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Juni 2019 - coolibri Recklinghausen, Gelsenkirchen, Herne

KUNST Once Upon ATime In

KUNST Once Upon ATime In Hollywood OBERHAUSEN Fürdie Ludwiggalerie Schloss Oberhausen hatdie JohnKobal Foundation ihrArchivgeöffnet: Bis zum15. September können dort „Hollywood Icons“ betrachtetwerden. Lupe VelezbyGeorge Hurrell, 1931. Foto: Metro-Goldwyn-Mayer ©John Kobal Foundation Werheute Bilder vonseinenLieblingsstars sehenmöchte, wartetnicht Monate oder garJahre,bis neue Porträtaufnahmenoderdie ersten Standbildereines neuenFilmserschienenoder am Kinoausgehängt werden.Warum auch, denn es gibt doch Instagram, wo sich nebenMilliardenandererMenschenauch Schauspieler – ob freiwilligoderweilesder Vertragsowill –zu jederZeitpräsentieren können –mit oder ohne Bezugzum neuenFilm, meistens ohne.Dadurch entsteht zwar einvielschichtiges,dadekonstruiertes Bild derHollywood-Stars,dochdamithat auch dieprägende Wirkung des„Star-Images“ nachgelassen. 34 Rita Hayworth by Robert Coburn forGilda,1946. Zurück insGoldenAge Hollywoods DieseEntwicklung schwingt in derAusstellung „HollywoodIcons“nur als Vorahnungmit,geschuldet demhistorischen Wissen. Zu sehen sind über 200Werke aus derJohn KobalFoundation, vondenen eine Vielzahl während dergoldenen ÄraHollywoods (von den1910er bisindie 1960er-Jahre)gemacht wurden, um Filmeund Starszu bewerben undden Hollywood-Stil weltweit zu fördern. WeitereBilder gebenEinblicke hinter dieKulissen, wo dieFotografen ungesehen arbeitenkonnten.ObJudy Garland,FredAstaire oder ElizabethTaylor:Die Bildersindein Sinnbild fürdie enorme Kraftdes Hollywood-Systems, daszeitlebensGesichter miteinem Typverknüpfenkonnteund mittels Fiktiondas Lebennachhaltigdurchdringen konnte –inpositiver wieauch negativerWeise. DasBrüchige unterder Oberfläche So magischdie AnziehungskraftdieservornehmlichinSchwarz-Weiß gemachtenFotografien auch ist, es schimmertsowohl dieGeschichte desabgebildetenStars als auch die EntwicklungHollywoods durch dieFotografien hindurch. Da istder „versilberte Rebell“Marlon Brando als „Der Wilde“ (1953),der mitseinem Method Acting dasSpielder Filmstars revolutionierte undvon seiner Berufungdochzeitlebens gelangweiltwar,sichlieberpolitisch engagierte, Frauen eroberte unddie Langeweilemit Essen aufzulösenversuchte. Oder Marlene Dietrich,fotografiertvon Eugene Robert Richee für„Marokko“ (1930),die spätereStil-Ikone, Foto: Columbia Pictures ©John Kobal Foundation Fred Astaire, attributed to John Miehle forTop Hat, 1935. dieihren Mythos zu pflegenwussteund sich in den1970er- Jahren in Paris zurückzog –Kontaktenur perTelefon. Undnatürlich JamesDean, dessen Tod, wieauch dervon MarilynMonroe, dieBrüchigkeithinterdem Star-Mythosoffengelegt hatund eine ganzeNation traumatisierte. Denn so glattund perfekt dieBilderder meistweißenSchauspielerinnen undSchauspielerscheinen, verbergensie auch dieSchicksale, Tragödienund Skandale,die HollywoodseitseinemBestehenprägen.Und Hollywood? Ende der1960er-Jahren endete die goldene Ärader Traumfabrik unddas NewHollywoodkam zur Blüte. Eine Zeit,inder diemächtigen, alteingesessenen StudiosanEinfluss verloren,der Regisseurals Autorinden Vordergrunddrang unddie alten, aufSilbergelatinegebranntenGesichter verschwanden undneue Stars dieBildfläche betraten.Die Verfehlungen unterder glatten, schönenOberfläche sind geblieben–damals wieheute.Das hatzuletzt die #metoo-Debatte gezeigt. Gerade deshalb istdie zweifelhafte Anziehungskraftvon historischen Fotosmit einemvermeintlichperfekten Star ungebrochen. Stefanie Roenneke Foto: RKO ©John Kobal Foundation HollywoodIcons –Fotografien ausder John Kobal Foundation: bis15.9., Ludwiggalerie Oberhausen; ludwiggalerie.de

KUNST E S S E N MarieBrandtSelbstportrait, 1929 Schräge Bühnenwelten Foto:: Lothar Schreyer/Folkwang Schreyer:Figurinezum Bühnenstück Mann 1921 Auch das Museum Folkwang in Essen verneigt sich zumJubiläumvor der Kunstschule Bauhaus, dievor hundertJahren gegründet wurde.„Bühnenwelten“ istzwarnur eine kleine Kabinettausstellungaus demBestand, aber siegibteinen gutenEindruckvom Mutund denwegweisenden, Grenzen sprengenden Ideender Avantgarde-Künstler. DieengeVerbindungdes MuseumsFolkwang zumBauhaus lässt sich bis insJahr1908zurückverfolgen,indem Museumsgründer Karl ErnstOsthaus undder späteren Bauhaus-Direktor Walter Gropiusbereits einenengenAustausch über ihre gemeinsame Idee vonder Einheitder Künste pflegten.Deshalb war Bauhaus auch nichtwie oftfälschlich vermutet nur eine Architektur-Schule,sondern auch eine Schmiedefür neue IdeeninFotografie,Film,Metallschmiedearbeiten–oder Bühnenkunst. Fasziniert stehen dieAusstellungsbesucher im altenTrakt desGebäudesnahedes Minne-Brunnensvor einerganzenWand, dieder „Spielgang“ desBauhaus-BühnenkünstlersLotharSchreyerzum Stück„Kreuzigung“ kleidet. Schreyers Idee war,dassein Schauspiel wieeinemusikalischeKomposition einerPartiturfolgenkönnte, in derText, stimmlicher Ausdruck undBewegungender Darsteller in zeitlicher Abfolgeund Intensität genaunotiert sind. BühnenexperimentimFoyer Die„Spielgang“ genannte Partitur selbst istein Kunstwerk. DasVideo einerInszenierung, dieeiner solchenfolgt,kann maninder FilmboximFoyer desMuseums betrachten.Schauspielerentwickelnsichinfarbenfrohen Kostümen aus kubistischen Formen über dieBühne ausklarengeometrischenFormen, dehnen undpressen dieWorte in einemseltsamen Singsang.Nochheute würdesolchein Bühnenexperimentbefremdlich wirken. Erstaunlich,dassesvor hundert Jahrenschon gedacht werden konnte. DengrößtenTeilder SchaunehmenFotos ein. Künstlerin MarianneBrandt verewigtesichineinem spannenden Selbstportrait mitMetallhut.Wenn Künstlerwie JosefAlbersoderLyonelFeiningersSohnTheodoreLux zum Fotoapparatgriffen,dann fingen sieinersterLiniedie Freiheit undAusgelassenheit derBauhaus-BühnenkollegeninSchnappschüssen ein. Die Ausdruckstänzerin Gret Paluccahingegenhat LászlóMoholy-Nagy zu expressiven Motivenaus Tanz-Aufführungen oder -Probeninspiriert(und ErnstLudwigKirchnerzueinem expressionistischenGemälde). DieseAufnahmen sind eine guteÜberleitung zurSchau „LászlóMoholy-Nagy“, die denBauhaus-Zyklus am Museum Folkwang ab dem20. Septemberabschließt. MaxFlorian Kühlem BauhausamFolkwang–Bühnenwelten: bis8.9.MuseumFolkwang,Essen; museum-folkwang.de Foto: Marie Brandt/Folkwang WE SOM M E R O P E N A I SA 06. 07. R VON UND MIT JOHN THE HOUSEBAND Öffentliche Förderer PACT Zollverein / Choreographisches Zentrum NRW Betriebs GmbH Bullmannaue 20a 45327 Essen YOU www.coolibri.de EINTRITT FREI WWW.PACT-ZOLLVEREIN.DE AB 15 UHR STRANDBAR IM FREIEN, MUSIK &SPIELE FÜR KINDER AB 20 UHR KONZERTE: MILKYWHALE, WOWAWIWA & KALA BRISELLA Photo ©Dirk Rose Gestaltung Photo ©Dennis Deter 35

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