S Z E N E M E H R E R E L O C A T I O N S K A T T W I N K E L S C H E F A B R I K Großer Bahnhof im Underground Rampenlicht für alle Neues ausprobieren, Vorhandenes verfeinern, oder einfach Werbung machen – offene Musik- und Kleinkunstbühnen geben die Gelegenheit, ein meist wohlwollendes Publikum unmittelbar zu erreichen und auf diesem Wege vielleicht bekannter zu werden. Vor einigen Jahren etablierte Oliver Brick im Wuppertaler Kontakthof eine solche Offene Bühne – seitdem sind in Wuppertal vier weitere dazugekommen, die alle monatlich stattfinden und allen, die für ihre Kunst nur ein paar Quadratmeter brauchen, ein Forum bieten. „Stilbruch unplugged – Die Offene Bühne auf dem Ölberg“ heißt es an jedem ersten Sonntag im Montag im Musiker- und Künstler-Café Stilbruch an der Ecke Marien-/Wirkerstraße in Elberfeld. Ab 19 Uhr gibt es meist einen Mix aus Musik und Texten, vor allem Singer/Songwriter und Poetry Slammer nehmen oft und gerne an diesen Formaten teil. So auch wieder im Elberfelder Kontakthof, der zwischenzeitlich geschlossen war und nun wieder „Bühne frei – sei dabei!“ im Programm hat. An jedem zweiten Donnerstag im Monat gibt es an der Genügsamkeitstraße ebenfalls viele Wuppertaler Gesichter auf und vor der Bühne. Technisch gut aufgestellt, hat man im Kontakthof noch den Vorteil, dass ein Piano bereitsteht. Mikrofone und ein Moderator erwarten einmal pro Monat an einem Samstag im Elberfelder Spunk an der Flensburger Straße die Gäste, die in der Vergangenheit auch schon aus dem Ruhrgebiet und Rheinland angereist kamen. Bei „Bunterkunt“ geht es ab 21 Uhr hoch her, gelesene Texte und Musik sind dabei, darüber hinaus manchmal Zauberer, Kabarettisten oder auch Objekttheater. Nicht nur die Bühne, auch der Eintritt ist frei. Am ersten Donnerstag im Monat heißt es ab 19.30 Uhr ebenfalls „Bühne frei!“ im Swane-Café an der Luisenstraße. Längst etabliert, schauen auch hier Musiker, Poeten und andere Kleinkünstler nicht nur aus Wuppertal vorbei. Erst noch durchsetzen muss sich das neue Format in der Metal- Hochburg Underground an der Grenze zu Unterbarmen. Nachdem der monatlich stattfindende Poetry Slam sehr gut angenommen worden ist, versucht man es nun auch mit einer Offenen Bühne – erstmalig stattfinden wird diese am Samstag, den 5. März. „Es gibt keinen Zeitplan“, informieren die Undergroundler. „Jeder Künstler hat ca. 30 Minuten Zeit. Diese Einschränkung müssen wir vorgeben, um allen Künstlern die Möglichkeit zu bieten auch auf die Bühne zu kommen.“ Bei allen fünf Wuppertaler Formaten ist übrigens nicht nur die Bühne, sondern auch der Eintritt frei. JD 24 Foto: Underground Henning Schmidtke Ausbremsen Wenn man Kabarett mit Musik anreichert, ist das meist eine sichere Bank. Wer dann noch parodieren kann wie Henning Schmidtke, hat schon gewonnen. Zum Glück muss er damit nicht über mangelnden Inhalt wegtäuschen, auch seine Gedanken und Fragen sind nicht zu unterschätzen. Aktuell wundert er sich, wie die Menschheit durchs Leben hetzt – und empfiehlt unbedingt Entschleunigung. „Der Klaviervirtuose präsentiert ein entschleunigtes Kabarett-Programm über den Stoff, aus dem das Leben ist: die Zeit“, lautet die Ankündigung für „Hetzkasper“. Dafür hat er für sich einen ganz eigenen Stil ausdruckstarker komplexer Musik gefunden, der eher jazzigen und klassischen Kompositionen ähnelt als der traditionellen Kabarett-Musik. JD 18.3. Kattwinkelsche Fabrik, Wermelskirchen I B Z C A R I T A S Projektarbeit Märchenhaft Seit vielen Jahren steht das Wupper Theater für solide Projektarbeit mit Jugendlichen. Für die aktuelle Produktion „Begegnung mit dem Biest“ hat es frei nach Motiven des Märchens „Die Schöne und das Biest“ mit Jugendlichen aus verschiedenen Wuppertaler Schulen und der Förderklasse des Berufskollegs Kohlstraße ein Theaterstück erarbeitet. „Ein Kaufmann verspekuliert sein Vermögen und verliert seinen Besitz. Er wird zum Dieb, als er für seine jüngste Tochter eine Rose aus einem Schlossgarten stiehlt und zieht den Groll des Biests auf sich, dem das Schloss gehört. Aber was genau ist ein Biest? Hier werden die Jugendlichen kreativ“, heißt es zu dem Stück, das Anfang März zur Aufführung kommt; mit anschließendem Willkommensfest mit Musik und Finger-Food. JD 8.3. (18 Uhr) IBZ Caritas, Wuppertal Foto: Veranstalter Foto: Wupper Theater
S Z E N E S C H L O S S L Ü N T E N B E C K L E S U N G Stilblüte Foto: Stephanie A. Bley Wenn’s grünt Na ist denn schon wieder ein Jahr um? Jährlich stattfindende Veranstaltungen sind ähnliche Zeitmesser wie immer wiederkehrende Feiertage. So auch die Stilblüte, der beliebte Gartenmarkt auf Schloss Lüntenbeck. Am 12. und 13. März zeigen erneut individuelle Aussteller aus ganz Deutschland, wie man den Frühling wach küsst. Hier kann man mit allen Sinnen erleben, wie Haus und Garten in der neuen Saison noch schöner werden. Knospen, Spaten und Feines – der Frühjahrsmarkt und seine idyllische Atmosphäre locken die ganze Familie. Leicht duftende Köstlichkeiten erfreuen die Gaumen und tolle Themenworkshops reizen zum Mitmachen. Unter dem Motto „Frühlingsgunst und Gartenkunst“ lädt die Stilblüte alle ein, die in Haus und Garten gerne von der Theorie in die Praxis gehen. DoppelD 12.+13.3. Schloss Lüntenbeck, Wuppertal Z W E I S T E I N Morgan Finlay Troubadoure touren Das Format ist beliebt, die Bewerberliste entsprechend lang. Die monatlich stattfindenden „Sofa unplugged“-Konzerte im Wuppertaler Zweistein haben oft „moderne Troubadoure“ im Programm, wie Inhaber Kay Hoffmann es formuliert. Gemeint sind Singer-Songwriter, die mit ihrer Musik tatsächlich durch Europa und nicht selten auch darüber hinaus unterwegs sind. Im März ist erstmalig der irisch-kanadische Singer-Songwriter Morgan Finlay zu Gast. Er präsentiert sein neues Album „New Harbour“. Traditionell beinhaltet Sofa Unplugged zwei Acts. Dazu gesellen sich die Kölner der wunsch.wg. „Sie haben mit ihrem deutschsprachigen Indie-Pop schon bei ihrem letztjährigen Auftritt ein restlos begeistertes Publikum im Zweistein hinterlassen.“ JD 12.3. Zweistein, Wuppertal Foto: Veranstalter Michael Nast Für immer Neunundzwanzig Mit seinem Blogbeitrag „Generation Beziehungsunfähig“ ist dem Autor Michael Nast ein Internethit gelungen, er wurde zum Sprachrohr einer Generation erkoren. Im Februar erscheint sein gleichnamiges Buch über die Generation, für die das Leben zum Marketing- und Optimierungsprojekt geworden ist. Ist „Generation Beziehungsunfähig“ ein Ratgeber? Nein, definitiv kein Ratgeber und auch kein Sachbuch. Ich hab ja auch nicht Soziologie studiert oder so. Ich bin kein Experte, nur ein guter Beobachter. Deshalb ist es eher in der erzählenden, belletristischen Tradition. Essayistisch. Was charakterisiert die „Generation Beziehungsunfähig“? Die Bildungswege werden immer länger, man feilt an sich und versucht ein perfektes Ding zu schaffen. Der Beruf wird zur Berufung, in dem wir uns selbst verwirklichen. Aber hier liegt ein Missverständnis, weil man nicht wirklich sich selbst modelliert, sondern nur die Fassade. Das geht auch einher mit einem gewissen Jugendwahn, ich selbst bin gerade 40 geworden, lebe aber eher so ein Endzwanziger-Leben. Die sozialen Netzwerke unterstützen das alles natürlich. Wir sind von der Illusion umgeben, dass alle glücklicher wären als wir selbst, weil alle immer nur ihre Erfolge posten. Woran liegt das? Ich glaube, dass unser Wirtschaftssystem da ins Private übergegangen ist. Das propagiert neverending Wachstum. Und das überträgt sich auch in die Beziehung. Da wird sich, wenn ein Problem auftaucht, eben nicht mehr bemüht, sondern gedacht: Die Stadt ist voll mit potenziellen Partnerinnen, such ich mir halt ’ne Neue! Die wichtigere Frage ist, wie kommt man da wieder raus? Das lässt mein Buch aber bewusst offen. Das klingt ja jetzt schon richtig systemkritisch ... Es ist ein gesellschaftskritisches Buch. Aber auf meinen Lesungen wird auch sehr viel gelacht. Es gibt unterhaltende Passagen und solche, an denen plötzlich nichts Komisches mehr ist. Aber das ist dann auch ganz spannend, weil es dafür einen ganz anderen Applaus gibt. Lisa Sänger 14.3. Barmer Bahnhof, Wuppertal; 16.3. TIG, Mönchengladbach; 12.4. Savoy, Düsseldorf. coolibri verlost je 3 x 2 Tickets auf coolibri.de Foto: Steffen Jänicke 25
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