THEATER J U N G E S S C H A U S P I E L Große Liebe: Phil und Nicholas Ein Sommer irgendwo in einem Kaff in Deutschland. Die erste große Liebe, Schmerz, Geheimnisse, Trennungen: Andreas Steinhöfels 1998 erschienener Roman „Die Mitte der Welt“ hat alles, was ein gutes Jugendbuch braucht. Im Jungen Schauspielhaus Düsseldorf bringt Robert Gerloff den zeitlosen Stoff auf die Bühne. Foto: David Baltzer Erste Liebe Phil ist 17. Mit seiner menschenscheuen Zwillingsschwester Dianne und seiner etwas unorthodoxen Mutter Glass lebt er in einem großen Haus, am Rande einer unbenannten Stadt. Es ist Sommer, die Ferien sind vorbei, die Schule fängt wieder an. Phil, im Stück gespielt von Kilian Ponert, erwartet sehnlichst die Rückkehr seiner besten Freundin Kat. Alessa Kordeck gibt die junge Frau so rotzfrech und patent, wie man sich eine Kleinstadt-Revoluzzerin vorstellt. Kordeck besetzt, wie alle Darsteller außer Ponert, im Stück mehrere Rollen. Mglichst viele der komplexen Figuren aus Steinhfels Roman wollte Regisseur Robert Gerloff im Stück vertreten wissen: Egal ob Protagonist oder kleine Nebenfigur, alle haben ihre eigene veruere Geschichte und irgendeine Besonderheit, die sie einzigartig macht. Der heute 35-Jährige hat den Roman selbst gelesen, als er 17 war. Genau wie Hauptfigur Phil. Die Besonderheit des Stoffes erklärt er folgendermaßen: Ich bin Steinhfel-Fan, die Sprache, mit der er in seinen Romanen die Orte und die Stimmungen entstehen lässt, ist großartig. Alles ist möglich Auch auf der Bühne lässt sich diese Atmosphäre greifen: Lethargisch liegt Phil auf seinem Bett, seine Mutter wuselt durch die Küche: Die süße Schwere des Sommers, das unbeschriebene Blatt, als das der anstehende Frühherbst sich ankündigt. Dann passiert es: Ein neuer Schüler taucht auf, Nicholas. Paul Jumin Hoffmann gibt den zunächst geheimnisvollen Jungen. Phil verliert sein Herz. Er hat kein Problem damit, dass er schwul ist. Wohl aber, dass seine beste Freundin ihm Fragen stellt, die er noch nicht beantworten kann, da er noch nie einen festen Freund hatte – und danach sehnt er sich, nach Liebe, erklärt Gerloff. Der junge Mann verliert sich in dieser Liebe, immer unter den liebevoll-strengen Augen seiner Mutter Glass, gespielt von Julia Dillmann. Dillmann spielt mit einer Riesenwucht, die wilden Locken sind ein Sinnbild für den Charakter dieser außergewhnlichen Frau. Selten redet sie leise, alles an ihr hat Nachdruck. Glass, sehr früh Mutter geworden, ist eine Art Aussätzige für die spießigen Bewohner der Stadt. Zu laut, zu schrill, zu viele Männer. Ihr selbst ist das 54 offenbar herzlich wurscht. Glass versucht, ihren Kindern zu vermitteln, dass es okay ist, so zu sein, wie man halt ist. Sie ist ebenfalls gerade dabei, ihr Herz zu verlieren. Michael, dargestellt von Felix Banholzer, ist der vielleicht erste Mann, der es ernst mit ihr meint. Fast schon rührend ist zu beobachten, wie sehr sie sich bemüht, den Auserwählten mit Kochkunst und haushälterischen Talenten zu beeindrucken. Auch sehr zum Erstaunen ihrer Kinder. Für die ist das Thema Mann im Haus kein leichtes, da die Mutter nicht mit dem Namen des leiblichen Vaters der beiden herausrücken mchte. Heikles Thema Phils Geschichte seiner ersten großen Liebe wird zur Rahmenhandlung für alle anderen Protagonisten: Wenn man ihn durch diese Ausschnitte seines Lebens begleitet, trifft man auf die verschiedensten Menschen aus seinem Umfeld, die ihn geprägt haben, die ihm wichtig sind, so Gerloff. Der Sommer nimmt seinen Lauf, die beiden Jungen verlieben sich, Kat immer an ihrer Seite. Auch Zwillingsschwester Dianne ffnet sich langsam, aber sicher. Das von Julia Goldberg gespielte, sehr zurückgezogene Mädchen trägt ein Geheimnis mit sich herum, dass es sich schlussendlich traut, zu offenbaren. Dass das Thema Homosexualität vor allem für Jugendliche ein heikles sein kann, dessen ist sich der Regisseur bewusst. Schwierig oder gar problematisch findet er das nicht: Die Stärke des Romans ist, dass er die Geschichte von der großen, ersten Liebe erzählt. So reich, so überwältigend mit allen Hhen und Tiefen. Ob homosexuell oder nicht, in erster Linie erkenne sich das junge Publikum selbst wieder. In den Vorstellungen erleben wir, wie das Publikum diesem Phil durch sein Leben, seine liebevolle und leicht chaotische Familie, Freundschaften und Liebesgeschichten folgt, schwärmt er.Tossia Corman Das komplette Interview mit Robert Gerloff ist zu lesen auf coolibri.de; Die Mitte der Welt: 11./ 12./ 15.1., 11 Uhr, 13.1. 19 Uhr, Junges Schauspiel, Münsterstraße 446, Düsseldorf; dhaus.de
THEATER C O L L E N B A C H S A A L Kreativitätsschule Düsseldorf e.V. www.krea-duesseldorf.de Junge Künstler der Krea Malerei – Zeichnungen – Objekte 19. Januar - 25. Februar 2018 MuseuM Kaiserswerth Samstag 14 -17 Uhr •Sonntag und an Feiertagen 11-13 und 14 -17 Uhr Schulgebäude Fliednerstraße 32 •Düsseldorf-Kaiserswerth Eindringlich: Der Silberprinz Mr. Bauhaus „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeiten ist der Bau!“ Mit seinen kühnen Ideen revolutionierte Walter Gropius in den 1920er Jahren die Architektur. Seinem Leben und Werk als Gründer und Leiter des Bauhauses widmet das Theater der Klänge nun ein Schauspielstück. Foto: Oliver Eitinger / Theater der Klänge Das Bauwerk galt ihm als vollendete Synthese von Kunst und Handwerk. Modern, funktional und sachlich sollte es sein, anders als die von ihm verachtete Salonkunst der traditionellen Architektur. Unter dieser Prämisse gründete Walter Gropius 1919 das Staatliche Bauhaus in Weimar, ab dem Umzug nach Dessau (1926) umbenannt in Hochschule für Gestaltung. Wer war dieser Mann, der neun Jahre lang eine der einflussreichsten deutschen Kunstschulen führte, von seinen Schülern als Visionär gefeiert, von seinen Kritikern als Funktionalist verachtet Den man ehrfürchtig Silberprinz nannte, nicht nur ob seiner früh ergrauten Haare, sondern auch wegen seines Charismas Das Theater der Klänge hat Gropius Leben und Werk während der Zeit von 1919 bis 1928 zu einem hochspannenden Schauspiel verdichtet. Der Silberprinz – Walter Gropius und das Bauhaus behandelt sowohl die politischen Umstände der Epoche als auch private Ereignisse, etwa die erste kurze Ehe mit der skandalumwitterten Alma Mahler. Vor allem aber dreht sich das Stück um das künstlerische Leben in dieser ra, mit Zeitgenossen wie Oskar Schlemmer, Laszlo Moholy-Nagy oder Fritz Hesse. Ein Bild entsteht -vom Leben und Arbeiten in den Werkstätten und Ateliers – von Diskussionen, Gesellschaften, Kämpfen, Siegen und Niederlagen. Grace Jones and Andy Warhol, Studio 54, New York, 1978 © Ron Galella, Ltd. Shoot! Shoot! Shoot! Wie beim Theater der Klänge üblich, ist auch diese Produktion das Werk eines freien Ensembles, erstmals komplett mit fünf neuen Schauspielern und einer Tänzerin besetzt. Zum Konzept gehrt außerdem keine klare Positionsverteilung – alle Akteure improvisierten zunächst die verschiedenen Figuren, um so ihre Rolle zu finden (oder von der Rolle gefunden zu werden). Ein Kunst-Handwerk-Verständnis ganz im Sinne von Mr. Bauhaus, ebenso wie die Spielstätte: der denkmalgeschützte Gemeindesaal der Kreuzkirche, errichtet 1929/1930 im Stil des Neuen Bauens. bk Der Silberprinz – Neun Blicke auf Walter Gropius und das bauhaus: 11.–14.1., Gemeindesaal der Kreuzkirche Düsseldorf, Collenbachstr. 10 theater-der-klaenge.de www.ludwiggalerie.de|Tel.020841249 28 Fotografien der 60er und 70er Jahre aus der Nicola Erni Collection 21. 1. –27. 5. 2018 55
Januar 2018 auch als ePaper STADTMA
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