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September/Oktober 2023 - coolibri

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22 | Musik von hier

22 | Musik von hier „ICH HABE SEHR GROßE PROBLEME DAMIT, WIE MUSIK HEUTZUTAGE VERÖFFENTLICHT WIRD. DAS IST EINFACH KOMPLETT ENTWERTET.“ Tristan Bruschs letzte Alben „Am Rest“ und „Am Wahn“ wurden von Kritiker:innen in den höchsten Tönen gelobt. Foto: Rebecca Krämer TONGEWORDENER WAHNSINN Der in Gelsenkirchen geborene und in Berlin ansässige TRISTAN BRUSCH hat dem Deutsch-Pop eine ganz neue Facette verliehen. Christopher Filipecki sprach mit ihm. Hört man dich das erste Mal, assoziieren viele mit dir Udo Lindenberg, Reinhard Mey, Hannes Wader oder Rio Reiser. Mit wem kannst du dich am ehesten identifizieren? Mein musikalisches deutsches Vorbild ist eigentlich Hildegard Knef. Die liebe ich sehr. Besonders die Alben, bei denen sie die Texte selbst geschrieben hat. Als ich die gehört habe, habe ich erkannt, dass es doch möglich ist große, pathetische deutsche Musik zu machen, die unkitschig ist. Als Kind habe ich aber auch viel Hermann van Veen mit meinen Eltern gehört. Schaut man sich deine drei Albumnamen an – „Das Paradies“, „Am Rest“, „Am Wahn“ – könnte man denken, dass du dich vom schönsten Ort der Welt Richtung Hölle bewegst. Mir geht es viel besser mit Mitte 30 als mit Mitte 20, als ich „Das Paradies“ geschrieben habe. Das war eine viel verwirrtere Lebensphase. Der Titel war eher als Pseudo-Paradies gemeint, es hat diese Jahrmarkt-Ästhetik. Wenn ich einen Rummel sehe, freue ich mich zwar, möchte aber auch schnell wieder heraus. Was bringt dich an den Rand des Wahnsinns? Verliebtheit. Liebe ist eine Form von Wahn, bei der man keinen Blick mehr auf die Realität hat und sie wirklich verliert. Das ist aber trotzdem etwas, worauf man auf gar keinen Fall verzichten möchte. Somit tut uns allen ein kleines Portiönchen Wahnsinn wahrscheinlich ganz gut. Womit bringst du denn andere in den Wahnsinn? Ich bin sehr tollpatschig. Ich mache ständig Klei- nigkeiten kaputt, merke das dann manchmal nicht einmal oder es ist mir komplett gleichgültig. Besonders, wenn ich merke, dass gerade die Inspiration reinkickt, bin ich komplett in meiner Zone und nicht mehr richtig ansprechbar. Ich glaube, das ist für Leute in meiner direkten Umgang nicht immer ganz leicht. „Am Rest“ kam mitten in der Pandemie im Herbst 2021, „Am Wahn“ nun zum Ende hin im Frühjahr 2023. Kann man erkennen, wie du die Pandemie erlebt hast? Es ist vielleicht noch zu früh, um das beantworten zu können. Eine bewusste Chronik war es jedenfalls nicht. Als das Songwriting für „Am Rest“ fertig war, war die Pandemie auch noch gar nicht da. Der Prozess danach dauerte aber eine ganze Zeit. Somit ist nur „Am Wahn“ mitten in der Pandemie geschrieben. Wenn man in der Zeit beispielsweise verliebt und gezwungen ist, die Zugewandtheit zueinander bis zum Äußersten auszuleben, ohne jemals eine Abwechslung zu haben – auch wenn man auf das Verschmelzen am Anfang einer Liebe richtig Bock hat – ist das ein gutes Rezept für Wahnsinn. Viele deiner Songs, zum Beispiel „2006“ oder „Baggersee“, befassen sich mit tragisch verlaufenen Lieben. Entstehen diese Songs, um Schmerzen besser verarbeiten zu können? Teils teils. „2006“ ist eine sehr persönliche Geschichte, das hat eindeutig etwas von Selbsttherapie. „Baggersee“ hingegen ist eine Geschichte, die ich erfunden habe. Wie möchte man im Augenblick des Todes über die Situation, die man gerade erlebt, empfinden? Man möchte auf nichts zurückblicken, was man bereut. Auch wenn das nicht immer realistisch umsetzbar ist, ist der Gedanke für mich schön. Du bist in Gelsenkirchen geboren. Hast du noch einen Bezug zum Pott? Wie fühlt es sich an, wenn du hierherkommst? Ich habe Verwandtschaft in Essen. Auch wenn ich in Gelsenkirchen geboren bin, kommt meine Familie aus Marl. Ich bin dort seit Jahren nicht gewesen. Allerdings freue ich mich immer, wenn ich in den Pott komme, weil ich eine romantische Vorstellung von der Gegend habe. Man spürt immer, dass das kulturelle Hoch durch das Geld der Kohle in den 70ern und 80ern nicht mehr vorhanden ist und ein Loch hinterlassen hat. Das hat wohl viele Leute ratlos in der Luft hängengelassen. Es sind tolle Städte mit viel Natur drumherum, eine tolle Architektur. Also fühle ich beides, dass ich mich einerseits freue und andererseits über die Zustände traurig bin. Welcher Moment ist für dich krasser? Der, in dem du einen neuen Song veröffentlichst und ihn auf unbekannte Wege schickst, oder wenn du ihn erstmalig live performst? Hundertprozent das Zweite. Wenn ich ein Lied veröffentliche, spüre ich fast nichts. Ich habe sehr große Probleme damit, wie Musik heutzutage veröffentlicht wird. Das ist einfach komplett entwertet. Der allerschönste Moment ist aber eigentlich für mich, wenn ich’s frisch geschrieben habe. Es gibt kaum ein größeres Vergnügen für mich, als eine Idee gehabt zu haben. Mehr auf tristanbrusch.de, Facebook: tristanbrusch, Instagram: tristanbrusch; nächster NRW-Termin: 12.10., Gloria, Köln

Musik von hier | 23 EES – Good Vibes Only Liveware – Golden Sky An den letzten Tagen mit Sonnenschein können wir nicht schon zum schwermütigen Sound übergehen. Deswegen schickt EES jetzt genau die passende LP raus, um nochmal zum Open-Air-Dancen aufzufordern. Mit sehr groovigen Reggae-Beats voller Bläser und spaßigem Dancehall auf Deutsch können ordentlich die Hüften geschwungen werden. EES kommt ursprünglich aus Namibia, lebt aber in Köln. Pumpen wir doch alle den Ohrwurm „Nur du“ im Duett mit Jazzy Gudd und „Legit“, wozu man Ende der 00er in Clubs zweifellos drauf abgegangen wäre. VÖ: 1.9. Richtige Überraschung! Fast eine Stunde lang bietet die Recklinghäuser Band Liveware sehr guten Classic Rock mit absolut herausragenden Gesangsskills von Thomas Droberg. Das ist hohes Niveau und wahnsinnig schwer zu imitieren. Fette Songs zwischen Alter Bridge und Meat Loaf, was wirklich als Kompliment genommen werden darf. Wie aus einem Guss. Zum Reinhören lohnen sich das melancholische „Crazy World“ mit 80s-Hommage, der fast neunminütige Epos im Titelsong und der treibende „You and I“ mit Herzschmerz-Chorus. Mega! VÖ: 1.9. 30.03.2024 Essen, Weststadthalle FUN LOVIN´ CRIMINALS 26.11. Dortmund, JunkYard 28.10. Castrop-Rauxel, Theater im Eventforum METAKILLA 17.02.2024 Wissen, kulturWERKwissen Sasha – This Is My Time Still Talk – St Banger Werkschau der besonderen Art: Der Soester Jung Sasha feiert 25 Jahre Solokarriere. Dafür gibt’s Classics im neuen Gewand, Cover von seinen persönlichen Lieblingssongs und Comedy dazwischen. Studioaufnahmen der neuen Versionen sind auf allen Portalen daheim hörbar, noch spannender wird es aber bei der Limitierten Edition, auf der das Liveprogramm einschließlich aller Stand-Ups zu finden sind. „If You Believe“, „We Can Leave The World Behind“ und „I Feel Lonely“, aber auch „As It Was“ von Harry Styles oder „Regulate“ von Warren G. .VÖ: 8.9. Wie es sich für einen guten Teaser gehört, gab es auf der 1. EP nur ein kleines Leckerli, um nun mit einem fetten Mahl aufzutischen. „St Banger“ serviert das, was der Name verspricht: Banger. Fantastische Hooks mit Energie, berührenden Melodien, ballernden Drums, klirrenden Gitarren und druckvollen Vocals von Sängerin Tanja. Ein Hit-auf-Hit-Sampler, der ausnahmsweise von nur einer Kölner Truppe kommt. „Move to L.A.“, „Headcheck“, „Talk to Myself“ machen den Eindruck, als seien sie aus einer Schmiede in Cali hierüber geschippert worden. VÖ: 15.9. cf 30.08.2024 Hemer, Sauerlandpark DIE NERVEN 18.10. Essen, Zeche Carl MATZE KNOP 21.02.2024 Castrop-Rauxel, Europahalle 29.09. - 15.10. Dortmund, An den Westfalenhallen Tickets auf ADticket.de © Stephan Pick

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