THEMA B O C H U M Mehr Obdachlose inder Stadt Diesteigende Anzahl vonMenschen, die unterhalbder Armutsgrenzeleben, ist die Schattenseitedes neuen Glanzes der MetropoleRuhr.Drogensucht, Alkoholismusund Wohnungslosigkeitsinddie wenigererfreulichenAusläufer des Strukturwandels.Ein Blick aufObdachlosigkeit in Bochum. 6 Wenn diesen Winter dieletzteZeche schließt, bleibt aus,wovor mansichsolange gefürchtet hat. DasRuhrgebiet wirdwider Erwartennicht untergehen,für Ersatzist längst gesorgt. Einst Schwerindustrieregion, heute Kulturhotspot mitten im größtenBallungsgebietDeutschlands.Statt fürKohle undStahl stehtdie Metropole Ruhr längstfür dasNeue,das Schöneund für Glanz. Dieser Strukturwandelzeigt Wirkung, dieStädteund GemeindensindseitJahren beliebtwie noch nie, doch wenn ausIndustrieruinenMuseenwerdenund Arbeitersiedlungensaniertund gewinnbringend vermietet werden,ist viel Schein im Spiel. Hinter denFassadensind vieleder mehr als fünfMillionen Einwohner längstabgehängt,die Arbeitslosenquoteliegt konstant beiüber10Prozent undjüngstbestätigtedie StadtBochumeinen Anstiegder Obdachlosenzahlen.ZuGrunde gelegt wurdendafür vonSeitender Stadtpressestelledie Anzahl vonPersonen, diezwischenNovember2016 und2017die Notunterkünfte derStadt in Anspruch genommen hatten.Warenes2016noch 68 Personen,die in Unterkünften untergebracht waren, stiegihreAnzahlEnde2017auf 216an. Dies entspreche lautder StadtBochumeinem Anstiegumdas Dreifache.Während dieVerwaltung solche Zahlen herausgibt,verbessertsich diesozialeLagederBetroffenen kaum. Im Bochumer Jobcenter kennt mansichmit Armutaus. Hier kümmertsichUlrikeRumpf um dieBeschwerden derKunden. „Die Menschen „Menschen,die hier anrufen, haben ihreArbeitverloren, da herrschtpsychischerDruck.“ rufenuns an,wennesums Geld geht.WennLeistungen nichtgezahlt wurden“, erläutertRumpf ihre Aufgabe. Ob auch Beschwerdenüber Mitarbeitende in diesen Bereichfallen?„Natürlich,oft herrschtkeinrespektvolles Verhalten– vonbeiden Seiten“, weiß siezuberichten,„aber dasist in gewisserWeise verständlich.Menschen, diehieranrufen,haben ihre Arbeitverloren, da herrschtpsychischer Druck.“ Manmüsse denMenschenauf Augenhöhebegegnen; dass dasnicht immerleichtfällt,weiß Rumpf. Vorihrer ArbeitindieserAbteilung war sieimFallmanagementeingesetzt. „Daginges um schwerwiegende Probleme.Drogensucht,Alkoholoderder Verlust derWohnung.Das istnatürlich existenzbedrohend.“ Bochum fühlesich dieLageimmer etwasschlimmer an,die Wundender Werkschließungenvon Opel undNokia sind längstnicht verheilt. EinenAuswegaus der Situationkennt Rumpfnicht:„DieScherezwischenArm undReich geht ja überall auseinander, nicht nurinBochum.“ Ortswechsel. Direkt am Rathaus entstand derPlatzdes europäischen Versprechens.Heute istdie Flächevor derChristuskircheein Treffpunkt der örtlichen Trinkerszene. Wassie sich vonEuropa versprechen? Darüber will hier niemandreden. Stattdessen wirdvielgeschimpft, gestritten aber auch gemeinsamgelacht.Das macht das Ruhrgebietaus,man hält zusammen.Wenigstens etwas, dasbleibt. „Ach,woandersisauch scheiße“,lässt derBochumer AutorFrank Goosen eine Romanfiguren über seineHeimatstadtresümieren. Zwar sagt es keiner laut,dochdieserGedankebewegt hier vieleMenschen–oder lässt sieverweilen. Wasesbedeutet, obdachloszusein, weiß Markus. Der56-jährige verlor vorüberzwanzig Jahrenseine Wohnung, fast einJahrlanglebte er beiFreundenoderschlugsichirgendwie durch. „Zuder Zeit binich dann zu Bodo gekommen“, erzählter. Bodo, dasist einVerein, dersichum dieReintegration vonMenscheninschwierigen Lebenslagenkümmert.Den Meisten istdas gleichnamige Straßenmagazin einBegriff.DessenVerkäufer sind oftnicht zu übersehen. Mal lauter,mal leiser bieten siedie Heftefeil. Die Hälftedes Verkaufspreisesgehtdirekt an sie. Markus istfastvon Beginn an einerder Verkäufer. In denRäumlichkeiten desVereins erzählt
THEMA Fotos [2]: Anna Kropp er vonsich. Jobverlust,Schwierigkeiteninder Beziehungund dann derWohnungsverlust.Er kenntdas Gefühl, ganz untenangekommen zu sein.DochMarkus hatsichwiederhochgekämpft. HeutelebterimBochumerNorden. Durch denVerkauf derHefte unddie soziale Stadtführung desVereins verdient er sich etwas hinzu.AuchdiesenSamstag findensichwieder einDutzendInteressierte ein, um zu erfahren, wasesbedeutet, keineWohnung zu haben oder auffremdeHilfeangewiesenzusein. Wenn Markus spricht, weiß er,wovon er redet; dasmerkt man. Undwas er erzählt, geht den Zuhörendennahe. DassArmut mitten in der– scheinbar wohlhabenden–Gesellschaftexistiert, wirdoft nurauf denzweiten Blick deutlich. In derBahnhofsmission,versteckt in einerwenigbesuchtenEckedes Hauptbahnhofes etwa, oder in derNotschlafstelle für Jugendlicheund jungeErwachsene. „ImSommermüssenhier auch manchmal Leutedraußen bleiben, dann istnur Platzfür dieJüngsten“, berichtetMarkus, „aberimWinterwirdniemand abgewiesen, da werden dann Matratzenauf denFlur gelegt.“ DreihauptamtlicheMitarbeiter kümmernsich um dieJugendlichen, acht biszehnMenschen sind es oftpro Nacht. Andere Einrichtungen müssensichmit Ehrenamtlichen begnügen,so auch dieBochumerSuppenküche.60Menschen sorgen hier mehrmals wöchentlich fürwarmes Essen.Mehrals dreißigtausendMenschenbekommen hier jährlich eine warmeMahlzeitserviert. Markus war früher einervon ihnen.Doch er hatden Absprung geschafft. „Esist gut, dass es dasgibt, aber ichmöchtenicht mehr da hin“, gibterzu. Justin Mantoan 7
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April 2017 - coolibri Recklinghausen, Gelsenkirchen, Herne
Carolin Kebekus über lustige Frauen, Rita McBride über Kunst zum Anfassen, der Record Store Day im Überblick
Die Entdeckung der Einfachheit: Mit der achten Ausgabe von RUHRGEBEEF zeigen wir, wie’s mühelos lecker wird! Mit dem Dortmunder Starkoch Phillip Schneider haben wir ein ungewöhnliches und günstiges Produkt gegrillt. Das Herz: einfach in der Zubereitung und eines der besten Steaks am Rind! Wir beantworten die Frage „Rib Eye oder Filet“ ganz simpel mit „Petite oder Hanging Tender“. Und selbst bei der vermeintlich profanen Bratwurst kann das Ergebnis ganz leicht noch viel besser werden. Wir verraten wie! Daneben gibt’s Hirschschnitzel auf Japanisch, Obstbrände aus dem eigenen Garten und Kräuter von den Auen und Wäldern des Ruhrgebiets. Und im Rezeptteil lassen sich Weltmeister und Outdoor-Experten erneut über die Schulter gucken. RUHRGEBEEF No. 8 – leichter kann man es sich nicht machen!
Wer jagt gewinnt: Ganz besonders bei uns im Ruhrgebiet! Wie ein 300 Pfund schwerer Hirsch in feinste US-Cuts vom Ribeye bis zum Tri-Tip zerlegt wird, zeigte uns eine Fleischerei in Essen. Bestes Brot aus Bochum haben wir ebenso ins Visier genommen und ein Dortmunder Star-Koch landet etliche Treffer mit seinen tollen Tomaten-Menüs. Mit der Bruderschaft des guten Geschmacks pirschten wir in Castrop-Rauxel durch die Küche und haben natürlich auch schon die neue Steak-Manufaktur in Gelsenkirchen gesichtet. Nachgeladen wird mit zahlreichen Rezepten zum Nachgrillen und –kochen: von den Spare Ribs über den Rehrücken bis zur waschechten Pott-Roulade. RUHRGEBEEF gibt es in unserem Online-Shop (www.shop.ueberblick.de) und im Buchhandel.
Das neue RUHRGEBEEF Sommer im Revier – Grillgut auf dem Rost. Klar, sind wir wieder losgezogen. Haben mit Tom Heinzle einen der besten und berühmtesten Griller der deutschsprachigen Szene getroffen. Beim Zehn-Gänge-Menü konnten wir viel lernen und wollen das unseren Lesern nicht vorenthalten. Und es geht sogar noch edler. Von Heiko Antoniewicz ließen wir uns erklären, wie man Fleisch und Fisch bestens veredeln kann. Ganz nach dem Motto der sechsten Ausgabe: „Dry it Yourself“. RUHRGEBEEF gibt es in unserem Online-Shop (www.shop.ueberblick.de) und im Buchhandel.
Ommas Lieblingsapfelkuchen, klassische Schwarzwälderkirsch oder vegane Cupcakes? Wir von coolibri wollten wissen, was der Pott backt. Deshalb begaben wir uns auf die Suche nach Back-Rezepten aus den kreativsten Küchen des Ruhrgebiets und haben unsere Leser nach ihren Lieblingsbackwerken gefragt. Aus all den Einsendungen haben wir die 18 besten Rezepte in unserem ersten „Lust auf Backen“-Magazin versammelt.
In unserem Special zur Landtagswahl 2017 in NRW stellen sich Mitglieder der stärksten Parteien aus den größten Städten zwischen Düsseldorf und Hamm vor.
Das Wintersemester 2015/2016 hat gerade begonnen, da wird die Welt, wie wir sie kennen, in ihren Grundfesten erschüttert. Denn am 21. Oktober landet im amerikanischen Hill Valley Marty Mc Fly, der vor exakt 30 Jahren „Zurück in die Zukunft“ gereist ist. Gleichzeitig erlebt ihr Studis gerade eure ganz eigene Reise durch die universitäre Gegenwart. Für euch haben wir das neue Campus-Magazin entwickelt. Als Ratgeber, Handbuch für abendliche Zerstreuung oder als Pausenfüller zwischen den Seminaren.