Events, Trends und Reportagen für die Rhein-Ruhr-Region
Aufrufe
vor 6 Jahren

Juni 2017 - coolibri Oberhausen, Duisburg, Mülheim

THEMA 46 Spielorte, 21

THEMA 46 Spielorte, 21 Städte, 2000 Künstler und allesin einer Nacht:Die Reizüberflutung gehört zurExtraschichtwie die Industriekultur zumRuhrgebiet. Damit nichtder größteTeil desAbends im Transportmittelstattfindet, sind kurze Distanzenbei derPlanung das Aund O. Diedrei coolibri-Tipproutenhelfen beider Auswahlder Orte fürdie 17. Extraschichtam 24. Juni. coolibripräsentiert Extraschicht: Industrie trifft Glitzer CreativRevierHeinrich Robert Foto: Thorsten Hübner ROUTE WEST: Bottrop – OberhausenMülheim – Essen DerBernePark in Bottrop ist„Geheimnissenauf derSpur“:Inder stillgelegten Kläranlagelesen dieSynchronsprecher Oliver Rohrbeck (Ben Stiller,Justus Jonas)und Detlef Bierstedt (George Clooney) beieiner „PrimaVista Lesung“ wasdas Publikum verlangt.Die JungeBühne UlmzeigtFolgenaus derTV-Serie„DerTatortreiniger“ als Live-Hörspiel. Im LVR-IndustriemuseumZinkfabrik Altenbergin Oberhausen tragen dieAutoren CarstenSteenbergen undAnn-KathrinKarschnick ihreSteampunk-Texte vor, anschließendspielen sich Skalar, Acoustic Inc undTubelessTom durchFolk, Rock undPop.ZuspäterStunde bietet dasTheaterFeuervogel aus Rheinland-Pfalz eine DampfundFeuershow. Eisigwird’szeitgleichimAquariusWassermuseum in Mülheim: DerEisdesigner HorstBirekoven kreiert eine vergänglicheSkulpturund es gibt eine Kostprobeaus Christoph Ransmayrs Roman„DieSchrecken desEises undder Finsternis“. Wieder aufwärmen kann mansichmit den Dixieland-Songs derRuhr-RiverJazzband. Essensetzt passendzum Titel„GrüneHauptstadtEuropas 2017“ganzauf Nachhaltigkeit undUmwelt: In derZeche Carl wartenein Bergmannsgarten, Upcycling-Workshops undeine Schreib-Ambulanzauf motivierte Mitmacher. Werliebernur guckt, wählt zwischen grünen Führungen, Kurzfilmenund Physical Theatre. 16 ROUTE MITTE: Herten – Gelsenkirchen – Herne – Bochum Schlägel &Eisen in HertenstehenimZeichen spannenderKontraste:Übertageund Untertage setzen verschiedene Künstlergruppen aus dem Pott dieGegensätzedes Bergbaus in Szene. Die Waschkauebeleben Saxophonisten, Flamenco- Tänzer,Sängerund einDJund zumerstenMal öffnet auch dasMaschinenhaus seineTore. Im Blauen Pumpwerk im Nordsternpark in Gelsenkirchen bietet dieEmschergenossenschaft ausnahmsweise Führungenan. WerlieberWind um dieNasehat,klettertaufs Dachindie Blue Lounge: Hier gibt’sCocktails undLive-Musik vomSchlagsaitenQuantettaus Aachen. Zu „Braukessel,Licht,Musik undBier“ lädtdie KulturbrauereiHülsmann aus Herne:Auf dem Vorplatzgibt’sProbierschlückchen,dazu Stadtteilführungenund Live-Musik vonChanson und Folk über Big-Band-Jazz bisRock. Eine derdrei„Extrafahrten“,alsoKulturprogramm im Transportmittel, übernimmtdie Linie U35inBochum. Beiausgewählten Fahrtentretendie ComediansMaxiGstettenbauer,René Steinberg, Lisa Feller undHelmutSanftenschneider auf. coolibri verlost 10x2 Tickets fürdie Extraschicht 2017 auf coolibri.de ROUTE OST: Witten – Dortmund – Unna – Hamm DieZeche Nachtigall in Witten erkundet Licht undSchatten: DieWissenschafts-Entertainer „Die Physikanten“ nehmen bei„Tisch-Tüfteleien“ dasPhänomen Lichtunter dieLupe. Eine Laterna Magica (historischer Projektor) erzähltderweil Geschichtenaus dem19. Jahrhundert in Bildern. So viel wieinDortmundist in derNacht derIndustriekultur nirgendwo los, hier wartetalsodie besondereQualder Wahl.AlteExtraschicht-Hasenwirddas Künstlerhaus am meisteninteressieren,das dieses Jahr zumerstenMal mitmacht.Wer Kunstund Geschichte mag, istdoppelt gut aufgehoben: Eine Fotoausstellungzeigt dasHaus im Wandel derZeit, vonden Anfängen als Waschkaueab1924bis insJetzt,woesder alternativen Kunstszene einZuhausegibt. In diehoheKunst desBierbrauens führt wenige Kilometer entfernt dieLindenbrauereiinUnna ein, dasleckereLindenbiergibt’sbei Livemusik in derBar auch in fertigerForm. In derSchwankhalleverdrehen dieFlugtheater „AngelsAerials“ und„Alphorn Virtuos“ denBesuchern dieKöpfe. Gleich zwei Meister-Ensemblesder handgemachten Musikgeben sich im CreativRevier Heinrich Robert in Hamm dieEhre:Die Zucchini Sistazmit Swingund falschen Wimpernund das Instrumental-Trio Wildes Holz mitneu interpretiertenKlassikernvielerGenres. Dazu gibt’s Lichtsatt: Installationen, eine Lasershowund Feuerwerk. Inga Pöting

D U I S B U R G / K A M P - L I N T F O R T Heimat ist hier Der Brexit hatviele Briten, dieschon seit Jahrenzwischen Rheinund Ruhr zu Hausesind, unerwartet getroffen. Warumsie sichals Europäer fühlen und dieEntwicklung auf der Inselsie traurig macht, haben sie Dominique Schroller erzählt. Robert Troilett leitet dieSt. George’s school. Robert Troilett (47) aus Essen leitet die englisch-internationale St.George’s Schule in Duisburg.Erlebtseit15JahreninDeutschland und genießteszunehmend,inEngland einschönes Reisezielzuhaben.„MeineFamiliesindDeutsche.Ich fühle mich selbst mehr alsEuropäer, denn als BriteoderDeutscher,aberhierist meine Heimat“, sagt Troilett.Inzwischen habeer vieleSeitendes Lebens hier zu schätzengelernt –mit Ausnahmeder Schlager-Musik. Diewürde er am liebsten aufdie Inselverbannen.„Das ist für mich immer noch derHorror“,sagterlachend. Doch für dieFreiheitinnerhalb derEuropäischen Unionlohne es sich,gemeinsam zu kämpfen.Die Entscheidungder Briten zumAusstieghabeihn hart getroffen.„Als ichmorgens im Radiodavon erfahrenhabe, war ichschockiert,weilich damitnicht gerechnethabe. Auch vieleElternunserer Schüler warenverunsichertund haben mich gefragt, wasnun passiert“, berichtetRobertTroilett. Er rechnetdamit, dass zunächstnichtsgeschieht undbefürchtetauch keine persönlichen Nachteile. „Ich gehe davonaus,dassdie Europäer dort undwir hier bleibenkönnen.Vielleichtbrauchenwir irgendwann wieder eine Genehmigung, doch das istauch keinDrama.“ Langfristigkönnte er sich vorstellen,dassnochmehrUnternehmen und jungeBerufstätigeaus demVereinigten KönigreichnachNRW kommen,umdie wirtschaftlichen Vorteile derEUzunutzen.„Ob auch Großbritannien vomBrexitprofitiert, musssicherst noch zeigen.“ Foto: SGS Duisburg-Düsseldorf Susan McDermott (58) aus Kamp-Lintfort schätzt dieVielfaltund Toleranz in Nordrhein- Westfalen. „Hierhabeich schnellFreunde gefundenund bingut aufgenommenworden“,erinnertsichdie gebürtigeBritin. Siehat als Jugendlicheeinen JobimAusland gesuchtund daserste Angebotkam aus Deutschland. „Inzwischen habeich dengrößtenTeilmeinesLebens hier verbrachtund fühle mich hier mehr zu Hauseals irgendwo sonst.“Dennoch hatsie ihrenbritischenPassbehalten. „Bishergab es noch keinenGrund,das zu ändern“, sagt Susan McDermott. Nach demBrexit-Votumhat sieviele Anrufevon Freunden bekommen,die ihr zu einerEinbürgerung geratenhaben.„Einerhat sogarangeboten,michzuheiraten, einanderer wollte mich adoptieren“, berichtetsie lachend. BissichkonkreteVereinbarungenzwischen der Europäischen Unionund Großbritannien abzeichnen,wartetsie gelassenab. „Nochhabe icheinen europäischen Pass für zehn Jahre. Langfristigkönnte es passieren, dass ichwiedereineAufenthalts-und Arbeitsgenehmigung beantragen muss. Das wäre aber auch nichtdas Ende derWelt“, betont die58-Jährige.Sie ist seit knapp20Jahrenals Reha-Trainerin fürPferde tätig undkann sich nichtvorstellen, dass ihr Alltagdurch denBrexitschwieriger wird. „Ich denke, es wirdähnlich funktionieren,wie mit derSchweiz.“ Doch unabhängigvon allen politischenEntscheidungenist siefestentschlossen zu bleiben. „Ich möchtehierinFrieden weiter leben.“ SusanMcDermott arbeitet alsTherapeutin fürPferde. Foto: Dominique Schroller Robert Tonkslebteuropäische Integration. Robert Tonks (62) aus Duisburg lebt nach eigenenWortenseitmehrals 40 Jahreneuropäische Integration. DerBrexitist für ihneineeinzige Enttäuschung.„Wernie in einemanderen EU- Land gelebt hat, kann daskaumnachvollziehen. Doch ichbin hier beiFreundenzuHauseund mit einemMal wurdemir rüdeder Teppich unterden Füßen weggezogen.Das macht mich wütend“, betont derDuisburger.Erweiß nicht, wasder Austritt derBritenaus derGemeinschafttatsächlich bedeutet. „Warumsollenwir einerPremierministerin trauen,die sich noch nichtbewährt hat?“ Als Vorsitzender derdeutsch-britischenGesellschaftund als Privatmann lehnter dasErgebnis desReferendums ab.„Das Ergebnis istfür mich nichtlegitim,weilich nichtgefragtwurde“, betont Robert Tonks.Daerdas Königreichvor mehr als15Jahrenverlassenhat, durfte er nichtabstimmen.Von seinem Wahlrechtmacht er dagegeninDeutschland Gebrauch.„Weil ichmitentscheiden wollte,habe ichseit2009auch einendeutschen Pass.Denn ichzahlehiermeine Steuern undbin vonder Politikunmittelbarbetroffen.“ Um seineeigene Aufenthalts-und Arbeitserlaubnis mussersich nichtsorgen, dennochhofft er aufkonkreteZusagenfür diedreiMillionen EU-Bürger aufder Inselund dievielenBriten, dieauf demeuropäischenFestlandleben.„Alles andere isteinegroßeUngerechtigkeitund verunsichert dieMenschen.“Esdürfe keinenRosenkrieg geben, in dembeideSeitenvielzuverlieren hätten. „Das Ergebnis desBrexitmussallen Chancen einräumenund dieBevölkerungsollteauch darüber abstimmen dürfen.“ 17

coolibri Magazine 2020/21

coolibri Magazine 2019

coolibri Magazine 2018

coolibri Magazine 2017