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Juni 2015 - coolibri Düsseldorf

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K Ö L N B l o ß k e i

K Ö L N B l o ß k e i n C h i c h i B E L G I S C H E S V I E R T E L Fe ine Stöf ff fc hen Foto: Alessandro de Matteis Denkt man an Mode, denkt man an New York, Mailand und Paris, auch an Berlin und, vielleicht, Düsseldorf. Wer denkt an Köln? Judith Schmitt – doch ganz allein ist sie damit längst nicht mehr. Seit 2009 organisiert sie mit ihrem kleinen Team vom Stadtrevue-Verlag aus „Le bloc“, das größte Mode- und Designevent der Stadt. Auf dem Lauf fs teg Foto: Mark Caliman „Als wir damals anfingen, gab es so eine Art Aufbruchsstimmung im Stadtteil“, sagt sie. „Neue Designer wie Chang Dreihzen sorgten für Aufsehen. Da sahen wir die Chance, Modeinteressierte ins Belgische Viertel zu locken.“ Das Konzept ähnelt dem der erfolgreichen „Passagen“, der seit Jahrzehnten etablierten Designmesse. „Wir sammeln Teilnehmer, die ihre Kunst zeigen möchten. Beim ersten Mal wollten wir 15, es kamen 30.“ Und es kamen Besucher – rund 5000 bereits beim Debüt, sodass schnell klar war: Es geht weiter mit „Le bloc“. Inzwischen gehört die Modeschau fest zum Kölner Terminkalender. Die Stadt unterstützt das 26 Event und nutzt es zur Imagepflege, Koelntourismus wirbt damit. „Das funktioniert gut“, stellt Schmitt fest. „Das Belgische Viertel gilt als cool, hier gibt’s keine Ketten, sondern klassische Kreative. Modeinteressierte können was Besonderes finden, und es ist nicht einmal ultrateuer.“ So entsteht ein Alleinstellungsmerkmal: Köln als Nischenmetropole. „Wir machen keinen auf Fashion Week. Le bloc definiert sich nicht über Marken, sondern über die Designer, die mitmachen.“ Das wird auch in diesem Jahr wieder so sein. Bei den beiden Modeschauen im ganz und gar unglamourösen Parkhaus in der Maastrichter Straße werden junge Designer aus dem Viertel wie Robert Alexander Bär oder das Kollektiv „Y Ya - la Maha“ ebenso ihre neuesten Arbeiten präsentierten wie ausgewählte Absolventen des Design-Departements Düsseldorf. „Ich weiß, dass gerade einige Leute die Nächte durcharbeiten, um rechtzeitig fertig zu werden“, sagt Schmitt. Pop-up-Stores in Hinterhöfen, spontane Showrooms auf dem Kleintransporter: Laufsteg wird, was das Veedel hergibt. „Bloß kein Chichi“, sagt Schmitt. „Sonst ist es nicht Köln.“ Sebastian Züger Le bloc: 4.6. (ab 12 Uhr), Belg is ches Vi erte l, Kö ln; fa cebook.com/l ebloc.cologne

Vom S C H A U S P I E L K Ö L N Das Schauspiel Köln erzählt eine der größten Pleiten der Geschichte als episches Familiendrama. Wenn die Wirtschaft Geschichte schreibt, kommt selten was Positives dabei raus. 2008 krachte das New Yorker Bankhaus Lehman Brothers geräuschvoll in sich zusammen und riss die gesamte Weltwirtschaft mit in einen Strudel, der bis heute seine rasenden Runden dreht. Das epochale Ereignis wird nicht nur noch zu schreibende Geschichtsbücher füllen, sondern inspiriert schon jetzt Theatermacher der Gegenwart. Tellerwäscher zum Lehman-Crash Der italienische Autor Stefa no Massimo hat aus der realen Vorlage eine umfa ssende Bühnen-Trilogie gemacht, aus der Regisseur Stefa n Bachmann eine dreistündige Inszenierung am Kölner Schauspiel (in Zusammenarbeit mit dem Staatsschauspiel Dresden) destilliert hat. Es ist die klassische „V om Tellerwäscher zum Millionär“-Story. Im Zentrum stehen drei Brüder, die vor rund 150 Jahren aus Unterfranken nach Amerika auswandern und dort ihr (finanzielles) Glück machen. Aus einem kleinen Geschäft für Stoffe und Tücher erwächst eines der größten Bankhäuser der Welt. Anfa ngs handeln die Lehmans noch mit konkreten Waren, mit Baumwolle, später mit Kaffee und Erdöl. Das ist konkret, den Zahlen in den Bilanzen steht ein verbindlicher Gegenwert gegenüber. Die Söhne der Brüder wagen dann den Schritt zum reinen Bankhaus, in dem das Geld selbst die Ware ist – und schnell auch der Gott, dem es zu huldigen gilt. Immer rasanter steigen die Gewinne, immer Szene aus „Lehman Brothers“ horrender werden die Kreditgeschäft e, immer irrer die Zinsen – und das über Generationen hinweg. Bis zu jenem 15. September 2008, in dem das zunehmend fragile Gebilde mit einem Schlag in sich zusammenfällt. Bachmann und sein Ensemble aus Kölner und Dresdner Schauspielern liefern eine üppige Familiensaga ab, das Bühnenbild von Olaf Altmann bietet dazu mit imposantem Form- und Farbenspiel eine pointiert kommentierende Kulisse. Und so finden die vielen ungedeckten Schecks der Lehman Brothers, die die Welt nachhaltig in die Krise stürzten, doch noch zu einem späten Nutzen: Sie taugen als herausragender Theaterstoff. f. Sebastian Züger „Lehman Bro thers “: 14., 16., 17. 7+25.6. (j ewe ils 19 Uhr) Schausp iel Kö ln; schauspsp iel. koeln Foto: Tommy Hetzel 27

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