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Mai 2016 - coolibri Düsseldorf

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K U N S T EIS von

K U N S T EIS von Gerhard Richter, 1981 Foto: Heinrich Miess, Köln/Copyright: Gerhard Richter, 2016 M U S E U M M O R S B R O I C H Frühes Selfie (und mehr) Ende Februar schrieb Gerhard Richter einen Brief. Adressat: der Oberbürgermeister von Leverkusen. Zu dem Zeitpunkt hatte die Unternehmensberatung KPMG die Schließung des Museum Morsbroich zur Diskussion gestellt. Gespart werden muss schließlich auch in der Bayer-Stadt. Da spielte es keine Rolle, dass das Museum erst 2015 für das beste Ausstellungsprogramm in NRW ausgezeichnet worden war. Richter warnte also vor einer Schließung des Hauses und vor dem Verkauf der Sammlung. „Eine öffentliche Sammlung ist keine Geldanlage, die je nach Kassenlage geplündert werden kann“, befand er. Nach Plünderung sieht es nun derzeit nicht aus. Und auch der Fortbestand des Morsbroich gilt als sehr wahrscheinlich. Man kann sich also wieder auf die Kunst konzentrieren. Und die ist einmal mehr hochkarätig. Unter dem Titel „Schöne Bescherung“ präsentiert das Haus noch bis Ende August nämlich Werke zweier Schwergewichte der deutschen Kunstszene: Sigmar Polke und Gerhard Richter. Die Herren gingen zwar nicht gemeinsam in die 52 Badewanne, wie die inszenierte Aufnahme der beiden Glauben machen möchte, kannten sich aber Anfang der 1960er-Jahre immerhin so gut, dass sie „nicht miteinander pokern konnten“. Gemeinsam ausstellen funktionierte hingegen: Für eine Schau in der Galerie h gestalteten Polke und Richter ein Künstlerbuch, das Zitate aus Groschenromanen mit Texten und Fotografien kombinierte. Nach 1970 trennten sich dann die künstlerischen Wege. Und dennoch gab es in ihrem Schaffen immer wieder Parallelen. Polkes zufallsgesteuerte Klecksografien in einem Stenogramm-Heft und Richters Edition November zum Beispiel basieren auf ein und derselben Idee. Beide Künstler lassen die farbige Tinte durch das Papier dringen und entwickeln auf der Rückseite das eigentliche Kunstwerk. Und selbst ein Vorläufer des „Selfies“ findet sich in der Ausstellung. Der Siebdruck von Richter zeigt die beiden Künstler-Freunde Bett an Bett in einem Billighotel. Alexandra Wehrmann Sigmar Polke & Gerhard Richter „Schöne Bescherung“: bis 28.8. Museum Morsbroich, Gustav-Heinemann-Str. 80, Leverkusen, Di, Mi, Fr–So 11–17, Do 11–21 Uhr

K U N S T M U S E U M K U N S T P A L A S T In Bewegung Die Kunst begleitete ihn bis zum Schluss. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Auf dem Grab im schweizerischen Neyruz, in dem die sterblichen Überreste des Künstlers Jean Tinguely seit 1991 ruhen, ist eine bewegliche Installation von ihm platziert. Bereits Zeit seines Lebens war ein großer Teil der Kunst von Tinguely in Bewegung. Mit seinen kinetischen Objekten sowie den spielerisch-absurden Maschinen-Plastiken überwand er die musealen Grenzen der Kunst genauso wie mit theatralischen „Groß-Projekten“ und Aktionen. Bis heute ist er in erster Linie als Partner von Nana-Mama Niki des Saint Phalle in Erinnerung geblieben, mit der er seit 1971 in zweiter Ehe verheiratet war. Aber auch mit vielen anderen namhaften Künstlern machte der Schweizer gemeinsame Sache, seien es nun Yves Klein, Daniel Spoerri oder Pop-Art-Papst Robert Rauschenberg. Diese Kollaborationen sind nur ein zentrales Thema der Tinguely-Ausstellung, die seit Ende April in Düsseldorf zu sehen ist. Die thematisch strukturierte Überblicksschau reicht von den frühen, poetisch-zarten Draht-Plastiken und kinetischen Assemblagen über die weltberühmten Métamatics bis hin zu spektakulären Werken aus der Spätphase seines Schaffens. Unter letztere fällt zum Beispiel die 17 Meter messende, begehbare Monumentalskulptur „Große Méta-Maxi-Maxi-Utopia“. Und auch der legendäre „Mengele-Totentanz“ ist im MKP zu sehen. Das Werk hat eine interessante Entstehungsgeschichte. Als in den 1980er-Jahren ein Bauernhof in der Nähe seines Ateliers abbrannte, fühlte sich Tinguely durch den Geruch von verbranntem Tier-Fleisch an KZs erinnert. Ohne konkreten Plan barg er aus den Trümmern metallene Reste, unter anderem eine Maismaschine, deren Hersteller offenbar so hieß wie ein Nazi-Arzt: Mengele. Ab diesem Moment nahm die Idee des Künstlers Gestalt an. Das Ergebnis, ein gespenstisches Flügelwesen mit Hippopotamus-Schädel, ist Teil der Düsseldorfer Schau. Man sollte ihn als Mahnmal verstehen, gerade in diesen Zeiten. AW Jean Tinguely: bis 14.8. Museum Kunstpalast, Ehrenhof 4-5, Düsseldorf; Di, Mi, Fr–So 11–18, Do 11–21 Uhr 8.6. 19 Uhr: Super-Meta-Maxi-Kunstquiz Tinguely und de Saint Phalle: Lebensretter Foto: Lehmbruck Museum/Copyright: VG_Bild-Kunst Bonn 2015

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