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Lust auf Familie

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F A M I L I E N P A T E

F A M I L I E N P A T E N Familien gesucht Elena und Wolfram S.* haben einen besonderen Gast. Der 17-jährige Amir lebt seit August in ihrem Haus. Das Wuppertaler Ehepaar beteiligt sich am Gastfamilienprojekt des Caritasverbandes Wuppertal/Solingen und gibt dem Jugendlichen ein Zuhause. Ziel des Projektes ist es, die jungen Flüchtlinge an ein eigenständiges Leben in Deutschland heranzuführen. Das Ziel des Familienpaten-Projekts: Junge Flüchtlinge auf ein selbstständiges Leben vorbereiten. Foto: DorSteffen - Fotolia „Wir hatten drei Jungs – die sind ausgezogen, jetzt war das Haus leer“, erklärt Wolfram S. die einfache Entscheidung, einen Jugendlichen aufzunehmen, der aus dem Iran geflüchtet ist. In einem Zeitungsartikel hatten er und seine Ehefrau von der Suche nach Gastfamilien erfahren und sich direkt gemeldet. Nach den Formalien und einer Ausbildung an drei Samstagen lernten sie Amir kennen, zunächst kam er an einem Nachmittag zu Besuch, dann blieb er übers Wochenende und letztendlich bezog er ein Zimmer mit eigenem Bad in der ersten Etage. „Es war wichtig, das Zimmer zusammen einzurichten“, erinnert sich Elena S. an den ersten gemeinsamen Tag mit Amir. Denn so konnte der 17-Jährige direkt mitentscheiden, was er benötigt und was er schön findet. Zusammen bauten Sie Möbel auf und fuhren zu einem Baumarkt. Dort überraschte Amir seine neue Gastmutter mit einer Frage. „Er fragte, ob er eine Blume kaufen dürfte“, erinnert sich Elena S. Das fand sie für einen Jungen eher ungewöhnlich. Als er ihr erklärte, dass die Schönheit der Blume für ihn die Nähe zu Gott bedeute, fand sie die Idee sehr schön. „Wir gehen hier sehr locker mit Religion um“, sagt Wolfram. Amir ist Moslem und betet fünf mal täglich. Den Muezzinruf gibt es ganz modern per Smartphone-App. Die Eheleute stören ihn in dieser Zeit nicht. Denn jedes Mal wenn Amir im Gebet unterbrochen wird, muss er von vorne anfangen. „Wir gehen generell selten nach oben“, sagt Elena. Das Familienleben spielt sich im Wohnzimmer ab. Gerne auch beim Fernsehen, bei dem Elena und Wolfram S. Amir die 6 deutsche Gesellschaft ganz plakativ näherbringen können. Die alte Serie Liebling Kreuzberg zum Beispiel eigne sich, um das deutsche Rechtssystem zu erklären. Ob sie was gemeinsam unternehmen oder jeder doch für sich alleine bleibt, ist wie in jeder Familie immer unterschiedlich. Amir hat meistens bis nachmittags Unterricht an einem Wuppertaler Gymnasium. Abends hat er Taekwondo oder er besucht ein Theaterprojekt in Köln, an dem Flüchtlinge und Deutsche teilnehmen. Nebenbei lernt er Klavierspielen und zeichnet viel. Jeden Donnerstag und Freitag skypet er mit seinen Eltern im Iran. „Das ist ein fest eingebuchter Termin“, sagt Wolfram. Der pensionierte Lehrer bewundert an seinem Gast vor allem die Ruhe. Nach dem Mittagessen legt Amir sich für ein bis zwei Stunden hin. „Das ist in seinem Kulturkreis einfach so“, sagt Wolfram S. Selbst wenn es mal hektisch werde, bliebe Amir gelassen. Der Gastvater freut sich aber noch über eine ganz andere Sache. Amir darf nur Fleisch essen, das halal ist, also speziell geschlachtet wurde. Für das Ehepaar war das zwar eine Umstellung, vor allem Wolfram S. isst da aber sehr gerne mal mit. „Es ist sehr hilfreich, wenn man offen für andere Dinge ist“, geben die Eheleute zukünftigen Gastfamilien einen Rat. Bevor Amir einzog, hatten sie mit ihren Nachbarn und natürlich auch mit ihren drei Söhnen gesprochen. Die Nachbarn waren anfangs distanziert, tauten aber „Es ist sehr hilfreich, wenn man offen für andere Dinge ist.“ schnell auf – an die Söhne der Familie wendet sich Amir mittlerweile gelegentlich mit Fragen, die er nicht unbedingt mit den Gasteltern besprechen möchte. Neben Wolfram und Elena S. als Gasteltern hat Amir auch einen rechtlichen Vormund und wird durch das Jugendamt betreut. Auch Sozialarbeiterin und Familientherapeutin Eleonore Wieland vom Caritasverband Wuppertal/Solingen steht in engem Kontakt mit den Gastfamilien in Wuppertal. „Man muss kooperationsbereit sein und an den regelmäßigen Treffen teilnehmen“, nennt sie eine Grundvoraussetzung für Gastfamilien. Der Jugendliche sollte ein eigenes Zimmer haben und Kinder, die noch zu Hause wohnen, sollten mit der neuen Situation einverstanden sein. Ebenso wichtig ist, dass die Gastfamilien die Vorabschulung absolvieren und gesundheitlich nicht belastet sind. „Die Gastfamilien haben viele Menschen um sich, die sie unterstützen“, sagt Wieland. Das Projekt freut sich auf weitere Wuppertaler, die einem unbegleiteten Flüchtling ein Zuhause in den eigenen vier Wänden geben. Irmine Estermann Interessierte Familien können sich bei Eleonore Wieland über das Projekt informieren: 2020/389033119 *Die Namen sind der Redaktion bekannt und wurden auf bitten der Familie geändert.

A N Z E I G E Lust auf Familie: mitten im Leben • Lust Wie die auf Bergische Familie: mitten VHS Familien im Leben – Wie die Bergische VHS Familien unterstützt unterstützt • Advertorial „Perfektion ist Quatsch und kommt nur in der Weichspülerwerbung vor. Alles andere ist das Leben.“ Dieses Zitat einer Userin steht auf urbia. de, einer großen deutschen Website rund um das Thema Familie. Die perfekte Familie gibt es nicht: Familienleben ist immer unruhig, aufregend. Lebendig. Die einen streben nach Unabhängigkeit, die anderen brauchen viel Nähe. Eltern suchen nach ihrem eigenen Weg im Dschungel von Erziehungsfragen und Familienmodellen. Kinder stellen das Leben ihrer Eltern auf den Kopf und suchen ihren Platz in der Familie und in der Gesellschaft. Familie wandelt sich. Familienleben wandelt sich. Familie wird heute anders und vielfältiger gelebt als vor 30 oder 40 Jahren. Es gibt Kleinfamilien, Patchwork- Familien, Ein-Kind-Familien, Großfamilien, Alleinerziehende. Familien, in denen Inklusion ein wichtiges Thema ist, weil es ein Kind mit Behinderung gibt. Familien, die mit Fluchterfahrungen und Traumata umgehen müssen. Der Fachbereich Familienbildung der Bergischen VHS begleitet mit seinen Angeboten alle Familien: mit offenen Treffpunkten, Kursen und Seminaren, Beratungsangeboten und Qualifizierungen. Aktuelle gesellschaftliche Themen und Herausforderungen geben die Richtung für die Familienbildung vor: soziale Benachteiligung, Armut, Integration, Inklusion, veränderte Familienformen, Zusammenarbeit mit Schulen und/oder Unternehmen oder Nachhaltigkeit. In Zeiten des demografischen Wandels sind Angebote für pflegende Angehörige genauso Thema wie Angebote für zugewanderte oder Flüchtlingsfamilien. Familienbildung kooperiert: Die Bergische VHS initiiert Projekte, Qualifizierungen und Fortbildungen in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, Kindertagesstätten, Schulen, Vereinen und führt sie langfristig durch. Bei der Bergischen finden Sie Angebote zu diesen Themen: • pädagogische Seminare • Gesundheitsbildung mit Gymnastik- und Entspannungskursen • Koch- und Backkurse, mit Basiskursen und Spezialangeboten • Mode und textiles Gestalten • Vernetzung, Stadtteilprojekte • Schulprojekt „Rucksack“ (für Mütter mit Migrationshintergrund) • Fortbildungen für Tageseltern, MitarbeiterInnen im Offenen Ganztag, Lehrkräfte, Inklusionsassistenten • Elternarbeit in Schulen Das Nebeneinander von unterschiedlichen Werten in der Kindererziehung, Veränderungen in der Vaterrolle, Vereinbarkeit von Familie und Beruf: die Familienbildung reagiert auf die Veränderung in Gesellschaft und Familie. Ohne den Anspruch auf Perfektion. Dafür mitten im Leben. Ihr direkter Link zu den Angeboten des Fachbereichs Familienbildung der Bergischen VHS: Weitere Infos, Kurse und Veranstaltungen unter www.bergische-vhs.de oder auf https://www.facebook.com/bergischevhs Keine Lust auf Familie ...? Fachbereich Familienbildung der Bergischen VHS • Familie und Erziehung • Kochen und Ernährung • Nähen und Mode • Werken und Kreatives • Stadtteilarbeit und Projekte • Qualifizierung und Fortbildung www.bergische-vhs.de 7

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