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März 2021 - coolibri

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BLICKPUNKT WELTFRAUENTAG

BLICKPUNKT WELTFRAUENTAG Tausende Menschen lebenauf derStraße. ZumGlück gibt es freiwillige Helfer. Foto: Adobe Stock Unter freiem Himmel Offizielle Zahlen gibt es nicht. Aberlauteiner Schätzung der BundesarbeitsgemeinschaftWohnungslosenhilfee.V.(BAGW)gibtesinDeutschland fast 700000 Wohnungslose. Gründedafürgibt es viele.Was aber allen Schicksalen gemeinist: DasLeben auf der Straße isthartund gefährlich. Das wissen auch diejenigen, dieBetroffenen helfen. Eine vonihnen ist NicoleGabler ausKöln. DieAnzahlderer,die in derBundesrepublik perDefinition wohnungslos sind,beläuftsichauf rund 678000.Sooffenbartees2019der Verein Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. (BAG W) in einerPressemitteilung .Die Zahl beziehtsichauf eine Schätzungaus demJahre 2018. Eine aktuelleregibtesnicht.Andersgehtesauch nicht. Denn es istnahezu unmöglichnachzuhalten, wieviele Menschentatsächlich vondem Schicksalereiltwerden, einDaseinauf derStraßezufristen.Die Frage, die im Raum steht: Kann mandanicht etwastun? Eine,die diesewichtigeFrage miteinem ganz klaren„Ja“beantworten kann,ist Nicole Gabler aus Köln.Seit2014engagiert sich dieDreißigjährige ehrenamtlich –hauptsächlich für Wohnungslose,aktuell im Verein Care4Cologne. „Ich liebees, anderenMenschenzuhelfen,egalobmit oder ohne Wohnung. Es macht mich unglaublichglücklich zu sehen, wieeine einfache Mahlzeit, einpaarSnacksund Haushaltsartikel denGästenvon Care4Cologneeinesogroße Freude bereitet“, sagt sie. Care4Colognee.V.unterstütztseitrundsechsJahrenmehrmals proWocheWohnungsloseimKölner Stadtgebiet. Vorder Musicalbühneund an derBushaltestelleamBreslauer Platzgibtesdienstags undsamstags 12 warmeMahlzeiten, Haushaltsartikel,Kleidung, Masken undandereSpendenwie Schlafsäcke. Doch damitnicht genug. Das Hilfsangebotdes Vereins umfasst noch weitereLeistungen. „Wir helfen auch beiBehördengängenodersprechenvor Ortpersönlichmit denBesuchernund versuchen auch beiganzdirektenAnfragenzuhelfen“, erklärtNicole. Wergilteigentlich alswohnungslos? Als wohnungslosgilt, werüberkeine mietvertraglichabgesicherteWohnung oder über selbst genutztesWohneigentumverfügt–wer„Platte macht“, so dieumgangssprachlicheBeschreibung. Laut Statista,einem Online-Portal fürStatistik, sind 14,2 Prozentder Wohnungslosenjunge Menschen zwischen 25 und29Jahren. DieGründe fürden Verlust derWohnung sind vielseitig.Sie reichenvon plötzlichem Jobverlust über Drogenabhängigkeitund Schulden bishin zu körperlichen undpsychischen Erkrankungen. Es sind Schicksale,die bewegen. Das bestätigtauch Nicole:„Ichgehemittlerweilebesser damitum alsfrüher. Manchmal nehmeich dieStorysauch mitnachHause.Aberich weiß, dass unsere Hilfeunglaublichgut ankommt undeinen wichtigen

BLICKPUNKT W ELTFRAUENTAG dafür eine Wohnungbzw.man mussjairgendwogemeldet sein.Oft scheitert es ja schon daran. Denn wenn nichtgenügendGeld da oder manvielleicht sogargeistig beeinträchtigt ist, dann kann manseineigenes Leben oftnicht mehr aus eigenerKraft in denGriffbekommen.Viele Wohnungslose benötigendarüber hinaus psychologische Hilfeund nichtnur Geld oder eine Arbeitsstelle. Vielleichtwürde aber auch einbedingungsloses Grundeinkommenhelfen.“ Noch konkreterist dieForderung desgemeinnützigen Vereinsbodoe.V. aus Dortmund undBochum, auch Herausgeber dergleichnamigenStraßenzeitung.Sie lautet:„Öffnet jetztdie Hotels für Obdachlose!“ Foto: privat Nicole Gabler im Einsatzfür Care4Cologne Schritt zurückindie Normalität bedeutet.“Dochumdiese gewährleisten zu können,braucht es engagierteMitmenschen,die mitanpackenwollen. Unddafür mussman nichtmal selbst vorOrt sein.Esgehtauch bequem übersInternet. „Jeder kann mitmachen! Sowohl SachspendenoderGeldspendensindherzlichwillkommen.Auf Betterplace.orgkann manauch Pate werden undregelmäßigspenden, dann entscheidet quasider Verein selbst,wodas Geld gebrauchtwird, oder manklicktauf unsere Wishlist. Das sind Artikel, dieammeisten gebrauchtwerden, undwennwir denjeweiligenZielbetragerreichen, wirdder Artikelgekauft.“ WohnungslosigkeitinNRW: Wastut die Politik? Köln istnur einBeispiel vonvieleninNordrhein-Westfalen. In denmeisten Städtenzwischen Rheinund Ruhr gehört derAnblick vonwohnungslosen Menschen zumAlltag. Wienimmt sich diePolitik dieses Problems an? „Wohnungslosigkeithat vieleGesichter“, sagt Karl-JosefLaumann,Ministerfür Gesundheit undSozialesdes Landes NRW.Entsprechendvielfältig seiendie Projekte derLandesregierung. Allen gemein sei, dass sieden Kontakt zur Wohnungswirtschaftsuchen, um zusätzlichen Wohnraumzuerschließen,die zuvorwohnungslosen Menschen weiter betreuenund beieventuellenProblemen zwischen neuen Mieternund Vermieternvermitteln. „Alleine mitder Vermittlungeiner Unterkunftist es gerade beiMenschen, dieauf derStraßegelebthaben, oftnicht getan“, so CDU-Politiker Laumann.SogibtesProjekte, dieBeratungsmobilefür wohnungslose Menschen in einenländlichen Kreisschicken,andere, dieauf Prävention setzen,umeinen drohendenWohnungsverlust abzuwendenoderProjekte, diesichimBesonderenumwohnungslose jungeErwachsene, Frauen oder Familien kümmern. Petition:Hotelzimmerfür Wohnungslose Gemeinsam mit12weiterenStraßenzeitungenmöchteder Verein dieMinisterpräsidentender Bundesländer undregierenden Oberbürgermeister dazu bewegen, dieauf Grundder Corona-PandemieleerstehendenHotels für wohnungslose Menschen zu öffnen. „InHamburg, Hannover oder London gibtesmit dieser Lösung bereitsgute Erfahrungen“, so BastianPütter, Redaktionsleiter von„bodo“. Laut BAG Wseien seit 1991 bundesweit mindestens320 Personen,die aufder Straße lebten,erfroren, davonalleinindiesemWinterbereits 17 (Stand:9.2.). „Wir dürfen es nichtzulassen, dass noch mehr Menschenauf unseren Straßensterben“, so dieeindringlichen Worteder Petition. Wegender anhaltenden Maßnahmenzur Eindämmungdes Corona-Virus sei„derAkkuvielerWohnungsloser schonimSommerleer“ gewesen, sagt Volker Macke, Redaktionsleiter desStraßenmagazins „Asphalt“inHannoverund undSprecher derdeutschsprachigen Straßenzeitungen im Internationalen Netzwerk derStraßenzeitungen(INSP). Viele HilfsangebotehabenimHinblick aufden Infektionsschutz ihr Angebotstark reduziert. Jeder kann helfen Um dieSituationder Wohnungslosenzuverbessern, könnejeder aktiv werden,findetNicole Gabler.Dafür müsseman nichteinmal Mitglied in einemVereinwerden. „Ineinem ersten Schritt wäre es schonwünschenswert,wennman damitanfinge,die Wohnungslosenals Menschenzubetrachten.Man kann sich kaum vorstellen,wie schlimm es sich anfühlen mussvon derbreiten Masseeinfachignoriert zu werden.Ein nettes GrüßenkostetkeinenCent, gibtaberimmerhinein gutes Gefühl“, macht die Kölnerin klar. Wermehrbewegenmöchte, könneauch dieVereine in seiner Umgebung unterstützen.Dazu Nicole:„Es gibtsehrviele Vereinedie eine supertolle Arbeitleisten.DasindGeld-oderSachspenden immersehrgerngesehen, wenn manselbstnicht dieZeitaufbringenkann,bei denEssensausgaben physisch dabeizusein.“ Marc Bracht Anlaufstellen in der Region: Bochumer Suppenküche:www.bochumer-suppenkueche.de Gast-Haus statt Bank Dortmund:www.gast-haus.org Gemeinsamgegen KälteDuisburg: www.gemeinsam-gegen-kaelte-duisburg.de Wasfordern dieHelfer? Doch waswünschensichganzkonkretdie ehrenamtlichen Helfer, diesich vorOrt um dieBetroffenen kümmern,von derPolitik? Kölnerin Nicole findetdaklare Worte. IhrAppell: „Ich glaube,dassdie Behördengänge,bzw. diegesamteBürokratiestark vereinfachtwerdenmüsste. Oftwirdgesagt: ,Ja, dann soll derdocheinfachHartz IV beantragen!‘ Leider brauchtman FairSorgerEssen:www.fairsorger-essen.de Arztmobil Gelsenkirchen:www.arztmobil-gelsenkirchen.de Solidarität in Mühlheim:www.si-mh.de 13

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