THEMA Ein Leben in Ungnade MissverstandeneTiere:Tauben Fotos (2): Lukas Vering R E G I O N In Kirchenfenstern symbolisieren Tauben mitweißemGefiederund OlivenzweigimSchnabel Frieden undHoffnung, als Turteltaube stehensie fürlebenslange Bindung, als Nutztiere warensie lange überall aufder Welt geschätzt. IhreRealitätsieht andersaus.Die Vögel werden gejagt, vertrieben, systematisch getötet. In ihreNistplätze legt manGift, zertrampeltihreKüken oderrüstetSimseund Fensterbänke mitSpießen aus. Nichtseltenruftihr Anblicksogar Ekel und Groll hervor.„DieTierekönnenaber nichts dazu“,sagtEva-Maria Servatius,Vorstandsmitglied vomVerein StadttaubenBochum.Sie seien lediglich Opfer vonvielenMissverständnissen. 12 Gummihandschuhe, Handtuch,vielEkel–so trug Eva-MariaServatius einsteineverletzte Taubezum Tierarzt.Danachblieb derVogel zur Genesung noch sechsWocheninihremGästezimmer,während Servatiusihre Vorurteile durchvielLese- undRecherchearbeitabbaute. DieVorsichtsmaßnahmen warenüberflüssig, wiedie heutige Vorstandsvorsitzende desVereins StadttaubenBochumnun weiß.Tauben übertragen beiKontakt keineKrankheiten. „Ein Tierarzt hatmir dazu gesagt:Man müsstedie Taubeschon essen, wenn siebereits drei Wochen in derSonne lag. Dann könnte sie, wiejedesGeflügel,Salmonellenübertragen. Ansonstenist dasBerühreneiner Taubeungefährlicher, als nach einerTürklinkezugreifen.Selbstein Fünf-Euro-Schein überträgt mehr Krankheitserregerals eine Taube.“Lediglich derKotstaubvon Tauben,die an Ornithoseerkranktsind, könnte beiImmunschwachenwie Kleinkindern oder älterenMenschenzuSchwierigkeitenführen. „Allerdings müssteesfür eine Ansteckung schon eine großeMenge Kotund einextremesEinatmensein, durch Vorbeilaufen oder Berührung holtman sich nichts.“ „KeinTier, das aufdie Welt kommt, will sich selberbeerdigen.“ Einanderes,weitverbreitetesBildder Stadttaube zeigtsie alsnimmersattesBettlergetier.Tatsächlich aber leiden dieTiere dauerhaftanHunger. „Man musssichnur maldie natürliche Nahrung vonTaubenanschauen.Das sind Körner, davonbrauchen sie40Gramm proTag,wenn sieKüken haben noch mehr.Inder Stadtaber findensichgenau Null Getreidefelder.“ Andere Grundnahrungsmittelfür Tauben wieMais,Weizen, ErbsenoderSonnenblumenkerne sowie genügendTrinkwasser sind gleichsamunauffindbar.„Aber keinTier, dasauf dieWeltkommt, will sich selber beerdigen“,sagtdie Taubenschützerin.Darum lungerndie durchaus cleverenund kaum scheuenTauben an Ortenwie Pommesbudenherum,woEssbaresfür sieabfällt. Essbar,aberebennicht gut verdaubar. „Ih-
THEMA re permanente Fehlernährungführt zu Durchfall –und derist es dann, derklebrig dieHauswand runterläuft.“ Werden unschönenAnblickvon matschigenFladenverhindern will,sollte aber laut Servatiusnicht unbedingt zur Fütteroffensive übergehen. „Inden meistenStädten ist dasgar nichterlaubt.Die Gesetzeslage istje nachKommune anders,inBochumdarfman nurimWinterbei Schnee füttern,inHattingen undDatteln isteserlaubt.“Essei durchausso, dass aufgesunde ArtsattgefütterteTauben aus demStadtbildverschwänden, weil sieauf den Dächern blieben, doch einenGefallen tueman denTierendamitselten. „Lockt mansie mitFutterauf Balkon oder Innenhof, beschwerensich sofort Nachbarn undVermieter –und vertreibendie Vögel wieder.“Hierentstehtzudemoft einweiteresMissverständnis.Wer glaubt, dass diewohlmeinenden Füttererdie Tauben zurVermehrunganspornen,liegt daneben. „Tauben brüten achtmalimJahr zwei Eier aus,auch im Winter undunabhängigvom Nahrungsangebot. Sievermehren sich nicht, weil siegefüttert werden, sondernweilesgenetisch so angelegt ist.“ Dienachhaltigere Alternative: Populationskontrolle. „Die Städte sind auchohne Tauben dreckig, dafür sorgen wir Menschenschon.“ Taubenhäuserals nachhaltige Lösung „Wir setzen unsfür Taubenhäuserein“, erklärt Eva-MariaServatius.Dortwerdendie Tierenicht nurgefüttert,sondern eben auch ihre Eier gegenAttrappen ausgetauschtund somitdie Zahl derTauben im Stadtbildkontrolliert. Außerdem, so dieTaubenexpertin,verbringendie Vögel die meiste Zeit ihresAlltags im Taubenhaus und setzen zudem80Prozent ihresKotes hier ab. Derlande dann nichtauf Windschutzscheiben, Fensterbänken oder Gehwegen, sondernkönnte als Guanosogar an Gärtnerverkauft werden, dieden Taubenkotals Dünger verwenden. Übrigens:EineUntersuchungder TechnischenUniversität Darmstadtstellte schon 2004 fest, dass Taubenkotkeine Schädenanden gängigstenMaterialien zumHausbau anrichtet, wie Sandstein,Klinker,ZiegeloderNadelholz. Lediglich bestimmteBlechekönnten nach mehrwöchiger Kotbeschichtung schnellerrosten. Die Kosten füreinen Taubenschlag kalkuliertder Deutsche Tierschutzbund in einemaktuellen Leitfadenauf 1500 bis2000Europlusmonatlich laufende Kosten vonungefähr120 Euro. Laut Servatiusist es wichtig, dieTaubenhäuser dortzuinstallieren,wodie Vögelsichauch tatsächlich aufhalten, an densogenanntenTauben-Hot-Spots. Unddas seiennun maldie Innenstädte. Es sind Hinterhöfe, Hausdächer, Parks,Kirchtürme oder einfachGebäude mit leeren Räumen. DieInnenstädtemit ihrengroßen, grauen Steilwänden samt Vorsprüngen undNischen erinnereeine Taubezudem an ihr einstigesnatürliches HabitatinfelsigenKlippenlandschaften.„Man kann sienicht außerhalb derStadt unterbringen, siewürdenimmer wieder zurückfliegen. Tauben sind ortstreu,dortwosie geschlüpft sind,ist ihre Heimat.Sie werden einLeben lang zu diesem Heimatortzurückkehren–deswegenklapptjaauch derBrieftaubensport“, erklärt dieVorstandsvorsitzende. Undklapptauch derTaubenschutz?Eva-Maria Servatiuskann keine pauschaleAussage treffen: „70deutscheStädtehaben bereitsKonzepte,Neuss undHagen haben sogarausgewiesene Taubenbeauftragte. In Bochum gibt es da leidernochgar nichts Konkretes.“ LediglichInformationenzum Fütterungsverbot findensichauf derHomepageder StadtBochumoderauf der „Roten Karte“,dem Sündenregisterdes Ordnungsamtes. Kampfgegen Vorurteile Aktuell kämpftder Verein für dieGenehmigung einesBauwagens alsTaubenhaus an derRuhr- Uni. Finanzierung undPflege würde derVerein komplett übernehmen,nur dieStandortgenehmigungvon derStadt fehle.Bisherhabeman keinesinnvolleEinigung findenkönnen. DeborahSteffensvon derSPD undSprecherin des Ausschusses für Umwelt, Sicherheit undOrdnung im Stadtrat sagt dazu:„Grundsätzlich unterstützen wir dasVorhaben,dennEiertausch isteineguteMethode im Sinnedes Tierschutzes, um dieTaubenpopulationzukontrollieren unddas Stadtbildsauber zu halten.“ DieAufenthaltsqualitätund derWohlfühlfaktorinder Innenstadt seienwichtigeBaustellen,andenen mankonstantarbeite. DieGenehmigungfür den Bauwagenbefinde sich trotzmehrfacherThematisierung aber weiterhin in Bearbeitung. Eva-MariaServatius weiß: Verständnisfür die gefiedertenStadtbewohner zu wecken,ist eben keinleichtesUnterfangen.Die Vorurteile dominieren dieKonversation. Tötung undAusrottung halten vieleimmer noch für diesinnvollste Lösung,wennsie an Tauben denken.Dafür findet sieklare Worte: „Mal ehrlich:Wer beiein bisschen Kackeauf demBlech eine ganzeTierart ausrotten will,der hatdie Relation verloren.Die Städte sind auch ohne Tauben dreckig, dafür sorgen wir Menschenschon.Die Tierekönnen nichts dazu,wir aber könnten Kippen, Kaugummi undAbfall in denMülleimerwerfen –und machenesnicht!“ LukasVering StadttaubenBochum e.V. wurde im April 2017 gegründetund setzt sich für den tierschutzgerechtenUmgang mitund für dieNotfallversorgung vonTauben ein. Mehr Infos zum Thema auf stadttauben-bochum.de 13
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April 2017 - coolibri Recklinghausen, Gelsenkirchen, Herne
Carolin Kebekus über lustige Frauen, Rita McBride über Kunst zum Anfassen, der Record Store Day im Überblick
Die Entdeckung der Einfachheit: Mit der achten Ausgabe von RUHRGEBEEF zeigen wir, wie’s mühelos lecker wird! Mit dem Dortmunder Starkoch Phillip Schneider haben wir ein ungewöhnliches und günstiges Produkt gegrillt. Das Herz: einfach in der Zubereitung und eines der besten Steaks am Rind! Wir beantworten die Frage „Rib Eye oder Filet“ ganz simpel mit „Petite oder Hanging Tender“. Und selbst bei der vermeintlich profanen Bratwurst kann das Ergebnis ganz leicht noch viel besser werden. Wir verraten wie! Daneben gibt’s Hirschschnitzel auf Japanisch, Obstbrände aus dem eigenen Garten und Kräuter von den Auen und Wäldern des Ruhrgebiets. Und im Rezeptteil lassen sich Weltmeister und Outdoor-Experten erneut über die Schulter gucken. RUHRGEBEEF No. 8 – leichter kann man es sich nicht machen!
Wer jagt gewinnt: Ganz besonders bei uns im Ruhrgebiet! Wie ein 300 Pfund schwerer Hirsch in feinste US-Cuts vom Ribeye bis zum Tri-Tip zerlegt wird, zeigte uns eine Fleischerei in Essen. Bestes Brot aus Bochum haben wir ebenso ins Visier genommen und ein Dortmunder Star-Koch landet etliche Treffer mit seinen tollen Tomaten-Menüs. Mit der Bruderschaft des guten Geschmacks pirschten wir in Castrop-Rauxel durch die Küche und haben natürlich auch schon die neue Steak-Manufaktur in Gelsenkirchen gesichtet. Nachgeladen wird mit zahlreichen Rezepten zum Nachgrillen und –kochen: von den Spare Ribs über den Rehrücken bis zur waschechten Pott-Roulade. RUHRGEBEEF gibt es in unserem Online-Shop (www.shop.ueberblick.de) und im Buchhandel.
Das neue RUHRGEBEEF Sommer im Revier – Grillgut auf dem Rost. Klar, sind wir wieder losgezogen. Haben mit Tom Heinzle einen der besten und berühmtesten Griller der deutschsprachigen Szene getroffen. Beim Zehn-Gänge-Menü konnten wir viel lernen und wollen das unseren Lesern nicht vorenthalten. Und es geht sogar noch edler. Von Heiko Antoniewicz ließen wir uns erklären, wie man Fleisch und Fisch bestens veredeln kann. Ganz nach dem Motto der sechsten Ausgabe: „Dry it Yourself“. RUHRGEBEEF gibt es in unserem Online-Shop (www.shop.ueberblick.de) und im Buchhandel.
Ommas Lieblingsapfelkuchen, klassische Schwarzwälderkirsch oder vegane Cupcakes? Wir von coolibri wollten wissen, was der Pott backt. Deshalb begaben wir uns auf die Suche nach Back-Rezepten aus den kreativsten Küchen des Ruhrgebiets und haben unsere Leser nach ihren Lieblingsbackwerken gefragt. Aus all den Einsendungen haben wir die 18 besten Rezepte in unserem ersten „Lust auf Backen“-Magazin versammelt.
In unserem Special zur Landtagswahl 2017 in NRW stellen sich Mitglieder der stärksten Parteien aus den größten Städten zwischen Düsseldorf und Hamm vor.
Das Wintersemester 2015/2016 hat gerade begonnen, da wird die Welt, wie wir sie kennen, in ihren Grundfesten erschüttert. Denn am 21. Oktober landet im amerikanischen Hill Valley Marty Mc Fly, der vor exakt 30 Jahren „Zurück in die Zukunft“ gereist ist. Gleichzeitig erlebt ihr Studis gerade eure ganz eigene Reise durch die universitäre Gegenwart. Für euch haben wir das neue Campus-Magazin entwickelt. Als Ratgeber, Handbuch für abendliche Zerstreuung oder als Pausenfüller zwischen den Seminaren.