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März 2017 - coolibri Oberhausen, Duisburg, Mülheim

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C O O L I B R I L O K A

C O O L I B R I L O K A L Wolfgang Müller möchte alle Werke Vincent van Goghs nachmalen und ausstellen. Wolfgang Müller lebt mit Van Gogh Foto: Dominique Schroller CLOWNS IM STURM www.theater-an-der-ruhr.de Der Meistermaler U R A U F F Ü H R U N G SOPHI A , DER TOD UND ICH N A C H D E M R O M A N V O N T H E E S U H L M A N N 18 Premiere 3. März 2017 Vorstellungen 11., 22. März; 8., 9., 21. April 2017 Grillo-Theater Tickets T 02 01 81 22-200 www.schauspiel-essen.de Seine Sonnenblumen zählen zu den wertvollsten Werken der Welt, sein Café in Arles ist millionenfach nachgedruckt und seine Sternennacht begeistert Kunstkenner und Banausen gleichermaßen mit ihrer Strahlkraft. Vincent van Gogh schuf in nur zehn Jahren 864 Gemälde und mehr als 1000 Zeichnungen. „Das war Leidenschaft oder Besessenheit – doch eigentlich trifft es das alles nicht“, sagt Wolfgang Müller. Er kann diesen Drang sich auszudrücken, Tag und Nacht an der Staffelei zu sitzen, nachempfinden. „Ich bin ja auch so ein Kandidat“, sagt der 48-Jährige lachend. Der Duisburger hält neben einem Porträt des Meisters kurz inne. Der Bart, der Blick – ein wenig sieht er ihm sogar ähnlich. „Wir könnten fast Brüder sein“, sagt er selbstironisch. Sie teilen sich das verwinkelte Atelier, fast wie in einer Wohngemeinschaft: die Werke van Goghs und Wolfgang Müller. Er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, die gesamten Gemälde und alle Zeichnungen zu kopieren und auf seine Weise zu interpretieren. „Bisher ist noch niemand auf die Idee gekommen, die Skizzen, die er an seinen Bruder Theo geschickt hat, in Farbe zu malen. Weil er kein Geld hatte, sind viele Bilder in einem Format von 30 mal 40 Zentimetern entstanden. Meine sind viermal so groß.“ Das Größte sind die Kartoffelesser, die auf drei Mal vier Metern gemeinsam am Tisch sitzen. Darum herum und nebenan hängen mehr als „Mein Ziel ist, alle Bilder zusammen auszustellen“ 1000 farbintensive Gemälde dicht gedrängt an den Wänden, lehnen aneinander und sind in deckenhohe Regale einsortiert. „Da liegt der Gedanke nahe, dass ich längst den Überblick verloren habe, doch ich kenne jeden Quadratzentimeter“, betont Wolfgang Müller. In drei Jahren möchte er sein Mammutprojekt abschließen, dann soll sein Gesamtwerk van Goghs auf Weltreise gehen. „Mein Ziel ist, alle Bilder zusammen auszustellen und auch diejenigen, die im Zweiten Weltkrieg verbrannt sind oder irgendwo im Tresor liegen, sichtbar zu machen.“ Die Originale sind auf fünf Kontinenten verstreut, die Kopien auf engstem Raum zusammen gepfercht. „Die Motive müssen eigentlich atmen, doch ich habe einfach keinen Platz.“ Der Verkauf ist für ihn keine Lösung, denn das würde doppelte Arbeit bedeuten. Schließlich soll das Werk am Ende vollständig sein. An den Wochenenden führt er Besucher durch sein Kuriosikum, die übrige Zeit verbringt er an der Staffelei oder am Klavier. „Mit der Musik hat alles angefangen. Denn eigentlich bin ich klassischer Komponist“, sagt der gelernte Kranführer. Seinen sicheren Arbeitsplatz bei Thyssen-Krupp verließ er nach dem Zivildienst. „Den habe ich in einem Altenheim absolviert und dort stand eine Orgel. Zum Mittagessen habe ich für die Menschen gespielt und das hat mir eine Tür geöffnet.“ Er kaufte sich einen Konzertflügel, zog in einen

C O O L I B R I L O K A L Bunker und spielte. „Es war, als wäre das alles schon immer in mir gewesen und ist dann explodiert.“ Er führte ein Künstlerleben, trat in Hotels und Bars auf. Mal gab es Gage, mal nicht. Irgendwann landete er beim Arbeitsamt und sollte zum Lageristen umschulen. „Da es aber keinen Praktikumsplatz gab, kam ich in eine Galerie zum Rahmenbau.“ Nebenbei ließ er sich die Grundbegriffe der Malerei beibringen und erneut öffnete sich für ihn eine Tür. „Zwei Jahre habe ich experimentiert und dann habe ich ihn getroffen“, erzählt er mit Blick auf eines der zahlreichen Selbstporträts von Vincent van Gogh. Die Postkarte mit dem Motiv „Erste Schritte“ ließ ihn nicht mehr los. „Die warmen Töne haben mich fasziniert. Das lebt und atmet alles, das ist keine Bravmalerei wie bei Monet. Er hat etwas gewagt, er hat die Wahrheit gemalt: Die Bauern, wie sie gelebt und gearbeitet haben, ihre ausgemergelten Gesichter. Und dann seine Komplementär-Kompositionen. Blau gegen Orange zu setzen, ist fast revolutionär. Das hat mich von Anfang an begeistert.“ Sich den Stil des Meisters anzueignen, ist Wolfgang Müller nicht schwer gefallen. „Ich habe das alles in mich aufgesogen. Das ist das Beste, was mir je passiert ist.“ Erst malte er klein, dann immer größer und seit 15 Jahren ohne Unterbrechung, zum Teil an 30 Bildern gleichzeitig, damit die Farbe nicht eintrocknet. Wie viel er schon verbraucht hat, weiß er nicht zu sagen. Mehr als 4000 Tuben – vielleicht – er hat nie nachgezählt. Der Prozess ist für den Autodidakten entscheidender als das Ergebnis. „Dann spüre ich, worum es im Leben geht und das ist ein Gewinn.“ Am liebsten malt er Menschen. „Denn ich betrachte ihr Schicksal und fühle mich ihnen nahe. Gleichzeitig setze ich mich sehr intensiv mit mir selbst auseinander. Auch das verbindet mich mit Vincent.“ Sein Werk kopieren zu dürfen, wäre ihm auch 5000 Bilder wert. „Das Richtige für mich gefunden zu haben, kein Suchender mehr zu sein, empfinde ich als ein Geschenk. Die Menge ist daher genau richtig, um das Leben zu füllen.“ Sollte er jemals fertig werden, möchte er seinem Meister weiter folgen. „Dann gehe ich selbst in die Provence und male meine Bilder im Stile van Goghs. Er hat mir den Weg gezeigt, die richtige Handschrift zu finden.“ Bis es soweit ist, gönnt er sich kaum Zeit für eigene Werke und nur selten einen Moment des Innehaltens, um die Intensität der Farben um ihn herum wirklich zu genießen. „Ich bin verschossen in die Sternennacht für die Ruhe, die sie ausstrahlt, doch eigentlich liebe ich jedes einzelne Bild.“ Dominique Scholler präsentiert: Wolfgang Müller sitzt Tag und Nacht an der Staffeleo Foto: Dominique Schroller Hannes Wader „Macht’s gut!“ 08.10.17 Gelsenkirchen | Hans-Sachs-Haus Karten erhalten Sie an allen bekannten Vorverkaufsstellen. emschertainment.de facebook.com/emschertainment emschertainment GmbH, Ebertstraße 30, 45879 GE | Ein Unternehmen der Stadtwerke Gelsenkirchen GmbH 19

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