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März 2017 - coolibri Hamm, Unna, Hagen

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K U N S T D U I S B U R

K U N S T D U I S B U R G Jana Sterbak, Vanitas: Flesh Dress For An Albino Anorexic, 1987 Foto: (c) Jana Sterbak Jana Sterbak, Mask, 2015, Performance in der Galerie Barbara Gross in München Foto: Julian Baumann, (c) Jana Sterbak Körperarbeiten In Kooperation mit der Innsbrucker Galerie im Taxispalais zeigt das Lehmbruckmuseum Duisburg Arbeiten der tschechisch-kanadischen Künstlerin Jana Sterbak. Erstmals seit 2002 wird so im deutschsprachigen Raum ein retrospektiver Überblick über ihr vielgestaltiges Werk ermöglicht. 2010 sorgte Pop-Sängerin Lady Gaga bei den „MTV Video Music Awards“ für Aufsehen, indem sie keine klassische Galarobe auf dem roten Teppich präsentierte, sondern ein aus Fleisch bestehendes Kleidungsstück. Ein wichtiger Einfluss für diese Kreation wird die Aktion „Vanitas: 82 Flesh Dress for an Albino Anorectic“ der Künstlerin Jana Sterbak aus dem Jahr 1987 gewesen sein. Dafür wurde ein Kleid aus Ochsenfleisch angefertigt, das von einer jungen Frau getragen wurde. Die Offenlegung oder in diesem Fall Anlegung von Fleisch kann einerseits auf körperliche Vergänglichkeit verweisen als auch am weiblichen Körper feministische Fragestellen aufwerfen, wird der weibliche Körper in spezifischen Kontexten doch auf das Fleischliche reduziert. Die Frau als Fleisch hat zudem nur eine kurze Halbwertszeit. Auch in weiteren Werken setzt sich die tschechisch-kanadische Künstlerin mit körperlichen Konventionen auseinander: „Distraction“ zeigt eine Frauenbrust mit Behaarung. Durch ein Oberteil wird nicht deutlich, ob ‚weibliche‘ Brust oder ‚männliches‘ Haar – oder beides – zum Körper gehören oder Teil des Kleidungsstückes sind. Eine gezielt politische Dimension von Kleidung wird bei „Mask“ verhandelt. Das Kleidungsstück erinnert an eine Burka, weicht durch große Maschen aber von dieser ab. Erneut wird Sterbaks subversiver und ironisch-humorvoller Ansatz deutlich. In Duisburg werden 40 Exponate aus drei Jahrzehnten in einer umfassenden Einzelpräsentation gezeigt. Stefanie Roenneke Jana Sterbak. Life-Size. Lebensgröße: 11. März – 11. Juni, Lehmbruckmuseum, Duisburg; lehmbruckmuseum.de

K U N S T E S S E N Zwei Arten zu sein (Doppelselbstporträt), 2000 Körpergefühl Das Museum Folkwang präsentiert 40 Gemälde und ausgewählte Filme der österreichischen Künstlerin Maria Lassnig (1919–2014). Die preisgekrönte Malerin zählt zu den bedeutendsten ihrer Generation. Foto: © Maria Lassnig Stiftung Es hat lange gedauert, bis Maria Lassnig die Anerkennung erhalten hat, die ihr gebührt, oder wie Thomas Mießgang in Die Zeit in einem Nachruf schreibt, „bis die Welt begriffen hat, dass hier eine einzigartige feminine, malerische Position herangewachsen war“. Denn als sie 1980 Österreich bei der Biennale in Venedig vertritt und 1982 erstmals auf der documenta zu sehen ist, befindet sich die Künstlerin bereits in den Sechzigern. Große Einzelausstellungen in Köln, Wien oder im MoMA PS1 in New York folgen erst später. Für die 1919 Geborene liegen bei all diesen Erfolgen bereits viele Jahre in der Vergangenheit, die geprägt waren von spannenden künstlerischen Begegnungen, aber auch vom selbst gewählten Exil in New York, wo ihre Arbeiten abgelehnt wurden. Einzigartig, stringent Mittlerweile wird sie kontinuierlich als „bedeutendste Künstlerin ihrer Generation“ gefeiert. Gelobt wird insbesondere ihre einmalige künstlerische Position, die zwar ein lang währendes Außenseitertum abseits von Trends und dominanten Stilen zur Folge hatte, aber gerade daraus seine Bedeutung und Kraft bezieht. Dabei spielen ihre „Körperbewusstseinsbilder“ eine zentrale Rolle, mit denen sie eine kompromisslose Selbstbeobachtung vollzieht. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage: „Wie fühlt es sich an im eigenen Körper und wie lässt sich dies darstellen?“ Daher sind ihre Bilder mal realistisch angelegt, mal expressiv oder surreal, die Farben changieren zwischen gedeckten und grellen Tönen. Ausgang dafür ist das empfundene Verhältnis zum Körper „Da habe ich eine realistische Nase gemalt und dafür keinen Mund, weil ich den Mund nicht gefühlt habe“, erklärte sie einst. Veranschaulicht wird das an einem Foto der Künstlerin von 1983: Es zeigt Lassnig auf dem Boden liegend, Seitenlage, die Augen sind geschlossen, ein Pinsel liegt in einer Hand, der mit den Borsten das Bild berührt, an dem sie zu arbeiten scheint. sr Maria Lassnig: 10. März – 21. Mai, Museum Folkwang, Essen; museum-folkwang.de TICKET- HOTLINE 0234 13003 3. MÄRZ – 11. JUNI 2017 SHOW Do.-Sa. 20.00 Uhr, So. 19.00 Uhr WWW.VARIETE-ET-CETERA.DE Herner Str. 299 | Bochum 83

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