Events, Trends und Reportagen für die Rhein-Ruhr-Region
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Mai 2017 - coolibri Dortmund

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DORTMUND W I T T E N

DORTMUND W I T T E N Unverpackt Verpackungsfrei einzukaufen, soll künftig in Witten möglich sein. WenigerMüll ist das Ziel von sieben Studenten. JennyZylla undLisaSchauerbusch freuen sich aufdie ersten Kunden. LInsen gibt es hier auch in kleinenMengen DieProduktinformationenfindensichander Ware. Fotos: Dominique Schroller Das kleine Ladenlokal liegtetwas verstecktmitteninWitten. Es riecht nachfrischem Holz und einwenig nachAufbruch.Anden Wandregalen derFüllbar hängenbereits großeGlasbehälter mitNudeln, Reis undroten Linsen.Die verschiedenenBotticheder großen Theke sind allerdings noch teilweise leer.„DieFrage nachder Eröffnung hörenwir häufig.Dochwir wartennoch aufverschiedeneGenehmigungen“, sagt Jenny Zylla. „Trotzdemfreut unsnatürlich,dassdie Leutedaraufwarten“,ergänzt Lisa Schauerbusch. Gemeinsammit ihren fünf Geschäftspartnern möchten diebeiden Studentinnen einender ersten Lädenfür unverpackteLebensmittel im Ruhrgebiet eröffnen. „Inder Region gibtesbisherdazu keine Möglichkeit, alsosindwir aufdie Idee gekommen, es selbst zu machen“,sagtLisaSchauerbusch. Das Kernteamhat sich beieinem Workshopzur Quartiersentwicklungkennengelernt undals Verein organisiert.„Das erschien unsals der passende Weg. Da wir dasjedochalleehrenamtlichmachen, werden wir nichtsechs Tage in derWoche öffnen können“, betont JennyZylla. Das Projektsollvielmehrden Charakter eines Marktstandeshaben,der dieKundenankonkretenTagen zu bestimmten Zeiten bedient. Neben Nudeln,Reisund Hülsenfrüchten sollen sie 20 auch Nüsse,Haferflocken,Trockenobst,Gewürze,Shampoo oder SeifeinbeliebigenMengen kaufen können.Den passendenBehältermuss derKunde möglichst mitbringen. Plastik ist tabu Eine Waageermitteltdas Leergewicht, dasspäterander Kasseabgezogen wird. „Wir berechnennur denInhaltund lassendie Kunden entscheiden,wieviel siewovon kaufen“, sagt Lisa Schauerbusch.Für Spontankäufer stehen Gläserund StoffbeutelzuVerfügung, denn Plastik kommt denInitiatoren nichtindie Tüte. „Das wollen wir bewusstvermeiden.Unser Ziel ist nichtmehrRecycling, sonderngenerellweniger Müll“,sagtJenny Zylla. Ihrist es wichtig, einBewusstseindafür zu schaffen,wie problematisch Einmalverpackungenaller Arttatsächlich sind. Bereitsbei derHerstellungkämen nebenErdöl als Rohstoff auch erhebliche Energiemengen zumEinsatz.„Nach oftnur sehr kurzer Nutzung bleibendie Kunststoffeauf derErde, sind nicht abbaubar undkaumzurecyceln. Siegelangen in dieÖkosystemeund richtendortoft erheblicheSchäden an.“ In denmeisten Geschäftenhabeder Verbraucher jedoch kaum eine Wahl,auf dieProdukthülle zu verzichten.„Das istbei Lebensmitteln schonschwierig,bei Hygiene-Artikelnfastunmöglich.“ DieStudentender UniWitten-Herdeckemöchten zeigen,dassesandersgeht. „Die Kunden haben hier eindirekteres undbewussteresEinkaufserlebnis“, sagt Lisa Schauerbusch. Siehofft,dassdurch denunmittelbaren Kontakt unddie Entscheidungfür Produkt und Menge, dieWareneinen anderenWertbekommen. „Esist einUnterschied,obich im Supermarkt maletwas mitnehme oder mir hier etwas abfülle“, betont die23-Jährige.Die Rohware kommt voneinem Großhändler aus Hamburg, derBioqualität liefert. „Alles andere hättenicht insKonzept gepasst.“Dennoch seiesnicht einfach gewesen, jemanden zu finden, dergroße GebindenachWittenbringenkann. Wenn alleBehältergefülltsind, soll dasSortiment 44 verschiedene Produkteumfassen. „Wir schauendann,wie dieNachfrage istund stellen diePalette darauf ein“,betontJenny Zylla. Die jungen Existenzgründerhattenzunächst vorallemStudentenals ZielgruppeimAugeund warenüberrascht, mitihrerIdeeauf einbreites Interessezustoßen.„Familien undsogar ältere Leutehaben sich schonnachder Eröffnungerkundigt.“, berichtetdie 24-Jährige.Sie kann es kaum erwarten, bisalleBehälterbestückt sind und die Füllbar öffnet. Dominique Schroller

DORTMUND D O R T M U N D Kampf um Kohle Jahrzehntelanghaben sieunter Tage geschuftet.Der Lohn dafürwar auch Kohle, die vieleKumpelimOfen verheizen.Mit demAusstiegaus der Förderungmöchte die RuhrkohleAGdas Deputatnicht mehr zahlen.Rund 155 000 Bergleute sind betroffen. Dieter Thielaus Hamm istbitterenttäuscht.Erhat 33 Jahre alsBergmann gebuckeltund im StollenSchwerstarbeitgeleistet.„Das würde ichauch weiter tun, wenn es politischgewolltwäre“,betontder 56-Jährige.Sein Großvaterwar bereitsauf Zeche, dieFamilientraditionfortzusetzen war selbstverständlich. Ebenso sicher war für Dieter Thiel, dass er immer eine warmeWohnung haben würde –schließlich heiztermit Kohle. DenBrennstoffliefertdie Ruhrkohle AG lebenslang als einenTeildes Lohnsund der Rente. „Daraufhaben wir unsverlassenund daswollensie einfacheinsparen.“ Denn sobald dieletzteLore2018das Flöz verlässt undimRuhrgebiet SchichtimSchacht ist, soll auch dasDeputat auslaufen.„Als Ersatzbietet dieRAG ihren ehemaligenBergleutenanstatt einerTonne Kohle122,20 Euro Energiebeihilfe undzum Renteneintritt eine einmalige Abfindung an. Das wäre grundsätzlich eine guteLösung, doch dieHöheder Zahlungen spiegelt nichtannähernd denWertder Kohle, derbereits beirund400 Euro proTonne liegt“, sagt Daniel Kuhlmann. DerDortmunderAnwaltkämpft im Auftragvon mehr als600 Bergleuten für einengerechteren Ausgleich zumDeputat.Sonst istbaldfür vieleder Ofen aus.„MeineAnlageverheizt fünf bissechs Tonnen im Jahr.Das kann ichmir nichtlange leisten. Doch die3000 Euro Abfindung,die ichals Rentnerbekomme, reichennicht,um aufGas umzurüsten“, sagt Dieter Thiel. Er fühlt sich um seinen Lohn für DieKohle sorgtbei vielen ehemaligenBergleutennochfür eine warme Wohnung. harte Arbeit betrogen. „Wir werden nur noch abgespeist.“ Die Arbeitsgerichte in Herne undinRheinesowie dasLandesarbeitsgerichtimHamm haben dieerstenKlagenvon Bergmännernbereits mitdem Verweisauf dieTarifautonomieabgewiesen. DieRichter saheninden vorgesehenen Ausgleichs-und Abfindungszahlungen wederdie Grundsätzedes Vertrauensschutzes noch derVerhältnismäßigkeitverletzt. DieRAG begrüßtdie Entscheidungenausdrücklich,möchtesichabernicht zumlaufendenVerfahrenäußern. FürDaniel Kuhlmannist derFall keineswegsbeendet.Er istüberzeugt,nochdeutlich mehr für seineMandanten erstreiten zu könnenund fest entschlossen,bis vordas Bundesarbeitsgerichtzuziehen. „Das Urteil desLandesarbeitsgerichteshalte ichfür falsch undwerde dagegeninBerufunggehen.Das zieheich durchbis zum letztenMann.“ Das kann Dieter Thielnur bestätigen.„Wirwerdenheruntergehandelt, als wärenwir nichts wert.Das istganzbitter.“Ererhofft sich vondem Verfahren vor Gericht, dass seine Abfindung vielleicht etwas höher ausfällt. Dominique Schroller Foto: Fotolia/adam88xx warme Wohnung.oto: JFEhlfarben VON Irgendeine ... NACH Meine! Jetzt downloaden! Deine App für Dortmund. www.dsw21-app.de

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