THEMA D O R T M U N D Etwasunscheinbarin der DortmunderDudenstraße beheimatetund dochsoimmens wichtig: DieBeratungsstelle der Mitternachtsmission e. V. widmet sich denLebenswegen vonProstituierten, Aussteigerinnen undOpfern vonMenschenhandel.Per aufsuchender Sozialarbeit setztsichdas Team für ein selbstbestimmtes undangstfreies Leben der Klientinnen ein. Zwischen Nähe und Distanz Foto: (c)_Mitternachtsmission e.V. Straßenprostitution istin Dortmund seit sieben Jahrenimgesamten Stadtgebiet verboten –die Tatsache, dass siedennoch existiert, besitztkaumeinenNeuigkeitswert.Im Andrea Hitzke Sperrbezirktreffen die Streetworkerinnen derMitternachtsmission täglichauf Beschaffungsprostituierte, Opfer von Menschenhandel undauch Kinderund Jugendliche. „Prostitutionist nachwie vorein Tabuthema“, stellt Andrea Hitzke,Leiterin derMitternachtsmission e. V.,fest. „Trotz regerDiskussionenund gesetzlicher Neuerungen sind Prostituierteweiterhin eine stigmatisierteund diskriminierte gesellschaftlicheRandgruppe.“Aufgrund dieser Ausgrenzungbraucht es alsoauch heute noch eine gewisse Sensibilisierungsarbeit, um eine Gleichstellungherzustellen. Bereits2002 trat daherdas Prostitutionsgesetz in Kraft– dieses sollte dierechtlicheund sozialeSituation derFrauenverbessern. Alleinein Gesetz kann jedochdie Gesellschaft nichtumkrempeln–eine Normalisierung konnte AndreaHitzkenicht feststellen. 16 Foto:: Martina Engert Seit 100Jahrenbesteht derVereinnun in Dortmund,dessenArbeitfrüher vonevangelischen Malche-Schwesternabsolviertwurde.Deren Auftraglautete,Frauenvor derProstitutionzu bewahren.Heute sind es mehrsprachigeHonorarkräfteund Streetworkerinnen,die mitakzeptierendemAnsatzaufsuchende Sozialarbeit leistenund sich für einselbstbestimmtes Lebender Frauen einsetzen.Inder Dortmunder Linienstraße am nördlichenAusgang desHauptbahnhofs gehenrund300 Frauen in 16 Häusern der Prostitution nach. In dieserBordellstraßegelten klare Regeln:Wer hier arbeitet mussvolljährigsein HannaBiskopin undseine Einkünfteversteuern.Solcherlei Auflagenbringenautomatisch neue Probleme mit sich,weißHannaBiskoping,Sozialarbeiterin bei derMitternachtsmission e. V.:„Viele Gespräche drehen sich dortumProblememit derKrankenversicherung,Amtsgänge unddas Prostituiertenschutzgesetz.“ Dieses trat im Juli 2017 in Kraftund siehtunter anderemeineAnmeldebescheinigung für Prostituiertevor.Die Ziele: mehr Schutz,weniger Kriminalität.Die Realität:Unsicherheiten,Ängste. Zu groß dieSorge,geoutet zu werden –vielenFrauenist schlichtwegnicht klar,wer durch dieseoffizielleBescheinigung vonihrer Tätigkeiterfährt. Tatsächlich istumgangssprachlich voneinem „Hurenpass“die Rede,Klarnameund Lichtbildinklusive. „Geraten dieseDaten in diefalschen Hände,entstehtein riesiges Erpressungspotential“,soAndreaHitzke.„Prostituierteführenzudem fast immerein Doppellebenund haben Eltern oder Kinder, die nichts vondieseranderenWeltwissen.“ Foto:: Martina Engert Erster Kontakt anonym Zwei-bis dreimal proTag sind dieStreetworkerinnen im Milieu unterwegs, HannaBiskoping gewährteinen Einblick:„Wirsinddortsehrbekannt, bieten unsere Hilfeanund verteilenkostenfreiKondome. UnserAngebot istfreiwillig, wirsindpräsentund jederzeitansprechbar.“ Der Kontakt gestaltetsichanonym, sodass Name undHerkunft zunächst unwichtigsind. Erstbei Amtsgängengeben dieFrauenetwaihreIdentität preis. Bleibt dieFrage nachder Verarbeitung dervielen Begegnungen,die nichtselteneineschicksalhafteBiographie nachzeichnen: „Neben der Möglichkeit derSupervisionexistierteinekollegialeFallberatung hier im Team“,verdeutlicht HannaBiskoping,die keinen Hehldaraus macht,dassman dennochstets dasein oder andere Erlebnis mitnachHause nimmt.Motivation sind dievielenErfolgsgeschichten, vondenenalleMitarbeiterinnen derDortmunderMitternachtsmission berichtenkönnen–das reicht vomZulasseneines Kontaktsüberdie Bewältigungder Drogenabhängigkeitbis hin zum geglückten Ausstieg samt Familienplanung. Es sind kleine Schritte, dieaberzugroßenErfolgen führenkönnen. RobertTargan DortmunderMitternachtsmission e. V. Dudenstr. 2-4; Dortmund; mitternachtsmission.de NebenGeld- freutsichdie Mitternachtsmission auch über Sachspendenwie Kleidung,Hygieneartikel und Lebensmittel. Zwei bisdreimal täglich sind die Streetworkerinnen unterwegs Foto: (c)_Mitternachtsmission e.V.
EUROPAKOLUMNE AhmadAbbas:„In Syrienfragendichdie Leute: Werbistdu, um Politik zu diskutieren. In Deutschland zählen Logikund Leistung immer.“ Respekt für Leistung und Logik Foto: :Chantal Stauder B O C H U M Als Ahmad Abbas 2015 zum ersten MalInKontakt mit Europa kommt, muss er seineVorstellung von Europa starkanpassen.Ersagt, das erste Land, das ihmeinen realistischen Eindruck vonEuropa vermittelt habe, seiGriechenland gewesen. Ahmad ist23Jahre alt, hatinSyrien Jura studiert, lebt in Bochum,woerimKulturbereich arbeitet. In Syrien,sagtAhmad,sei ihm eine gewisse Feindlichkeit gegenüber Europa vermitteltworden: „Wir waren selbst Kolonie Frankreichs. Europa,das warenfür mich immer dieBesatzer.“Obwohldie Geschichtsbücher es anders erzählen, je mehr er in Filmen undTV vonEuropasieht,beginntAhmad vomLebensstilin Europa zu träumen: „Man denkt,alles seieinfachund umsonstinDeutschland.Keinermüsse Hunger haben, es gebe einSozialsystem.“Womit manhierarm sei, lebe maninSyrienüberdurchschnittlich.InSyrien lebten Arme zu siebtineinem Zimmer.Hierbedeute es,dassman sich keinen Zugang zu Kultur leisten könne. Ahmad sagt:„Ichhabedas Gefühl, es gibt mehr BildunginEuropa–zumindest hier in Bochum.“ Aber er erinnertauch negative Situationen. ZumBeispiel, als er hier in einemGastronomiebetriebgearbeitet hat. „Ich dachte,die Arbeitsbedingungenwärengut. Aber 14 StundenohnePausewar normal.Den Chef hat dasnicht interessiert.“ Zu derZeittrugAhmad noch langeHaare undhatte einenHaarreifen während der Arbeitinder Küche.Seine Kollegen fragten: „EyAlter, wasist losmit dir? Bist du schwul geworden?“ Ahmad sagt:„Das hätte ich2018inDeutschland nichterwartet. Ichhabeinder Zeit vieleSchimpfwortegelernt. Undalledortwaren biodeutsch.“ Er habegedacht,alleswäretolerantund offen. Manchmal fehlt Solidarität Ahmed hateinige Länder Europasgesehen. Unter anderemMazedonien, Ungarn,Belgien unddie Niederlande.Ersagt: „Ich habekein Problemmit Europa,sondern mitMenschen. DerStaat tutvielfür sie. Aber es fehlt manchmalanSolidarität.Ich habeabund zu dasGefühl, jedersorgt sich nurumsichselbst.“Ersei da nichtbesser: „Manchmal denkeich,was habeich da für Fleischgekauft? Ichhabevielesvon engagierten Menschen gelernt, zumBeispiel,Plastiknicht mehr zu benutzen.Aberich fragemich, warum sollen wir nur etwasauf individueller Ebeneändernstatt gesamtgesellschaftlich.Auch Medien gehenlieberauf Sachen wieStrohhalmeein statt aufdas Verbot vonDieselautos. Werwirddagetroffen?Die Leute, diesichkein neuesAutoleisten können.“ Ahmad sagt,erhabesichgewundert,dassdie Menscheninden Niederlanden zivilisierterwirkten als die in Deutschland. Es gebe dortbessere Straßen, mehr Ordnung, obwohlman in Deutschlandmehrzahle. „Fürmichist es erstaunlich, dass öffentlicheVerkehrsmittel hier nichtumsonst sind,obwohlman schonsohohe Steuern zahlt.“ Ahmad meint, er habeinDeutschland mehr Respekt erfahren als in seiner Heimat.„In Syriensagen die Leute: 'Wer bist du,Politik zu diskutieren?'InDeutschland zählen Logikund Leistung.Das wirdrespektiert. Und dieLeute fangen nichteinfachanzuschimpfen, sondern wollen Diskussionen zu führen.“ ChantalStauder DieEuropakolumne istein einjährigesProjekt desIBB, derAuslandsgesellschaftNRW sowieder StadtDortmundund demJugendringDortmund 17
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April 2017 - coolibri Recklinghausen, Gelsenkirchen, Herne
Carolin Kebekus über lustige Frauen, Rita McBride über Kunst zum Anfassen, der Record Store Day im Überblick
Die Entdeckung der Einfachheit: Mit der achten Ausgabe von RUHRGEBEEF zeigen wir, wie’s mühelos lecker wird! Mit dem Dortmunder Starkoch Phillip Schneider haben wir ein ungewöhnliches und günstiges Produkt gegrillt. Das Herz: einfach in der Zubereitung und eines der besten Steaks am Rind! Wir beantworten die Frage „Rib Eye oder Filet“ ganz simpel mit „Petite oder Hanging Tender“. Und selbst bei der vermeintlich profanen Bratwurst kann das Ergebnis ganz leicht noch viel besser werden. Wir verraten wie! Daneben gibt’s Hirschschnitzel auf Japanisch, Obstbrände aus dem eigenen Garten und Kräuter von den Auen und Wäldern des Ruhrgebiets. Und im Rezeptteil lassen sich Weltmeister und Outdoor-Experten erneut über die Schulter gucken. RUHRGEBEEF No. 8 – leichter kann man es sich nicht machen!
Wer jagt gewinnt: Ganz besonders bei uns im Ruhrgebiet! Wie ein 300 Pfund schwerer Hirsch in feinste US-Cuts vom Ribeye bis zum Tri-Tip zerlegt wird, zeigte uns eine Fleischerei in Essen. Bestes Brot aus Bochum haben wir ebenso ins Visier genommen und ein Dortmunder Star-Koch landet etliche Treffer mit seinen tollen Tomaten-Menüs. Mit der Bruderschaft des guten Geschmacks pirschten wir in Castrop-Rauxel durch die Küche und haben natürlich auch schon die neue Steak-Manufaktur in Gelsenkirchen gesichtet. Nachgeladen wird mit zahlreichen Rezepten zum Nachgrillen und –kochen: von den Spare Ribs über den Rehrücken bis zur waschechten Pott-Roulade. RUHRGEBEEF gibt es in unserem Online-Shop (www.shop.ueberblick.de) und im Buchhandel.
Das neue RUHRGEBEEF Sommer im Revier – Grillgut auf dem Rost. Klar, sind wir wieder losgezogen. Haben mit Tom Heinzle einen der besten und berühmtesten Griller der deutschsprachigen Szene getroffen. Beim Zehn-Gänge-Menü konnten wir viel lernen und wollen das unseren Lesern nicht vorenthalten. Und es geht sogar noch edler. Von Heiko Antoniewicz ließen wir uns erklären, wie man Fleisch und Fisch bestens veredeln kann. Ganz nach dem Motto der sechsten Ausgabe: „Dry it Yourself“. RUHRGEBEEF gibt es in unserem Online-Shop (www.shop.ueberblick.de) und im Buchhandel.
Ommas Lieblingsapfelkuchen, klassische Schwarzwälderkirsch oder vegane Cupcakes? Wir von coolibri wollten wissen, was der Pott backt. Deshalb begaben wir uns auf die Suche nach Back-Rezepten aus den kreativsten Küchen des Ruhrgebiets und haben unsere Leser nach ihren Lieblingsbackwerken gefragt. Aus all den Einsendungen haben wir die 18 besten Rezepte in unserem ersten „Lust auf Backen“-Magazin versammelt.
In unserem Special zur Landtagswahl 2017 in NRW stellen sich Mitglieder der stärksten Parteien aus den größten Städten zwischen Düsseldorf und Hamm vor.
Das Wintersemester 2015/2016 hat gerade begonnen, da wird die Welt, wie wir sie kennen, in ihren Grundfesten erschüttert. Denn am 21. Oktober landet im amerikanischen Hill Valley Marty Mc Fly, der vor exakt 30 Jahren „Zurück in die Zukunft“ gereist ist. Gleichzeitig erlebt ihr Studis gerade eure ganz eigene Reise durch die universitäre Gegenwart. Für euch haben wir das neue Campus-Magazin entwickelt. Als Ratgeber, Handbuch für abendliche Zerstreuung oder als Pausenfüller zwischen den Seminaren.