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März 2017 - coolibri Hamm, Unna, Hagen

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Start: 9.3. Moon Fotos

Start: 9.3. Moon Fotos (3): © A24 / DCM light „In Moonlight Black Boys Look Blue“ heißt das Theaterstück, auf dem der Film „Moonlight“ basiert. Der wurde schon mit einem Golden Globe für das Beste Filmdrama ausgezeichnet, für acht Oscars nominiert und von Kritikern in den Himmel gelobt. Zu Recht? „Moonlight“ erzählt in drei Episoden die Geschichte von Chiron. Jeder der drei Teile beleuchtet dabei einen prägnanten Moment zu unterschiedlichen Zeiten im Leben des Afro-Amerikaners. Als Kind wächst er unter den hilflosen Händen einer drogenabhängigen Mutter in einem der härteren Pflaster Miamis auf und interessiert sich wenig für das Gehabe der Gleichaltrigen, vergräbt sich und seine zartfühlige Persönlichkeit lieber in Einsamkeit. Und auch als Jugendlicher bleibt er ein Outsider, der in der Schule gemobbt wird, der in eine Opferrolle gedrängt wird, weil er die in seinem Milieu verlangten Rollenklischees nicht erfüllen kann. Erst als Erwachsener scheint er dem etwas entgegensetzen zu können, ist er doch plötzlich ein gewaltbereiter, drogendealender und ziemlich typischer Ghetto-Macho. Was in unserer Kultur gerne als Gewinn gesehen wird - das Abstreifen der Opferrolle, das Gewinnen der Oberhand, das „seinen Mann stehen“ - inszeniert der Film schlussendlich als Verlust. Chirons Kampf, den 76 er bis in seine Adoleszenz so verzweifelt führt, verliert er, weil er so lange gebogen und gebrochen wurde, bis er mit breiten Schultern, goldenen Grills und Knarre im Handschuhfach in die Form passt, in die die Welt um ihn herum ihn schon sein ganzes Leben pressen wollte. Erst im letzten Akt verrät „Moonlight“ dann, ob es einen Ausweg für das einsame Kind und den verletzlichen Teenager gibt, die sich irgendwo tief unter dem harten Panzer verbergen, den Chiron um sich gebaut hat. Das wohl erstaunlichste Drama des Jahres ist „Moonlight“ nicht nur wegen der äußerst raren Themenkombination, in der sich Fragen rund um Rasse, Klasse, Sexualität und Männlichkeit verbinden, sondern auch, weil der Film eine Ehrlichkeit und Natürlichkeit an sich hat, die sowohl im Drama-Genre, als auch in Narrativen über schwarz-geprägte Problemviertel selten sind. Manches Mal könnte man hier beinah vergessen, dass man einen Film schaut, dass hier jemand schauspielert, fühlt es sich doch viel mehr an, als wäre man gerade zufällig in einen Moment gestolpert, der eigentlich viel zu intim ist, als das man sein Zeuge sein sollte. Diese herausgeschnittenen Kuchenstücke aus Chirons Schicksal, die „Moonlight“ seinen Zuschauern serviert, erzählen von einem Leben im Spannungsfeld zwischen Anderssein und Anpassung, in dem das Erfüllen der großen Schimäre Männlichkeit zur Zerreißprobe für die eigene Identität wird. Mit Hilfe dieser intimen Geschichte fühlt „Moonlight“ ganz unaufgeregt, aber völlig gnadenlos unserer gesamten Gesellschaft auf den Zahn. Wahrlich, ein rarer Filmjuwel. USA 2016, R: Barry Jenkins D: Alex Hibbert, Ashton Sanders, Trevante Rhodes, Naomie Harris, Mahershala Ali coolibri verlost 5 Filmplakate auf coolibri.de Lukas Vering

K I N O Lion | Start: 23.2. Foto: Long Way Home Productions 2015 Tiefe Wurzeln „Lion“ erzählt die von einer wahren Begebenheit inspirierte Geschichte des indischen Jungen Saroo, der im Kindesalter von seiner Familie getrennt wird und sich plötzlich auf den harten Straßen Kalkuttas durchschlagen muss, bevor er von den Australiern Sue und John adoptiert wird und ein neues Leben in Tasmanien beginnt. Doch auch nach etlichen Jahren des privilegierten Lebens des Westens, spürt Saroo noch die tiefen Wurzeln, die zu seinem Ursprung führen und er beginnt eine wahnhafte Suche nach seiner Heimat. „Lion“ ist eine außerordentliche emotionale Reise, die sich nicht vor brutalen Realitäten, unschönen Wahrheiten und deftigen Schlägen in die Magengrube scheut. Besonders im ersten Teil beeindruckt der Film durch eindringlichen Erzählstil, der kaum Worte braucht, um seine Gräuel, seinen Zauber, seine Gefühle auszudrücken. Den Balanceakt zwischen Sentimentalität und dem Vermögen, ernsthaft zu bewegen, meistert „Lion“ bravourös. IND, AUS 2016, R: Garth Davis, D: Sunny Pawar, Dev Patel, Nicole Kidman, Rooney Mara coolibri verlost 3x2 Tickets plus Soundtrack mit Musik von Dustin O‘Halloran und Hauschka A Cure For Wellness | Start: 23.2. Foto: © 2017 Twentieth Century Fox Durstige Patienten Regisseur Gore Verbinski, dessen bunte Filmografie Titel wie „Fluch der Karibik“ und „Ring“ beinhaltet, lädt mit seinem neuesten Thriller in ein notorisch unheimeliges Schweizer Wellness-Schloss, dass er so visuell atemberaubend inszeniert, wie mit Horrorklischees überlädt. Hier soll der junge Börsensnob Mr. Lockhart den verschwundenen CEO seiner Firma aufspüren, stellt aber schnell fest, dass im Ressort wenig mit rechten Dingen zugeht und das lecker Wasser aus der Wellnessquelle nicht ganz koscher ist. Und hier liegt auch das Problem von „ A Cure For Wellness“: Was vor sich geht, dürfte man selbst mit wenig Genre-Vorwissen nach 30 Minuten verstanden haben, Verbinski braucht aber mehr als zwei Stunden, um zum Punkt zu kommen. Nichtsdestotrotz hat er einen prächtig aussehenden Streifen mit manch visionärem Bild geschaffen, der ein wenig Gesellschaftskritik mit deliziösem Oldschool-Touch vereint – nur dabei leider erzählerisch nicht wirklich überraschen kann. USA, DEU 2017, R: Gore Verbinski D: Dane DeHaan, Mia Goth, Jason Isaacs Am 23. März um 20 Uhr und 24. März um 22.30 Uhr KINOWELT uci-events.de 77

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