THEATER D O R T M U N D Großer Mindfuck Foto: Birgit Hupfeld „Kann die Naturdennwirklichsoabsurd sein,wie es uns in unseren Experimenten erscheint?“ DieseFrage stellt sich Werner Heisenbergvor 92 Jahren.Seitdem bemühtsichdie Menschheit redlich, den beunruhigendenAussagen seinerQuantenphysik auf die Schlichezukommen. Ein Ausdruck davonist dieVersuchsanordnung „Die Parallelwelt“,mit derder Dortmunder Schauspiel-Chef KayVoges seine Vorreiterrolle im digitalenTheater zu den ganz großen Menschheitsfragen behauptetund äußerstaufwendigeinen Schluss aus derUnschärferelation bebildert: Wir lebenimMultiversum. Was, wenn wirzu unseren Doppelgängern in einemParalleluniversum Kontaktaufnehmen könnten? Miteiner ArmadaanSchauspielern, Statisten undTechnikern hatKay VogeszweiParalleluniversen entstehenlassen: DieHauptrolle in der weltersten Simultanaufführung spieltein gut 420Kilometer langes Glasfaserkabel,das das Berliner Ensemble mitdem SchauspielDortmund verbindetund denDarstellernermöglicht, fast ohne Zeitverzögerungzuinteragierenund durchdie Ähnlichkeit ihrerKostümeund Bühnenbilderzuverschwimmen,inder Unschärfe zu verschwinden,dassden Zuschauern der Kopf schwirrt. DieLebensgeschichtedes Erdenbewohners Fred,die in Dortmund rückwärts (alsomit dem Todbeginnend) undinBerlin vorwärts erzählt wird,kulminiertanbeidenOrten in derparallel gespieltenHochzeitsszene, beider sich dieFigurenüberWandmonitorebegegnen. Obwohl Brautund Bräutigamvor demTraualtar extragefragtwerden, ob sieParadoxienals wesentlichen Bestandteilalles Realen gelten lassen, mündetdie Begegnung mitden Doppelgängern im Zickenkrieg: Sowohl AnnikaMeier in Berlin als auch BettinaLiederwollenselbstredenddie Hauptrolle aufihrer Hochzeit spielenund realer sein als ihre Kopie im Paralleluniversum. „Die Parallelwelt“ist einschrilles, manchmal nervtötendesSpektakel zurungelöstenFrage, wasdie Erkenntnisse dertheoretischenPhysik für unseralltägliches Lebenbedeutenkönnten. Es istein großer Mindfuck,aufgeladenmit Textschnipseln vonAristoteles,Newton, Beckett, Breton,Sebald, HeinerMüller undnatürlichaus derBibel.Inder langen,parallelen Geburts- und Sterbeszenezur Eröffnungist dasStückpathetischerFernsehfilmund manstöhnt insgeheim: „Der ganzeAufwand, um Netflix Konkurrenzzu machen?“ Später magman dieInszenierung wohlwollenderinReferenzsysteme vonDavid Lynchbis ChristopherNolan einordnen. Die Bühneist viergeteiltund zeigtgleichrangigVideobilder undSpielszenen.Voges Kamera-Team arbeitetmit Überblendungen undÜberlagerungen, oftwissendie Zuschauertatsächlich nicht mehr,welches Bild gerade vorneliveauf der Bühne produziert wird. DieEntfernung zwischenBerlinund Dortmund istnicht mehr existent –ein exzellentesBildfür eine globalisierte Welt derGleichzeitig- undErreichbarkeit. Leider istdie spärlicheHandlungdem Versuchscharakter desStückskomplettunterworfen.Es fragtnicht nurnachden Erkenntnissen dertheoretischen Physik, sondernauch nach Notwendigkeiteiner jahrtausendealtenVoraussetzung desTheatererlebnisses: derphysischen Präsenz derSchauspieler undihresPublikums an einemOrt.Und ja,man freutsichdoch, wenn am Ende dieMonitorwände an denRandder Wahrnehmungrückenund dasrealanwesende Ensemble zurApplausordnungantritt. MaxFlorian Kühlem DieParallelwelt: 28.+31.10., Schauspiel Dortmund; theaterdo.de PREMIERENIMOKTOBER CASTROP-RAUXEL 13.10. Sieben minus eins vonArne Dahl (R: Lothar Maninger), WLTim Saalbau Witten 28.10.MamaMuh unddie Krähevon J.Wieslander (R: Katrin Herchenröther), WLT-Studio DORTMUND 5.10.Aidavon Giuseppe Verdi(R: 50 Jacobo Spirei), Opernhaus 7.10.Der Barbiervon Sevillavon GioachinoRossini (R:MartinG. Berger), Opernhaus 12.10. Everythingbelongs to the future vonLauriePenny (R: Laura N. Junghanns),Studio 13.10. Ich, Europa vonYavuz Ekinci, Anis Humaidan,Yasmin Khadra u.a. (R: Marcus Lobbes), Schauspielhaus DUISBURG 13.10. Petruschka/L’enfantetles Sortilèges vonIgor Strawinsky/Maurice Ravel(R: SusanneAndrade, Esme Appleton), Theater Duisburg ESSEN 5.10.Die Hauptstadt vonRobert Menasse (R: Hermann Schmidt- Rahmer), Grillo-Theater 6.10.Auerhaus vonBov Bjerg(R: KarstenDahlem), Casa 12.10. Biografie: EinSpielvon Max Frisch (R: Thomas Ladwig), Grillo- Theater13.10.Carmen vonG.Bizet (R: LottedeBeer), Aalto-Theater GELSENKIRCHEN 6.10.Massvon LeonardBernstein (R:Richard Siegal), Musiktheater im Revier
H A G E N Emanuele Pazienza,NathalieGehrmann, MariaMichala, VanessaHenning,Tatiana Feldmann,RiccarodDeNigris Lautstarke Rock-Rebellion „You sayyou want arevolution…“,sostartet das bunteBühnentreiben im großen Haus mitdem bekanntenBeatles-Song, derdie inhaltliche Klammer desKonzertabends bildet.Esreiht sich HitanHit,die Band trägt dieSänger dynamischdurch diverseKlassiker deramerikanischen Rockgeschichte ab den60erJahren. Fünf Tänzer setzen ironischeAkzente und recken dieFaust desWiderstands in dieHöhe. Ton- und Lichttechnik gebenalles,kreischende Gitarrenriffs verhalleninNebelschwaden,Feuerfontänen und sogareineFeuerperfomance setztenheiße Effekte. Klar,dassder Doors-Song „Lightmyfire“sowie Arthur Browns „Fire“ ihren Wegins Repertoire finden. DermusikalischeLeiterAndresReukauf sitzt selbst an denKeyboards undlegtmit seinem Gitarre-Bass-Schlagzeug Trio (ChristianKiefer,RudolfBehrend,VolkerReichling) eine druckvolle Grundlagefür dieSolisten. Jazzige Töne gibt es vonAndreas Laux an diversen Saxophonen,Hardrockstimmungkommt mitSänger/Gitarristen PatrickSühl auf, deresinhöchste Höhen schafftund nichtzuletzt„Who are you“ vonThe Whograndiosperformed.Mit ganz andererStimmfarbe glänzt PowerfrauVanessa Henning in Songsvon PattiSmith,Janis Joplin undSinéadO’Connor. Es gibt auch ruhigere Momente, dieJürgenSarkiss zelebriert (zuletzt in MusiktheaterproduktionenamTheater Oberhausen zu sehen).Seine Versionvon JohnnyCashs „One“und DavidBowies „Space Oddity“überzeugengenauso. RegisseurThilo Borowczak lässtdie Songsfür sich sprechen,Videobilderverweisen aufeinzelneTextinhalte: Bürgeraufstände gegensoziale Ungerechtigkeit, Rassismus undden Vietnamkrieg,Drogenkonsumund Ekstase.Bildervon einemanderen Amerika,als es heute in denMedientransportiert wird.Zeugeneiner Gegenwehr undRevoltedurch dieKunst.„Sympathyfor theDevil“von denStones richtetsichinHagen direkt an dasdreifache Konterfei vonDonaldTrumo: Aufder Bühnesehen wir ihn beim Unterschreiben vonDokumenten, ein andererfliegtmit Fake News-Schriftzugdurch dieSzenerie, eindritter schießt„Golfbälle“ insPublikum. Dies alles istnicht neu, aber trotzdem mitreißend –das Premierenpublikumgerietordentlich in Stimmung. AS „TakeaWalk on theWildSide“ in Hagen: 10., 28.10., TheaterHagen HAGEN 13.10. Move on vonCayetanoSoto, ItzikGalili, AlfonsoPalencia(Ch: Cayetano Soto,Itzik Galili, Alfonso Palencia), TheaterHagen 27.10. Pariser Lebenvon Jacques Offenbach(R: Holger Potocki),Theater Hagen; 28.10.Die Eiskönigin vonHansChristian Andersen (R: AnjaSchöne), TheaterHagen MÜLHEIM 4.10.Farah vonMudar Alhaggi (R: MudarAlhaggi), Theaterander Ruhr 31.10. Besuch deralten Dame von FriedrichDürrenmatt(R: Albrecht Hirche), Theaterander Ruhr OBERHAUSEN 5.10.Bernada AlbasHausvon Federico GarciaLorca(R: JanFriedrich), TheaterOberhausen 7.10.DreiFarben vonChristiane Holtschulte(R: ChristianeHoltschulte),Theater Oberhausen Foto: Theater Hagen 28.—29. 09. URAUFFÜHRUNG POLYMER DMT / FANG YUN LO UNSOLVED 05. —06. 10. JEFTA VA NDINTHER DARK FIELD ANALYSIS 19.—20. 10. URAUFFÜHRUNG ALEXANDRA BACHZETSIS ESCAPE ACT PACT Zollverein Bullmannaue 20a 45327 Essen WWW.PACT-ZOLLVEREIN.DE Leverkusen Ostermann-Arena* 02.11.2018 (Beginn: 20.00 Uhr) Krefeld KönigPALAST* 04.11.2018 (Beginn: 18.00 Uhr) Wesel Niederrheinhalle 14.12.2018 (Beginn: 20.00 Uhr) Bochum RuhrCongress* 15.12.2018 (Beginn: 20.00 Uhr) Oberhausen KöPi-Arena* 02.02.2019 (Beginn: 20.00 Uhr) Wuppertal Uni Halle* 03.02.2019 (Beginn: 18.00 Uhr) Essen Grugahalle* 16.02.2019 (Beginn: 20.00 Uhr) Dortmund Westfalenhalle* 23.03.2019 (Beginn: 20.00 Uhr) Weitere Termine unter nuhr.de! *Nummerierte Plätze! Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen, unter nuhr.de, eventim.de und 01806/570000 (20ct./Anruf, Mobilfunkpreise abweichend) PROGRAMM SEPTEMBER BIS DEZEMBER EINE AUSWAHL 07.—11. 11. IMPACT18 —MATTER IN MOVEMENT U. A. MIT PAUL FEIGELFELD, JAYA KLARA BREKKE, CHRIS KONDEK, CHRISTIANE KÜHL, FORENSIC ARCHITECTURE 22.—24. 11. MEG STUART & JOMPET KUSWIDANANTO/ DAMAGED GOODS CELESTIAL SORROW 15. —16. 12. OBLIVIA CHILDREN AND OTHER RADICALS Photo ©: Laura Van Severen 51
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