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November 2022 - coolibri

22 | Musik von hier KEIN

22 | Musik von hier KEIN GRUND ZUR PANIK Sein neuestes Album trägt den Titel „Plan A“. Was er seinem Vater zu verdanken hat und welche Erwartungen er an sich stellt, erfuhr Olaf Neumann von JOHANNES OERDING. Der Song „Was wäre wenn“ enthält Anspielungen auf Friedenshymnen wie „99 Luftballons“ von Nena und John Lennons „Imagine“. Welche Bedeutung hat Kunst in der heutigen Zeit? Kunst hat heutzutage die gleiche Bedeutung wie zu jeder anderen Zeit. Sie kann Leute anpieksen, Diskussionen auslösen, Haltungen deutlich machen. Für mich persönlich hat sie in diesem Lied die Funktion einer Erinnerungsstütze. Wenn ich mich schon über gewisse Dinge aufrege, dann muss ich auch ein Teil der Veränderung sein. Ich muss hier und da meine Verantwortung als Künstler wahrnehmen. Wenn man dann auch die guten und richtigen Dinge vertritt – die nicht immer leicht herauszufinden sind –, kann man Menschen durchaus mitnehmen. In „Porzellan“ geht es um Depressionen und Panikattacken. Haben Sie an sich selbst oder Ihrem Umfeld beobachtet, dass viele Künstler mit Stress und Ängsten zu kämpfen haben? Sowohl als auch. Von den Unsicherheiten der letzten Jahre sind wir alle irgendwie getroffen und betroffen. Das Gefühl, nicht systemrelevant zu sein, hat bei vielen Künstlern und Künstlerinnen etwas ausgelöst, einige sind auf der Strecke geblieben und können heute nicht mehr ihrer Leidenschaft nachgehen. Das schlimmste, was der Gesellschaft passieren konnte, war, dass gerade der Kultursektor unter die Räder kam. Wir waren die ersten, die pausieren mussten und die letzten, die wieder durften. Wir haben immer noch keine normalen Verhältnisse; keiner kann uns sagen, ob eine Tournee wie gewohnt stattfindet. Diese ganze Unsicherheit und Angst überträgt sich auch auf die Zuhörenden. Was haben Sie in diesen unsicheren Zeiten über Ihre eigene Psyche herausgefunden? Ich habe vor allen Dingen das neue Wort Resilienz kennengelernt. Ehrlich gesagt habe ich diese Widerstandsfähigkeit bei mir auch festgestellt und gesehen, dass der Mensch belastbarer ist als man denkt. Viele Tiefschläge haben gezeigt, dass es immer noch schlimmer werden kann, aber auch das ist zu meistern. Wir haben alle verschiedene Phasen durchlebt in der Pandemiezeit – von Aktionismus bis zu Verzweiflung. Das war nicht einfach, aber am Ende musste man sich ja etwas einfallen lassen, um nicht unter die Räder zu kommen. Ich bin sehr dankbar, dass ich als etablierter Künstler die Chance hatte, zum Beispiel ins Fernsehen zu gehen, was viele junge Kolleg:innen nicht konnten. Und das tut mir für sie in der Seele weh. Musiker:innen müssen außergewöhnliche Leistungen auf den Punkt liefern – und das vor großem Publikum. Wie hoch sind bei Quotenrennern wie „Sing meinen Song“ oder „The Voice of Germany“ Ihre Erwartungen an sich selbst? Ich habe mir die ersten zwei Ausstrahlungen angeschaut, um zu sehen, wie ich rüberkomme. Na klar mache ich mir Gedanken darüber, wie ich wahrgenommen werde, aber das Schöne an diesen Formaten ist, dass ich mich nicht verstellen Das neue Album von Johannes Oerding erscheint am 4.11. muss. Es wird ja über meine Lieblingsthemen gesprochen, Musik und Biografien. In der Nachbetrachtung war ich der Typ, der mehr über Musik gesprochen hat als über alles andere. „Stärker“ ist ein Duett mit der türkischen Sängerin Zeynep Avci. Sie gehörte 2021 zu Ihrem Team bei „The Voice“ und hatte sich in die Herzen der Zuschauer:innen gesungen mit einer türkischen Version von Udo Lindenbergs „Durch die schweren Zeiten“. Wie ist es, mit ihr Musik zu machen? Ich hätte gedacht, dass wir den Weg bei „The Voice“ noch weiter gehen, aber vielleicht ist ja ihre Musik noch zu speziell oder zu fremd. Aber genau das war für mich der Ansatz, mal kulturübergreifend Musik zu machen. Zeynep hat etwas ganz Besonderes in ihrer Stimme. Ich habe sie einen Song von Udo singen lassen, und er fand das große klasse. Udo weiß genau, worum es bei Duetten geht. Ist zwischen Udo und Ihnen mehr als nur eine künstlerische Freundschaft entstanden? Das würde ich sagen. Wir haben Musik zusammen gemacht und zusammen geschrieben und halten uns abseits davon sporadisch auf dem Laufenden. Dass ich von diesem Idol einmal etwas mitnehmen kann, hätte ich mir als Jugendlicher nicht träumen lassen. In der Ballade „Bis der Himmel uns bestellt“ geht es um Freundschaft. Wie definieren Sie eine wahre Freundschaft? In dem Song sage ich „Unsere Freundschaft hält/Bis der Himmel uns bestellt/Und ich glaub, dass man das wohl Liebe nennt“. Damit meine ich nicht die Liebe in einer Partnerschaft, sondern die freundschaftliche Liebe zwischen zwei Kumpels. Ich stelle mir dabei immer zwei Rocker vor, die sonst nie über Gefühle reden – und dann bricht es auch ihnen heraus. Haben Sie einen Freund fürs Leben? Ein, zwei Jungs sind mir schon sehr wichtig. Genau die Typen, mit denen ich darüber mein Leben lang wahrscheinlich nicht sprechen werde, aber wenn sie diesen Song hören, werden sie wissen: Jau, wir haben uns gern! Auch mit Ihrem Vater sprechen Sie über bestimmte Themen nicht. Ihm ist „Eins zu Eins- Gespräch“ gewidmet. In welcherlei Hinsicht ähneln Sie ihm? Dass ich zum Beispiel derart Gefühle in einem Song und nicht in einem Eins-zu-ein-Gespräch verarbeiten muss, wurde mir anerzogen. Aber ich finde das auch nicht dramatisch; die Generation meines Vaters ist halt anders als meine. Wenn ich ihm dann diese Nummer vorspiele und er sich davon sehr berührt zeigt, ist das ein schönes Kompliment. Dann hat man die Sache auch geklärt. Psychologen sagen, ein Sohn idealisiere den Vater und rivalisiere gleichzeitig mit ihm – ein Leben lang. Das erste kommt hin, aber rivalisieren würde ich nicht sagen. Ich schaue immer noch zu meinem Vater auf, weil er einfach ein guter Typ ist und vieles richtig gemacht hat. Er hat mit Sicherheit auch Eigenschaften, die ich nicht unbedingt brauche. Aber wenn man älter wird, wundert man sich, wie viel man unbewusst von seinen Eltern übernommen hat. Im März und April 2023 findet die „Plan A“-Tour statt. Unter anderem mit Terminen in Köln und Oberhausen. Das komplette Interview gibt es auf coolibri.de

Musik von hier | 23 Dumbo Tracks - Dumbo Tracks Kölner Jan Philipp Janzen ist Musikproduzent und an der Folkwang-Uni tätig. Als Dumbo Tracks veröffentlicht er nun sein Solodebüt. Die 10 Songs, die auf untypischem Wege Genres wie Reggae und Electronica verbinden, wären der perfekte Soundtrack für laue Sommerabende gewesen. Einfach dann nächstes Jahr auf der ersten Grillparty auflegen. Die Atmosphäre ist äußerst gelungen, schöne Spielereien fesseln über 40 Min. lang, viele Hooks haben Ohrwurmpotenzial. Am Mikro wird sich abgewechselt. Anhören: „Letter From An Unknown Woman“, „Information Overload“. VÖ: 28.10. Andrew Collberg - A Modern Act Andrew Collberg ist ein Kosmopolit. Geboren in Schweden, aufgewachsen in Arizona, ansässig in Köln, pendelt der 35-Jährige zwischen den Kontinenten hin & her. Seit über 15 Jahren veröffentlicht er Musik. Sein neustes Album umfasst 9 Songs, die die Stimmung des Herbstes einfangen. Gediegen, entspannend, melancholisch. Mit viel Akustik, ordentlichem Folk & einem Hauch Country entsteht eine Atmosphäre wie bei Bon Iver oder Iron & Wine („Working It Out“). Bei rein instrumentalen Stücken („Hair Club II“) lässt sich wunderbar mit einem Rotwein in Selbstmitleid zerfließen. VÖ: 14.10. Flittern - Flittern Auch mit Mitte 30 kann man noch mal von vorn anfangen. Flittern aus Köln lassen sich von ihrem Alter keine Sekunde beirren und spurten stattdessen mit poppig angehauchten Punksongs durch ihr Debüt. In 11 Songs wird sich mit allem befasst, was einem in den letzten 20 Jahren passieren kann, und das ist verdammt viel. Der Tod von nahestehenden Menschen, Drogenkonsum, Prügeleien mit der rechten Szene, Momente der Freude und der puren Ausweglosigkeit. Hat was von Madsen und Sportfreunde Stiller. Bei Songs wie „MTV Made“ geht der Gen-Y wohl ein Herz auf. VÖ: 21.10. cf Bergbau und Umwelt im deutsch-deutschen Vergleich bis 15.01.2023 GRAS DRÜBER ... bergbaumuseum.de/gras-drueber

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