T H E A T E R C E N T R A L D Ü S S E L D O R F Blick in den Abgrund Wie sieht das Psychogramm eines Mannes aus, der beispielhaft für das millionenfache, mitleidlose Morden und Foltern der Nazis im Zweiten Weltkrieg steht? Die Uraufführung „Klaus Barbie – Begegnung mit dem Bösen“ von Leonhard Koppelmann geht genau dieser Frage auf den Grund. Klaus Barbie war ein Meister im Neuerfinden und Weiterentwickeln von grausamen Foltermethoden. Auch das Waterboarding, eine besonders traumatisierende Variante, die es schon seit der Inquisition im 15. Jahrhundert gibt, soll er in seiner Funktion als Gestapo-Kommandant in Lyon wieder eingeführt haben. Die Morde, Entführungen, Erpressungen und Folterungen, die der „Schlächter von Lyon“ beging, sind in ihrer Grausamkeit und Summe unvorstellbar. Seine Biografie ist beispielhaft für die deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert – was beinahe noch unfassbarer war. Wie viele andere Nazi-Größen auch, floh er über die sogenannte „Rattenlinie“ nach Südamerika und lebte dort jahrzehntelang unbescholten als erfolgreicher Geschäftsmann. Südamerikanischen Diktatoren half er bei der skrupellosen Verfolgung von Regimegegnern, als Agent des BND lieferte er zudem Informationen aus erster Hand in die alte Heimat. Erst 1983 wurde Barbie von der peruanischen Regierung nach Frankreich ausgeliefert, wo er vier Jahre später wegen zahlreicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. In seinem Prozess zeigte er weder Reue noch Mitleid. Wie kann ein solcher Mensch überhaupt verstanden werden? Wie leuchtet man die Abgründe des Bösen aus, wie sieht das Psychogramm eines solch mitleidlosen Täters aus? Auf beklemmende Fragen wie diese versucht Leonhard Koppelmann Antworten zu finden. „Klaus Barbie – Begegnung mit dem Bösen“ Der Hörspielautor und Regisseur ist auf „doku-dramatische“ Arbeiten – also das Ausloten dokumentarischer Stoffe mit den Mitteln und Möglichkeiten inszenierter Spielformen – spezialisiert. Sein Theaterstück basiert auf seinem preisgekrönten WDR-Hörspiel, das er auf der Basis originaler Selbstzeugnisse und Interviews sowie auf der Grundlage der Recherchen von Peter F. Müller realisierte. Die Uraufführung findet im Central statt. Susanne Ruprecht 6., 13.+ 25.3. Central (Kleine Bühne), Düsseldorf Foto: Sebastian Hoppe SO SIEHT TANTE EMMA HEUTE AUS UNSER KENNENLERN-ANGEBOT ZWERGENWIESE AUFSTRICHE Verschiedene Sorten, z. B. Ingwery und Basitom. 1,90 - 23 % TEMMA Veranstaltungen: After-Work-Wine-Tasting Käse-Wein-Abend Mehr Infos im Markt oder unter: www.temma.de Natürliche Lebensmittel · Backwaren · Deli & Café · Naturkosmetik 44 Hauptstraße 47, 40597 Düsseldorf-Benrath • Nordstraße 41, 40477 Düsseldorf-Pempelfort
T H E A T E R T H E A T E R M Ö N C H E N G L A D B A C H T H E A T E R S O L I N G E N „Dogville“ in Möchengladbach Foto: Matthias Stutte Vielleicht Zwerge, aber keine Barbaren Foto: Thater und Konzerthaus Solingen Irrgarten von Gut und Böse „Wie geht eine Gesellschaft mit einem Flüchtling um?“ Diese Frage steht im Zentrum der Geschichte um die schöne Grace, die in den 1930er-Jahren in der Kleinstadt Dogville Unterschlupf findet. Der gleichnamige preisgekrönte Film von Lars von Trier wurde bereits mehrfach für die Bühne adaptiert. Sowohl Film als auch Bühnenfassung sind zunächst ein formales Experiment: Mit den Mitteln des epischen Theaters wird jede Illusion einer vermeintlichen Realität durchbrochen. Einer Versuchsanordnung gleich spielt die gesamte Story ohne Kulissen in einem nackten Raum. Häuser und Räume sind nur mittels weißer Kreidestriche auf schwarzem Boden angedeutet, ein Hund besteht aus einem auf den Boden gezeichneten Umriss. „Ein großartiger Appell an die Vorstellungskraft des Zuschauers“, so die Zeit-Filmkritikerin Katja Nicodemus, über diese maximal minimalistische Ausstattung des Dänen. Die Idee zur Handlung soll dem Enfant terrible der Filmwelt durch das Lied der Seeräuber-Jenny aus der „Dreigroschenoper“ gekommen sein: „Der rachelustige Refrain ging mir nicht aus dem Kopf, und so wollte ich einen Film über die Rache machen.“ Ort des Geschehens ist ein beschauliches Nest am Rande der Rocky Mountains. Der junge Tom, ein angehender Schriftsteller, ist davon überzeugt, seinen Mitbürgern den Weg zu einem besseren Leben weisen zu können. So hält er im Gemeindehaus Vorträge über moralische Fragen. Für sein nächstes Thema, das „Annehmen“, sucht er noch eine Veranschaulichung – am besten ein Geschenk für die ganze Stadt. Da taucht, verfolgt von Gangstern, die schöne Grace in Dogville auf. Tom wittert seine Chance und entwickelt einen Plan. Die Gemeinschaft gewährt dem Flüchtling Asyl, dafür bietet Grace als Gegenleistung verschiedene Dienste an. Eine Weile lang geht tatsächlich alles gut. Doch als ein Steckbrief auftaucht, mit dem nach der aufopferungsvollen Frau gesucht wird, beginnt sich der Wind zu drehen. Grace muss sich ihr Bleiberecht in Dogville nun immer härter erarbeiten, immer mehr wird über sie verfügt: über ihre Zeit, ihre Kraft, ihren Körper und ihre Würde. Das Thema könnte aktueller wohl kaum sein. Susanne Ruprecht 4., 6., 11., 15. + 23. 3. Theater Mönchengladbach Es ist kompliziert Genutzt wird das Solinger Theater und Konzerthaus für Veranstaltungen vielerlei Art. Im März reicht das Angebot von Comedy und Show, über Rock, Klassik und Oper bis hin zur Lesung und Autoschau (sic). Dazwischen finden sich aber auch zwei Theaterstücke: Das Rheinische Landestheater Neuss zeigt „Wir sind keine Barbaren“, das Westfälisches Landestheater bringt die Komödie „Der Maulkorb“ auf die Bühne. Mit „Alles Bobo oder was?“ ist das moderne Stück von Philipp Löhle untertitelt. Das Wir in „Wir sind keine Barbaren“ steht für Barbara und Mario und deren neue Nachbarn Linda und Paul. Das erste Treffen bei Prosecco und Rosé verläuft zwar etwas holprig, aber die Männer und Frauen finden genug Gemeinsamkeiten, mit denen man eine Freundschaft pflegen kann. Doch eines Nachts taucht ein Fremder auf, dem Barbara Asyl gewährt – was allgemein für Unmut sorgt. In seiner Heimat Asien – oder war es vielleicht doch Afrika? – hat er auf jeden Fall Schreckliches durchgemacht, was doch zu uneingeschränkter Hilfsbereitschaft verpflichten sollte. „Philipp Löhle spielt mit den in unserer Gesellschaft tief sitzenden Ängsten und Vorurteilen und entlarvt unsere eigene gesteigerte Hysterie gegenüber dem Unbekannten“, lautet dazu die Info. Die beiden Pärchen werden dabei von einem stimmgewaltigen Heimatchor unterstützt, der unablässig das Wir verkündet. Eine komplizierte Situation ist auch zentral in Heinrich Spoerls Komödie „Der Maulkorb“. Da hat es doch tatsächlich ein frecher Lump gewagt, dem Denkmal des Landesherrn einen Maulkorb zu verpassen. Der Fall wird dem hoch angesehenen Staatsanwalt von Treskow übertragen. Selbiger war am Abend der Tat zwar in der Nähe des Tatorts, hat aber keine Erinnerungen. Dafür einen Kater. Ärgerlicherweise führen die Ermittlungen nicht zu den erhofften schnellen Ergebnissen ... „Lieben Sie die ‚Feuerzangenbowle‘?“, fragt das Westfälische Landestheater. „Dann freuen Sie sich auf ein weiteres, nicht minder brillantes Werk ihres Autors. Angelehnt an von Kleists ‚Der zerbrochene Krug‘ fiebert der Zuschauer den grotesken Entwicklungen eines Justizfalls hinterher, in dem Personen, die gar nicht Täter sein können, unbedingt Täter sein wollen, während der Täter selbst eine so hohe Position hat, dass er als Täter nicht in Frage kommen darf.“ JD „Wir sind keine Barbaren“: 17.3. (19.30 Uhr); „Der Maulkorb“: 19.3. (19.30 Uhr) Theater und Konzerthaus Solingen 45
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