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Februar 2019 - coolibri Oberhausen, Duisburg, Mülheim

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THEMA D O R T M U N D

THEMA D O R T M U N D Valley ofthe Dolls Evelyn Schwarzführt dasBordollinDortmund-Schüren. Foto[4]: Fabian Paffendorf Als Anbieterin vonsexuellen Dienstleistungen hattedie Dortmunderin Evelyn Schwarz Geld angespart,sie wollte eineigenes Bordell mitSM-Studio führen.2014 eröffnetesie dannihr EtablissementinDortmund-Schüren. Der Betrieblief gut, aber Anfang 2017, gerietdas Haus in Turbulenzen. Nicht, dass es an Kunden gemangelt hätte. DieChefinfandeinfach keine Damen mehr, dieals Personalinfrage kamen.Der Laden standkurz vorder Schließung, als derChefineine rettende Idee kam: AnstattMitarbeiterinnen aus Fleisch undBlut besorgte siesich Hi-Tech-Sexpuppen aus Japan–undaus dem klassischen Bordell wurdedas Bordoll,Deutschlands erster Puppen-Puff.Anfangs skeptisch belächelt, findet das Erfolgsmodell mittlerweile auch Nachahmer. DieListe an möglichen Vorurteilenist lang:Verrucht, anzüglich oder garschmuddelig müsste doch so einHaus sein,indem Sexals Dienstleistung angebotenwerde.Und dann auch noch Sexmit Puppen?Sicherlich magdas fürKopfschüttelnbei manchensorgen, aber derBetrieb vonEvelynSchwarz erfülltkeinesder gängigen Klischees. Vonaußen geradezu unscheinbar erscheintdas Backsteinhaus in demDortmunder Gewerbegebiet,das dasBordoll beherbergt. KeinWunder, denn ursprünglich war einArchitektur-Büroauf den300 Quadratmeternbeheimatet,auf denensichheute Schwarz' Damen anbieten. DieNachbarschaft bestehtaus Schrotthändler undHandwerksbetrieben. „Das isteineguteNachbarschaft,die wir hier pflegen. Außerdem istdas hier auch keinLaufhaus, da gibteskeinenStressund wirstörenauch niemanden“, sagt Evelyn Schwarz.ZweiKlingeln am Einganghinterdem Haus wollen betätigt werden,wennein Kunde dasBordoll besuchen möchte. Luftkundschaftwirdallerdingsnicht 10 bedient–ohne vorherigen Termin undpersönlichen Erstkontakt bleibt dieTür zum Talder Puppenzu. „HiergibteskeinplattesRein-Raus – undTschüss.Wer herkommt,der soll sich auch wohlfühlen, dann mussauch dasMiteinander stimmen.UmKundenwünsche zu erfüllen, mussman auch aufdie Besucher eingehen,sie kennenlernen“, so Evelyn Schwarz. Das gilt nichtnur für Kundender fünf menschlichen Dienstleisterinnen im Haus,sondern auch fürjene,die einenTermin mitden sogenanntenReal Dolls ausmachenwollen. Wenn dieTür zum Bordollsichöffnet, dann geht's noch eine Stufenhoch, bevoreineder vier Hausdamenden Kundenoderdie Kundin in Empfangnimmt. DassFrauenhierdurchausöfter zu Gast sind, hatsichlautder Chefin durch dieAnschaffung derRealDolls auch eingestellt. „Hauptsächlich sind es Paare.Ineinem klassischenBetrieb kommt dasvielleichteinmal im Jahr vor. Beiuns eher einmal im Monat, dass Frauen ihre Männer begleiten.“Was zu allererstbeimBetreten des Bordollsvorherrscht, istWohnzimmeratmosphäre. Entspannende Musikdrängt aus den Boxen,warmeFarben an denWänden, Kaminfeuerund stilvollesInterieur schaffen Vertrautheit.EsgibtKaffeeund Kekse oder Kaltgetränke undSüßigkeiten. Die Asiatenhaben's vorgemacht Abseitsder einzelnen, thematisch nach FetischeneingerichtetenZimmern, trifft manallerorts entlangdes Wegesauf diePuppen, dieauf Sitzlandschaftenangezogen undgeschminkt drapiert wurden. Ebenso wieesinjapanischen Puppenbordellenschon seit Jahrender Fall ist. DieBetriebeimLandder aufgehendenSonne dientenEvelynSchwarz auch als Vorbildfür ihr Bordoll.„Ichhatte im TV einenBericht über Puppenbordellegesehen unddachtemir,dassdas, wasinJapan schonlange etabliertist,hierauch gehenkönnte“, so dieBetreiberin.ZweiReal Dolls machten damals denAnfangdes Angebotesaus undweildas so gut angenommen wur-

THEMA Empfangskomitee de,sindmittlerweile18Puppenfür jedenGeschmackimBordollzufinden. Die17künstlichen Damenund einHerrnamensDiego,bestehenaus PTE, einemmedizinischen Silikon,das um einbiegbares Skelettaus Metallstreben aufgetragen ist. Zwischen 18 und52Kilowiegt ein Exemplar je nachAusstattung.Mit einembesonderenShe-Male-Erweiterungs-Kitkann zudem jedemModellauch temporär einschmuckes Silikongliedaufgesetztwerden–sofern vomKundengewünscht. Zwischen 900und 2000 Euro mussEvelynSchwarz alleinfür eine Puppebezahlen,die siedirekt aus Japanbestellt. Das Gewichtund Sonderfunktionenbestimmen den Preis. „Natürlichgibtesauch DollsinPreisklassenüber8000 Euro.Die haben dann zum Beispiel künstlicheIntelligenz verbaut,sindlernfähigund können andere Dinge.Aberdie sind eher wasfür denprivatenGebrauch“, erklärt Evelyn Schwarz. DennochfindetsichimPuppenpersonalauch „Jojo“,eineDame, diemit einem„Touch-Voice-System“ ausgestattetist. „Touch-Voice-System“ meint, dass beim Kneten derBrüste oder beiPenetration, diePuppe mit Stöhnenreagiert. Dass nichtnochmehrtechnische Rafinessenach Dortmund-Schürenverschicktwurde,liegt daran,dassdie Real Dolls eine relativgeringe „Lebensdauer“ haben,sofernsie wieimBordollin Dauerbenutzungvieler verschiedenerKunden sind.„Halbjährlich müssendie Puppen ausgewechselt werden.“ Ursächlich dafür,sind dann gebrochene Gelenke oder RisseimSilikon. Damitdie Real Dollsnicht schonvorherden Geist aufgeben,müssendie Kundendes Bordolls sich auch an festeRegeln halten.„Vorabbekommen dieKundeneinekleineEinweisung. Kratzen, BeißenoderextremesFesseln sind tabu.EbensoNatursekt- oder Kaviar-Praktiken undGesichtsbesamung. Einerseits aus hygienischenGründen, zumAnderen,weilesdas Silikonangreift. BeiPenetration müssendie KundenGleitcremebenutzen.Das vermeidet Risse im Material“,sodie Bordoll-Betreiberin.Kondom-Pflichtbestehe aber nichtfür diePuppen- Kunden. Rote Zora Hygiene istdas Aund O Hygiene spielt beiden Dollseinebesondere Rolle,dennanstatt einesGroßreinemachtages in derWoche,mussjedePuppe direkt nach derBenutzunggründlich gewaschen, desinfiziert und gepudert werden.Das Waschenentpupptsich als echter Knochenjob fürdie Hausdamen. Schließlich mussdie Real Doll erst in eine sitzendePositiongedrücktund dann in dieDusche getragen werden.EswirdEingeseift,Geduscht,Abgetrocknetund Desinfiziert.Dabei wird besonders gründlich gearbeitet, denn wenn Feuchtigkeitinden Öffnungender Puppen zurückbleibt, kann sich Schimmel bilden.Wenigersorgsam als denn dieHausdamensindin derVergangenheit manche Kundenmit denPuppenumgegangen, wieEvelynSchwarz zu berichtenweiß: „Ein Kundehat einermal versehentlich dasGenickgebrochen,ein anderer konnte es wohl nichtleiden, dass dieDollihn beim Sexangeschauthat undhat ihrdie Augen aus denHöhlengedrückt.“Schmunzelnmuss dieChefindes Puppenpersonals über einen ganz anderenFetisch.„Einerhat seinegebuchte Doll,das Anime-Girl Yuki,von oben bisunten mitMullbindeneingerollt. Das war schonwitzig.“ Über die Beweggründe einesGastes, derDollvor demSex denKopfabzureißen, möchteSchwarz nichtweitermutmaßen. Das Silikonpersonal mag zwar menschlicheNamen tragen ,aberletztlich sind dieDolls Sexspielzeug. Ebenso wieihre Verwandten, dieseitden 1970er- Jahren in Sex-ShopsausliegendenAufblas-Puppen.Ähnlich günstigwie eine kurzeund heftige Liebschaft mitden Gummi-Schwestern und-Brüdern istauch einAbenteuermit denRealDolls.50Eurokostetdas gemeinsame Zimmer miteiner Puppefür dieerste halbeStunde,30Minuten längerdann 30 Euro mehr.Nachobenhin istdem Puppenspaß kein Limitgesetzt. „Theoretisch istesmöglich,bis zu zwölf StundenlangeineDollzubuchen.Das hatten wir noch nicht. Allerdings gabeseinen Gast,der sechsStundenmit einerPuppe bei unsverbracht hat.“ Fabian Paffendorf Entlangder Fluredes Bordolls trifft manüberall aufdie Real Dolls. 11

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