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Sommer 2022 - coolibri

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22 | Musik von hier

22 | Musik von hier „RAPGAYME“-REVOLUTION KAY SHANGHAI gehört der legendäre Club „HOTEL SHANGHAI“ in Essen. Seit Neustem macht er Deutsch-Rap mit queeren Texten. Christopher Filipecki hat ihn getroffen. Das „Hotel Shanghai“ hat wieder geöffnet. Arbeitest du nun das Wochenende durch und hast unter der Woche frei oder wie sieht aktuell eine Kay Shanghai-Woche aus? Das war eher vorher so, dass ich die Woche über frei und viel Zeit für anderes hatte. Sowohl für persönliche Dinge als auch für die Musik. Jetzt ist wieder toughes Business. Ich merke, dass ich noch nicht ganz in der Kondition bin und bin deswegen froh, dass wir noch nicht mit voller Kapazität jeden Freitag und Samstag fahren, sondern nur die Sachen machen, die wir unbedingt wollen oder nachholen. Beschreib mal den Moment, als die erste Party wieder stattfand. Ich hatte ansonsten in 18 Jahren „Hotel Shanghai“ maximal die Sommerferien frei, da hatten wir mal geschlossen. Deswegen war ich schon nervös und gespannt zu sehen, ob die Leute nach zwei Jahren und zwei Monaten noch Bock draufhaben. Aber es war toll und hat Spaß gemacht. Wir waren ausverkauft und hatten Clueso da, der seinen Geburtstag bei uns feierte. Ich habe jedoch meine Zeit gebraucht. Ich habe anderthalb Stunden im Backstage verbracht und bin dann erst raus, um zu gucken, wie es sich anfühlt. Es war genauso wie vorher. Ich kann nicht leugnen, dass ich das nicht sehr vermisst habe. Hattest du über das Ende des Clubs nachgedacht? Es wäre das Einfachste gewesen zu sagen: Wir machen dicht, weil man nicht weiß, wie die Zukunft aussieht. Ich habe mir aber immer gewünscht, dass die Krise ein gewisses Bewusstsein bei den Leuten erweckt. Ihnen zu zeigen, was unser Job bedeutet und wie hart es wäre, auf die Unterhaltungs- und Kulturszene zu verzichten. Irgendwer zog mal den Vergleich, das Hotel Shanghai sei das Berghain NRWs. Kompliment, Beleidigung oder völlig irrelevant? Schwierig, weil ich noch nie im Berghain war. Aber ich glaube, wir sind im Vergleich zum Berghain nicht so thematisch festgelegt. Erinnerst du dich noch an deine Vision damals? Eigentlich war es eine logische Konsequenz. Das Konzept der Veranstaltungen, wie ich sie damals in verschiedenen anderen Venues gemacht habe – das haben die nicht verstanden. Ich bin sogar teilweise von meinen eigenen Veranstaltungen entfernt worden, weil sie meine Art mit stark visuellen Sachen zu provozieren, nicht gecheckt haben. Also war da nur die Möglichkeit, das an meinem eigenen Ort zu machen, auch wenn ich niemals gedacht hätte, dass ich das dann 18 Jahre machen werde. Ich hätte mich schon gefreut, wenn ich das 18 Wochen oder 18 Monate durchgehalten hätte. Würdest du denn mit dem Wissen von heute alles nochmal genauso machen? Wahrscheinlich hätte ich zu viel Angst. Man muss sehr unbedarft an sowas rangehen. Ich hatte nie einen Businessplan. Jetzt weiß ich natür- Foto: Fabien Holzer Kay Shanghai hat die Partyszene im Ruhrgebiet mitbeeinflusst. Nun mischt er mit seinem Album „Haram“ auch die Rap-Szene auf. lich, wie das Spiel läuft. Aber vielleicht wäre ich heute einfach zu vorsichtig und würde mich etwas anderem verschreiben. Feiern Leute heute anders als Anfang der 2000- er? Ich glaube schon. Mit dem Ganzen Hip-Hop und Trap merkt man schon, dass das eine andere Generation ist. Aber vieles im Underground wiederholt sich, wenn auch vielleicht in einer anderen Musikrichtung. Ein paar Generationen dazwischen waren echt langweilig. Gerade zu dieser Minimal- und Deep-House-Phase. Das war oft sehr unpolitisch und ganz anders zu der Zeit, als ich im autonomen Zentrum in Mülheim angefangen habe. Heute die Kids der Gen-Z sind wieder aufgeweckter, mit weichen Zäunen und weniger Schubladen. In der Corona-Zeit hast du ein Album aufgenommen. Hat das vorher zeitlich nie gepasst? Das kam durch meine Produzenten. Es war genau der richtige Zeitpunkt. Die ersten Tracks haben kurz vor der Krise angefangen, die habe ich auf der After-Hour am Mikro improvisiert. Wir haben das zum Spaß aufgenommen. Zwei Wochen später haben die mich aber gefragt, ob wir das nicht noch mal ernster und professioneller machen wollen. Du machst Deutsch-Rap mit queeren Texten. Wie kam das in der Rap-Szene an, wie in der queeren und wie in deinem privaten Umfeld? Mein privates Umfeld hat es als erstes gehört und die haben das sehr schnell gefeiert. Das war mir auch sehr wichtig. Die Kritiker fanden’s auch super, manche sagen gar, ich sei sexpositiv. Spannend war, dass ich mit Dagobert auf Tour war. Ich war ohne Ankündigung sein Support. Obwohl wir komplett unterschiedliche Musik machen, kam da viel krasse Resonanz. Meine ersten Shows vor so einem großen Publikum, dafür bin ich so dankbar. Dagobert hat mich da super beruhigt und ich habe nach drei oder vier Shows die Angst verloren. Frauen können durch Erfahrungen mit toxischer Männlichkeit Songs wie „Schwänze seit der Schulzeit“ für sich annehmen, das ist super. Ich kenne das eben auch, wenn Typen zu mir sowas sagen, wie „Ich steh zwar nicht auf Männer, aber wenn, würde ich’s mit dir machen“, wo ich dann immer denke, dass ich doch nicht für jeden frei verfügbar bin. Die schwule Szene hat gemischt reagiert. Es gab auch Reaktionen, in denen gefragt wurde, warum das denn sein muss und warum ich das so nach außen kehre. Aber worüber soll ich sonst rappen? Das Schlimme ist auch, dass die Leute von einem Schwulen erwarten, dass er das und das und das macht. Ich finde es gar nicht so provokant wie viele. Vielleicht sollte ich die Hater beim nächsten Album noch ein bisschen mehr abfucken… (lacht) Mein Image ist viel aufregender als die Wahrheit. Dein Instagram ist voll mit queeren, teils sexuellen Inhalten – einfach nur dein Humor oder auch ein wenig Sensibilisierung? Beides auf jeden Fall. Ich weiß, dass Leute davon schockiert und fasziniert zugleich sind. Oft sind es einfach Memes, manchmal aber eben auch politische Sachen. Ich sehe mich zwar nicht als Aktivist, aber heute ist mein schwules Leben öffentlicher als früher. Manche Leute machen es sich nicht bewusst, was es bedeutet, nicht heteronormativ zu leben. Deswegen geht mein Herz hiermit auch nochmal raus an Transkids, die sich nicht mehr verstecken brauchen und sollen. Genießt eure Freiheit. „Essen diese präsentiert: Trap diese“, Hotel Shanghai Essen, 17.6. Kay Shanghai live (mit Dagobert), HKMV im Dortmunder U, 10.6. Das komplette Interview gibt es auf coolibri.de

Anzeige Musik von hier | 23 Liser & Taby Pilgrim - Ja Seit dem 29.4. droppen die Newcomerinnen Liser und Taby Pilgrim aus Köln und Essen im Zwei-Wochen-Rhythmus nicht nur einen neuen Song ihrer ersten gemeinsamen EP „Ja“, sondern zusätzlich auch Musikvideos und eine Episode zur eigenen Mini-Serie. Mit diesem multimedialen Projekt machen die zwei in Text und Musik alles richtig. Sämtliche Titel – ja, auch die, die noch kommen – wechseln zwischen straightem Deutsch-Rap mit Trap-Anleihen und einem Blick Richtung Swing, Country, Pop und Punk. Feminismus mit Köpfchen. VÖ: 22.7. Brenda Blitz - Schock Herzbrand Von ihrer Geburtsstadt Gelsenkirchen zog Brenda Blitz bereits nach Brasilien und Bochum. So ganz entscheiden kann sie sich auch in ihrem Sound nicht, was aber dem eingängigen New-Wave-80s-Pop nur positiv in die Karten spielt. Auf ihrer zweiten EP gibt es sechs ziemlich groovige Sommerhits für die nächste Generation. Feministisch, empowernd, witzig und mit Mitsing-Momenten. Da geht es um den „Energievampir“, den man viel zu oft im Umfeld hat oder auch um unrealistische Schönheitsideale wie in „Barbie“. Das hat Potenzial! VÖ: 1.7. Vomit Heat - Second Skin Vomit Heat ist der in Essen geborene und in Köln ansässige Nils Herzogenrath, der sechs Jahre an seiner LP herumgedoktert hat. Das lässt sich hören, sind nämlich die ungewöhnlich langen 54 Minuten mit vielschichtigen Sounds und Ideen gespickt. Das experimentelle, psychedelische, krautrockige, melodiöse Album ist das, was man hören mag, wenn einem in einer Sommernacht der Wind um die Ohren bläst und der Tag reflektiert wird. Starke Instrumentals mit genauso atmosphärischem Gesang. Erinnert an Lord Huron. Echt gut. VÖ: 13.5. cf 01.06. — 31.08.2022 Auf dem Vorplatz des Dortmunder U Mittwoch und Freitag ab 19 Uhr, Sonntag ab 17 Uhr Gestaltung: konter — Studio für Gestaltung sommer-am-u.de facebook.com/sommeramu #sommeramu Bei Sonne draußen. Sommer U. Gesponsert von: Medienpartner: Produktpartner:

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