Grillen will gelernt sein! Damit verschrumpelte Würstchen, verkohlte Steaks und laffe Koteletts endgültig der Vergangenheit angehören, haben wir ein Grillseminar der Kochwerkstatt Ruhrgebiet in Herten besucht und allerhand Profitipps mitgebracht. Stephan Zwikirsch 4 Grillen 2.0. ist es, wenn Grillprofi Stephan Zwikirsch über sein Mobiltelefon die Temperatur des aufgelegten Kalbsrückens kontrolliert. Dank WiFi-Thermometer und App-Anbindung weiß der 30-Jährige exakt über die Kerntemperatur des edlen Stücks Bescheid, das da auf dem Gasgrill vor sich hin gart. Bis zu vier Fühler kann das Digital-Messgerät gleichzeitig überwachen. „Kann man da nicht auch ein normales Fleischthermometer benutzen“, wollen einige seiner 20 Schüler im Grillseminar wissen. Kann man natürlich. Kann man aber auch in Schwierigkeiten kommen. Insbesondere wenn man die Herausforderungen angeht, die Stephan geradezu spielend meistert: Sechs Grillstationen hat er parallel unter Kontrolle. Für den Laien, der schon mit zehn Würstchen auf einem Rost überfordert ist, mutet das Ganze ein bisschen wie Simultan-Schach an: Flammkuchen auf dem 350-Grad-Kompaktgrill mit Pizzastein, drei Hühnereier smokern im Holzkohlegrill, im Gasgrill wollen Hähnchen und Kalb betreut werden. Und während Stephan gerade noch einen weiteren Holzkohlegrill in Betrieb nimmt, plaudert er fast nebenbei über die Kunst der Fleischzubereitung, gibt Tipps und Tricks fachkundig an die Besucher der Kochwerkstatt weiter. Privat ist Gas oder Kohle für ihn keine Frage. Er smokert. Es qualmt – und zwar gewaltig Dafür erfahren seine Studenten der Grillkunst nun, wie der Feinstaub am Grill vermieden wird. Das beginnt schon beim Anzünden. „Finger weg von Brandbeschleunigern und Luftpumpen“, warnt der Grillchef. Hier wird mit einem Anzündkamin gearbeitet. Angeblich das einzig Wahre: „Nachdem die Kohlen ausgeschüttet sind, muss der Deckel des Grills geschlossen werden. Nun unten alle Luftschlitze öffnen. Aber oben nur einen.“ Es qualmt - und zwar gewaltig. Stephan beruhigt: „Völlig normal. Wenn der Qualm aufhört, kann’s losgehen.“ Und wie‘s losgeht. Denn unter der Kuppel wartet das „Bulls- Eye-System“. Der Kugelgrill hat im Randbereich das bekannte runde Rost, jedoch in der Mitte ein beachtliches Loch. Hier wird das porzellanemaillierte, gusseiserne Seargrate eingelegt. Steaks sollen darauf besonders gut gelingen und auf dem äußeren Rost langsam nachga- ren. „Zehn bis fünfzehn Minuten muss aber erst richtig eingeheizt werden“, rät der Grillmeister. Danach das Einfetten nicht vergessen. Das übernimmt das Grillgut höchstselbst. Feinstes irisches Roastbeef soll zwar zur Veredelung ge- bracht werden, dient aber zuvor als profaner Fettpinsel. „Einfach mit der Speckseite eini- ge Male über das Rost ziehen und schon kann das Roastbeef aufgelegt werden. Und das Streicheln nicht vergessen.“ Mit der Zange muss eher mittelzärt- lich das Fleischstück auf dem Rost glattgezogen werden. Es wirkt, was spätestens nach dem ersten (und einzigen) Wenden des Fleisches offensichtlich wird. Das Branding ist wie gemalt. Ein bis zwei Minu- ten von jeder Seite scharf anbra- ten, rät der Grillprofi. Danach auf der Außenbahn nachgaren lassen. Auch hier zeigt die Kerntempera- tur den perfekten Zeitpunkt. „In drei Grad ist unser Fleisch fertig“, weiß Stephan dank WiFi-Anbindung. Ge- gessen werden sollte das Roastbeef al- lerdings nicht mit der Kerntemperatur von 55 Grad. Eine Ruhephase sollte man dem Beef grundsätzlich gönnen, um es „körperwarm“ zu genießen. In der Zeit kann’s appetitlich in Form geschnitten und mit einigen Salzblumen berieselt werden. Die Ergebnisse beeindrucken die Grilllehrlinge, entlocken ihnen Versprechen das Grillfleisch künftig auch daheim zu streicheln. Auch Tipps für perfekte Burger gibt es. Stephan drapiert locker 21 Patties á 200 Gramm aus dryaged Hereford-Rindfleisch auf dem Grill. „Erst wenden, wenn das Hackfleisch nicht mehr am Rost klebt. Kerntemperatur messen. Fertig.“ Fehlt für den Burger noch der Käse. Das ist natürlich Cheddar, der geraspelt auf die Patties gestreut wird, während sie noch auf dem Grill nachgaren. Wenn doch alles so einfach und so lecker wäre. Marc Lorenz Info Inhaber Giovanni Chiaradia gründete die Kochwerkstatt Ruhrgebiet im ehemaligen Weinkontor an der Hochstraße 9 in Herten. Neben Kochkursen zu verschiedenen Schwerpunktthemen finden hier auch Grillkurse mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Getränke-Seminare statt. Seit 2009 zählt die Kochwerkstatt Ruhrgebiet zur „Weber Grillakademie“. Fotos: Fotos: Andreas Zabel
MUSIK VON HIER Frauen machenMusik.Wunderschöne, wichtige,aufklärende,poetische Musik.Und dochsindsie (immernoch),wie in so vielenanderenBereichen, in der Unterzahl. Und werden oftnichtgesehen.Das ändern wir! DieseAusgabe von „Musik vonhier“ widmen wirallen Frauen, die Musik machen! #GIRLPOWER DieGospelladiesinAktion Familienband(e) Gospel verbindetman hierzulandezuallererst mitden USA, istdortdochder UrsprungdieserMusik zu suchenund zu finden.Aber auch im Pott hatdie energiegeladeneArt,den Herrn zu lobpreisen, einZuhause:Mit demGospelprojektRuhr e.V. in Hernehaben drei Frauen einenOrt geschaffen,indem Musik lebt. „Wenn manweiß,was man will,wirdman auch respektiert.“ 2009 fingalles an:ChristaMerle,studierteKirchenmusikerin,hatte genug vonihremJob.Die Idee,ihrenchristlichen Glauben unterdie Menschen zu bringen, ließ sieallerdingsnicht los. Sich derGospelmusik anzunähernwar da einlogischer Schritt.„Wirglauben daran, dass Gott einenguten Wegfür unshat –das wollen wir vermitteln. Durch Musik“, erzähltJuliaMerle-Emmens.Die Tochtervon Christa istseitdem Entstehungsjahr beim Gospelprojekt dabei. Auch siestudierteMusik, erst Jazz-Gesang in Holland, dann Komposition in Essen. Genau erklärenund ausdrücken zu können,was ihremusikalischeVisionist,ist derSängerin wichtig. Vorallem,weilgeradeinder Musikszene immer noch dieMänner dominieren.DasseineFraudie musikalische Leitunghat,ist auch beim Gospel eine Besonderheit.„Ichhabeschon am Anfang desStudiumslernenmüssen, mich durchzusetzen“, so MerleEmmens. „Aberwennman weiß,was manwill unddas gut kommuniziert,wirdman respektiertund ernstgenommen.“ Drei Frauen am Ruder Ganz kleinfingenMutterund Tochteran, miteinem Chor.Das stieß in der StadtimRuhrgebietschnell aufvielBegeisterung,das Projektwuchs stetig weiter.EineglücklicheFügung, dass auch Schwiegertochter TatianaLust hatte, einzusteigen: Seit 2012 leitet siedie BallettschuleGuiDance,die fest zumProjekt gehört.„Natürlichist es schwierig, dasalles als Familiezu stemmen“,erzähltJulia„Wirhaben uns, gerade am Anfang, oftzusammengesetzt, um über Konflikteund Befindlichkeitenzusprechen.“Dassalledrei Frauen,die gemeinsamdie Führungsetagedes musikalischen Familienunternehmens bilden,ausnehmendstarkePersönlichkeitensind, sorgtauch manchmal für Zunder.„Es gibtdurchaus Diskussionen, wo es lautzugeht oder auch malgeheult wird“, lacht Merle-Emmens. „AberamEndevertragen wir unswieder. Undwissen, wir haben unsimmer lieb.“ Weiter in dieser Konstellationzusammenarbeitenwollendie Dreinatürlich,amliebstenineinem eigenen Gebäude. EinOrt zumWeiterentwickeln, weiterwachsen, weitersingen. Tossia Corman; Sommerkonzerte: 8. / 9. 7., Realschule Crange; gospelprojekt-ruhr.de Monsters for Breakfast Wassichanhörtwie derTitel einesabgefahrenenKinderbuches, istindiesemFalleder Name einesDuos. Mascha Corman undThea Soti lerntensichinKöln kennenund entdecktendie gemeinsame Liebezum improvisiertenGesang. AufihremDebütalbumist nun dasErgebnis dieser Liaison zu hören.Zwei Stimmen,temporär unterstützt voneinem Saxophon, dieeinanderumschmeicheln,die streiten,schimpfen,erzählen. Eine Hör-Reise,die es in sich hat. Unddie sich sehr lohnt! VÖ: 26.5. – Creative Source Recordings Foto: Frank Nau Foto: Sönke Busch Foto: Luisa Sole /Lulugraphie &Dino Foto: Rofusz Kinga Nadine Beneke „Tochter des Windes“ „Chance“,„Augenhöhe“,„Suchenachdem Licht“. Schondie Titelder Songsauf dem zweitenAlbum derDüsseldorfer Sängerin lassenerahnen,wodie Lieder hinwollen – insHerz. Unddakommensie auch her. In wunderschönen,feinenTexten, oftmit hintergründigemHumor,legtNadineBeneke ihr Seelenlebenoffen.Die reduzierte Instrumentalisierung lässt ihrer Stimme denwohlverdientenRaum, sich auszubreiten. Unddas tutsie.Mal glockenklar,mal rau. Immer echt. Bester Song:„Rundkopfmann“. VÖ: 10.6. - Fox & Bunny Tice „Baklava EP“ Tice is Back!Auf ihreraktuellen EP „Baklava“ gewährt sieinsiebenSongs,alleproduziert vonanderen Wegbegleiternder Rapperin, wieder Einblick in ihreGedanken.Sie lässt dieWeltdadraußen wissen, wiesie dasalles so sieht. Undgewohntsprachakrobatisch undclevergereimt gibtsie demHörerkaum Gelegenheit, auch nurauf dieIdeezukommen, nichtjedes Wort genau wahrzunehmen. „Ich mitmir“,„Frei“, „An mich geglaubt“ –man ahnt, worumesgehtauf diesem kraftvollenWerk. EinSommersoundtrackder etwasanderen Art. ClaudiaNaujock „Ich denknochmal drüber nach“ DieWuppertaler ChanteuseClaudia Naujock legt Ihr Debüt„Ichdenknochmal drüber nach“ vor. Langenachgedacht hatsie darüberwohltatsächlich,steht siedochseitüber 20 Jahrenmit den„Nachtschwärmern“ auf zahlreichen Bühnen. Angefangen,selberzu texten,hat sieallerdingserst2014. Das Ergebnis dieses Denkprozesses istnun zu hören in zwölf Liedern, alleim Stil der 20er und 30er Jahre, Pop-Chanson nennt sie ihren Stil selber. VÖ: 1.5. Adair Records; toc 45
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