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März 2020 - coolibri Hamm, Unna, Hagen

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KUNST Halle-Neustadt,

KUNST Halle-Neustadt, ehemaliges Lehrlingswohnheim, mehrteilige Wandgestaltung von Josep Renau „Die Einheit der Arbeiterklasse“, 1968-1974. Foto: ©Martin Maleschka M Ü L H E I M Schutzwürdige Kunst DasMuseumTemporär in Mülheim zeigtabdem 20.MärzFotografien vonMartinMaleschka und widmet sich damit baubezogener Kunstinder DDR. StefanieRoennekesprach vorab mitder KuratorinSimone Scholten. SeieseinePlastikander Außenwand, einReliefband oder eine aufwendigkonstruierteGlaswandgestaltung in einerSchuleingangshalle: baubezogeneKunst istinMülheimwie in ganz Deutschlandpräsent. Das MuseumTemporär in Mülheimhilftsie vorOrt zu entdecken–mit AusstellungenoderStadtKunstTouren. Dieser Fokusist bedingtdurch dieSanierung desStammhauses des Kunstmuseums,wodurch dieSammlung2018eingelagert werden musste. Mitder kommendenAusstellungwird vonMärzbis Maider Blickauf einkulturelles Erbe geweitet,das im Westen bisher kaum rezipiertwurde: baubezogeneKunst in derDDR.Dazu zeigtdas Museum Temporär Fotografiendes CottbuserArchitektenMartinMaleschka,der 1982 in Eisenhüttenstadt geborenwurde und seit über 15 Jahren Kunstwerke an DDR-Bauten festhält: „Das BesondereandiesemProjekt ist, dass Martin Maleschkaein Pionierauf demGebiet ist“, betont dieKuratorin SimoneScholten undergänzt:„Er kommt aus Eisenhüttenstadt undist mitKunst am Bauaufgewachsen.Als 34 „Das Interesse an diesen Kunstwerken keimtwieder auf.“ Vertreter einerjüngerenGenerationhat er einen politisch unverblendetenBlick.Ernimmt diese Werkeals Kunstwerkewahr,als einenwichtigen Aspekt derArchitektur, underklärtsie für schutzwürdig.“Dennvielesverschwindet: zahlreiche Gebäudemit KunstamBau zerbröseln, werden abgerissenoderöffentliche Werkewerdenaus demStadtbild entfernt.Dadurch wirdeineaktive Erinnerungsarbeitund Auseinandersetzungmit DDR-Kulturerschwert undzeigtauf,dassein adäquater Umgang mitdiesemkulturellen Erbe immer noch nichtgefundenzusein scheint. In derVergangenheit wurde dasam deutlichsten in denDebattenzum Abrissdes Palastes derRepublik.Ein großes Wandbild von Walter Womacka wurde damals bewahrt. Fragen zu Denkmalschutz undInstandhaltung stellensichnicht nurimZusammenhang mit baubezogener KunstinderDDR.ImWestensind ebenfalls vieleArbeitenineinem relativschlechtenZustand,daden Kommunen oftmals das Geld zurBetreuungfehlte. „Aberesist einneuer Trendzuentdecken. Das Interesseandiesen Kunstwerken keimt wieder auf“, sagt Simone Scholten.„Es gibtinvielenStädten Programme, diesichmit KunstamBau auseinandersetzen unddas öffentlicheInteresse steigtebenfalls.“ Es gibtvielseitige,überraschende Werkezuentdecken: in Mülheim, im Ruhrgebietoderauf den Fotografienvon Martin Maleschka. Dabeiwerdenneben Unterschiedenauch GemeinsamkeiteninBRD undDDR deutlich,wie SimoneScholteninder Vorbereitung derAusstellung feststellte:„Es istnatürlichrichtig,dassdie Kunstdeutlich politischer motiviertwar als im Westen, aber es gibt einenbreiten Zweig vonArbeiten, diegesellschaftlicheStimmungeneinfangen, dieFamilienszenen zeigen oder Szenen aus demArbeitsleben. Im Westen gibt es viel Vergleichbares.“ Martin Maleschka. BaubezogeneKunst in der DDR 1950-1990. Kunstimöffentlichen Raum. Dokumentarfotografie, 20.3.-17.5.,MuseumTemporär, Mülheim; kunstmuseum-mülheim.de

KUNST U N N A Unna feiert die Neonröhre Wennman nurein Objekt mitdem Zentrum für InternationaleLichtkunstinUnnainVerbindung bringenmüsste–es wäre die Neonröhre. Viele derimKellerder ehemaligen Lindenbrauerei ausgestelltenKünstlernutzensie äußerstkreativfür ihre Werke. Jetztwidmet das Museum ihr eine ganzeAusstellung:„Neon Delight“. Weithinerkennbar istdas Lichtkunst-Zentrum am großen Schornsteindes Industriegebäudes, an demamAbend einWerkdes 2003 verstorbenenitalienischen Künstlers MarioMerzzu Leuchtenbeginnt: Er hatvon untenbis oben alle Zahlen derFibonacci-Reihe biszum dreistelligenBereich angebracht.Die Neon-Zahlen folgen in ihremSchwung seiner Handschrift–dennjede in derKunst verwendete Glasröhre,inder Olivia Steele „It Is Both ABlessing And ACurse To Feel Everything So Very Deeply“, 2016 Foto: Circle Culture Jan van Munster: Ich [Dialog] 2005 dasGas leuchtet, istein handgeblasenes Unikat. WieMarioMerzhaben vieleKünstlerder neuen WechselausstellungBuchstaben oder Zahlen ausNeonröhrendargestellt. DerinBerlin lebende dänischeBildhauer JeppeHeins zumBeispiel sprichtdie Betrachter direkt an:„WhoAm I“, WhyAmI“, „Where Am IGoing“fragt seineArbeit,die aufeinem Spiegelaufgebracht ist. Die Besucher sehensichalsoselbst, während sie insGrübeln kommen.OliviaSteeleaus Nashville hatmit „ItIsBothABlessingAnd ACurse To Feel EverythingSoVeryDeeply“von 2016 eine Art Waagedargestellt, diedie Worte„Blessing“ („Segen“) und„Curse“ („Fluch“) trägt.Was wiegt schwerer? Geometrisch oder poetisch Neonkunstkann aber auch geometrischeoder poetischeAbstraktionsein, dieganzohneWorte oder offensichtlicheZeichen auskommt. Keith SonniersArbeitvon 2008 etwa heißt„BallroomChandelier“ („Tanzsaal-Kronleuchter“), siehtabernicht so aus. Es istein Wust aus Formenund Farben,fließend, raumgreifend, die Wahrnehmungfordernd. Neonröhrenwerdenseitdem beginnenden20. Jahrhundert wegenihrer Signalwirkungvor allemfür dieWerbung eingesetzt.Seitden 1960er-Jahrensindsie Themainder Bildenden Kunstund dieWerke sprechen wegenihrer Nähe zurSphäre desTechnischen,des Künstlichen,zur Warenwelt, zu Popund Werbungtendenziell einbreites Publikum an.Und meistens sprechen siejatatsächlich zu ihrenBetrachtern:EinefrüheArbeitdes Konzeptkünstlers BruceNaumanetwaordnetdie Aussage„The True Artist Helps theWorld by Revealing Mystic Truths“spiralförmiganund beschäftigtsichso mitder immateriellen,mystische Kraftdes Lichts,die in unsererVorstellungPhysikund Metaphysik verbindet. MaxFlorian Kühlem NeonDelight: 14.3.-16.8.Zentrum fürinternationaleLichtkunst, Unna;lichtkunst-unna.de Foto: Frank Vinken DIENEUE SAMMLUNGS- PRÄSENTATION 8.2.20—27.2.22 Denken Fühlen Zähneputzen 35

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