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Mai 2016 - coolibri Düsseldorf

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I N T E R V I E W D Ü S

I N T E R V I E W D Ü S S E L D O R F D a g e h t e s u m M o r a l Anfang März wurden alarmierende Zahlen bekannt: Laut BKA gab es 2015 in Deutschland 1 226 Rauschgifttote, das entspricht einer Steigerung von 18,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Anlass, einen Blick auf die hiesige Szene zu werfen. Berit Kriegs sprach mit Joachim Alxnat, Geschäftsführer der Düsseldorfer Drogenhilfe e. V., über Drogen und Politik. Im Rausch Foto: Alexandra Wehrmann Herr Alxnat, fast 20 Prozent mehr Drogentote sind keine gute Nachricht. Man muss das länderspezifisch sehen, in NRW sind die Zahlen nicht so stark gestiegen. In Düsseldorf blieb die Zahl der Drogentoten in der Vergangenheit relativ stabil, etwa 20 pro Jahr. 2015 waren es deutlich weniger. Was macht NRW anders? NRW ist eines von sechs Bundesländern mit Drogenkonsumräumen. Die sind natürlich kein Allheilmittel. Aber sehr viele Leute sterben nicht mehr im öffentlichen Raum, sondern im privaten. Wir versuchen auch, die Leute weg vom intravenösen hin zum inhalativen Konsum zu bewegen. Das ist für den Körper gesünder. Haben Sie eine Erklärung für den generellen Anstieg der Zahlen? Die Süchtigen sind alle älter geworden, durch die bessere medizinische Versorgung oder Substitutionsprogramme. Trotzdem haben sie ihre Gebrechen wie Leberleiden oder Infektionen. Die Leute sind zwar älter geworden, aber nicht gesünder und sterben früher. Bei den über 40-Jährigen gibt es eine deutliche Tendenz nach oben. Täuscht der Eindruck oder ist die hiesige Drogenszene relativ unauffällig? Die Präsenz im Stadtgebiet ist eine andere. Polizei und OSD lassen keine große Szene mehr entstehen. Vor 20 Jahren gab es hinter dem Hauptbahnhof die Junkie-Wiese, wo sich alles konzentrierte. Die Zeiten sind vorbei, aber deswegen gibt es nicht weniger Süchtige, sie verteilen sich nur anders. Zurzeit verschiebt es sich wieder in Richtung Altstadt. Und es findet sehr viel im privaten Bereich statt. Ist Crystal Meth ein Problem? 10 In Düsseldorf spielt das gar keine Rolle. Das betrifft mehr die Schwulenpartyszene, nicht die Konsumenten, die wir mit unserem System bedienen. Erleben wir in NRW bald die Liberalisierung von Cannabis? Das Thema ist besprechbarer geworden. Die Stadtverwaltung von Düsseldorf will beantragen, Cannabis regulär abgeben zu dürfen. Das Ganze bewegt sich deutlich in Richtung Liberalisierung und Entkriminalisierung. Was auch richtig ist. Diese harte Linie gegenüber Cannabis erleben die Konsumenten als völlig bizarr. Man müsste nur nach Holland gucken. Dann wär’s ja gut, aber das ist in der großen Politik noch nicht angekommen. Oder nehmen Sie die Methadonsubstitution. Als das hier diskutiert wurde, gab es die in Holland längst. Aber man musste trotzdem erst eine fünfjährige Erprobungsphase einführen mit dem Ergebnis, dass die Holländer es richtig machen. Da geht es nicht um die Wahrheit, sondern um Moral. Und Moral ist immer eine sehr individuelle Sache. Das Thema Entkriminalisierung ist ja nicht neu, bleibt aber kompliziert. Warum? Viele Menschen begreifen nicht die Problematik von Sucht: Was man nicht kennt, darf nicht sein und muss verboten werden. Dahinter steht auch die Annahme, dass legale Substanzen harmloser sind als illegale. Das größere Problem sind legale Drogen? Natürlich. Der volkswirtschaftliche Schaden durch Alkohol, Nikotin und Medikamente ist immens groß, die Mortalitätsrate wesentlich höher. Wir reden von geschätzt bundesweit 150 000 Opiatkonsumenten, haben aber vier Millionen Alkoholiker.

S Z E N E Regina Relang © Münchner Stadtmuseum Sammlung Fotografie Archiv Relang „Shakespeare goes Varieté“ Sehnsucht, Liebe, Tod 2016 jährt sich der Todestag von William Shakespeare bereits zum 400. Mal. In Neuss ist der britische Dramatiker hingegen lebendig wie eh und je – beim Shakespeare Festival, das alljährlich im Sommer im Globe auf der Rennbahn stattfindet. Foto: Philipp Müller Inszenierte Eleganz Mode- und Reportagefotografie von 1930 bis 1980 22. 5. – 18. 9. 2016 www.ludwiggalerie. de | www.ludwiggalerie.blogspot.de | Tel. 0208 41249 28 Dort gehen zwischen dem 27. Mai und 25. Juni insgesamt 43 Veranstaltungen von französischen, deutschen und natürlich englischen Compagnien über die Bühne. Unter dem diesjährigen Motto „Shakespeare and beyond“ untersucht das Festival nicht zuletzt die Wirkung, die die Shakespeare’schen Stoffe und Motive auf jüngere Autoren und Medien haben. Den Auftakt des Spielreigens markiert zwischen dem 27. und 29.5. „Shakespeare goes Varieté“, eine lockerleichte Melange aus Humor, Magie, Poesie und Musik unter der Leitung von Daniel Finkernagel. Aus der deutschen Hauptstadt reisen gleich zwei Truppen an: Die Shakespeare Company Berlin hat das „Wintermärchen!“ im Gepäck (15.6.), während Claus Peymanns Berliner Ensemble in Kooperation mit der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ vom 2. bis zum 4.6. „Zwei Herren aus Verona“ auf die Bühne bringt. Von der Themse an den Rhein kommen Mountview Productions. Für ihre Version von „Julius Caesar“ zeichnet die ebenso junge wie erfolgreiche Regisseurin Polina Kalinina verantwortlich. Ein Heimspiel hat hingegen das Rheinische Landestheater. Ihr „König Richard III.“ ist zwischen politischer Intrige und erotischer Verführungskunst angesiedelt. Der international gefeierte Countertenor Valer Sabadus widmet sich unterdessen unter dem Titel „to touch – to kiss – to die“ Shakespeare und der Musik. Am 17.6. bringt er mit seinem Ensemble unvergängliche Lieder von Henry Purcell und John Dowland dar und beschreibt so den barocken Kreislauf von Sehnsucht, Liebe und Tod. An diesem und allen anderen Theaterabenden stehen übrigens keinesfalls nur geistige Genüsse auf dem Programm. Wer vor der Vorstellung einen Picknick-Korb an der Bar bestellt, auf den wartet in der Pause ein reich gedeckter Tisch. alex Shakespeare Festival: 27.5.–25.6. Globe Theater, Neuss; shakespeare-festival.de coolibri verlost 3x2 Karten samt Picknickkorb für „Shakespeare goes Varieté“ am 29.5. auf coolibri.de. Die Kunsthalle Düsseldorf wird gefördert durch Gefördert durch Rita McBride Arena, 1997 © Rita McBride/VG Bild-Kunst, Bonn 2016 Foto/Photo: Pablo Mason, 2014 Ständige Partner In Kooperation mit 11

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