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Februar 2016 - coolibri Ruhrgebiet

K U N S T Lucas van

K U N S T Lucas van Gassel: „Weite Landschaft, in der Christus einen Blinden heilt“, 1540 Foto: MuT /Lucas van Gassel B O C H U M Weltsichten Um die große Spannweite künstlerischer Auseinandersetzungen mit Landschaft zu entdecken, muss man sie in Bochum erstmal verlassen. Man steigt unter die Erde, in das spannende neue Museum unter Tage (MuT). 46 350 Werke vom 15. Jahrhundert bis heute sind in der sehenswerten Ausstellung „Weltsichten“ versammelt, die den ersten beeindruckenden Aufschlag des neuen Museums bildet. Bis Herbst wird sie auf den 1350 Quadratmetern des unterirdischen Baus präsentiert. Danach bleibt sie in einem Teilbereich als Dauerausstellung erhalten. Spannend sind die „Weltsichten“, weil das künstlerische Sujet Landschaft immer auch den Blick des Einzelnen auf seine Umwelt thematisiert. Die Künstler bündeln kollektive und individuelle Perspektiven, machen gesellschaftliche Vorstellungen offenbar – auch durch Gegenentwürfe. Zudem ist die Ausstellung mit interessanten Brüchen und ohne Scheuklappen kuratiert. Schon im Foyer des MuT kann der Besucher einen ungewöhnlichen Blick auf die ihm vermeintlich bekannte Landschaft werfen: Eine Glassscheibe ermöglicht die Sicht auf die geologischen Schichten um den neuen Bau. In vergleichsweise niedriger Höhe durchzieht ein Steinkohle-Flöz den Boden. Der Ursprungsstoff dafür, dass das Ruhrgebiet überhaupt so dicht besiedelt wurde – und sich heute zum Kulturgebiet wandelt. Direkt gegenüber kann man einen Blick auf die ganze Welt werfen, wie er dem Menschen noch gar nicht so lange möglich ist: „Earthrise“, das Bild der aufgehenden Erde, von der NASA vom Mond aus fotografiert. Biblisch bis formalistisch In den eigentlichen Ausstellungsräumen beginnt die Geschichte der Landschaftsdarstellung chronologisch: Jacopo Bellinis „Heiliger Hieronmymus in der Wildnis“ von 1466 ist das älteste Bild, das zweitälteste Lucas van Gassels „Weite Landschaft, in der Christus einen Blinden heilt“ von 1540. Darstellungen, die vom christlichen Glauben durchdrungen sind, mit denen man biblische Szenen praktisch vor die Haustür geholt hat. Viele Werke der niederländischen Landschaftsmaler beeindrucken durch ungeheure Fertigkeiten – allen voran die „Mondlandschaft mit Fischerbooten“ von Aelbert Cuyp. Im Bereich Romantik und Moderne, beginnen die Motive sich aufzulösen. Maler wie Gustave Courbet nehmen die abstrakte Moderne vorweg, indem sie Objekte in Farbe und Formen aufheben. Im Zwischengang „Umbrüche“ sind sogar zwei Picasso-Lithographien versteckt. Wesentlich spannender sind die zeitgenössischen Positionen zum Thema Landschaft: Formalistische Feld-Fotografien von Simone Nieweg, die nicht mehr nach Schönheit, dafür nach Struktur sucht, Roy Lichtensteins „Ten Landscapes“ oder Qui Shihua, dessen Landschaft aus weißen Flecken auf weißer Leinwand sich erst allmählich eröffnet. Max Florian Kühlem Weltsichten: bis Herbst 2016, Museum unter Tage, Bochum, situation-kunst.de

K U N S T O B E R H A U S E N AUFSCHLUSSREICHE RÄUME—INTERIEUR ALS PORTRÄT 31. Januar —24. April 2016 MUSEUM MORSBROICH, LEVERKUSEN www.museum-morsbroich.de Richard Estes, Cafeteria, 1970 Pop-Art sehen Museen zieren ihre Ausstellungen gerne mit Werken der Pop-Art. Die knallbunten Farben und Motive aus der Alltagswelt der 1960er- und 70er- Jahre üben immer noch eine starke Anziehungskraft auf ein heutiges Publikum aus. Die Ludwiggalerie Oberhausen widmet zum ersten Mal eine ganze Ausstellung der amerikanischen Pop-Art. Der Untertitel „Meisterwerke Massenhaft“ deutet auf eine Neuerung hin, mit der die Kunstrichtung auch den Kunstmarkt veränderte: Mit dem Aufkommen der Pop-Art in Großbritannien und Amerika hielten Künstler seit Mitte der 1950er-Jahre nicht nur Motive des Alltags wie Comics, Star-Portraits oder Suppendosen für verarbeitungswürdig. Auch die Frage des Originals und Geniekultes wurde – in der Nachfolge von Marcel Duchamps Ready Mades – diskutiert und führte unter anderem dazu, dass Künstler ihre Siebdrucke, aber auch Objekte als Multiple auflegten. Es gab also nicht mehr nur ein originäres Meisterwerk, sondern mehrere gleichwertige Stücke, vom Künstler hergestellt und signiert. Kunst für alle lautete die Devise. Foto: Richard Estes, Courtesy Januar 2016 RZ_RoadStop_215x292.in d 1 01.12.15 1:50 Kostenlos – K 26157 WE Live. Authentisch. Mitreissend. Veranstaltungstermine im Ausgabe März 2016 DAS LEBEN IST EBEN DOCH EIN WUNSCHKONZERT: MASSGEFERTIGTE MÖBEL FÜR ALLE WOHNBEREICHE. it´s a tree story. nox Tisch, Küche | Essen | Wohnen | Schlafen | Kind bis zum 12.02. • 12.00 Uhr terminator@coolibri.de Fax 02 34 / 9 37 37 - 97 „Wir bauen Ihre Naturholzmöbel für a le Wohnbereiche. Durch unsere individue le Maßanfertigung und eine hohe Typenvielfalt lassen sich a le Möbelprogramme nach Ihren Wünschen kombinieren und anpassen.“ Yvonne Mierzwiak, TEAM 7 Düsseldorf TEAM 7 Düsseldorf | Stilwerk | Grünstraße 15 | 40212 Düsseldorf | Tel. 0211 862937-12 | www.team7-duesseldorf.de az_t7due_libe le_0 1215.in d 1 02.12.15 13:07 die besten reise-vorträge Künstler, Förderer und Editionen In diesem Zusammenhang spielt das Verhältnis der Künstler zu ihren Förderern und Galeristen eine große Rolle. Auch für sie und ihren Verkauf legten sie Multiples und Editionen auf. In Oberhausen zu sehen ist zum Beispiel „Ten from Leo Castelli“: Leo Castelli war ein Kunsthändler, Sammler und Galerist aus den USA, der seine erste Galerie auf Anregung von Robert Rauschenberg und Jasper Johns in seinem New Yorker Wohnzimmer eröffnete. Im Set „Ten from...“ finden sich so Multiples und Drucke von namhaften Künstlern wie eben Johns und Rauschenberg, aber auch Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Frank Stella oder Larry Poons. Auch die Oberhausener Ausstellung geht auf einen legendären Kunstsammler zurück: Sie speist sich aus der Sammlung des verstorbenen Düsseldorfer Rechtsanwalts Heinz Beck. In ihrem Zentrum steht die englische und amerikanische Pop-Art, ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Druckgrafiken und Multiples. Die rund 2000 Stücke, zu denen auch Richard Estes fotorealistisches Gemälde „Cafeteria“ von 1970 gehört, befinden sich nun im Besitz des Wilhelm-Hack-Museums Ludwigshafen, das sie der Ludwiggalerie zur Verfügung stellt. fkü American Pop Art: bis 16. Mai Ludwiggalerie, Oberhausen; ludwiggalerie.de Planet Wüste Michael Martin 18.02. KrefeLd Kulturfabrik 19.02. AAchen Eurogress 22.02. dÜsseLdorf Savoy Theater Infos & Tickets: www.grenzgang.de 47

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