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Mai/Juni 2023 - coolibri

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34 | Thema: Pride Month

34 | Thema: Pride Month „HETEROS WERDEN NICHT QUEER, NUR WEIL WIR IHNEN VIELFALT ZEIGEN.“ Viele kennen den Düsseldorfer LARS TÖNSFEUERBORN aus dem Reality-TV oder hören seine Stimme in Podcasts. Zusätzlich bringt er aber vor allen Dingen die queere Community in NRW voran. Christopher Filipecki traf ihn zum Frühstücken in einem Café. Warum habt ihr damals mit dem Podcast „Schwanz & ehrlich“ angefangen und warum gibt es euch noch? Damals war es einfach, dass wir salopp über Sex reden und ohne Grenzen berichten wollten. Auch also über Dinge, die bei manchen Leuten für Irritationen sorgen können. Wenn jedoch die Zuhörerschaft wächst, muss man irgendwann Verantwortung übernehmen. Wir wollen kein schlechtes Vorbild sein, sind aber trotzdem im Podcast so, wie wir eben sind. Wir gehen jetzt nur sensibler mit manchen Themen um. Über HIV haben wir aber sehr viel Aufklärung betrieben, manche Hörer:innen konnten wir sogar bei ihren Outings unterstützen. Du bist ja auch mehr als nur deine Sexualität. Richtig. Ich finde, wir sollten dahin kommen, dass wir einfach sagen, wir sind Menschen. Wir sagen über Jahre, wir wollen keine Schubladen mehr, bauen uns aber in der Community sehr oft Schubladen auf. Und das führt zur Überforderung der heteronormativen Gesellschaft. Man braucht sich nicht wundern, wenn mal Gegenwind kommt, weil wir so viel auf einmal wollen, zu viel wollen und auch nicht durchatmen, wenn mal ein Ziel erreicht ist. Wo siehst du denn noch Bedarf? Wo braucht die queere Community weiterhin oder mehr Support? Wir müssen jungen Menschen zeigen, dass es egal ist, wen man liebt und wie man ist. Wir sind da schon weit, aber es gibt trotzdem immer wieder einen Aufschrei, weil Eltern Angst haben, dass man Menschen homosexuell erziehen könnte, was natürlich totaler Bullshit ist. Eltern werden Homosexualität nicht aufhalten können, weil es eine Veranlagung ist. Heteros werden aber auch nicht queer, nur weil wir ihnen Vielfalt zeigen. 5 Themen und Schlagwörter, die in der Community äußerst wichtig sind, und du sagst, was dir dazu einfällt. Wir starten mit Online-Dating. Wichtiger Teil, weil wir noch nicht überall komplett akzeptiert sind und es als Safespace nutzen können. Trotzdem sehe ich aber auch die Schwierigkeit darin, weswegen ich mich da so langsam rausziehe. Es ist so viel Massenware, weil nur nach dem Äußeren beurteilt wird. Man tauscht ein paar Fotos und davon ist alles abhängig. Eine einzige Sache passt nicht und du bist Lars Tönsfeuerborn wurde im Fernsehen bekannter, war aber bereits zuvor Podcaster und Queer-Aktivist. raus, weil ein vermeintliches Überangebot herrscht. Man sucht sich immer nur den nächsten, weil man nicht bereit ist zu investieren und so am Ende allein bleibt. Zweites Stichwort: Slutshaming. Das Verurteilen von Menschen, die regelmäßig ihre Beziehungs- und oder Sexualpartner:innen wechseln. Absolut dämlich. In der heutigen Zeit total unpassend. Auch Menschen zu verurteilen, die Sexarbeit oder Ähnliches betreiben, zeugt von einem kleinen Horizont, ist schwach und ungebildet. Hat in meiner Welt nichts zu suchen. Dieselbe Meinung zu Bodyshaming? Jeder Körper ist auf seine Art schön. Natürlich streben wir einem gewissen Ideal nach, was durch die Community ja noch mehr manifestiert wird, was genau schön ist und was nicht. Wir bei unseren Events achten aber bei der Gestaltung von Plakaten zum Beispiel darauf, möglichst breit aufgestellt zu sein. Lieber Leute, mit denen man sich identifizieren kann. Wenn man mit jemandem eine Bindung eingeht, ist der Körper so nebensächlich und sollte kein Argument sein. Und wie stehst du zu Beziehungsformen außerhalb der Monogamie? Hat alles seine Berechtigung und sollte jeder für sich entscheiden. Ich war früher vehement immer dafür, monogam zu sein. Mein Denken heute ist aber etwas anders. Ich habe viele im Bekanntenkreis, die das ganz unterschiedlich Foto: PTO Media / Mirko Plengemeyer handhaben. Die einen öffnen ihre Beziehung sofort, andere nach 10 Jahren. Sich mal anderweitig auszuleben oder auch zu verlieben, kann passieren. Letztendlich finde ich es aber schön, wenn man am Ende bei dem bleibt, mit dem man gemeinsam etwas aufgebaut hat. Letztes Stichwort: CSD CSDs brauchen wir, aber vor allen Dingen in ländlichen Regionen. Ich kann sogar in den großen Städten auf CSDs verzichten, weil wir dort angekommen sind, wo wir hinwollten. Es ist eine geile Party, aber keine wirkliche Demonstration mehr. Die Städte, in denen wir für Sichtbarkeit kämpfen müssen, sind nicht Berlin oder Köln. Die Frage ist viel mehr, warum nicht so viele zu den ländlichen CSDs gehen – könnt ihr da nicht genug Typen abschleppen? Wichtig ist, dorthin zu fahren, wo wir mehr gebraucht werden und nicht wo die beste Party ist. Im Ruhrgebiet haben viele queere Bars zugemacht. Hat das mit dem Wandel zu tun, dass es nicht mehr so nötig ist? Mit Sicherheit liegt es daran, dass die Akzeptanz eine andere ist. Jede Technoparty ist mittlerweile queer oder divers. Ich gehe auch nicht mehr so oft auf queere Partys, nur ab und zu mal, stattdessen gehe ich lieber in Clubs, die nicht gelabelt sind. Die queeren Clubs müssen weiterhin existieren, auch für Leute, die nicht geoutet sind und sich dort sicher fühlen. Aber am Ende muss es egal sein, wer wie wo feiert. Die Entwicklung ist aber auch zu sehen, finde ich. Hast du denn Lieblingsorte in NRW, die du empfehlen kannst? Die Bar Lola in Düsseldorf ist einfach schön und hat was. Ansonsten in Köln die Schaafenstraße, da gibt es viele Angebote. Wenn es nicht queer sein muss, gehe ich gern in die Altstadt in Düsseldorf. In Münster liebe ich den Haverkamp, da hat man jede Musikrichtung und alles vor Ort. Was sind deine Tipps, wenn ich als nicht-queere Person mal reinschnuppern möchte? Einfach reingehen. Interesse zeigen, mal nachfragen, auch wenn die Frage vielleicht erst blöd für dich erscheint. Nehmt euch die Angst, keiner reißt euch den Kopf ab, weil ihr falsch gendert oder sonstiges. Das komplette Interview gibt es auf coolibri.de; Instagram: larstoensfeuerborn; Lars‘ Podcasts „Schwanz & ehrlich“ sowie „Niemand muss ein Promi sein“ gibt es auf den gängigen Portalen.

Kalender | 35 Foto: Jacqueline de Haas HANS KLOK 26., 27. & 28.5. Capitol Theater, Düsseldorf

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