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Hamm, Unna, Hagen - coolibri Oktober 2017

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Foto:StadtMenden

Foto:StadtMenden derzeitige Bürgersaal ist ein wenig beliebter Betonklotz. Ein Haus für die Bürger Menden soll ein Bürgerhaus bekommen. Kommunale Beratungsangebote und ehrenamtliches Engagement sollen dort einziehen. Doch das Projekt ist umstritten. Die Kritiker fürchten vor allem zu hohe Kosten. Bisher erhebt sich im Herzen von Menden ein Betonklotz, der so genannte Bürgersaal. Der dreieckige Bau, der entfernt an den Bug eines Schiffes erinnert, ist das Relikt eines gestrandeten Luxusdampfers aus den 80er Jahren. Geplant waren damals mehrere Decks mit Hotelbetrieb, Tagungszentrum und Einkaufsmöglichkeiten. Doch die Bezirksregierung entschied als Förderer der Reederei, dass dieses Flaggschiff für die Anzahl der Passagiere überdimensioniert sei. Es lief also nie vom Stapel, übrig blieb lediglich die Spitze. „Durch ihre Ecken und Kanten sind die Räume kaum effektiv zu nutzen. Von 20 den insgesamt 2400 Quadratmetern stehen lediglich 1000 Quadratmeter überhaupt zur Verfügung. Der Rest sind Treppenhäuser, Abstellflächen und fensterlose Kammern“, sagt Stadtplanerin Birgit Rindel. Dazu kommen Baumängel und hohe Unterhaltungskosten. Die Verwaltung erwägt daher, den Bürgersaal endgültig zu begraben und an seiner Stelle ein neues Bürgerhaus entstehen zu lassen. „Eine Machbarkeitsstudie hat ergeben, dass das wirtschaftlicher ist, als eine Sanierung. Denn es ist nicht klar, welche Altlasten uns dabei erwarten“, sagt Stadtsprecher Johannes Ehrlich. Doch gegen die Pläne regt sich Widerstand. Als zu aufwändig und zu teuer beurteilen die Kritiker das Projekt. Rund 5,3 Millionen Euro könnte der Komplex mitsamt der Umgestaltung angrenzender Plätze kosten. Davon müsste die Stadt 20 Prozent, also geschätzte 700 000 Euro tragen, die übrige Finanzierung käme aus verschiedenen Fördertöpfen. „Wenn wir dieses Geld nicht abrufen, tun es andere“, betont Johannes Ehrlich. Er kann auch die Befürchtungen entkräften, die gerade neue gestaltete Bahnhofstraße und der Glockenteichbach könnten durch die Bautätigkeiten Schaden nehmen. „Es gibt entsprechen-

COOLIBRI LOKAL M E N D E N de Auflagen für die Architekten. Sollte dennoch beim Abriss etwas schief gehen, steht die nötige Summe für die Wiederherstellung zur Verfügung.“ Trotzdem reißen die Diskussionen nicht ab. „Es gibt einen sehr breiten Konsens, dass ein Bürgerhaus im Zentrum sinnvoll ist. Einige favorisieren jedoch einen Umbau, da das bestehende Gebäude gerade mal 30 Jahre alt ist“, sagt Sozialplanerin Cornelia Schröer aus dem Fachbereich Jugendhilfe. Sie begleitet seit mehr als einem Jahr diverse Workshops, in denen die Bürger gemeinsam mit der Verwaltung ein Leitungs- und Betreiber-Konzept für ihr neues Haus erarbeiten. Eine schwierige Vision Jenni Gröhlich hat sich von Anfang an mit ihren Ideen eingebracht. Als Vorsitzende des Integrationsrates könnte sie sich vorstellen, dort ein Büro zu eröffnen, um Bürgern beim Ausfüllen von Formularen, bei Behördengängen oder Bewerbungsverfahren zu bieten. „Mir würde noch vieles mehr einfallen, denn ich brenne für dieses Projekt. Wir haben sehr viel Ehrenamt in dieser Stadt und wir brauchen einen zentralen Ort, um die vielen Angebote zu vernetzen. Das Bürgerhaus kann ein Marktplatz sein, der wächst und sich entsprechend der Bedürfnisse verändert“, betont die 51-Jährige. Sie weiß jedoch, wie schwierig es ist, diese Vision anderen zu vermitteln. „Denn was man nicht hat, vermisst man auch nicht.“ Deshalb ist sie fest entschlossen, bis zur letzten Entscheidung für die Pläne zu kämpfen. Zu ihren Mitstreitern gehört Stefan Wiggeshoff. Er engagiert sich in der Kulturinitiative. „Wir brauchen immer Räume, um uns zu treffen oder um getroffen zu werden. Das Bürgerhaus wäre eine wunderbare Bühne.“ Ein zentraler Ort könne die verschiedenen Angebote in der Stadt nicht nur sichtbarer machen, er könne auch weitere Mendener anlocken, die sich engagieren möchten. „Wir haben derzeit Schwierigkeiten, diesen Gedanken in die Bevölkerung zu tragen. Doch ich bin zuversichtlich, dass es langfristig gelingt, nicht nur die Kosten, sondern auch den Nutzen zu sehen. Denn am Ende müssen die Menschen kommen und es zu ihrem Bürgerhaus machen.“ Konzept auf drei Säulen Christof Neuss wünscht sich, das Thema Inklusion mitten in die Gesellschaft tragen zu können. „Wir könnten dort nicht nur Schulungen und Qualifizierungen anbieten, sondern auch Personal für die Küche zu Verfügung stellen, Hausmeisterdienste übernehmen oder die Facebookseite betreuen. So wären Menschen mit Behinderungen viel mehr im Alltag präsent.“ Der stellvertretende Leiter der Iserlohner Werkstätten möchte den Weg dorthin mitgestalten. „Das ganze Konzept ruht grundsätzlich auf drei Säulen: Einmal städtische Angebote wie beispielsweise Familienlotsen, Seniorentreff und –Beratung oder ein Büro der Bürgerbeauftragten. Dazu kommen die Angebote von Vereinen, Verbänden und Bürgern. Dazu kommt ein paritätisches Gremium aus städtischen Vertretern und Bürgern, das über alle Belange des Bürgerhauses gemeinsam entscheidet“, sagt Cornelia Schröer. Sollte nun der Rat Konzept und Baupläne befürworten, könnten die ersten Förderanträge im nächsten Jahr rausgehen und nach einer möglichen Bewilligung Ende 2019, könnten 2020 die Bagger rollen und 2022 die Bürger ihr Haus mit Leben füllen. Dominique Schroller BATTLE OF THE YEAR WELTGRÖSSTER BREAKDANCE WETTBEWERB 21. OKTOBER 2017 GRUGAHALLE ESSEN GETYOURTICKET battleoftheyear.de 21

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