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Rund ums Bermudadreieck

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T H E M A Im Wachstum

T H E M A Im Wachstum Alternative im Hinterhof: das Rottstr5-Theater Neben dem Ehrenfeld köchelt es auch in anderen Ecken rund ums Bermuda. Während sich an der Rott-straße eine rege Kunstszene etabliert, steigt der sogenannte Kortländer Kiez mit rasantem Tempo zum Szenespot auf. Lukas Vering schaut auf junge Ecken mit Wachstumspotenzial. Kiez mag ein inflationärer Begriff sein, mit dem man um sich wirft, wenn ein Stadteckchen plötzlich in diese schöne Übergangsphase rutscht, in der alles so szenig und angesagt wirkt, in der sich nur Pioniere für seine Straßen interessieren, bevor das auch der Rest der Stadt merkt und plötzlich alles teuer und stromlinienförmig wird. Das Eck rund um den Kortländer schwebt noch in dieser Phase, auch wenn manch einer schon von der drohenden Gentrifizierung spricht. Bevor die Mieten unerschwinglich werden und der eigenwillige Flair verpufft, findet sich im Eck rund um die Dorstener-, Herner- und Brückstraße ein interessantes, lebendiges Viertel. 30 Motor für den Kortländer war sicherlich im Jahr 2014 die Ansiedlung von gleich drei neuen Szenespots, dem Kugelpudel, der Trinkhalle und dem Café Eden. Anfangs die meiste Aufmerksamkeit zog dabei wohl die Eröffnung der veganen Eisdiele Kugelpudel (Dorstener Straße 1)auf sich, die Kenner schon aus dem Ehrenfeld kannten. Hier serviert man nicht nur ausgefallene, selbst gemachte Eissorten, Kaffee und Kuchen, sondern trifft sich im hippen Ambiente der maritim eingerichteten Diele, oder auf den urigen Möbeln , die sich draußen vor den Szenespot scharen. Gleich nebenan stehen Kisten voll mit frischem Gemüse und Obst vor dem türkischen Supermarkt Sahin (Dorstener Straße 3), dessen Optik charmant altbacken und das Publikum modern multikulti ist. Biegt man von hier in die Herner Straße ein, passiert man zu allererst ein Urgestein des Kortländers: Paddy’s Irish Pub (Herner Straße 5). Seit mehr als 35 Jahren schenkt man hier Guinness, Whisky und irische Lebensfreude aus. Für eine bessere Welt Wer sein Bier lieber kreativ, ausgefallen und handgemacht mag, wird in der progressiven Trinkhalle (Herner Straße 8) glücklich. Hier steht Craft Beer aus der Umgebung neben exotischen Marken aus aller Welt. Mit Plattenflohmarkt, Bierakademie, Ausstellungen und der cleveren Verschmelzung von Ruhrpottcharme und Großstadtgefühl mauserte sich die Trinkhalle in kürzester Zeit zum Magneten für ein vielfältiges Publikum. Das könnte man aber genauso gut im vintagelastigen Café Eden (Herner Straße 13) antreffen. Das offiziell erklärte Ziel ist die Weltverbesserung, angestrebt wird diese durch gemeinschaftsstiftende Aktivitäten wie etwa Nähen, Konzerte, Tanzkurse, Spieleabende oder Lesungen. Betrieben wird das Café durch

T H E M A einen Verein, derzeit mit 70 Mitgliedern, die hier alles freiwillig und in Eigenregie managen. Neuestes Zeugnis für den hippen Charakter der Kortländerecke ist wohl der Secondhand-Plattenladen Bahlo Records (Dorstener Straße 5), der im Februar dieses Jahres seine Pforten für Vinylfans und Sammler öffnete. Einem anderen urbanen Trend frönt derweil die Ruhrgarage (Herner Straße 7), in der Zweiräder aller Arten zu finden sind. Schließlich ist umweltbewusstes Radeln momentan und in Zukunft ein wichtiger Großstadttrend. So finden sich am Kortländer also viele der Zutaten, die es braucht, um so etwas wie ein Szeneviertel zu kochen. Wichtiger als die bloße Existenz einiger hipper Läden, ist aber das Gefühl, das ein Viertel vermitteln kann. Dafür müssen Akteure untereinander und zusammen mit den Bewohnern ein Netzwerk bauen, Verbindungen herstellen, Synergien Das Café Eden Foto: Inga Pöting schaffen. Wie etwa beim Kortländer Straßenfest. Na dann, viel Glück beim Wachsen! Rottstr5 statt Rotlicht Einst war die Rottstraße als schmuddelige Einflugsschneise ins Bermudadreieck verschrieen. Pole Dance und Porno regierten das Straßenbild. Doch wie so oft in halbwegs wohlbetuchten Städten, siedelten sich auch in diesem halbseidenen Sträßchen alsbald die Kreativen an. Magisch angelockt von Verruf und Verruchtheit richteten Künstler und Co. sich gegenüber von Table-Dance-Bars und Peepshowhöhlen ihre Ateliers, Werkstätte und Schaffensräume ein. Heutige Speerspitze dessen ist natürlich das 2009 gegründete Rottstr5-Theater, das sich als furchtlose, popkulturelle Alternative zum Schauspielhaus etabliert hat. Zugehörig sind auch die Rottstr5 Kunsthallen. Einige Hausnummern weiter, in der Rottstraße 21, findet sich das beispielhafte Atelier von Künstler Stephan Geisler, der hier großflächige Malereien im Hinterhof ausstellt. Zwischen Pinseln und Farbe findet sich das Bistro und Stadtzimmer mit dem sinnstiftenden Namen Neuland (Rottstraße 15). Jenes serviert mit Vorliebe vegane Snacks, versteht sich zudem als Aktionsraum, in dem Lesungen, Workshops und andere Kulturveranstaltungen steigen. Kulinarischer Geheimtipp der coolibri-Redaktion ist das Five Star (Rottstraße 17). Hier sollte man unbedingt die indischen Spezialitäten wie Samosas, Aalu Tikki oder Bhindi Bhaji bestellen (oder liefern lassen). Wer Flüssignahrung bevorzugt, sollte im Absinth (Rottstraße 24) einkehren, dort die über 50 Sorten der namensgebenden Spezialität genießen – aber natürlich mit Vorsicht. Die Eckkneipe hat Tradition, ist aber trotzdem nicht maßlos überlaufen. Die Rottstraße hat ein lässiges Flair, viele inspirierende Flecken und massig Potenzial, über sich selbst hinauszuwachsen. Dank bestehendem Schmuddelimage der Straße, ist die Gier Bochums nach der Rottstraße aber nach wie vor gemäßigt – zum Glück. Foto: Eden e.V. Kunstmuseum Bochum kunst museum bochum .de Kunstmuseum Bochum Kortumstraße 147 44787 Bochum Telefon +49 234 9104230 Fax +49 234 9104210 Di – So 10.00 – 17.00 Uhr Mi 10.00 – 20.00 Uhr Jeden ersten Mittwoch im Monat freier Eintritt

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