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November 2016 - coolibri Düsseldorf

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T H E A T E R T H E A T

T H E A T E R T H E A T E R K R E F E L D Frau Müller muss weg Foto: Matthias Stutte Helikopter from Hell In Zeiten grenzenloser Selbstoptimierung muss alles perfekt sein: auch das eigene Kind. Mittelmaß ist keine Option – koste es, was es wolle. Lutz Hübners Erfolgskomödie „Frau Müller muss weg“ treibt elterlichen Förderwahn auf die Spitze. Die Krefelder Inszenierung setzt vor allem auf Schenkelklopfer. 86 Da sitzen sie an hölzernen Retro-Schulbänken unter einem großen blauen Plastikglobus und den Ergebnissen des letzten Herbstprojektes im Klassenzimmer ihrer Kinder: Die resolute Karrierefrau, die alles im Griff hat, außer der eigenen Zickentochter, die hysterische Übermutter, die die psychischen Auffälligkeiten ihres Sprösslings als Symptome eines unterforderten Hochbegabten interpretiert, die alternativ angehauchte Kulturpädagogin, die keinen Zugang zu ihrem funktionierenden Mustersöhnchen findet und der arbeitslose Vater, der seinen Frust über die eigene Erfolglosigkeit durch einen umso erfolgreicheren Nachkommen zu kompensieren sucht. Anlass ihres außerordentlichen Elternabends ist dafür zu sorgen, dass ihre Brut die Gymnasialempfehlung bekommt, egal wie. Was in Anbetracht der Noten – milde ausgedrückt – schwierig ist. Doch der Sündenbock für die miserablen Leistungen des Nachwuchses ist bereits gefunden und die Lösung ebenfalls: Frau Müller – die offenbar völlig inkompetente, weil ebenso konzeptlose wie psychisch ausgebrannte Lehrerin – muss weg! Göttliches Gemetzel Und schon geht es los, das göttliche Gemetzel im Klassenzimmer. Voll klugem Witz zeichnet Hübner in seiner Textvorlage das Bild einer Leistungsgesellschaft mit grenzenlos opportunistischen Eltern, in der nur noch ein Gymnasialabschluss infrage kommt. Die Krefelder Inszenierung punktet zwar durch ein wunderbar reduziert gestaltetes Bühnenbild (Annette Meyer) und ein spielfreudiges Ensemble, besonders Susanne Jansen sticht durch ihre resolute Darstellung der Pflegschaftsvorsitzenden Jessica hervor. Insgesamt kommt sie jedoch recht bauerntheaterhaft daher. Denn Regisseurin Anja Panse setzt vor allem auf Schenkelklopfer und Klamauk. Ein Running Gag ist etwa, dass alle Charaktere jedes Mal, wenn die Klassenzimmertür ins Schloss fällt, vor Schreck – huch – in die Luft hüpfen. Das ist nicht nur platt, sondern auch ziemlich schade. Denn das als bissige Satire angelegte Stück, driftet so in eine harmlose Klamotte ab. Susanne Ruprecht Frau Müller muss weg: 1., 10.+30.11., Theater, Krefeld; theater-kr-mg.de

K U L T U R N E W S Tony Oursler im Museum Morsbroich Foto: Tony Oursler Daumen hoch für Irland: Grenzgang in Krefeld und Düsseldorf „Factory of the Sun“ in der Julia Stoschek Collection Foto: Hito Steyerl/VG-Bild-Kunst Bonn 2016 Foto:Hartmut Krinitz „Genauer betrachtet sind Menschen auch nur Leute“ heißt das Programm von Patrick Salmen wahrheitsgemäß. Der leidenschaftliche Bartträger und Wortvirtuose entlarvt das humane Treiben witzig-resigniert als Marktplatz der Merkwürdigkeiten. Ganz nebenbei outet der Wuppertaler sich als „menschliches Partyhütchen“, indem er Witze erfindet, die melancholischer daherkommen als manches Drama. Im zakk präsentiert der einstige Poetry Slammer am 10.11. seine Beobachtungen, die von der Ästhetik der Farbe Beige genauso berichten wie von der Zukunft des deutschen Eierkochers, kleinen Prinzen in Körpern von dicken Truckern oder den Qualen des Nikotinentzugs. Welche Töne untermalen den Ausdruck von Kunstwerken? Welches Interieur unterstreicht die Schönheit des Oeuvres? Und fühlen sich Gemälde in Gesellschaft wohl? Fragen wie diese haben sich die Kuratoren Markus Heinzelmann, Fritz Emslander und Stefanie Kreuzer im Vorfeld zur Ausstellung „Drama Queens“ gestellt. Selbige inszeniert die namhaften Werke der Sammlung des Museum Morsbroich kurzerhand neu und setzt die Kunst-Diven ins rechte Licht. Bis zum 15. Januar ist der Sammlungs-Cast von Beuys, Matisse, Oursler, Picasso, Rabinowitsch, Richter und Warhol mitsamt Gaststars sowie einem Soundtrack von Christian Jendreiko in Leverkusen zu betrachten. Marie Enganemben & Na Mouléma Singers läuten am 24. November eine neue Gospel-Reihe im Maxhaus ein. Bei den künftigen sechs Konzerten im Jahr gilt es, die Verknüpfung Kirche und Klassik aufzubrechen und beinwippend mit Gospel zu befüllen. Enganemben ist dafür die Idealbesetzung - arbeitete sie doch bereits mit Größen wie R. Kelly, Vanessa Amorosi, Kylie Minogue, Joy Fleming, der WDR Big Band oder Marla Glen. Ihr multikultureller Gospelchor, dessen Name auf Bantu übrigens „Mit dem Herzen“ heißt, begleitet sie. Sun“ ist ein Manifest der US-amerikanischen Feministin Donna Haraway. Darin heißt es: „Unsere besten Maschinen sind aus Sonnenschein gemacht.“ Steyerls Mischung aus Agitprop-Video, Nachrichtensendung und Ego-Shooter- Computerspiel begreift das Licht deshalb auch als Ursprung der Datenverarbeitung. Seit Mitte Oktober flimmert das Werk im Rahmen der Ausstellung „Number Thirteen“ in der Julia Stoschek Collection. Selbige vereint erstmals gleich zwei Werkschauen: Neben der Videoinstallation dreht sich in der ersten Etage in einer Gruppenausstellung alles um „Missed Connections“. „Ich liebe seit meiner Jugend Filmmusik und natürlich lief bei mir die Schallplatte mit den Bond-Hits rauf und runter“, erklärt Tom Gaebel die Ursprünge seiner Show „Licence To Swing“.Seiner Bond-geprägten Jugend in Ibbenbüren folgte ein Engagement im Bundesjugendjazzorchester, das Jazz-Gesangsstudium und - bereits währenddessen - ein Auftritt beim Montreux Jazz Festival. Wenn er am 12. November im Savoy Theater gastiert, hat der vielseitige Entertainer natürlich nicht nur 007-Kompositionen im Gepäck, er interpretiert auch „Star Wars“, „Rocky“ oder „Mission: Impossible“ nach seinem Gusto. Unterstützt wird der Charmant-Witzige dabei von seinem 12-Mann-Orchester. Die Grenzgang-Saison startet im November erneut und nimmt die Zuschauer mit auf die grüne Insel. Foto-Journalist Hartmut Krinitz berichtet am 18.11. in der Kulturfabrik Krefeld sowie am 20.11. im Savoy Theater von seinen Erlebnissen. „Irland - Bis ans Ende der Welt“ ist seine Hommage an das kleine Land, seine Bewohner und die heitere Melancholie und die erfrischend entschleunigte Lebensart. Grandiose Landschaften spielen ebenso eine Rolle eigenwillige Charaktere sowie die irische Musik und Literatur. Krinitz besuchte Wallfahrten und Pferdemärkte, ging auf Touren mit dem Kajütboot und zu Fuß und hat den einzigen Ort Irlands entdeckt, an dem es – kein Scherz –nie regnet. Die Grundlage für Hito Steyerls großformatige Videoinstallation „Factory of the Nadine Beneke 87

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