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März 2019 - coolibri Düsseldorf

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KINO Kirschblüten

KINO Kirschblüten &Dämonen|Start: 7.3. Foto: ©2018 Constantin Film Verleih GmbH/ Mathias Bothor Wintermärchen|Start: 21.3. Foto: W-Film Langatmige Geistershow In Doris Dörries2007erFilm„Kirschblüten –Hanami“ suchtendie Dorfbayern Rudi undTrudi nach demSinndes Seins, in derverspäteten Fortsetzungspielen sienur noch Nebenrollen als Geisterinder Geschichte ihresjüngstenSohnesKarl. Derringt mitseinenganzeigenen Dämonen,Alkohol,kaputte Eheund VergangenheitsbewältigunganersterStelle. Für „Kirschblüten undDämonen“brauchtder Zuschauereinen langen Atem, um wirklich zu verstehen, worumeseigentlich geht.Bis dahin beobachtet er eine sehr bemühte,aberarg überladene,verklärteund symbolgeschwängerteJapano-Mystik-Show,wie siedas Phantasialandnicht schönerhätte aufziehenkönnen... Im Kernverdaut derFilm durchaus einige interessante undzeitgemäße Themen,die zwischen Gespensternund Dämonenabernie eine ausreichend klare Stimmeerlangen. R: DorisDörrie; D: Golo Euler, AyaIrizuki, HanneloreElsner, ElmarWepper Kaputte Leute Frei nach derArbeitsthese„Rechtesindauch Menschen?“ wagt Regisseur JanBonny in „Wintermärchen“tiefeBlickeohneUrteilindie Welt vonMenschen, mitdenen mansicheigentlich garnicht auseinandersetzen will. Tommy, Beckyund Maik sind kaputteLeute,die Frust, Wutund Aggression als rechtsradikale Terrorzelleandie Welt zurückgebenwollen. DerFilm interessiert sich dabeiwenig für ihre politische Motivation,die auch für dasTrionur Mittel zumZweck scheint, sondernmehrfür ihre Dreiecks- Hass-Liebe–undihre verzweifeltenVersucheüberhauptzuverstehen, wasLiebe ist. Im Akkordwirddabei gepimpert, gemordet,gesoffen und gebrüllt, jede SensibilitätüberBordgeschmissen,Empathievermögen herausgefordert. Wirftman deutschem Kinogerne Zahnlosigkeitvor,darf man„Wintermärchen“ein Haifischgebiss attestieren. KrasserStreifen. R: Jan Bonny; D: Thomas Schubert, Ricarda Seifried,Jean-LucBubert coolibri verlostTickets zurPremiere(14.3., Bambi, DD)auf coolibri.de Hard Powder |Start:28.2. Foto: Studiocanal GmbH /Doane Gregory Iron Sky2:The ComingRace |Start:21.3. Foto: Tomi Tuuliranta Wiegut istdeine Beziehung? |Start:28.2. Foto: XVerleih Auf Rachekurs Dernorwegische FilmemacherHansPetterMoland gießtin„Hard Powder“seinen2014erStreifen„Einernachdem anderen“ neuauf.Diesmal mimt Hollywoods Ein-Mann-Armee Liam Neesonden wortkargen Schneepflugfahrer, der nach derErmordung seines Sohnes durch ein DrogenkartelldessenMitglieder derReihe nach kalt machenwill. Das wirdmit einerMischung aus üblerBrutalitätund sehr kühl serviertem Humorinszeniert, beidelassenden Funken kaum überspringen.„Hard Powder“ist solides Durchschnittskino, dasvielversucht, aber wenigwirklich Handfestes auftischt. R: H. P. Moland;D:LiamNeeson, TomBateman 42 Nazis und Dinos Aufder dunklenSeite desMondeshaben dieNazis überlebt –klingt so behämmert, wieder Film „Iron Sky“ ist. ZumKultfilm istder saloppe Sci-Fi-Schwachsinn trotzdem avanciert.Teil2finanzierteder finnischeFilmmacherTimoVuorensolaschon seit 2013,die Fans spendeten dann tatsächlich genug, um mehr wahnwitzige Nazi-Satire aufdie Leinwandzufeuern.Diesmal geht es insErdinnere, wo Nazis undDinos den Atomkrieg überlebt haben,woHitlervom T-Rex winkt undreptile Hybriden …Ach,wen interessiert’s: Es istder Wahnsinn in Trash-Tüten! R: Timo Vuorensola;D:Udo Kier,Julia Dietze Nette Klamotte Dietotal sympathischen Normalo-Langweiler Carola undSteve sind eigentlich ganz glücklich in ihrerBeziehung,bis sieintypischer Rom- Com-Manier durch Missverständnisseauseinanderdriften. DaspassiertimFilm „Wie gutist deineBeziehung?“ aufstets amüsante,nie überdrehteArt.Esist eine netteBeziehungsklamottezwischen unaufgeregtund langweilig, zwar gesegnet vontiefencharmantenFiguren undrundemPlot, doch oftnicht spannenderals dasfahrige KlaviergedudelimHintergrund. „Nett“ isttrotzdemnicht böse gemeint. LukasVering R: R. Westhoff;D:Friedrich Mücke,JuliaKoschitz

MUSIK Subtiles Augenzwinkern Yann Tiersen Foto: Christopher Fernandez DÜSSELDORF Wie ein Weltstar siehternicht aus:Mit verstaubtemParka,Hoodieund Gummistiefelnwirkt Yann Tiersenviel eher wie ein Landwirt,der gerade ausdem Stallkommt und nun sein Mittagessenmit zwei GläsernPastis runterspülen will. Der Bretone isteiner der wichtigsten französischen Komponistenund ganz schwer einzuordnen, weilerständig ganzeigeneund sehr individuelleWegegeht. Seit zehn Jahren istdie kleine bretonischeInsel Ouessant dieHeimat vomKomponistenYann Tiersen. Mitten im keltischenMeerliegt dieses steinerneKleinod undetwa650 Einwohnerhabenhierinalten Asterix-Steinhäusern ihr Zuhause.Esgibtauf dieser Inseleinen altenSoldaten- friedhof,historischeLeucht- türme,steileKüsten, Wildkräuter,sowie einpaarseltene Bienenvölker undeine leerstehende Discothek,die Tiersenzueinem Aufnahmestudio umgebaut hat. „Alles isthierbesonders,dennauf derInsel lebensehrindividuelleMenschen. Unddas istdas Schönefür mich.HiergibtesnichtsDurchschnittliches.“ Tiersenerklärtdie Bedeutung vonseinemRückzugsort:„DieseInsel istfür mich eine Miniaturwelt, denn ichfinde hier beides: dasunendlich Großeund dasunendlich Kleine.“ EinperfekterOrt also, um kreativ zu sein.Mit viel Fleißarbeithat Tiersendiesesehemalige TanzlokalzuseinemKreativzentrum umgebaut undin‚L’Eskal‘ umgetauft.Esist nicht nurseinStudio fürMusikaufnahmen, sondern „Der Erfolg hatmichnicht glücklich gemacht.“ hier gibtesauch einenKonzertsaal fürkulturelle Aufführungen aller Art. „Fürdie Inselwar diese Hallefrüher einwichtiger Ort. Meine Idee war es,daraus wieder eine ArtZentrum fürdie Inselbewohner zu erschaffen.“ Ob als Violinist,Pianist, Akkordeon-Spieler, KomponistoderNew Wave-Kaputtnik, derschräge Akkordeauf derE-Gitarre ansTageslichtzaubert – Tiersenist in vielen Genres zuhause. Mitder Musikzu„Diewunderbare Welt derAmelie“ wurde er im Jahr 2001 berühmt,nur richtig froh isterdamit nichtgeworden: „Der Erfolg hat mich nichtglücklichgemacht.Ich hasseeseigentlich,ineinem sehr engenRahmen zu arbeiten, an denich mich dramaturgischhalten muss.Einestarre Auftragsarbeitsetzt mich unterziemlichen Druck undschränkt meineGedankenfreiheit ein.“ZweiJahre nach Amelie schriebYann Tiersenden Scorefür denWolfgang Becker-Film „GoodBye Lenin!“,eineArbeit, dieihm viel mehr lag: „DiesenFilm habeich sehr geliebt. Denn er istsubtilgedreht,das Augenzwinkern beim Fall derBerliner Mauerist greifbarund kommt aber nichtzuplatt rüber.“ Als im Jahr 2010 dieMuttervon Tiersenstirbt, verarbeitet derKomponist dasmit „Dust Lane“ineinemfinsteren Post-Punk-Manifest. Doch fremd istihm dieseArt vonDüsterfürsten-Musiknicht, wieerbetont: „Ich habeviele Konzerte in dieser Richtung gesehen, diemichsehrinspirierthaben: Nick Cave,Minimal Compact, Fleshstones oder My Bloody Valentine.“Geboren istder Musiker übrigens in derHafenstadtBrest:„Ichliebe dieseStadt,weilsie rauist.Die Leutesindsehr offenhierund redenunverblümt.Ich magdas sehr.“ Genausooffen unddirekt hatder Musiker auch sein neuesAlbum „All“ gestaltet, mitdem er jetztauf Tour kommt.Mit diesem zehntem Studioalbum stellt er denMenschenund seine Beziehungenzur Umwelt in denFokus.„Ichhatte einSchreckenserlebniskurzvorher“,erklärt er.Tiersen war mitseinerFrauauf einerFahrradtour in denRedwoods in Kalifornienunterwegs, als sievon einemPumaverfolgtwordensind. „Wir kanntenuns nichtaus undeswar schon ziemlich bedrohlich. Denn derPumahatte nur einfachLustuns zu fressen.“ PeterHesse Yann Tiersen: 8.3., Tonhalle,Düsseldorf 43

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