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Februar 2017 - coolibri Düsseldorf

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K U N S T D Ü S S E L D

K U N S T D Ü S S E L D O R F Bildarchiv Ähnlich wie der Akademie-Rundgang hat sich auch das Duesseldorf Photo Weekend zu einem Gesellschaftsereignis mit Event-Charakter entwickelt. Tout Düsseldorf und Umgebung flaniert durch Galerien und Museen, um Fotokunst von alten Meistern und jungen Talenten zu bewundern. Foto: Angelo Novi, Claudia Cardinale in „Spiel mir das Lied vom Tod“, Regisseur: Sergio Leone, 1968, Fotografie auf Barytpapier, 40x60 cm Der Monat beginnt mit Reizüberflutung im Zeichen des Lichtbilds: Vom 3. bis 5. Februar läuft das sechste Duesseldorf Photo Weekend. Stadtweit präsentieren mehr als 70 Galerien, Institutionen und Off-Räume alte und neue Spielarten der Fotografie. Traditionell startet das Weekend am Vorabend mit einer Vernissage im NRW-Forum, das mit zwei Weltstars ins Rennen geht: In „Women on Street“ fusioniert Garry Winogrands berühmte Serie „Women are Beautiful“ mit Peter Lindberghs „On Street“. Parallel ist Thomas Mailaenders „The Fun Archive“ zu sehen – hierzulande die erste große Retrospektive des französischen Multimedia-Künstlers. „In/Out – The Universe“ heißt es im Weltkunstzimmer, wo Mikro- und Makrokosmos fotografisch erschlossen werden. Arbeiten von Vera Drebusch, David Fried, Andreas Gefeller, Thomas Ruff, Nora Schattauer und Charles Wilp machen sichtbar, was für das bloße Auge nicht erkennbar ist. Zwei Konzepte, die sich kritisch mit der Digitalisierung befassen, vereint die Julia Stoschek Collection unter dem Titel „Number Thirteen“: Hito Steyerls raumgreifende Videoinstallation „Factory of the Sun“ sowie die Gruppenschau „Missed Connection“, kuratiert von der Künstlerin Jennifer Chan. In der Sammlung Philara sind junge Absolventinnen der Kunstakademie zu Gast. Sabine Dusend und Alex Grein laden in ihre „Stille Kammer“. In Anlehnung an Roland Barthes‘ Standwerk zur Fototheorie „Die helle Kammer“ ergründen sie das Faszinosum der Bildproduktion. Einen „Photo Book Salon“ gibt es in der Bibliothek auf dem Campus der Hochschule Düsseldorf (HSD). Gezeigt werden die Bücher der Shortlist des Paris Photo-Aperture Foundation PhotoBook Awards, zudem stellen europäische Fotobuchverlage ihre Publikationen vor. Alles kann man unmöglich anschauen in den drei Tagen, was aber nicht tragisch ist: Die meisten Ausstellungen sind nach dem Eröffnungswochenende noch mehrere Wochen zu sehen. Berit Kriegs Duesseldorf Photo Weekend: 3.–5.2., Düsseldorf; duesseldorfphotoweekend.de

K U N S T W U P P E R T A L M Ü L H E I M HOLMEAD, „Colette“, 1970 Umfangreiche Retrospektive Eine Ausstellungseröffnung mit dem Titel „The Human Drama“ in Oslo wird durch den Einmarsch deutscher Truppen verhindert – so tatsächlich passiert im Jahr 1940, als der amerikanische Maler Clifford Holmead Phillips (1889–1975) der Vernissage beiwohnen wollte. Ein Besuch in Europa war für den Künstler indes nichts Besonderes; Zeit seines Lebens war Holmead ein Wanderer zwischen den Welten und pendelte hin und her zwischen seiner Heimat und Europa. Sein Werk trägt sowohl Züge amerikanischer Tradition als auch der europäischen Moderne und ist geprägt vom expressiven Realismus. Er selbst bezeichnete seinen Stil als „Crude Expressionism“: eigenwillig, scheinbar ungezähmt, ungehobelt, rau und voller Emotionen. JDD; Clifford HOLMEAD Phillips – Retrospektive: ab 19.2., Von der Heydt-Kunsthalle, Wuppertal W U P P E R T A L „Loop“, 2014 Spontan und intuitiv Er handelt nach dem Prinzip des Zusammenspiels von Zufall und Planung. „Logik ist dabei auch eine Form von Spielerei, und Überraschungen entstehen selbst da, wo man sie erwartet“, betont Bildhauer Mathias Lanfer, der aktuell im Wuppertaler Skulpturenpark ausstellt. Obwohl er die Herstellung seiner Skulpturen mit Hilfe von Skizzen, Modellen und Bauplänen gründlich vorbereitet, lässt er sich dennoch auf die zufälligen Einflüsse ein, die sich im Zuge der Umformung zwangsläufig ergeben. Doch eben dadurch ist Mathias Lanfer gezwungen, spontan und intuitiv zu reagieren, um steuernd in den plastischen Prozess einzugreifen. Diese Erfahrung bezeichnet er als ein „Erlebnis von prozessbildender Bildhauerei“. DD; Mathias Lanfer – SPAMS: bis 5. März Skulpturenpark Waldfrieden, Wuppertal Foto: Sammlung Dr. Gabriele Dilla-Gerns und Ronald Gerns Foto: VG Bild und Kunst Bonn, 2016 Mathias Lanfer Um die Rolle der Kunst und um die Lage ihrer Akteure geht’s in Mülheim Was machen!? Ringlokschuppen Ruhr, Netzwerk X und Urbane Künste Ruhr laden zu einer mehrtägigen Veranstaltung unter dem Titel „Wem gehört die Kunst?“. In Laboren und mit einem dreitägigen Kongress soll die Rolle der Kunst sowie die Lage von KünstlerInnen im Ruhrgebiet untersucht werden. Kunst ist allgegenwärtig und beliebt: in Form von Werken, aber auch mittels Gebäuden, Events sowie Preisen – oder Kosten. Hinter den Artefakten, Orten und Zahlen stehen oftmals Künstlersubjekte, die unter prekären Verhältnissen leben und arbeiten – von Projektantrag zu Projektantrag. „Wir werden dadurch nicht glücklicher und wir werden nicht besser“, hebt Stefan Schroer von Netzwerk X das Problem hervor, dass Kulturschaffende zu Managementsubjekten abgestellt werden. In die Lücke zwischen Großförderung und individueller Unterstützung will nun eine neue Landesförderung treten: die „Individuelle Förderung von Künstlerinnen, Künstlern und Kreativen (IKF)“. Damit soll für „bessere Arbeits- und Lebensbedingungen von KünstlerInnen und Kreativen in NRW gesorgt werden“. Doch was bedarf einer individuellen Förderung überhaupt? Diese Frage stellt sich bei „Wem gehört die Kunst?“ im Ringlockschuppen Ruhr. Aufgrund der politischen Entwicklungen soll das Projekt zudem Raum bieten für Überlegungen, was Kunst für die Gesellschaft bedeutet. Daher sind mit dem Kongress all jene angesprochen, die sich mit solchen Fragestellungen auseinandersetzen wollen – ob künstlerisch tätig und/oder sozial und politisch engagiert. Mit „Wem gehört die Kunst?“ soll nicht die Gültigkeit der „IKF“ bestätigt werden, sondern ein offener und konstruktiver Dialog darüber stattfinden: Ist eine individuelle Künstlerförderung überhaupt das Richtige, oder wird damit Vereinzelung gefördert, werden fitte Künstler-Ich-AGs hervorgebracht, obwohl Netzwerke, Kollektive und Solidarität untereinander, sowie eine gute Verbindung zu Institutionen im Vordergrund stehen sollten? Daher stellt der Kongress ein „Initiationsritus“ dar, wie Sebastian Brohn, Dramaturg am Ringlokschuppen, betont, an den eine weiterführende Projektphase anschließt: „Wir versuchen herauszufinden, welche Form der Unterstützung freie KünstlerInnen und Kollektive im Ruhrgebiet, die sich im Spannungsfeld von Kunst und Sozialem bewegen, für ihre kreativen Prozesse benötigen“, sagt Katja Aßmann, Künstlerische Leiterin von Urbane Künste Ruhr. Tobias Fritzsche vom Ringlokschuppen Ruhr akzentuiert den kollaborativen Aspekt: „Wir wollen herausfinden, wie man Individuen zu einer Landschaft stärken kann“. Die Herausforderung ist groß: Denn Projektanträge decken bisher weder den Gang in den Supermarkt noch die kaputte Heizung, gleichzeitig verschwinden urbane Freiräume, Jobs sind schlecht bezahlt. Darum öffnet „Wem gehört die Kunst?“ eine gesamtgesellschaftliche Perspektive. Es geht um die Frage, wie wir leben wollen. Stefanie Roenneke; Wem gehört die Kunst?: 24.–26.2. (Kongress), Ringlokschuppen, Mülheim; ringlokschuppen.ruhr 67 Foto: bld-slp.net

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