des Bergmannvereins „Bergmannsglück“ in schweißtreibender Handarbeit zum Bunker- und Bergbaumuseum umgebaut haben. Lukas Vering wagte den Ausflug unter Tage. Fotos: Lukas Vering Weiß man nicht, wonach man sucht, könnte man den Zugang zum Bunkermuseum leicht übersehen. Gegenüber des Dattelner Gesundheitskomplexes CentroMed, von Grünzeug leicht überwuchert, weisen ein Schild und ein bemalter Förderwagen den Weg. Dann geht es über eine gar abenteuerliche Brücke, über einen Bach hinweg und plötzlich steht dort, mitten in der Vegetation, der Bunker. Es ist Dienstag, 15 Uhr, die offizielle Öffnungszeit hat gerade begonnen, weshalb sich mehrere Bergmänner vor dem Eingang tummeln. Dienstags und donnerstags treffen sie sich hier, arbeiten an ihrem Projekt, empfangen Besucher, erklären, erzählen, erinnern sich gemeinsam. Schon beim Eintritt in den vorgesetzten Streckenausbau, der quasi als Empfangshalle des Bunkermuseums dient, sprühen die Bergmänner vor Anekdoten und Bergbauwissen, das sie nur allzu gerne und mit ansteckender Begeisterung teilen – und natürlich mit authentischer Ruhrpottschnauze vortragen. „Das gehört dazu, so reden wir Kumpel aus’m Pott nun mal miteinander“, erläutert Jürgen-Josef Taplikowski lachend. Er ist ehemaliger Techniker über Tage und Mitglied im Dattelner Bergmannverein. Die Führung geht los, vorbei an etlichen Erinnerungsstücken aus dem Bergbau. Helme, schwere Ketten, verstaubte Schilder, altes Werkzeug. Über Treppen gelangt man hinunter in die Über- 20 Besuchen Sie unsere Ausstellung! Fliesen Stöcker www.fliesen-stoecker.de Friedrich-Ebert-Straße 100 • Recklinghausen Tel.: 02361 - 16636 • www.fliesen-stoecker.de Cotto Wandfliesen Bodenfliesen Feinsteinzeug Fliesen bis 3 Meter Port. Zementfliesen 40 Jahre Fliesen Stöcker

B U N K E R M U S E U M reste des Luftschutzbunkers, der im Jahr 1943 von Kriegsgefangenen und Mitarbeitern der Zeche Emscher-Lippe errichtet wurde und heute dank bergmännischem Anstrich zum lebendigen Museum geworden ist. Lärm dringt durch die zwei langen Stollen, die Luft ist feucht, es riecht nach frisch geschweißtem Metall. In der Ferne sieht man Funken fliegen. Tatsächlich: Hier wird gearbeitet, es wird geflext, geschweißt und geschuftet. „Da bauen wir gerade das Flöz aus und einen Blindschacht nach. Das machen zwei Männer, Bernd Duschinski und Karl-Heinz Mäder, allein und in Handarbeit“, erklärt Taplikowski. „Alles hier ist in Eigenregie entstanden.“ Damit meint er unter anderem das Herausreißen und Rausschleppen von 20 Tonnen altem Bodenbelag aus Beton und das Rankarren, über den Bach Tragen und Verlegen von 20 Tonnen neuem Beton. Oder das Abtransportieren von mehr als 30 Tonnen Schlamm, Holz und was sonst im Bunker lag, als er das erste Mal von Initiator Herbert Müller und seinen Kollegen geöffnet wurde. „Ins Rollen gekommen ist der Stein schon im Jahr 2006“, erklärt Taplikowski und erzählt eine Geschichte, die auch eine Dattelner Legende sein könnte. Aber hier ist sie Alltag: Besagter Initiator Müller, der schon länger mit dem Gedanken gespielt hatte, die Bergbaugeschichte Dattelns nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, traf bei einem Spaziergang – natürlich am Kanal – den damals amtierenden Bürgermeister Wolfgang Werner. Schnell kam man ins Gespräch, dem die Idee entsprang, den ehemaligen, in keinem Archiv geführten Luftschutzbunker an der Heibeckstraße dafür zu nutzen, Bergbaugeschichte in Datteln lebendig zu machen. „Anfang 2010 ging es dann tatsächlich los – der erste Vorstoß in das alte Bunkersystem gelang.“ Der Streckenausbau, der heute den beeindruckenden Eingang bildet, folgte 2011 und wurde aus „geraubtem“ Material gebaut. „Das heißt nicht, dass wir es geklaut haben, sondern dass es aus einem zurückgebauten Bergwerk kommt und sonst auf den Schrott gewandert wäre.“ „Alles hier ist in Eigenregie entstanden.“ Von rechts: Jürgen Taplikowski, Herbert Müller, Wilfred Popielas, Bernd Duschinski, Karl-Heinz Meder, Peter Jockheck, Andreas Schneider Nach und nach nahm das Projekt Gestalt an, immer mehr originale Bergbaugegenstände fanden ihren Weg als Spende in das Museum. „Alles, was die Kumpel in Garagen und auf Dachböden noch rumliegen hatten, haben wir hier. Aber auch echte Förderwägen und sogar ein originales Grubenfahrrad aus der Zeche Auguste Victoria – mit einem Mutterklötzken aus zersägten Stempeln.“ Zudem lassen sich echte Modelle von riesigen Bergwerksmaschinen aus der Bergbauschule in Recklinghausen, Telefone aus alten Gruben oder ein erstaunlich gut erhaltenes Fahrmarkenbrett (ein früher Vorgänger der Stempeluhr) entdecken. Der aktuelle Bürgermeister Dattelns, André Dora, stiftete eine Statue der Bergmannspatronin Barbara, die nicht in seinem Büro verstauben sollte. Der Pastor der ortsansässigen Amanduskirche überließ den Bergmännern Bänke, die aus genau diesem Bunker stammen sollen. Neben all dem Bergwerkscharme erinnern gerade diese Bänke an die Vergangenheit der niedrigen Schächte. Taplikowski erzählt von einer Besucherin, die selber als Kind in diesem Bunker saß, als eine Bombe im Kanal einschlug, Wasser einflutete und sie mit Wasser bis zum Hals gerade noch fliehen konnte. Auch das gehört zu der Geschichte dieses Ortes, die die Männer des Vereins mit so viel Enthusiasmus und Leidenschaft erhalten. Finanzielle Unterstützung von Stadt oder Land bekommen sie dafür zwar nicht, immerhin aber einen Gestattungsvertrag, der ihnen erlaubt, sich auf dem Gelände aufzuhalten, herumzufahren, zu bauen, zu machen und zu tun. „Finanzieren tun wir uns durch Spenden. Und wir verkaufen unsere Pins und öfters steigt auch mal eine Fete hier, vom Geburtstag über den Junggesellenabschied bis zum Parteifest.“ Dazu öffnet das Museum auf Anfrage auch an Sonderterminen, auch für Gruppenführungen, Schulklassen usw. Alle Veranstaltungen in dem gemeinnützig geführten Museum stemmen die Vereinsmitglieder selbst und aus eigener Motivation. Woher die kommt? Lachend antwortet ein Bergmann beim Gruppenfotoschießen: „Einmal doof, immer doof!“ Ein anderer erwidert: „Quatsch! Die Liebe zum Bergbau ist unsere Motivation!“ Stimmen tut wohl vor allem eins: Einmal Bergmann, immer Bergmann. Bunkermuseum Datteln, Heibeckstraße, Di+Do 15–17 Uhr, bunker-datteln.de ... Obst • Beerenobst • Rosen • Kletterpflanzen • Laub- und Nadelgehölze • Formgehölze • Garten-Bonsai • Stauden • Saisonpflanzen • Pflanzgefäße • Gartendekoration • Dünger • Pflanzenschutz • Glaskunst • Klangspiele ■ GartenBaumschule Pasch Dorstener Straße 96 · 45768 Marl · Tel. 02365/ 13595 Mo. – Fr. 9.00 – 18.30, Sa. 9.00 – 16.00, So. Schautag, 10 – 16 Uhr 21

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