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Lust auf Familie im Tal - Nr. 2

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I N T E R V I E W Eine

I N T E R V I E W Eine Arbeit an der Grenze zwischen Leben und Tod Merle Fells unterstützt Familien während der schlimmsten Zeit ihres Lebens. Die Leiterin des Bergischen Kinder- und Jugendhospiz Burgholz hat bereits in ihrer Zeit als Kinderkrankenschwester auf einer Intensivstation gemerkt, wie groß der Bedarf bei den Familien ist, jemanden an ihrer Seite zu haben. Sie machte eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin. Im Gespräch mit Irmine Estermann erzählt sie, wie sie mit den Themen Tod und Trauer umgeht. Als Trauerbegleiterin kommen Sie täglich mit dem Thema „Tod“ in Berührung. Wie gehen Sie damit um? Es gibt generell gute und schlechte Tage. Wenn alles sehr geballt ist, mache ich zum Ausgleich Sachen, die mir gut tun: Sport oder Sauna, eben Dinge, bei denen ich abschalten kann. Ich muss trennen können – hier ist die Arbeit und da mein Zuhause. Aber ich bin sehr dankbar für jede Familie, die herkommt. Denn nur so können wir helfen. Wir unterstützen uns auch im Team gegenseitig. Anfang dieses Jahres hatte ich einen Moment, in dem ich den Tod nicht mehr ertragen konnte, weil innerhalb weniger Monate mehrere Kinder gegangen waren. Wir haben dann im Team darüber gesprochen, viele haben geweint. Allerdings habe ich meine Entscheidung für diesen Beruf nie bereut. Ich weiß, wenn ich den Leuten irgendwann nicht mehr empathisch begegnen kann, wird es Zeit für etwas Neues. Das was wir hier tun, ist keine Schauspielerei, sondern echt. Alles andere würden die Familien, die herkommen, auch merken. Was raten Sie den Familien? Sie sollten so viel gute Zeit wie möglich miteinander verbringen. Gemeinsame Ausflüge und viele Fotos machen. Eben alles, was schön ist und positive Erinnerungen schafft. Wir können den Eltern den Schmerz nicht abnehmen und müssen die Gesamtsituation sehen. Oft sind auch Großeltern und Geschwisterkinder mit dabei. Wichtig ist vor allem, dass die Familien Vertrauen zu uns hat. Für sie sind wir ja erstmal Fremde. Wir versuchen uns ihrem Tempo anzupassen und ihnen nichts vorzuschreiben. Andernfalls ziehen sie sich schnell zurück. Wir werten auch nicht, sondern erzählen, welche Erfahrungen wir gemacht haben. Sie entscheiden dann, wie sie mit all dem umgehen wollen. Sie nehmen hier auch Jugendliche auf. Inwiefern unterscheidet sich die Trauerbegleitung von Familien mit Jugendlichen zu der Begleitung von Familien mit Kindern? Einige der Jugendlichen haben ein körperliches Leiden und sind kognitiv topfit. Das Begleiten ist also durchaus eine ziemliche Herausforderung, weil die Trauerbegleiter mit dem Jugendlichen über seinen eigenen Tod sprechen. Die Jugendlichen haben noch Wünsche und verlieben sich, wie jeder andere in ihrem Alter. Bei ihren Eltern ist es eher ein Lebensmodell, das zusammenbricht. Oft haben sie ihr Kind für 20 Jahre oder länger gepflegt. Plötzlich fällt diese Lebensaufgabe weg. Das was wir hier tun, ist keine Schauspielerei, sondern echt. Kopf schon weiß. Bei anderen wiederum ist schon alles vorbereitet. Die Trauerfeier ist geplant und die Blumen ausgesucht. Für sie ist das Thema dann nicht mehr so präsent. Wir thematisieren den „Tag X“ ganz bewusst, wenn wir das Gefühl haben das es gerade passt, müssen allerdings nicht ständig darüber reden. Das wollen viele auch gar nicht. Eine Mutter sagte mal zu mir, sie sei schließlich mehr als nur eine betroffene Mutter. So empfinden viele Eltern, glaube ich. Auf den Tag X kann man sich letztendlich auch nicht vorbereiten, man hat Hoffnung bis zum Ende. Letztendlich entscheidet das Kind, wann es gehen möchte. Da haben weder wir noch die Angehörigen einen Einfluss drauf. Wenn der Tag dann gekommen ist, rückt auch unser Team näher zusammen. Belanglose Alltagsproblemchen rücken in den Hintergrund und wir besinnen uns auf das Wesentliche. Hier darf auch geweint werden. Mich berührt es emotional, wenn ein Kind gehen muss, meinen Kollegen geht es da ähnlich. Wie schaffen Sie es, nicht zu sehr mit der Familie mitzuleiden? Ich unterscheide da zwischen Leiden und Betroffensein. Ich leide nicht mit, denn ich brauche die professionelle Distanz zu den Angehörigen. Ich bin schließlich kein Teil der Familie und muss danach auch Abschied nehmen, weil die Familie nach dem Tod des Kindes ja nicht mehr zu uns kommt. Auch wenn viele dann weiterhin Kontakt halten. Aber je nachdem wie intensiv die Beziehung zu der Familie vorher war, bin ich sehr betroffen. Wie gehen die Familien mit dem um, was passieren wird? Bei einigen ist es Verdrängung. Da will das Herz nicht wahrhaben, was der 22 Merle Fells: Hier darf auch geweint werden. Foto: Irmine Estermann

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