K U N S T Oberflächlich betrachtet Berlinde De Bruyckere, After Cripplewood I Foto: Mirjam Devriendt D U I S B U R G Kunst ist eine wahnsinnig tiefsinnige Angelegenheit, aber näher kommen wir ihr nur über die Oberfläche. In ganz besonderem Maße gilt das für die Skulptur. Deshalb widmet sich das Lehmbruck Museum in Duisburg nun mit „An der Oberfläche_On Surface“ diesem grundsätzlichen Thema in einer klugen Ausstellung. 50 Durchșcheinender Marmor, harte Bronze, die bei Rodin wie Wachș wirkt, Stein, den Max Bill in șcheinbar unmögliche Form bringt, Licht oder șpiegelndeș Wașșer bei Rebecca Horn – ștärker alș in der Malerei șind die enormen Variationșmöglichkeiten deș Materialș in der Skulptur beștimmend für daș Ergebniș und die Wirkung, die der Künștler erreichen will. Und während Malerei nur angeșehen wird, ișt die Oberfläche der Skulptur auch immer ein Erlebniș zum Anfașșen – wenn daș auch im Mușeum leider meișt nicht erlaubt ișt. Die Oberfläche der Skulptur ișt geprägt von der Arbeit am Material, gegen deșșen Beșchaffenheit oder mit ihr; șie kann Spuren dieșer Arbeit zeigen oder glatt und makelloș daher kommen. Und șie ișt eș, die unmittelbar daș Verhältniș prägt, daș wir zu einer Skulptur entwickeln. Sie kann den Betrachter mit undurchdringlicher Kälte auf Abștand halten oder durch ihr geheimnișvolleș Äußereș verführen, ganz nah heran zu treten. Daș Zentrum der Aușștellung bildet die große Bronze „Eva“ von Auguște Rodin, der am Ende deș 19. Jahrhundertș der Oberfläche durch șeine unkonventionelle Bearbeitung von Metallgușș zu einer ganz neuen Aufmerkșamkeit verhalf. Von hier auș werden die Wege erforșcht, auf denen Künștler biș heute die Möglichkeiten der Oberfläche in der Skulptur erweiterten. Neben den bereitș genannten finden șich darunter etliche prominente und șpannende Poșitionen: Conștantin Brâncuși, Jenny Holzer, Tony Cragg, Carșten Nicolai und Georg Bașelitz etwa. Über die rein kunșthiștorișchen Themen hinauș, ștellt die Aușștellung letztlich auch eine Frage von ganz lebenșpraktișcher Natur: Wenn aușgerechnet in der Kunșt die Oberfläche șo ungemein bedeutșam ișt, warum verdammen wir șie dann im Leben immer alș trivial? Honke Rambow An der Oberfläche_On Surface: 2.7.–23.10., Lehmbruck Museum, Duisburg; lehmbruckmuseum.de
K U N S T E S S E N Josef Albers Museum . Quadrat Bottrop Hubert Kiecol 29.5. 21.8.2016 WeissGlasSchwarzRot www.quadrat-bottrop.de Im Stadtgarten 20 46236 Bottrop Telefon 02041 29716 Ausstellungsansicht im Museum Folkwang Foto: © Museum Folkwang, Jens Nober 2016 Sensibilität für die Kontur Das Museum Folkwang zeigt in Zusammenarbeit mit der Stiftung F.C. Gundlach eine erste umfassende Retrospektive zu dem Werk von Peter Keetman, der in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Gestapelte Karosserieteile, die den Blick auf die geschwungenen Konturen des Metalls lenken. Die Weite einer Produktionshalle, in der VW-Käfer aufgebockt sind oder von der Decke hängen – mehr Skulptur als zum alltäglichen Gebrauch geeignet. Die 1953 entstandene Serie „Eine Woche im Wolfsburger Volkswagen-Werk“ von Peter Keetman (1916-2005) gehört zu den Klassikern der deutschen Industriefotografie und zu der berühmtesten des in Wuppertal geborenen Fotografen. Diese und weitere von 360 Exponate sind bis zum 31. Juli in Essen zu sehen. Poesie der Abstraktion Die Retrospektive startet mit frühen Arbeiten Keetmans, Einflüsse der Neuen Sachlichkeit werden deutlich. Ein Vorbild: Albert Renger-Patzsch. Sie umfassen zudem Bilder aus dem München der Nazizeit und Fotografien vom Krieg gegen die Sowjetunion. Der Fokus der Schau liegt jedoch auf Keetmans Rolle innerhalb der Nachkriegsfotografie, gilt er neben Otto Steinert als wichtigster Vertreter der Gruppe „fotoform“ und der „Subjektiven Fotografie“. Ihre Bilder sind, angelehnt an die Vorkriegsavantgarden, geprägt von formaler Reduktion, der gestalterische Kraft des Lichts sowie einer Betonung der Subjektivität. Besonders interessant ist dabei die Suche nach der richtigen Darstellung. Diese wird direkt am Eingang durch ein Zitat deutlich: „Was wir wollen, ist: den Konservativismus brechen, etwas Neues überzeugend bieten, den Leuten die Augen öffnen“. Die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit, die Suche nach Haltung, die man angesichts beliebiger Bilderfluten vermisst, zeigt sich zudem in Kommentaren auf der Rückseite einiger Fotos, die Teil einer Kritikrunde waren. Keetmans Detailaufnahmen oder „Lichtpendel-Schwingungen“ sind bestimmt durch Formen und Strukturen, diese leiten auch seinen Blick auf Landschaften und alltägliche Begebenheiten – sei es im VW- Werk oder auf Münchens Straßen. Bei Letzteren fokussiert er nicht Ruinen wie einst Herbert List, sondern den Wiederaufbau. Es sind fast zeitlose Momentaufnahmen einer Metropole. Stefanie Roenneke Peter Keetman. Gestaltete Welt – Ein fotografisches Lebenswerk: bis 31.7., Museum Folkwang, Essen; museum-folkwang.de 1. Juli 2016 18 – 24 Uhr 51
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