KUNST B O N N Ulay/MarinaAbramovic,AAA-AAA-Performance,15Minuten,RTB TelevisionStudio, Lüttich,Belgien, Februar1978; Detailaus:2-Zoll-Video, aufDigitalvideoüberspielt(Schwarz-Weiß, Ton), 12:57min Foto: ©Ulay/Marina Abramovic Courtesy of the Marina Abramovic Archives, VGBild-Kunst, Bonn 2018 Die Stellvertreterin Natürlich gibt es sie, dieStimmen,die die Kunst Marina Abramovics als„satanistischenDreck“ bezeichnen.Auchauf derFacebookseiteder Bundekunsthalle Bonn,die diegroße Retrospektiveder Perfomance-KünstlerinseitMitte Aprilausstellt.Susanne Kleine,Kuratorin der Werkschau„TheCleaner“, istsichsicher: „Eshat nichts mitSatanismuszutun.“ Vielmehr seiAbramoviceineStellvertreterin fürall dieDinge, diesichkaum jemand traut. „Wir möchten unsere Besucherinnen undBesucher darauf hinweisen, dass manche dergezeigtenKunstwerkeverstörendwirken können.“DieserHinweis an derKasse derBundeskunsthallegibteinen kleinenVorgeschmackauf dieAusstellung –nicht grundlos dürfen Kinder undJugendliche unter16Jahrennur mitErziehungsberechtigten eintreten. Szenen von Nacktheit, Sexualität, Fruchtbarkeitsritualen undschmerzhaften Grenzerfahrungen, auch 52 körperliche, enthaltendie Werkeund Re-Performances,erfährtder Besucher direkt am Eingang.Dochwas isteigentlich so verstörend an MarinaAbramovic undihrerKunst?LadyGaga, diebereits beiAbramovic in dieLehre ging, beschriebdas Werk derSerbinals „grenzenlos“. Doch eigentlich wage sievielmehreineÜberschreitung desDenkbaren, so Kleine:„Auch Frau Abramovichat Grenzen.“Schwervorstellbar, beidieserinzwischen 71-jährigenFrau, die in ihrerPerformance „The Voice“solange schrie, bisihr dieStimmewegblieb, diesichein Pentagramm in dieeigeneBauchdecke ritzte unddie 1977 in ihrerPerformance„Imponderabilia“,die nuninBonnwiederaufgeführt wird, mitihrem damaligenLebensgefährten Ulaynackt in einemDurchgang stand. DieListe derGrenzüberschreitungen ist–AchtungKalauer –grenzenlos. In derAusstellungführt zu bestimmten Zeiten kein Weganden nacktenPerformernvorbei, die eigensvon Abramovics Mitarbeiterin Lynsey Peinsinger ausgewähltund trainiertwurden. Und auch dieBesucher könnennicht nureinen tiefen Einblick in dasumfangreiche Gesamtwerk, vonfrühenMalereien über Fotoarbeiten bishin zu Performances,bekommen.Partizipative Arbeiten gehörenebensozur Ausstellung. So können dieBesucher in derPerformance „Countingthe Rice“tatsächlich Reis zählen,um beisichselbstanzukommenund denMoment bewusstwahrzunehmen. Eine derinteressantesten Übungendürftesicherlichjenesein, in dersichzweiBesucher gegenübersitzen, schweigen undsichangucken.Wer sich an „wer-zuerst-lacht“-Spiele in derKindheitzurückdenkt,weiß, wieschwierig sich dasinteraktive Nichtstungestalten kann.Oderwie Kleine die Resultatebeschreibt: „Sie glauben garnicht, wasdaalles passiert.“ NaB Marina Abramovic–The Cleaner: bis12.8., Bundeskunsthalle Bonn;bundeskunsthalle.de
KUNST L E V E R K U S E N Sprechende Wände Langebevor Gesundheitsforscher10000 Schritte am Tagempfohlen,streifteBurhanDogançay durchIstanbulund NewYork. Sein Augenmerkgaltvor allenDingenden Wänden im öffentlichen Raum.Poster, Schriftzeichen,Verbote und Handlungsanweisungenhielt dertürkische Künstler in Fotografienfestund übersetzte dieseinseine Werke. DasMuseumMorsbroich widmet Dogançay bisEndeAugusteine großeWerkschau. Sein Schlüsselerlebnis,erzählt KuratorFritz Emslander, hatteDogançay1963inseinerspäterenWahlheimat NewYork. Damals erschien ihm eine Wand als „das schönsteabstrakteGemälde“. Fortan beschäftigte sich derRechtswissenschaftler undDiplomat mitWänden. In ihnensah er denSpiegelder Gesellschaft und widmeteihnen unteranderem dieSerie „GeneralUrban Walls“. „Auf derJagd“, so Emslander, habeder Künstlerimmer seinen Fotoapparat dabeigehabt. Sein systemisch angelegtes Fotoarchiv umfasst 30 000 Bilder von öffentlichen Flächen. Prominente Gesichtsgeberwie dieMona Lisa oder EddieMurphyfindensichinDogançays Werken ebenso wieder Kommentare. Burhan Dogançay,Peace Sign in Israel,1975 Post No Bills „ClassWar NotRaceWar“ beispielsweise prangt aufeiner Wand,Weisheitenwie „Life is aTraffic Jam“ vermischtder Künstlermit Absperrungsstreifen undeinem in Rotgehaltenen „I
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