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März 2017 - coolibri Oberhausen, Duisburg, Mülheim

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C O O L I N A R I S C H

C O O L I N A R I S C H E S S E N Babushkas Kitchen in Altenessen In Babuschkas Kitchen wird ein spektakuläres Best-of der osteuropäischen Küche zelebriert. Kwas und Blini, Borschtsch und Soljanka und das Kiever Schnitzel: liebenswerte Üppigkeit, zeitgemäß dargeboten und nicht zuletzt durch einige schöne Wässerchen (also Wodka) in seiner Schwere stets reduziert. Foto: Roland Gorywoda Wie bei Mutti! Andrey Buhonov und Dimitri Nemov stammen aus der Ukraine, sind aber längst in der Essener Gastronomie etabliert. Schon gut drei Jahre gingen sie mit der Idee schwanger, einmal statt beliebter Techno-Partys im Nachtleben, ein schickes Restaurants mit einer zeitgemäßen Umsetzung der üppigen Heimatküche ihrer Großeltern in Angriff zu nehmen. Nun haben sie den perfekten Ort gefunden – sogar einen, der ebenfalls über Nachtleben-Vergangenheit verfügt. In der ehemaligen Hammerschänke soll sich einst Essens erste Disco befunden haben, zuletzt war das Traditionslokal eine schnöde Kneipe. Nun ist es als Babuschkas Kitchen eine Schönheit geworden: Ukrainische Strickmuster an der Wand, ein üppiger Tresen, viele gemütliche Holztische bestimmen das Bild. Draußen gibt es einen netten Freisitz und sogar eine kleine lichtdurchflutete Partyhütte für Veranstaltungen. Alte russische Filmmusik und andere melancholische Sowjet- Schlager gibt es auf die Ohren, bisher sind russischsprachige Gäste deutlich in der Überzah. 28 Es herrscht am Wochenende Party-Stimmung, samstags durch Live-Musik bestärkt. Es darf getanzt werden. Die Küche bedient sich tatsächlich der Expertise der älteren weiblichen Verwandtschaft der Betreiber, auf den Tisch kommen quasi sämtliche kulinarischen Klassiker, deren Ausformungen ob der Größe des ehemaligen Riesenreiches nicht zu pauschalisieren sind. Pikante Säuerlichkeit trifft gerne eine scharfe Süße, dazu schmeckt vor allem Kwas. Das ist ein leicht moussierender Brottrunk, der – wie seine Verwandten Mors und Uzwar (aus aufgekochtem Dörrobst) – im Hause hergestellt wird. Ein Klassiker sind die Blini, Weizenmehl-Pfannküchlein, die mit deftigem Topping gereicht werden. Klassisch ist die Kaviar-Variante, fabelhaft auch derjenige mit schönen Scheiben geräucherten Lachses. Eine aus dem west-ukainischen Bergland kommende Spezialität sind die Spare Ribs. Sie sind nicht gegrillt, sondern geschmort, das Fleisch ist wunderbar zart. Bedeckt ist es mit einer herzhaften Himbeersauce, die allerdings ohne allzu vordergründige Süße rüberkommt, vielmehr eine lange pikante Fruchtigkeit zum Deftigen hinzufügt. Dazu passen die herrlichen Schnäpse. Die Betreiber lieben das Experiment, die Wandelbarkeit des Wodkas lädt dazu ein. Infusionen bekommt das alkoholische Wässerchen mit Kirsche, Cranberry oder Honig, aber auch Meerrettich (Vorsicht, herrlich scharf!) oder Galgant nebst Kreuzanis. Buhonow und Nemov sind allerdings keine Dogmatiker, was die Heimatliebe angeht, weshalb beim Bier und beim Wein vor allem gut bekannte und gut ausgesuchte deutsche Produkte das Bild bestimmen. Tom Thelen Babuschkas Kitchen, Kleine Hammerstraße 53, 45326 Essen, 0201 17553650, (ab 1. März täglich ab 17 Uhr, Sonntag ab 10 Uhr).

C O O L I N A R I S C H Die Mausefalle in Mühlheim von oben. In der Mausefalle In Mühlheim tischt Hendrik Peek bodenständige Gerichte mit besonderer Geschmacksnote auf. Manche Zutaten für seine kulinarischen Kreationen baut der Chefkoch auf seinem Gemüseacker sogar selbst an. Foto: Joerg Meier Im vergangenen Herbst gab es hier in Mülheim einen Grund zu feiern. Denn der für viele Bewusst-Esser immer interessanter werdende Slow-Food-Genussführer hat das Haus auf dem Kirchhügel ausgezeichnet. „Brot, Laugengebäck, Suppen, Klöße, Saucen, Eis, Sorbets und auch Liköre – alles ist selbst gemacht“, loben die Slow-Foodies. Tatsächlich baut der Chefkoch auf einem Gemüseacker selber an. Nicht alles, aber vieles. Aber er beherrscht auch sein Handwerk mit internationalen Top-Produkten. Hausmannskost mit Raffinesse Hendrik Peek, der auf Hugenpoet in Essen sein Handwerk perfektioniert hat, serviert sein Wiener Kalbsschnitzel nicht nur mit Blatt- und Kartoffel-Gurkensalat (18,50 Euro). Das allein wäre schon eine kleine Anreise wert, aber das Sonderlob liegt woanders begründet: Er krönt das Werk mit einer Cantabricum Sardelle. Serviert wird sie mit Sempervivum Cantabricum, einer Pflanzenart aus der Gattung der Hauswurzen, die Fischlein samt Schnitzel einen Hauch Extrawürze verleiht und aus der 1+ eine 1+ mit Sternchen macht. Hausmannskost mit Raffinesse ist ein Markenzeichen der Küche von Peek – so gibt er seinen hausgemachten Bandnudeln mit Erbsen und Joghurt gerne mal ein gebratenes Regenbogenforellenfilet hinzu (16,50 Euro, ohne Fisch 8,50 Euro). Und es lohnt die mindestens 45-minütige Wartezeit(so warnt die Speisekarte vor!) auf die Schweinehaxe mit Biersauce, Krautsalat und Kartoffelecken – wo gibt es diesen bajuwarischen Super-Classico überhaupt noch (17,50 Euro)? Die Vorfreude lässt sich mit einer Kartoffelsuppe samt Pfifferlingen (6,50 Euro) oder Grafschafter Weinbergschnecken in Thymiansud versüßen (Stück 2,50 Euro). Richtig süß wird es zum Schluss mit der Crème brûlée (5,50 Euro). Wer ein eher kräftiges Finale erstrebt, delektiert sich an der feinen Auswahl an deutschen Biound Rohmilchkäsen (8,50 Euro). Nicht entgehen lassen sollte man sich das Mülheimer Mölmsch, ein leckeres Bierli -Wiederauferstanden noch vor der Craft-Bier-Revolution. Urige Atmosphäre (die Mausefalle bezeichnet sich als Restaurant und „Schankgaststätte“), flotter Service. Regelmäßig stattfindende Whisky-Abende. In diese Falle gehen wir immer wieder gerne. Mausefalle Bogenstraße 8, 45468 Mülheim, 0208 3059861; Mo-Sa ab 17 (Küche bis 22 Uhr) 29

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