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Januar 2016 - coolibri Düsseldorf /Wuppertal

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T H E M A Die

T H E M A Die Bürgermeister- Rolle Seit Oktober ist der neue Wuppertaler Oberbürgermeister Andreas Mucke im Amt. Für den Politiker, der seit seiner Schulzeit leidenschaftlich Theater spielt, hat sich ein amüsanter Kreis geschlossen. Seine erste Rolle am Bayreuther Gymnasium Mitte der Achtzigerjahre war – die eines Bürgermeisters. Auf die Frage, wie sehr einem schauspielerisches Talent in der Politik zugute kommt, stellt Andreas Mucke klar: „Der Unterschied ist ja, dass man in der Schauspielerei einen anderen spielt. In der Politik muss man authentisch sein.“ Allerdings räumt er nach einer Sekunde ein: „Das Handwerkszeug ist schon brauchbar.“ Mehrgleisig Unterhält man sich mit dem neuen Oberbürgermeister, stellt man schnell fest, dass er für all sein Tun brennt, dass er sowohl die politische als auch die künstlerische Bühne liebt, dass er das alles irgendwie in seiner Person vereint. Verwundern muss das nicht, schließlich ist der 1966 Geborene bereits seit 1982 Mitglied der SPD, seine Parteiarbeit ist somit nicht jünger als seine Theaterarbeit. „Ich wollte tatsächlich Schauspieler werden“, erzählt der OB, der auch durchaus die Unterstützung seiner Eltern hatte. Aber das Vorsprechen an diversen Schauspielschulen führte nicht zum erhofften Ergebnis; die Schauspielerei wurde nur ein zweites, wenn auch sehr wichtiges Gleis. Dem Abitur schlossen sich Zivildienst und Studium der Sicherheitstechnik mit Abschluss Diplom-Ingenieur an – Andreas Mucke war in der späteren Folge Vertriebsleiter für Privat- und Gewerbekunden bei den Wuppertaler Stadtwerken und seit Juli 2011 Geschäftsführer der Wuppertaler Quartierentwicklungs-GmbH. Parallel verfolgte er die Bühnenarbeit. Bühnen- und Parteiluft „1987 begann ich im damals noch ziemlich neuen Theater in Cronenberg zu spielen, u. a. auch mit Christoph Maria Herbst“, erinnert sich Andreas Mucke. Gut acht Jahre lang schlüpfte er in alle möglichen Rollen, große Titel wie „Die drei Musketiere“, „Katzelmacher“ oder „Der Raub der Sabinerinnen“ stehen auf einer langen Liste von Stücken, in denen er mitwirkte. Zudem hatte er Stückverträge der Wuppertaler Bühnen und 40 Seit Oktober ist Andreas Mucke im Amt. stand auf den Brettern des heute legendären Schauspielhauses. Als sei das alles nicht genug, spielte er nebenher mit dem heutigen Wuppertaler Sozialdezernenten Stefan Kühn erfolgreich Kabarettprogramme als Don Promillo & Peperoni, Anfang der 90er gründete er dann noch mit Dirk Michael Häger (u. a. bekannt als Autor und Produzent des Kinofilms „King Ping“) das freie Theater neueWuTh, das über viele Jahre die Wuppertaler Theaterszene aufmischte. Politisch übte er verschiedene Funktionen aus, u. a. Wuppertaler Jusos-Vorsitzender, Mitglied des Stadtrates, u. a. stellvertretender Fraktionsvorsitzender, sozial- und jugendpolitischer Sprecher, umweltpolitischer Sprecher. Erfolgreiches Theaterspiel Mit der Geburt von drei Söhnen verlief und verläuft auch sein Privatleben nicht wenig turbulent; vielmehr klingt das Ganze nach Rolle vorwärts, und zwar mit Schwung. „Das Theaterspielen ist dabei tatsächlich positiver Stress“, erläutert der Oberbürgermeister, der sich nach einem anstrengenden Wahlkampf im September gegen seinen Vorgänger in einer Stichwahl durchsetzen konnte. Da, wo andere also aufgrund von Lampenfieber die Wände hochgehen, kommt Andreas Mucke mit Hilfe der Konzentration und der Fokussierung auf den Moment zur Ruhe. Erst kürzlich absolvierte er – bereits in seiner Amtszeit – die letzte Vorstellung von „Ziemlich beste Freunde“ in einer TiC-Inszenierung. Gut 60 Mal hatte er den gelähmten Philippe verkörpert. Hier, wo er dereinst Schauspielunterricht u. a. bei Hans Richter bekam, wo er Wesentliches aus den Bereichen Sprechen, Körpersprache, Atmung, Mimik, Dramaturgie erlernte, feierte der Vollblutschauspieler einen Riesenerfolg. Früher, heute, demnächst Aktuell freut sich der neue OB, der weiß, dass die Zeit für seine Bühnenarbeit eher nicht mehr vorhanden ist, vor allem über die Finanzierung des Pina-Bausch-Zentrums; der Bund hat kürzlich fast 30 Millionen Euro zugesichert, Land und Kommune steuern ebenfalls etwas bei. „Ich hab' so gejubelt“, begeistert sich der 49-Jährige, der von klein auf mit seinem Onkel regelmäßig das Tanztheater besucht hat. „Neben dem neuen Hauptbahnhof wird ein saniertes Schauspielhaus aber auch städtebaulich ein Highlight sein.“ Ein weiteres Highlight aus seiner Vergangenheit verrät Andreas Mucke auch noch: Anfang der Neunziger drehte der Wuppertaler Filmemacher Frank Niermann mit der New Yorker Band Defunkt einen Videoclip in Wuppertal, u. a. im Rahmen ihres Auftritts in der Börse, damals noch am Viehhof. In einer der Hauptrollen? Andreas Mucke. Im Netzhemd. Den Beweis findet man unter „Defunkt, Knuckle Sandwich“ auf Youtube. Wer den umtriebigen Oberbürgermeister mal nicht auf politischem, sondern künstlerischem Parkett erleben möchte, hat am 2. Februar im Theater am Engelsgarten Gelegenheit dazu: Dann tritt Andreas Mucke in dem szenischen Stück „Dat gov en Kriegsgewemmel“ auf ... Jörg Degenkolb-Degerli

T H E M A „In der Schauspielerei spielt man einen anderen. In der Politik muss man authentisch sein.“ Bereits in der Amtszeit absolvierte Andreas Mucke die letzte Vorstellung von „Ziemlich beste Freunde“ in einer TiC-Inszenierung. Foto: TiC 41

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