THEMA D O R T M U N D Valley ofthe Dolls Evelyn Schwarzführt dasBordollinDortmund-Schüren. Foto[4]: Fabian Paffendorf Als Anbieterin vonsexuellen Dienstleistungen hattedie Dortmunderin Evelyn Schwarz Geld angespart,sie wollte eineigenes Bordell mitSM-Studio führen.2014 eröffnetesie dannihr EtablissementinDortmund-Schüren. Der Betrieblief gut, aber Anfang 2017, gerietdas Haus in Turbulenzen. Nicht, dass es an Kunden gemangelt hätte. DieChefinfandeinfach keine Damen mehr, dieals Personalinfrage kamen.Der Laden standkurz vorder Schließung, als derChefineine rettende Idee kam: AnstattMitarbeiterinnen aus Fleisch undBlut besorgte siesich Hi-Tech-Sexpuppen aus Japan–undaus dem klassischen Bordell wurdedas Bordoll,Deutschlands erster Puppen-Puff.Anfangs skeptisch belächelt, findet das Erfolgsmodell mittlerweile auch Nachahmer. DieListe an möglichen Vorurteilenist lang:Verrucht, anzüglich oder garschmuddelig müsste doch so einHaus sein,indem Sexals Dienstleistung angebotenwerde.Und dann auch noch Sexmit Puppen?Sicherlich magdas fürKopfschüttelnbei manchensorgen, aber derBetrieb vonEvelynSchwarz erfülltkeinesder gängigen Klischees. Vonaußen geradezu unscheinbar erscheintdas Backsteinhaus in demDortmunder Gewerbegebiet,das dasBordoll beherbergt. KeinWunder, denn ursprünglich war einArchitektur-Büroauf den300 Quadratmeternbeheimatet,auf denensichheute Schwarz' Damen anbieten. DieNachbarschaft bestehtaus Schrotthändler undHandwerksbetrieben. „Das isteineguteNachbarschaft,die wir hier pflegen. Außerdem istdas hier auch keinLaufhaus, da gibteskeinenStressund wirstörenauch niemanden“, sagt Evelyn Schwarz.ZweiKlingeln am Einganghinterdem Haus wollen betätigt werden,wennein Kunde dasBordoll besuchen möchte. Luftkundschaftwirdallerdingsnicht 10 bedient–ohne vorherigen Termin undpersönlichen Erstkontakt bleibt dieTür zum Talder Puppenzu. „HiergibteskeinplattesRein-Raus – undTschüss.Wer herkommt,der soll sich auch wohlfühlen, dann mussauch dasMiteinander stimmen.UmKundenwünsche zu erfüllen, mussman auch aufdie Besucher eingehen,sie kennenlernen“, so Evelyn Schwarz. Das gilt nichtnur für Kundender fünf menschlichen Dienstleisterinnen im Haus,sondern auch fürjene,die einenTermin mitden sogenanntenReal Dolls ausmachenwollen. Wenn dieTür zum Bordollsichöffnet, dann geht's noch eine Stufenhoch, bevoreineder vier Hausdamenden Kundenoderdie Kundin in Empfangnimmt. DassFrauenhierdurchausöfter zu Gast sind, hatsichlautder Chefin durch dieAnschaffung derRealDolls auch eingestellt. „Hauptsächlich sind es Paare.Ineinem klassischenBetrieb kommt dasvielleichteinmal im Jahr vor. Beiuns eher einmal im Monat, dass Frauen ihre Männer begleiten.“Was zu allererstbeimBetreten des Bordollsvorherrscht, istWohnzimmeratmosphäre. Entspannende Musikdrängt aus den Boxen,warmeFarben an denWänden, Kaminfeuerund stilvollesInterieur schaffen Vertrautheit.EsgibtKaffeeund Kekse oder Kaltgetränke undSüßigkeiten. Die Asiatenhaben's vorgemacht Abseitsder einzelnen, thematisch nach FetischeneingerichtetenZimmern, trifft manallerorts entlangdes Wegesauf diePuppen, dieauf Sitzlandschaftenangezogen undgeschminkt drapiert wurden. Ebenso wieesinjapanischen Puppenbordellenschon seit Jahrender Fall ist. DieBetriebeimLandder aufgehendenSonne dientenEvelynSchwarz auch als Vorbildfür ihr Bordoll.„Ichhatte im TV einenBericht über Puppenbordellegesehen unddachtemir,dassdas, wasinJapan schonlange etabliertist,hierauch gehenkönnte“, so dieBetreiberin.ZweiReal Dolls machten damals denAnfangdes Angebotesaus undweildas so gut angenommen wur-
THEMA Empfangskomitee de,sindmittlerweile18Puppenfür jedenGeschmackimBordollzufinden. Die17künstlichen Damenund einHerrnamensDiego,bestehenaus PTE, einemmedizinischen Silikon,das um einbiegbares Skelettaus Metallstreben aufgetragen ist. Zwischen 18 und52Kilowiegt ein Exemplar je nachAusstattung.Mit einembesonderenShe-Male-Erweiterungs-Kitkann zudem jedemModellauch temporär einschmuckes Silikongliedaufgesetztwerden–sofern vomKundengewünscht. Zwischen 900und 2000 Euro mussEvelynSchwarz alleinfür eine Puppebezahlen,die siedirekt aus Japanbestellt. Das Gewichtund Sonderfunktionenbestimmen den Preis. „Natürlichgibtesauch DollsinPreisklassenüber8000 Euro.Die haben dann zum Beispiel künstlicheIntelligenz verbaut,sindlernfähigund können andere Dinge.Aberdie sind eher wasfür denprivatenGebrauch“, erklärt Evelyn Schwarz. DennochfindetsichimPuppenpersonalauch „Jojo“,eineDame, diemit einem„Touch-Voice-System“ ausgestattetist. „Touch-Voice-System“ meint, dass beim Kneten derBrüste oder beiPenetration, diePuppe mit Stöhnenreagiert. Dass nichtnochmehrtechnische Rafinessenach Dortmund-Schürenverschicktwurde,liegt daran,dassdie Real Dolls eine relativgeringe „Lebensdauer“ haben,sofernsie wieimBordollin Dauerbenutzungvieler verschiedenerKunden sind.„Halbjährlich müssendie Puppen ausgewechselt werden.“ Ursächlich dafür,sind dann gebrochene Gelenke oder RisseimSilikon. Damitdie Real Dollsnicht schonvorherden Geist aufgeben,müssendie Kundendes Bordolls sich auch an festeRegeln halten.„Vorabbekommen dieKundeneinekleineEinweisung. Kratzen, BeißenoderextremesFesseln sind tabu.EbensoNatursekt- oder Kaviar-Praktiken undGesichtsbesamung. Einerseits aus hygienischenGründen, zumAnderen,weilesdas Silikonangreift. BeiPenetration müssendie KundenGleitcremebenutzen.Das vermeidet Risse im Material“,sodie Bordoll-Betreiberin.Kondom-Pflichtbestehe aber nichtfür diePuppen- Kunden. Rote Zora Hygiene istdas Aund O Hygiene spielt beiden Dollseinebesondere Rolle,dennanstatt einesGroßreinemachtages in derWoche,mussjedePuppe direkt nach derBenutzunggründlich gewaschen, desinfiziert und gepudert werden.Das Waschenentpupptsich als echter Knochenjob fürdie Hausdamen. Schließlich mussdie Real Doll erst in eine sitzendePositiongedrücktund dann in dieDusche getragen werden.EswirdEingeseift,Geduscht,Abgetrocknetund Desinfiziert.Dabei wird besonders gründlich gearbeitet, denn wenn Feuchtigkeitinden Öffnungender Puppen zurückbleibt, kann sich Schimmel bilden.Wenigersorgsam als denn dieHausdamensindin derVergangenheit manche Kundenmit denPuppenumgegangen, wieEvelynSchwarz zu berichtenweiß: „Ein Kundehat einermal versehentlich dasGenickgebrochen,ein anderer konnte es wohl nichtleiden, dass dieDollihn beim Sexangeschauthat undhat ihrdie Augen aus denHöhlengedrückt.“Schmunzelnmuss dieChefindes Puppenpersonals über einen ganz anderenFetisch.„Einerhat seinegebuchte Doll,das Anime-Girl Yuki,von oben bisunten mitMullbindeneingerollt. Das war schonwitzig.“ Über die Beweggründe einesGastes, derDollvor demSex denKopfabzureißen, möchteSchwarz nichtweitermutmaßen. Das Silikonpersonal mag zwar menschlicheNamen tragen ,aberletztlich sind dieDolls Sexspielzeug. Ebenso wieihre Verwandten, dieseitden 1970er- Jahren in Sex-ShopsausliegendenAufblas-Puppen.Ähnlich günstigwie eine kurzeund heftige Liebschaft mitden Gummi-Schwestern und-Brüdern istauch einAbenteuermit denRealDolls.50Eurokostetdas gemeinsame Zimmer miteiner Puppefür dieerste halbeStunde,30Minuten längerdann 30 Euro mehr.Nachobenhin istdem Puppenspaß kein Limitgesetzt. „Theoretisch istesmöglich,bis zu zwölf StundenlangeineDollzubuchen.Das hatten wir noch nicht. Allerdings gabeseinen Gast,der sechsStundenmit einerPuppe bei unsverbracht hat.“ Fabian Paffendorf Entlangder Fluredes Bordolls trifft manüberall aufdie Real Dolls. 11
Mediziner 37/179/91 sucht Frau mit
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April 2017 - coolibri Recklinghausen, Gelsenkirchen, Herne
Carolin Kebekus über lustige Frauen, Rita McBride über Kunst zum Anfassen, der Record Store Day im Überblick
Die Entdeckung der Einfachheit: Mit der achten Ausgabe von RUHRGEBEEF zeigen wir, wie’s mühelos lecker wird! Mit dem Dortmunder Starkoch Phillip Schneider haben wir ein ungewöhnliches und günstiges Produkt gegrillt. Das Herz: einfach in der Zubereitung und eines der besten Steaks am Rind! Wir beantworten die Frage „Rib Eye oder Filet“ ganz simpel mit „Petite oder Hanging Tender“. Und selbst bei der vermeintlich profanen Bratwurst kann das Ergebnis ganz leicht noch viel besser werden. Wir verraten wie! Daneben gibt’s Hirschschnitzel auf Japanisch, Obstbrände aus dem eigenen Garten und Kräuter von den Auen und Wäldern des Ruhrgebiets. Und im Rezeptteil lassen sich Weltmeister und Outdoor-Experten erneut über die Schulter gucken. RUHRGEBEEF No. 8 – leichter kann man es sich nicht machen!
Wer jagt gewinnt: Ganz besonders bei uns im Ruhrgebiet! Wie ein 300 Pfund schwerer Hirsch in feinste US-Cuts vom Ribeye bis zum Tri-Tip zerlegt wird, zeigte uns eine Fleischerei in Essen. Bestes Brot aus Bochum haben wir ebenso ins Visier genommen und ein Dortmunder Star-Koch landet etliche Treffer mit seinen tollen Tomaten-Menüs. Mit der Bruderschaft des guten Geschmacks pirschten wir in Castrop-Rauxel durch die Küche und haben natürlich auch schon die neue Steak-Manufaktur in Gelsenkirchen gesichtet. Nachgeladen wird mit zahlreichen Rezepten zum Nachgrillen und –kochen: von den Spare Ribs über den Rehrücken bis zur waschechten Pott-Roulade. RUHRGEBEEF gibt es in unserem Online-Shop (www.shop.ueberblick.de) und im Buchhandel.
Das neue RUHRGEBEEF Sommer im Revier – Grillgut auf dem Rost. Klar, sind wir wieder losgezogen. Haben mit Tom Heinzle einen der besten und berühmtesten Griller der deutschsprachigen Szene getroffen. Beim Zehn-Gänge-Menü konnten wir viel lernen und wollen das unseren Lesern nicht vorenthalten. Und es geht sogar noch edler. Von Heiko Antoniewicz ließen wir uns erklären, wie man Fleisch und Fisch bestens veredeln kann. Ganz nach dem Motto der sechsten Ausgabe: „Dry it Yourself“. RUHRGEBEEF gibt es in unserem Online-Shop (www.shop.ueberblick.de) und im Buchhandel.
Ommas Lieblingsapfelkuchen, klassische Schwarzwälderkirsch oder vegane Cupcakes? Wir von coolibri wollten wissen, was der Pott backt. Deshalb begaben wir uns auf die Suche nach Back-Rezepten aus den kreativsten Küchen des Ruhrgebiets und haben unsere Leser nach ihren Lieblingsbackwerken gefragt. Aus all den Einsendungen haben wir die 18 besten Rezepte in unserem ersten „Lust auf Backen“-Magazin versammelt.
In unserem Special zur Landtagswahl 2017 in NRW stellen sich Mitglieder der stärksten Parteien aus den größten Städten zwischen Düsseldorf und Hamm vor.
Das Wintersemester 2015/2016 hat gerade begonnen, da wird die Welt, wie wir sie kennen, in ihren Grundfesten erschüttert. Denn am 21. Oktober landet im amerikanischen Hill Valley Marty Mc Fly, der vor exakt 30 Jahren „Zurück in die Zukunft“ gereist ist. Gleichzeitig erlebt ihr Studis gerade eure ganz eigene Reise durch die universitäre Gegenwart. Für euch haben wir das neue Campus-Magazin entwickelt. Als Ratgeber, Handbuch für abendliche Zerstreuung oder als Pausenfüller zwischen den Seminaren.