L O N G B O A R D Die, die mit den Brettern tanzen Downhill in den „Bergen“ von Bochum-Stiepel Seit einiger Zeit rollen sie durch die Innenstädte, Parks und auf öffentlichen Plätzen. Wir haben näher hingeschaut und herausgefunden: Das sind keine mutierten Skateboards, sondern Longboards. Was das genau ist, wie man dazu kommt, wer auf diesen Brettern steht und wieso das mit Risiko, aber auch einer ganzen Menge Spaß verbunden ist, hat Rebecca Klocke aus drei Perspektiven erfahren. Foto: Michael Schwettmann Für die wichtigsten Infos geht es zunächst zu Plan B Funsports in Bochum, die Anlaufstelle für alle, die sich eines der heiß begehrten Hölzer zulegen wollen. Shopleiter und Sportlehrer Daniel „Dan“ Schneider gibt eine kleine Einführung: „Longboard fährt man, weil es einfach einen Riesenspaß macht. Und fahren kann eigentlich jeder“, sagt er. „Wir haben einen Vierjährigen, der bei uns einkauft, genauso kam letztens ein 66- Jähriger mit seinem Wunsch vorbei. Das ist das Schöne am Longboarden, egal, welches Alter oder welches Geschlecht. Rollen ist einfach für jeden was.“ So unterschiedlich die Fahrer sind, so unterschiedlich ist auch der Weg zum Rollen. Viele ehemalige Skateboardfahrer haben die Szene gewechselt, weil ihnen das langsame Fahren 40 und das immer gleiche Tricksen zu langweilig wurde. Eltern fangen wegen ihrer Kids an zu rollen und andere werden von ihren Freunden mit dem Longboard-Virus infiziert. In Kontakt mit anderen Fahrern kommt man schnell, entweder direkt an den Treffpunkten der Szene oder durch die verschiedenen Longboardgruppen auf Facebook. Die Möglichkeiten, sich auf den Brettern fortzubewegen, sind verschieden. „Zunächst sollten die Grundtechniken, also das einfache Fahren, Lenken und Bremsen beherrscht werden. Die Basics lernt man innerhalb von Stunden und dann kann man sich auch schon an den ein oder anderen Minihügel trauen“, erklärt Dan. Wenn es sicher auf dem Brett klappt, versuchen sich Speedjunkies und Risikofreudige am „Sliden“ beziehungsweise „Downhill“. „Vor allem die jüngere Generation sieht das Rollen von der sportlichen Seite und will sofort auf den höchsten Berg rauf.“ Dan rät zur Vorsicht: „Bei Geschwindigkeiten bis zu 50 km/h und mehr ist Schutzausrüstung Pflicht und man muss klein angefangen.“ Speedjunkies und Eishockeypucks Mit dem Longboard „sliden“ bedeutet, dass die Rollen beim Fahren die Bodenhaftung verlieren und man quer zur Fahrtrichtung über den Asphalt rutscht. Weil das in Schrittgeschwindigkeit nicht funktioniert, geht es mit ordentlich Karacho einen Abhang runter. In den Bergen von Bochum-Stiepel treffen sich regelmäßig ein paar kleine Speedjunkies: Die Bochumer Jungs Niklas (16), Joshua (18), Leo (17) und Jan (15) lachen bei der Frage: „Wieso habt ihr denn Handschuhe mit Eishockeypucks an den Händen?“
L O N G B O A R D „Das sind keine Eishockeypucks, das sind Slidepucks. Die gehören beim Downhill fahren und Sliden zur Grundausstattung“, erklären sie ganz professionell. „Damit stützt man sich am Boden ab.“ Was sie mit ihren Brettern drauf haben, zeigen die vier nur zu gern. Während man ihnen zuschaut, kommt man nicht umhin zu denken: ‚Ich würde diesen Berg nicht einmal mit einem Fahrrad und zusätzlich komplett in Luftpolsterfolie eingewickelt herunter fahren.’ Kleinere Unfälle passieren aber auch den Jungs. „Das macht nichts. Man kann schließlich immer wieder aufstehen“, sagt Jan mit einem verschmitzten Lächeln, als er sein Board aus einem Busch zieht. Furchtlos steigt er zurück auf sein Brett und rollt einfach weiter. Respekt vor der Geschwindigkeit haben die Jungs trotzdem und fordern das Glück nicht allzu sehr heraus. Vorsicht kommt bei ihnen an erster Stelle. Xenia baute ihr erstes Brett selbst „Es ist eine Lebenseinstellung, ein Gefühl und eine Gemeinschaft.“ Foto: REbecca Klocke Ballett auf dem Brett Wem das bloße Fahren auf Dauer zu langweilig wird und das Sliden zu gefährlich ist, der kann sich am „Dancen“ oder „Longboard Dancing“ versuchen. Es sieht ein wenig aus wie Ballett auf einem rollenden Brett, obwohl die Performance dafür eigentlich schon wieder zu cool, zu sportlich und zu stark ist. Es ist ein Stil, bei dem durch Schrittabfolgen und Tricks, mit und auf dem fahrenden Brett, eine Art Tanzchoreografie entsteht. Die 33-jährige Bochumerin Xenia rollt und tanzt jetzt seit drei Jahren auf ihrem Board durch die Straßen und Parks des Ruhrgebiets und zeigt mittlerweile sogar den Anfängern, wie das mit dem Rollen funktioniert. „Ich bin eigentlich durch das Internet auf das Dancing gekommen. Ich habe mir Videos von Frauen-Longboard-Gruppen angeschaut und fand es einfach mega cool und inspirierend was die Mädels für geile Sachen drauf haben.“ Schnell war der Entschluss gefasst. Ein eigenes Board musste her. Da Xenia ursprünglich aus der Surferszene kommt, war ihr erstes Brett auch kein gekauftes, sondern ein selbst gebautes – aus einem alten Surfbrett. „Ja, so fing das an und dann bin ich auf die Longboardgruppe bei Facebook gestoßen, habe mich mit ein paar Leuten verabredet und los ging’s.“ Ein Leben ohne das Rollen kann sich die 33-Jährige heute nicht mehr vorstellen. „Es ist eine Lebenseinstellung, ein Gefühl und eine Gemeinschaft. Meine besten Freunde sind alle Longboardfahrer und zwischen den ganzen tollen Menschen und ihren Boards fühlt man sich einfach wohl.“ Die Szene ist riesig und international vernetzt, trotzdem kennt man sich untereinander. „Es ist wie eine große Familie.“ „Rollen“ ist ein Lebensgefühl Egal, mit wem man aus der Szene spricht, in einem sind sie sich einig: Longboardfahren ist nicht einfach nur Sport. Es ist ein Lebensgefühl. Man ist oft draußen an der frischen Luft, kann beim Fahren die Seele baumeln lassen, Musik hören und im Anschluss mit den Freunden ein kühles Blondes oder einen Softdrink zischen. Als Nebeneffekt kommt man ohne ein sperriges Fahrrad oder umständliche Inlineskates flexibel von A nach B. Ob man nun auf seinem Longboard tanzt, sich mit 50 km/h einen Berg herunter stürzt oder einfach gemütlich um einen See fährt: Am Ende des Tages zählen die Menschen mit denen man zusammensitzt, über Alltägliches quatscht und sich in der Sonne entspannt. Die ist nämlich leider Voraussetzung. Bei Regen rollt es sich einfach nicht. Wer Lust bekommen hat, mitzumachen, schaut einfach mal bei Plan B auf dem Nordring in Bochum vorbei und lässt sich rund um das Longboard beraten. Wer sich erst Überblick verschaffen will, versucht es hier: facebook.com/groups/longboardbochum Ihr Bäcker für Vollkornprodukte in der Bochumer Innenstadt. (demnächst auch ab Mai in Herne- Horsthausen) & Coffeecorner Back BOUTTER ‘S TORTEN & MEHR Brote aus seltenen Getreidearten wie Emmer und Einkorn, PurPur Weizenvollkorn, Vegipanprodukte. Wir bieten Ihnen Roggenvollkornbrote, Weizenvollkornbrote und Dinkelvollkornbrote. Boutter’s Back & Coffeecorner Brückstraße 56 44787 Bochum (0234) 18 68 7 info@boutter-back.de www.boutter-back.de Sowie Brötchen aus Vollkornmehlen und vieles mehr in unserer Bäckerei / Konditorei. 41
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