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Januar 2016 - coolibri Ruhrgebiet

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K U R Z G E S C H I C H

K U R Z G E S C H I C H T E Rainer Holl ist Autor und Poetry Slammer aus Dortmund. Seit 2009 tritt er regelmäßig bei Poetry Slams und Lesebühnen auf. 2010 gewann er den Dortmunder LesArt. Preis für junge Literatur und konnte sich 2015 für die deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam qualifizieren. Er arbeitet unter anderem für den LUUPS Verlag, für die Slam Agentur WortLautRuhr und als Workshopleiter für kreatives Schreiben und praktische Kulturarbeit. Ab und zu schreibt er auch Texte über sich selbst in der dritten Person Singular. Rainer Holl: „Es gibt rein gar nichts zu erzählen.“ Foto: Sabrina Richmann D O R T M U N D S e n s o r t e c h n i k Ich fahre auf der A40 Richtung Dortmund. Wie immer fällt es mir schwer, die Autobahn nicht als eine Metapher zu missbrauchen, während ich über mein Leben nachdenke: „Wenn einem das Vorankommen derart leicht gemacht wird, fällt einem das Umkehren umso schwerer.“ So was halt und anderer emotionaler Quatsch... Dass ich über mein Leben nachdenke, ist der Tatsache geschuldet, dass ich gerade von einer Hochzeit komme. Das ist zunächst einmal nichts Ungewöhnliches, lädt aber zur Reflexion der eigenen Lebenslage ein. Ich halte nicht viel von Romantik und erst recht nicht von institutionalisierter Liebe. Tatsächlich erschließt sich mir nicht einmal der Fakt, dass Brautpaare sich offenbar sicher sind, dass ihre Gäste gerne und vor allem freiwillig nicht nur ein ganzes Wochenende, sondern auch eine beachtliche Geldsumme als Zugabe zur romantischen Hochzeitsreise nach Asien opfern, um nicht nur Zeuge, sondern auch aktiver Teil eines unvergesslichen Ereignisses werden zu dürfen. In Wahrheit freut sich niemand über eine solche Einladung und ich denke, ich tue mir und meinen Freunden gut daran, sie niemals in eine solch missliche Lage bringen zu wollen. Und dennoch beschleicht mich das Gefühl einer gewissen Unsicherheit, 18 denn es scheint mir doch eher ungewöhnlich, in einer fast dreißig Köpfe zählenden Familie der einzige Single gewesen zu sein. In eine sowohl von Scheidungen als auch krankheits-, unfall- und altersbedingten Sterbefällen verschonte Familie hineingeboren zu werden, ist schon fast eine statistische Unmöglichkeit. Mein einziger Trost ist meine Cousine Britta. Sie ist im sechsten Monat schwanger. Das bedeutet, dass ich in drei Monaten endgültig nicht mehr der einzige Mensch in meiner Familie sein werde, der nicht in einer festen Partnerschaft liiert ist. Vielleicht wäre so eine Hochzeit aber auch gar nicht schlecht. Das oder irgendeine andere Form von erwachsener Verbindlichkeit. Vater werden, möglicherweise. Oder plötzlich an einer schlimmen Krankheit leiden. Irgendetwas, das einen ein Level weiterbringt. Eben noch Sohn, jetzt schon Vater. Gestern noch orientierungslos, heute schon Krebs. Es ist schon ver-

K U R Z G E S C H I C H T E rückt, wie strukturabhängig ich geworden bin, und ich merke das nirgendwo so sehr, wie in der Auseinandersetzung mit meiner eigenen Herkunft. Da muss man schon mit mehr kommen, als mit einem neuen befristeten Zeitvertrag oder mit diesem oder jenem kreativen Projekt. Denn ohne, dass die Familie sich darüber bewusst ist, wissen sie, dass all dies gar keinen wirklichen Fortschritt darstellt. Die wirklich wichtigen Dinge, die Dinge, die dich verändern und dich endgültig zu einem Teil des Erwachsenenkollektivs machen, auf die hast du meistens gar keinen Einfluss. Es fühlt sich seltsam an, auf der Autobahn zwischen Bochum und Dortmund über so etwas nachzudenken. Welche Erkenntnis über das Leben soll einem hier schon kommen, den Bauch noch voll mit Hochzeitstorte? Eigentlich mag ich die Tatsache, dass mein Leben unspektakulär ist. Dass es keine Wendepunkte gibt. Es gibt rein gar nichts zu erzählen. Vielleicht ist aber genau das die Geschichte, um die es hier geht. Da ist kein unsichtbares Grauen, das in den dunklen Tiefen meiner Seele wuchert. Da ist kein ätzendes Geschwür, das mich zerfrisst. Da ist keine Trauer und auch keine Wut. Da ist voraussichtlich ein wenig Zukunft und mit Sicherheit ein ganzer Haufen Vergangenheit. Aber damit kann ich umgehen, denn es ist eine bequeme Vergangenheit. Im Grunde genommen ist alles für mich Ding. Irgendwo muss man nun mal leben, etwas muss getan werden und manchmal sind da wohl auch Menschen. Und manchmal bin da auch ich. Ich bin dann einfach da. Genauso wie die Dinge und die Menschen. Und ich fühle mich platziert und in Szene gesetzt. Und dann gilt es, Verbindungen aufzubauen zu den Dingen und den Menschen, sich zu vernetzen. Und es geht darum, Meinungen zu haben und Ansichten und Einfälle. Es geht darum, den Kreislauf zu schließen und das System am Laufen zu halten. Schwierig wird es, wenn man sich fragt, wie man denn bitteschön genau hierher gekommen ist und warum genau man das tut, was eben gerade zu tun ist. Und das ist nun mal keine Geschichte der großen Wendepunkte. Was sich anfühlt wie eine Entwicklung, ist letztlich nichts weiter als ein rasender Stillstand und ein nicht gehaltenes Versprechen. Jede Entscheidung ist nur eine weitere Drehtür. Und ich trete auf der Stelle, irgendwo zwischen drinnen und draußen, und jeder Mensch, der mir begegnet, scheint in die entgegengesetzte Richtung zu laufen. Aber wir bewegen uns um den exakt gleichen Mittelpunkt, im exakt gleichen Radius, und am Ende sind wir nicht weiter als zu Beginn unserer Reise. Das ist so eine Geschichte, die man nicht erzählen kann. Das ist so ein Roadmovie, an dessen Ende man nicht schlauer ist als am Anfang. Ich will mich aber gar nicht beklagen, denn immerhin wird einem das Vorankommen ja relativ leicht gemacht. Nur beschleicht mich langsam der Verdacht, dass ich mich möglicherweise nur im Kreis bewege. Und das ist mit Abstand eine der langweiligsten Geschichten, die man heute noch erzählen kann. Da fehlt mir einfach die Charakterentwicklung. Wo ist da bitte die Katharsis? Und wo bleibt verdammt noch mal das Drama? Das wahre Drama ist, dass es rein gar nichts zu erzählen gibt. Und vielleicht ist genau das meine Geschichte. Ich fahre auf der A40 Richtung Dortmund, Ausfahrt Barop. Am Horizont leuchtet die Stadt in den grauen Abendhimmel hinein und ich fahre in einen Kreisverkehr. Das ist schon ein bisschen witzig, wie ich finde. Das sollte ich unbedingt mal jemandem erzählen. Runter vom Sofa und rauf aufs Wasser! Vom 23. - 31. Januar heißt es wieder Ausprobieren und Mitmachen auf der größten Wasser sportmesse der Welt! Hier wird viel Action und Programm für alle geboten! Wer gern mal abtauchen möchte, startet den Tag am besten mit einem Schnupper tauchkurs. Weiter geht’s mit Anfängersegeln oder einer Kanufahrt auf dem 90m langen Fluss und wer schon vom nächsten Sommer träumen möchte, bucht eines der tollen Urlaubsangebote oder eine Kreuzfahrt im Cruise Pavilion in Halle 14! Also auf geht’s zu einem Tag Auszeit auf der boot! Tipp: Im neuen boot.club gibt’s vergünstigte Karten und viele weitere Vorteile. Einfach auf boot.club registrieren und bares Geld sparen! 360° Wassersport live erleben! Tägliche Mitmachaktionen und Programmhighlights: Wakeboarden Halle 1 Wakeboarden für alle auf dem 1.000 m 2 Becken in der Beach World Wakeboard-Show Halle 1 Die Stars der Szene bringen in der Beach World spektakuläre Moves aufs Wasser Stand up Paddling Halle 1 Stand Up Paddling für alle auf dem 1.000 m 2 Becken in der Beach World Tauchen Halle 3 Schnuppertauchen für alle ab 10 Jahren boot.de/mitmachen Jetzt ausprobieren! Wakeboarden, Paddeln, Schnuppertauchen u.v.m Klettern Halle 13 Klettern für alle im Hochseilgarten in der World of Paddling Paddeln Halle 13 Paddeln für alle auf dem 90 m Flusslauf in der World of Paddling Segeln Halle 14 Schnuppersegeln für Erwachsene und Kinder in der boot Segelschule Alle Programmpunkte der boot Aktionsbühnen fi nden Sie ab Januar auf www.boot.de

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