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Rund um den Baldeneysee und Kettwig No 01

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B A L D E N E Y - W E H

B A L D E N E Y - W E H R Fahrstuhl für den Strom der Ruhr Es ist schon viel Wasser die Ruhr hinuntergeflossen. Damit dies allerdings fortwährend in möglichst geordneten Bahnen abläuft, steuern entlang des Flussbetts mehrere Wehre die Fließgeschwindigkeit. Zwischen Bochum und Essen kümmert sich Michael Kuk vom Ruhrverband hauptverantwortlich um den reibungslosen Betrieb an den Stauwehren am Kemnader-, Kettwiger- und Baldeneysee. 6 Das Absperrbauwerk von oben Ein Besuch in Essen-Bredeney. Grauer Himmel, Nieselregen, kalter Wind. Michael Kuk hat zur Ortsbesichtigung am Baldeneysee geladen und berichtigt gleich zu Beginn des Gesprächs die pauschale Bezeichnung der Anlage als Stauwehr. „Das Ganze hier nennt man Absperrbauwerk.“ Dieses wiederum besteht aus mehreren Komponenten, die jeweils ihren eigenen Zweck erfüllen. So betreibt der Stromkonzern RWE ein Wasserkraftwerk. Dessen beiden Turbinen „schlucken“ pro Sekunde 150 Kubikmeter Wasser und erzeugen damit bis zu 30 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr. Damit lassen sich 12 000 Haushalte beliefern. Foto: Fotoarchiv Ruhrverband Allerdings fließt die Ruhr nicht gleichmäßig von ihrer Quelle in Winterberg bis zur Mündung in den Rhein bei Duisburg. Sobald das Verarbeitungsvermögen der RWE-Turbinen erreicht ist, treten Michael Kuk und seine Kollegen auf den Plan. „Bei einer Fließgeschwindigkeit ab 150 Kubikmeter pro Sekunde übernehmen wir grundsätzlich die Wasserführung.“ Umgesetzt wird diese Maßnahme mit der Öffnung eines oder mehreren der drei Walzenwehre. Dann strömt das Wasser vom höher gelegenen Baldeneysee in das rund 8,5 Meter tiefer gelegene Flussbett der Ruhr. Je nach Windrichtung sorgt dies auf der Fußgängerbrücke des Absperrbauwerks mitunter für mal mehr, mal weniger genehme Sprühfontänen. Gerade nach starken Regenfällen steigen das Wasservolumen des Flusses und damit einhergehend auch seine Fließgeschwindigkeit schnell an. „Bei 500 Kubikmetern pro Sekunde sprechen wir von einem mittlerem Hochwasser“, erklärt Betriebsleiter Kuk. Schleuse und Steg zur Überbrückung Umso schneller das Wasser fließt, desto mehr Kräfte wirken auf die Fahrzeuge, die sich auf ihm befinden. In alten Broschüren rund um das Geschehen am Baldeneysee findet man noch Bilder, auf denen Kanuten am Ausfluss der Walzenwehre gegen den Strom paddeln. So etwas ist heute natürlich nicht mehr erlaubt. Stattdessen gibt es zwischen dem Wehrbereich und dem RWE-Kraftwerk vom Frühjahr an bis in den Spätsommer hinein einen vor- bzw. auf der anderen Seite rückgelagerten Steg, an dem Kanuten und Ruderer gefahrenfrei aus dem See steigen und mit ihrem Untersatz über einen Extrasteg zu Fuß die Höhenmeter meistern können. Da sich Schiffe und Motorboote jetzt nicht so einfach aus dem Wasser heben lassen, kommt für sie der Steg natürlich nicht infrage. Sie nutzen zur Überwindung des Höhenunterschieds stattdessen die in das Absperrbauwerk integrierte Schleuse. Nähert sich zum Beispiel ein Schiff der Weißen Flotte vom See aus, kündigt

B A L D E N E Y - W E H R Michael Kuk kümmert sich im Auftrag des Ruhrverbands um den reibungslosen Betrieb von Schleuse und Wehr Foto: Michael Blatt es frühzeitig sein Kommen an. Dann lassen die Mitarbeiter vom Ruhrverband Wasser in die Schleusenkammer. Hat diese Seespiegel erreicht, fährt das Schiff ein. Anschließend wird durch ein Hubsenktor das Wasser wieder abgelassen und das Schiff schwebt wie auf einer Wolke auf Flussspiegel herab, um seine Fahrt auf der Ruhr in Richtung Kettwig fortsetzen zu können. Der gesamte Vorgang dauert knapp 30 Minuten. Nicht mehr in Betrieb ist hingegen schon seit einiger Zeit die Rückpumpwerkskette. Mit ihr ließ sich bei Bedarf Wasser von der tiefer gelegenen Ruhr in den Baldeneysee zurückpumpen. „In den 60er-Jahren hatte die Industrie entlang des Flusses noch einen weit höheren Wasserverbrauch“, erinnert Michael Kuk an die Hochzeit der Schwerindustrie im Ruhrgebiet. Hinzu kam, dass das Stauvolumen der Talsperren im Sauerland damals noch nicht so hoch war. Das Rückpumpwerk sollte die Gefahr verhindern, dass die Ruhr, wie Betriebsleiter Kuk es ausdrückt, „nicht trocken fällt.“ Aktuell sucht er nach einem Abnehmer, der womöglich noch eine Verwendung für die Kette hat. Im Zweifel landet das Material am Ende beim Schrotthändler. Nach Vollendung des Rückbaus wird an der freigewordenen Stelle mit der Installation einer Fischaufstiegsanlage begonnen, die den Bewohnern des Flusses die Möglichkeit bietet, Historische Aufnahme vom Bau der Anlage entgegen der Fließrichtung den Höhenunterschied zu bewältigen. So reguliert das Absperrbauwerk in Bredeney demnächst nicht nur den Fluss der Ruhr und dient der „sauberen“ Stromerzeugung, sondern leistet mit der „Fischtreppe“ einen weiteren Beitrag für die Natur. Michael Blatt 7 Foto: Fotoarchiv Ruhrverband

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