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Mai/Juni 2023 - coolibri

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22 | Musik von hier NEST

22 | Musik von hier NEST VERLASSEN, WELT ENTDECKEN Stefan Honig aus Köln beendete 2019 sein langjähriges Projekt HONIG. Nun startet er unter dem Namen ACCIDENTAL BIRD nochmal neu. Christopher Filipecki sprach mit ihm. Stefan, was ist die Story hinter deinem neuen Künstlernamen? Der alte Name war einfach mein Nachname, was zwar einerseits einfach war – ich habe das als Soloprojekt gestartet und fand es auch lange natürlich – andererseits sind wir aber auch eine feste Band geworden. Ich fand’s auch immer ein wenig irritierend, dass wir englischsprachige Musik machten und der Name Honig Deutsch ist. Somit war klar, dass nach dem Ende von Honig auch ein neuer Name hermuss, damit es sich wie ein neues Kapitel anfühlt. Folgendes passierte: Meine Tochter war zum Beginn der Produktion vier Jahre alt und hat der Oma immer mit Tier-Emojis Nachrichten von meinem Handy geschickt. Diese sind dadurch unter die meistbenutzten Emojis gelandet. Eigentlich wollte ich meinem Produzenten einen „Daumen hoch“ schicken, schickte ihm aber stattdessen einen Vogel. Deswegen schrieb ich hinterher: „Oops, accidental bird, sorry!“, er antwortete „Hey, great band name!“. Das habe ich erst ignoriert, allerdings ist Monate später exakt dasselbe mit meiner Frau passiert. Richtiger Déjà-vu-Moment. Ich habe dann gegoogelt, was das eigentlich bedeutet, und tatsächlich ist das ein biologischer Begriff für Vögel, die sich außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes angesiedelt haben. Da ich Autodidakt bin, also Gitarre zu spielen, mir auch selbst beigebracht habe und kein gelernter Musiker bin, fühle ich mich unter großen guten Musikern klein und dass ich gar nix kann im Vergleich zu denen – also bin ich auch ein „Accidental Bird“, der sich in der Musikbranche eingenistet hat. Ich fand es einen passenden Titel und dachte, dass ich da nichts Besseres mehr finden kann. Sowieso ist es eine untypische Idee, ein Projekt, das 13 Jahre lief, an den Nagel zu hängen. Was war emotional los? Der Beweggrund war nicht erst 2019 da. Wir haben uns immer gern gemocht, es gab keine Probleme, die Lust war immer da. Allerdings wurde es irgendwann zu schwierig, es in dem Rahmen fortzusetzen. Wir haben zu wenig Geld verdient, um unseren Familien zu sagen, dass wir im Jahr drei Wochen weg sind, nur um zu touren. Wir waren zwar total happy und haben im Süden vor 250 Leuten gespielt, aber 250 sind eben auch nur 250 – und wenn du das Geld, was eingespielt wirst, durch so viele Leute einschließlich Lichtmann und Tontechniker teilen musst, bleibt einfach echt nicht viel übrig. Wir haben dann gesagt, dass wir die Band ordentlich beenden wollen, weswegen es noch einmal eine Abschiedstour gibt, die auch so kommuniziert wurde. Das ist dann gut gelaufen und alle sind mit einer guten Erinnerung rausgegangen. Was ist denn zu deinem vorigen Erarbeiten gleichgeblieben und was ist neu? Gleich geblieben ist, dass ich einfach nur das kann, was rauskommt. Theoretisch habe ich davon keine Ahnung, ich mache nur nach Gefühl. Das war bei Honig auch schon so. Allerdings bin ich bewusst rangegangen und wollte etwas Neu- Das Album „The Old News Shrug“ erschien am 21.4., die dazugehörige Tour führt Stefan Honig mehrmals nach NRW. es machen, nicht wieder exakt dasselbe. Ich habe dann, als die Skizzen standen, ein paar Freunde angerufen, mit denen ich schon immer mal was machen wollte – das ging zuvor nicht, als wir die fixe Band hatten. Sie haben andere Facetten eingebracht, Klaviere zum Beispiel statt Gitarren. Ein paar meiner Trademarks wurden also herausgekickt und andere neueingefügt. „Yes I kiss my mother with that mouth“ gewinnt unter den Songs schon mal den Preis für den kuriosesten Titel! Wenn ein Kind ein dreckiges Wort in den Mund nimmt, sagt man auf Englisch gern, „Do you kiss your mother with that mouth“, also küsst du deine Mutter, wenn sich in deinem Mund so dreckige Worte befinden? Und dieser Song ist quasi eine Art zu sagen, dass ich zu dem stehe, was ich sage und zu den Worten, die ich benutze. Es geht ein bisschen darum, dass man dazu fähig ist, zu sagen, was man denkt. Bedeutet natürlich nicht, dass man ein Arschloch sein muss und Gefühle von anderen ignorieren sollte, aber man sollte seine eigenen Gefühle ausdrücken können, sich nicht immer zensieren müssen, weil man Angst hat, was andere dazu sagen. „Climate Change“ ist eher politisch und aufwühlend. Ein Thema, was dich auch im Alltag stark beschäftigt? Mich treibt es ein wenig in den Wahnsinn, dass man das Gefühl hat, niemand würde sich richtig kümmern. Ich bin eigentlich gar nicht so hoffnungslos, ich glaube nämlich, dass es viele Individuen gibt, die genau wissen, was für ein Scheiß passiert und die probieren, ihren Teil beizutragen. Das Große, was mich ärgert, ist, dass wir das seit 70 Jahren wissen und in der Politik ständig über Schwachsinn diskutiert wird, wir nur nicht aktiv werden. Wenn man sich dann hinstellt und noch sagt, wie stolz man auf seine politische Arbeit wäre, kann ich das echt nicht fassen. Es gibt auf dem Album zwei zentrale Thesen: Einmal das Gefühl, dass alle Leute immer wissen, worum es geht und klare Meinungen haben, es aber nicht okay ist, wenn die Antwort vielschichtiger ist. Wir sind Menschen, die nur einen Horizont haben und um das große Bild zu raffen, uns zusammentun müssen. Andererseits steht der Titel mit „The Old News Shrug“, das bedeutet, dass nichts mehr spannend genug ist, um länger als fünf Minuten Relevanz zu haben. Alle machen „wow“ und nächste Woche ist es komplett egal. Diese Wegwerfgesellschaft, die auch in der Kunst zu finden ist, bringt mich zu der Befürchtung, dass die Leute sich Musik und mein Album angucken, es kommentieren, dass es geil ist, drei Tage später die Platte aber dann schon wieder als alt bewerten. Das ist auch für die Art der Musik, die ich mache, total unpassend. Man muss sich erlauben können, dass es zündet, muss sich hinsetzen und zuhören. Natürlich ist das jedem selbst überlassen, wie er es machen möchte, aber es schmerzt mir ein wenig auf der Seele und ist auch gegen die Art, wie ich selbst Musik konsumiere. Ein positiver Lichtblick: Die Tour startet. Hoffentlich ist das positiv (lacht). Ich habe super Lust, wieder zu spielen. Wir haben natürlich keine Ahnung, wie sich das von Honig auf Accidental Bird übersetzen lässt. Die erste Tour spielen wir als Trio, damit die Kosten im kontrollierbaren Rahmen sind. Für die Releaseparty zum Album gab es auch Schlagzeug und Bass noch dazu. Ich würde mich so freuen, wenn so viele Leute kommen, dass wir beim nächsten Mal eine richtige Bandtour machen könnten. Die Songs funktionieren auch als Trio gut, aber als große Band ist es einfach noch besser. Das komplette Interview gibt es auf coolibri.de; Facebook: accidentalbird, Instagram: accidentalbirdsongs; Nächster Termin: 9.5. Pension Schmidt, Münster Foto: Stefan Honig

Musik von hier | 23 HIHEME – Game Changer Es ist so weit! Donia Touglo aus Köln gewann 2021 beim popNRW als beste Newcomerin, nun ist sie unter dem Künstlernamen HIHEME bereit, die Welt zu erobern. Mit ihrem Debüt liefert das charismatische Multitalent nichts, was es in x-facher Ausführung gibt, sondern außergewöhnlich kombinierte Beats aus mehreren Genres, Lyrics aus mehreren Sprachen und etwas erfrischend Anderes. Also: Palme für den Garten kaufen, Sonnenbrille aufsetzen und mit Saxophon- Klangbetten in „Sweet Touch (I Want)“ oder Tropical-Sounds in „Feel it“ den Urlaub vor der Haustür genießen. VÖ: 14.4. Rogers – Rambazamba & Randale Fans brauchten einen langen Atem, mussten sie nämlich erstmalig vier statt zwei Jahre auf die neue Rogers-Platte warten. Inhaltlich bleiben sich Frontmann Chri und seine Kollegen aus Düsseldorf auf vollster Linie treu und liefern gut gespielten Punkrock, der es nie vergisst, die poppige Melodie geschickt mit einzubauen. So verstecken sich hinter „Du machst mich fertig“, „Freunde lassen Freunde“ und „Kein Respekt für Scheiße“ nicht nur stimmige Hooks, sondern eben auch gewohnte Mittelfingerstatements mit Attitüde. VÖ: 14.4. Smokemaster – Cosmic Connector Am Anfang und am Ende stehen fast rein instrumentale Stücke mit neun Minuten Länge. Dazwischen greift Björnson, Sänger und Gitarrist bei der Kölner Band Smokemaster ans Mikro. Die fünf Mitglieder kreieren spannende Klangwelten, die einen mindestens 50 Jahre in die Vergangenheit katapultieren. Als ob als nächstes Woodstock ansteht. Psychedelic Rock, der sich nicht limitieren mag, sich plötzlich etwas poppiger oder doch wesentlich melancholischer weiterentwickelt. Retro, gleichzeitig aber auf musikalischem Niveau von heute. VÖ: 21.4. Amilli – SOAMI Sie kommt aus Bochum, war aber schon Support bei AnnenMayKantereit und Giant Rooks, spielte auf dem Lollapalooza, hat die 1Live Krone und beim popNRW gewonnen. Nun folgt Amillis Debüt, für das sie sich mehrere Jahre Zeit ließ und mit Londoner Musikgurus zusammenarbeitete. „SOA- MI“ klingt außergewöhnlich reif, schwebt musikalisch zwischen Billie Eilish, Lana del Rey, Little Simz und hat internationales Charisma. Die 11 Songs wirken wie aus einem Guss, sind grooviger Neo R’n’B, loungig, entspannend, anregend zugleich. Für Anfang 20 ist das ganz schön krass. VÖ: 12.5. Sam James - Sam vs. die Welt II Sich um seine Fans zu kümmern, das hat Sam James aber wirklich drauf. Die können bereits seit Monaten über einen individuellen Code in die kleine, virtuelle Welt des in Leverkusen geborenen Künstlers eindringen. Mit „Sam vs. die Welt II“ liefert der nun die Fortsetzung zu seiner allerersten Veröffentlichung aus 2018. Die neun Songs plus vier Interludes präsentieren einen modernen und beatlastigen Sound mit viel Hip-Hop, aber auch Pop-Nuancen. „Schafe zählen“ ist ein bisschen Casper, „Morgen früh“ eher wie Cro, „Kart Bahn Musik“ hat was von Apache. Sam James ist am Puls der Zeit. VÖ: 19.5. Betontod - Zeig dich! Haltung verliert man nicht: Auch nach über drei Dekaden sind Betontod aus Rheinberg politisch unmissverständlich. Auf ihrem 11. Album gibt das Quintett volle Power. „Zeig dich“ fordert dazu auf, sich von niemandem kleinmachen zu lassen. Stattdessen ziehen die Tracks gnadenlos durch und geben einem voll auf die Mütze. Ob „Barrikaden“, „Tanz im Algorithmus“, „Brandstifter“ oder „Zurück in Schwarz“ – das sind Songs zum Moshen, Grölen, aber auch zum Grübeln. Zum krönenden Abschluss gibt es mit „Mehr als Legende“ einen emotionalen Cool Downer. Punk ‘til you die! VÖ: 26.5. cf

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