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Februar 2018 - coolibri Oberhausen, Duisburg, Mülheim

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KUNST O B E R H A U S E

KUNST O B E R H A U S E N Ausstellungsansicht SHOOT! SHOOT! SHOOT! 2016 in München Foto: © Münchner Stadtmuseum Im Blitzlicht Mit der Ausstellung „Shoot! Shoot! Shoot!“ holt die Ludwiggalerie zwei Jahrzehnte Popkultur nach Oberhausen – dank 200 Fotografien aus der Schweizer Nicola Erni Collection. Es ist 1964: Fotograf David Bailey fängt das ‚Swinging London‘ der frühen Sechzigerjahre in seiner „Box of Pin-Ups“ ein. Darin auch ein Bild des jungen, schmolllippigen Mick Jagger mit Fellmütze. Es ist 1971: Der 35-jährige Modeschöpfer Yves Saint Laurent posiert nackt auf schwarzen Lederkissen vor der Kamera von Jeanloup Sieff. Mit dem aus dieser Zusammenarbeit entstandenen Foto bewirbt Saint Laurent seinen ersten Herrenduft. Eine Skandalkampagne, die bald zum Meilenstein der Modefotografie erhoben werden sollte – auch weil erstmals der Designer eines Parfüms selbst für seinen Duft warb. Es ist 1974: Paul Schmulbach fotografiert den Paparazzo Ron Galella mit Football-Helm, wie er Marlon Brando im Waldorf-Astoria Hotel in New York verfolgt. Ein Jahr zuvor hatte Brando Galella den Kiefer gebrochen. 1978 im Studio 54 in New York: Sängerin Grace Jones schaut erschrocken in die Kamera, als sie sich kurz von 44 Künstler Andy Warhol abwendet. Ein Schnappschuss für die Ewigkeit. Modefotos und Paparazzo-Bilder Ob nun diese oder weitere Fotografien von Designerin und Model Loulou de la Falaise, 60er-Jahre-Ikone Twiggy, Künstlern, Szene-Größen wie Schriftsteller Truman Capote und Musikern wie Mick Jagger oder die Beatles: sie alle werden in der Ausstellung „Shoot! Shoot! Shoot!“ vereint und lassen das Lebensgefühl und den Zeitgeist der 1960er und 1970er Jahre wieder aufleben. Zwei Jahrzehnte des Umbruchs, der Provokation und der kreativen Energie. Die 200 vornehmlich in Schwarz- Weiß gezeigten Bilder sind eine Mischung aus historischer Modefotografie von namhaften Fotografen wie Diane Arbus, Richard Avedon, Annie Leibovitz, Robert Mapplethorpe, Bert Stern oder Helmut Newton sowie zahlreichen stimmungsvollen Schnappschüssen und Paparazzi-Bildern. Es sind Berühmtheiten zu sehen, die zum einen kunstvoll und aufwendig in Szene gesetzt werden und Fotografien, die spontan in unmittelbarer Nähe der Ikone aufgenommen wurden und dem erhabenen Image des Stars etwas Unverhofftes hinzufügen. Zwischen Spontanität und Inszenierung Die Ausstellung, die bereits im Stadtmuseum München zu sehen war, zelebriert somit auch die Blütezeit des Starkults. Es wird die Bedeutung und Verschränkung unterschiedlicher künstlerischer Szenen deutlich gemacht: Wer wurde von wem und vor allem mit wem fotografiert? Wer feierte in Andy Warhols „Factory“ oder in der legendären Disco Studio 54? Zugleich wird auch der damalige Stellenwert der Fotografie deutlich, lange bevor Reality-TV und Instagram Einblicke in das Private und auf das vermeintlich Zufällige boten, und das Bild des erhabenen Stars brüchig haben werden lassen: Eine Zeit, in der Fotografien eine inszenierter Privatheit der Schönen, Reichen und der künstlerischen Bohème geschaffen haben und Magazine und Illustrierte noch die Vermittler zwischen der High Society, Celebrity-Welt und dem normalen Menschen waren. Stefanie Roenneke Shoot! Shoot! Shoot!: 21. Januar. – 27. Mai, Vernissage: Samstag, 20. Januar (19 Uhr), Ludwiggalerie, Oberhausen; ludwiggalerie.de

KUNST E S S E N Die Mächtigen aufregen Für das, was heute nur noch Jan Böhmermann schafft, war jahrzehntelang Klaus Staeck zuständig: Für politische Satire, die die Mächtigen aufregt. Das Folkwang Museum zeigt im Jahr seines 80. Geburtstags mit „Sand fürs Getriebe“ nun die größte Ausstellung seines Werks seit über 20 Jahren. Klaus Staeck. Sand fürs Getriebe: 9.2.-8.4. Museum Folkwang, Essen; museum-folkwang.de Zum Beispiel am 30. März 1976: Da zerriss der CDU-Politiker Philipp Jenninger eins von Staecks in der Parlamentarischen Gesellschaft Bonn ausgestellten Plakaten, das den Schriftzug trug „Seit Chile wissen wir genauer, was die CDU von Demokratie hält“. Wie meistens bezog sich der Künstler damit auf ein konkretes politisches Ereignis der Zeit, in diesem Fall die Äußerung des CDU-Politikers Bruno Heck zum Stadion in Santiago de Chile, das unter der Diktatur Augusto Pinochets zur Folterstätte wurde. Heck sagte damals: „Das Leben im Stadion ist bei sonnigem Wetter recht angenehm.“ Auch eins der berühmtesten Plakate Klaus Staecks ist ohne Zusammenhang kaum verstehbar: Es zeigt einen schicken Bungalow im Bauhaus-Stil vor blauem Himmel, davor der Slogan „Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen“. Das brachte auch Politiker der SPD auf die Palme – obwohl es der Partei eigentlich zu Gute kommen sollte. Staeck reagierte mit dem Plakat auf eine Kampagne der CDU, die im Falle eines SPD-Wahlsiegs deutsche Eigenheime bedroht sah. Spätestens seit der „Aktion für mehr Demokratie“, der in der Ausstellung eine dokumentarische Rauminstallation gewidmet ist, dürfte niemand mehr Zweifel an Klaus Staecks politischer Gesinnung haben: „Bei aller Kritik, die wir an einzelnen politischen Entscheidungen der Vergangenheit hatten: Wer nicht möchte, dass der Sozialstaat demontiert, Arbeitnehmerrechte beschnitten und die Gewerkschaften zerschlagen werden, muss die SPD stärken“, forderte er da. Und als er 2009 zum zweiten Mal zum Präsidenten der Berliner Akademie der Künste gewählt wurde, betonte Staeck, dass er mittlerweile auch in den Reihen der Union akzeptiert sei. Die Schau mit 180 Plakaten und ihren Vorläufern, den frühen Druckgrafiken des Juristen, Grafikers und Verlegers, zeigt also auch, wie man durch beständiges Sand ins Getriebe streuen den ganzen Motor verändern kann. Max Florian Kühlem Fotos [3]: Klaus Staeck/ Folkwang Eintritt frei Unterstützt durch Präsentation in der Sammlung Edvard Munch Sehnsucht und Erwartung Museum Folkwang 16. Februar – 22. April 2018 Erhältlich im Handel und Onlineshop: www.ueberblick.de/shop Museum Folkwang Museumsplatz 1 45128 Essen www.museum-folkwang.de RUHRGEBEEF Das Magazin über regionale Grillkultur und Fleischeslust RUHRGEBEEF AUSGABE 5 edition MEDIEN WIR SIND WELTMEISTER Bochumer gewinnt BBQ-WM und grillt exklusiv für uns WILDE IDEEN FÜR DEN GRILL Tolle US-Cuts vom Wild aus heimischen Wäldern GANS.SCHÖN.LECKER. Gebraten, zerlegt, probiert: So geht‘s unter die Gänsehaut 6,50 € www.ueberblick.de MEDIEN Edvard Munch, Die Mädchen auf der Brücke, 1927, Munch Museum Oslo NEU 45

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