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März 2017 - coolibri Düsseldorf und Wuppertal

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S Z E N E „Reibung ist

S Z E N E „Reibung ist gut“ Im Herbst 2016 startete Max Gruber alias Drangsal seine „No Sleep `Til Harieschaim“-Tour. Nun geht’s weiter – unter anderem am 9. März im Stone im Ratinger Hof. Ein Gespräch mit dem Pop-Eklektizisten, der bereits am zweiten Album arbeitet. Interview: Stefanie Roenneke Foto: Dennis Dirksen Hat sich dein Bezug zur Musik im letzten Jahr verändert? Ich habe mir viele Gedanken gemacht, wie ich mich fühlen würde, bevor ich das zweite Album schreibe: Hat der Kritiker eine andere Herangehensweise? Werde ich den Gedanken haben: ‚Okay, das fanden die Leute nicht so gut, obwohl ich es gut finde. Sollte ich vielleicht doch was anderes machen?‘ Aber es ist nicht so. Ich finde es sehr befreiend. Egal was ich mit einer zweiten Platte mache, der Welpenschutz ist vorbei. Und da die Resonanz beim ersten Album so positiv war, muss ich mit viel härteren Reaktionen rechnen. War für dich ein Label immer das Ziel? Es gab den Gedanken, es allein zu machen. Ich glaube, das ist natürlich, weil man denkt, Unabhängigkeit ist immer besser. Mein Ziel war aber zu sehen, wie groß das Level sein kann, auf dem Drangsal stattfindet, und da braucht man ein Label – irgendwie braucht man Geld und jemanden, der die richtigen Fäden an der richtigen Stelle ziehen kann. Ist eine Stadt wie Berlin entscheidend dafür? Oder ist der Ort egal? Ich glaube, vorher war der Ort egal. Jetzt ist Berlin mir sehr wichtig. All meine Freunde leben hier, die Leute, mit denen ich viel zusammenarbeite wie Markus Ganter, das Label hat hier seinen Sitz. Deswegen ist Berlin schon eine Art Headquarter, und ich fühle mich zu Hause. Ich würde nicht nach Ulm ziehen. Hängt man eigentlich noch an popkulturellen Mythen West-Berlins? Es ist schön, dass vieles hier war, dass Blixa Bargeld und Gudrun Gut in der Nähe vom Nollendorfplatz in einem Keller gewohnt haben. Aber weil davon nichts mehr übrig ist, ist es auch egal. Es ist, als ob man ein Denkmal besucht. Ich fühle nicht automatisch das, was die Leute genau zu der Zeit gefühlt haben. Es ist schön, aber es ist nicht zwingend notwendig, um gute Songs zu schreiben. Songs können überall entstehen. Ist Langeweile dabei ein kreativer Antrieb? Ja voll. Die Musik war ein Weg aus der Langeweile heraus, weil man instinktiv etwas zu tun hat und sich darin schnell verliert, ohne auf die Uhr zu gucken – im besten Fall. Langeweile ist auf jeden Fall ein wichtiger Antrieb für mich. Beim ersten Preis für Popkultur in Berlin meinte Bernd Begemann, dass es mehr Hass, mehr Reibung braucht. Reibung ist gut. Reibung ist wichtig. Es scheint so Kodizes zu geben, dass man Kollegen nicht beleidigt. Ich kann es nur noch mal sagen, ich sehe nicht jeden Menschen, der eine Gitarre in der Hand hat, als meinen Kollegen an. Ich glaube, das ist mein Problem. Viele sind bedacht darauf, dass in der Öffentlichkeit ein reines Bild entsteht. Das ist mir nicht so wichtig. Mir ist wichtig, die Wahrheit zu sagen. Und ich glaube, dass da bei mir viel 14 Reibung entsteht. Aber es ist nicht zwangsläufig so, dass ich mir nicht mehr Reibung wünsche. Würdest du dich selbst als radikal bezeichnen? Ja. Eine gewisse Radikalität gehört auf jeden Fall dazu. Und was rührt dich? Wann wirst du sentimental? Immer. Ich bin immer sentimental. Ich bin immer traurig. Ich suche immer nach Sachen, die mich traurig machen. Ich finde, meine Musik ist sentimental. Ich bin sehr dünnhäutig, wenn es um zwischenmenschliche Dinge geht. Ich werde durch sehr subtile Gesten sehr tief berührt. Es sind die kleinen Dinge, die mich aus der Fassung bringen.

S Z E N E Große Ideen werden meist nicht an Büroschreibtischen geboren, sondern an informellen Orten: in einer Garage oder, wie in diesem Fall, einer Eisdiele. Die lit.COLOGNE, 2001 als relativ überschaubare Veranstaltung gestartet, ist heute eines der größten Literaturfestivals Europas. W o r t g e w a l t i g Foto: picture alliance Malte Christians Iris Berben bei der lit.COLOGNE Lesungen an außergewöhnlichen Orten, spannende Begegnungen, Gespräche und Diskussionen – vom 7. bis 18. März wird in Köln das Buch gefeiert. Um ein Zeichen zu setzen, ist der literarische Auftakt der 17. lit.CO- LOGNE ein politischer: u. a. Can Dündar, Ex-Chefredakteur der „Cumhuriyet“, Aslı Erdogan und Dogan Akhanli verteidigen die Freiheit des Wortes und geben den verfolgten Schriftstellern aus der Türkei eine Stimme (8.3.). Abrechnung mit dem Internet Erstmals zu Gast ist der US-amerikanische Autor Paul Auster, der am 17.3. aus seinem Opus magnum „4 3 2 1“ liest. Hanya Yanagihara hat ihren von der Kritik bejubelten Roman „Ein wenig Leben“ dabei (11.3.), Jarett Kobek rechnet mit dem Internet ab (10.3.), Martin Suter stellt seinen neuen Bestseller „Elefant“ vor (13.3.) und Carolin Emcke spricht mit Didier Eribon über die „Rückkehr nach Reims“ (16.3.). Tags darauf steht mit „Viva Bavaria“ der Freistaat unter Beobachtung, Bayern-Krautrock von Kofelgschroa inklusive. Einen Gedenkabend gibt es am 12.3. für Roger Willemsen. Iris Berben, Maria Schrader, Joachim Król u. a. erinnern an den im letzten Jahr verstorbenen Publizisten, der dem Literaturfest eng verbunden war. „Der Anfang von allem“ Von 194 Veranstaltungen entfällt knapp die Hälfte auf die lit.kid.COLOGNE, die Kinder- und Jugendsparte des Festivals. Ein Programmpunkt ist Wolfgang Herrndorfs „tschick“, verfilmt von Fatih Akin. Tristan Göbel und Anand Batbileg, die Hauptdarsteller des Roadmovies, lesen mit Skript-Autor Lars Hubrich aus Roman und Drehbuch. An junges Publikum und Familien richtet sich am Abschlusstag die Lesung im Kölner Dom: „Der Anfang von allem – Naturwissenschaft und Glaube kommen im Staunen zusammen“, vorgetragen von Annette Frier und Cordula Stratmann. Als abendliches Festivalcafé dient wie in den Vorjahren das Café im Schokoladenmuseum mit Blick auf den Rhein und die Stadt. Beteiligten wie Besuchern der lit.COLOGNE steht es als Treffpunkt offen. bk lit.COLOGNE: 7.–18.3., verschiedene Veranstaltungsorte in Köln lit-cologne.de 15

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