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Februar 2016 - coolibri Düsseldorf /Wuppertal

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K Ö L N Pumps, Walter

K Ö L N Pumps, Walter Steiger, Sommerkollektion 1990 oder 1991 M A K K Unter allen Königreichen der Phantasie hat der Modestaat am meisten Märchencharakter“, sagt Louis Féraud. Das MAKK nimmt den Modeschöpfer beim Wort und zeigt eine außergewöhnliche Präsentation der Haute Couture der zurückliegenden fünf Jahrzehnte. Kleid, Open Ceremany Foto: Rheinisches Bilrdarchiv Marion Mennicken Die Kunst des ewig Neuen Das Museum für Angewandte Kunst in Köln verfügt über eine der größten Sammlungen zeitgenössischer und historischer Mode, die bis ins späte Mittelalter zurückreicht. Doch die wertvollen Stoffe sind empfindlich, weshalb sie nur zeitweise der Öffentlichkeit präsentiert werden können. Noch bis Ende Februar ist eine dieser seltenen Gelegenheiten, einen Blick auf einen Teil der kostbaren Bestände zu werfen. Patricia Brattig, MAKK-Fachkuratorin für Mode und Textil, hat der Schau den Titel „LOOK! Modedesigner von A bis Z“ gegeben. Dies kann man als Hinweis auf das Ordnungsprinzip der Ausstellung verstehen, die ihre Exponate nicht chronologisch aufreiht, sondern in alphabetischer Abfolge der Markennamen und Designer. Der Bogen von den 1960ern bis in die Gegenwart spannt sich eher beiläufig, von A wie Aigner über L wie Lagerfeld bis Z wie Zadig & Voltaire. Der Betrachter kann sich frei machen von den Dogmen bestimmter Epochen und ganz einzelnen ästhetischen Aspekten widmen, die – wie man weiß – in schöner Regelmäßigkeit wiederkehren, wenn auch jedes Mal neu codiert, neu kontextualisiert und neu interpretiert. Und eben das macht Mode ja so spannend, oder, wie es Waltraud Posch eingangs des mit mehr als 300 Seiten beeindruckend umfangreich geratenen Katalogs ausdrückt: „Mode verkörpert das Prinzip des ewig Neuen.“ Damit die Ausstellung nicht aussieht wie eine fiktive C&A-Etage, hat das Team unter Leitung der MAKK-Textilrestauratorinnen Elke Beck und Katharina Sossou nach zeitgemäßen Präsentationsformen gesucht. Ein Laufsteg mit Models wäre vielleicht eine Idee gewesen, wenn auch eine extrem aufwendige. In der gewählten Form kommen die Exponate dem Besucher tatsächlich fast so nah wie sonst allenfalls im Modekaufhaus – und lassen sich dadurch womöglich noch sinnlicher begreifen als durch eine Präsentation am lebenden Objekt. Sebastian Züger Look! Modedesigner von A bis Z: bis 28.2., MAKK, 20

K Ö L N S Ü D S T A D T D E P O T 2 Stunksitzungspräsidentin Wanninger als „Stivvels Jupp“ Foto: A. & W. Bartscher Szene aus „Geh hin, ich weiß nicht wohin – bring das, ich weiß nicht was" Foto: Martin Miseré Alles so schön bunt hier Mehr als nur „Tagesschau“ Wer beim Kölner Fastelovend ausschließlich an den (sogenannten) organisierten Karneval denkt, denkt entschieden zu kurz. Festkomitee, Dreigestirn und Höhner dominieren zwar die Außendarstellung, doch das Herz des Fasteleer schlägt keineswegs nur dort, wo die Ü-Wagen stehen. Seit der 100-Jährige aus dem Fenster stieg und verschwand, sind überlange Titel ja schwer angesagt. Aber so lang können Titel gar nicht sein, dass die Leute sich plötzlich für ein Theaterstück interessieren könnten, das von Odessa handelt. Oder? Über das bisweilen furchterregende Äußere der Indie-Narren sollte man großzügig hinwegsehen. Das ist Absicht im Geisterzug, der zahlenmäßig größten Zusammenkunft der Alternativ-Jecken. Die etablierten Karnevalsgesellschaften sind außen vor, wenn sich nach Einbruch der Dunkelheit Untote, Zombies und Monster zu tausenden zusammenrotten. In diesem Jahr walken die Toten am 6.2. vom Thürmchenswall bis zum Chlodwigplatz. Dort in der Südstadt kulminiert traditionell der etwas andere Fastelovend. Im kuscheligen Kellerclub Tsunami (Im Ferkulum 9) beispielsweise trommelt Jens Bachmann an Weiberfastnacht seit einigen Jahren die „Anonymen Karnevalisten“ zusammen, um mit den Lieblingsliedern von Szene- Größen wie Suzie Kerstgens (Klee), Johannes Stankowski, Keshav Purushotham (Timid Tiger) oder Oliver Minck (Wolke) gegen den verbreiteten Schlager-Mainstream anzusingen. Die Mutter aller karnevalistischen Gegenbewegungen ist wohl die Stunksitzung, inzwischen ein Riesen-Kabarett-Schlachtross mit 48 ausverkauften Veranstaltungen pro Session. „Als wir vor 33 Jahren anfingen, gab es nur den Spießer-Karneval“, erinnert sich Mitbegründer Winni Rau. „Inzwischen gibt es eine ganz breite bunte Szene bis rüber nach Düsseldorf.“ Stimmt! Das Angebot jenseits des vom Festkomitee verordneten Frohsinns ist riesig: Fatal Banal und Deine Sitzung (mit Carolin Kebekus) haben sich ebenso etabliert wie die Immisitzung, „Loss mer singe“, die Röschen- (schwul) und die Schnittchensitzung (lesbisch). Einiges davon zeigt der Film „Alaaf you“, der im Januar in die Kinos gekommen ist. Die Macher Eric Benz und Baris Aladag haben die Kölner Jecken aufgerufen, selbst gedrehtes Videomaterial einzusenden. Das Ergebnis ist ein gigantisches Mosaik, das zeigt, was wir ohnehin vermutet haben: Der kölsche Karneval ist viel bunter, als es das Farbfernsehen zu zeigen vermag. Sebastian Züger Viel zu lang nichts mehr gehört von dieser Stadt am Schwarzen Meer, die noch vor zwei Jahren im Fokus des Weltinteresses lag. Die Ukraine? Nachrichtlich komplett aus der Primetime gerutscht. Die Krim – war da was? Das Düsseldorfer Künstlerkollektiv subbotnik bringt also ein Thema auf die Bühne des Kölner Schauspiels, das so out ist wie nur irgendwas. Und siehe da: Die Leute kommen! Wie kann das sein? Offenbar bestätigt „Geh hin, ich weiß nicht wohin – bring das, ich weiß nicht was“ eine Ahnung, die viele teilen: Die Welt besteht nicht nur aus dem, was in eine Ausgabe der Tagesschau passt. Die wirklich wahren Geschichten, die vom Leben erzählen, spielen zumeist im Verborgenen. subbotnik, 2007 von Oleg Zhukov, Kornelius Heidebrecht und Martin Kloepfer gegründet, holen eine dieser Geschichten ans Licht. Alles beginnt damit, dass es klingelt. Und zwar in Olegs Berliner Wohnung. Vor der Tür: auch ein Oleg. Er kommt direkt aus Odessa und sagt, dass er den Brand des Gewerkschaftshauses im Mai 2014 überlebt habe. 42 Menschen verbrannten damals bei lebendigem Leibe, die meisten von ihnen prorussische Maidan-Kritiker. Der Oleg vor der Tür hat daraus eine mythische Erzählung gemacht, mit der er durch Westeuropa tingelt. Doch was in jener Nacht wirklich geschah, ist bis heute ungeklärt. Der Oleg hinter der Tür nimmt seine subbotnik-Kollegen mit auf eine Reise in die Ukraine. Sie recherchieren, allerdings nicht vorrangig nach den wahren Hintergründen des Brands, sondern für ein Theaterstück, das von Herkunft und Heldentum handeln soll. Das Ergebnis ist auf der provisorischen Bühne des Kölner Schauspiels in Köln-Mülheim zu bestaunen: eine für subbotnik typische Mischung aus Hörspiel, Komposition und Performance. Und so überzeugend, dass sich plötzlich wieder Menschen für Odessa interessieren. Sebastian Züger 3., 14., 20.&26.2., Depot 2, Schanzenstr. 6-20, Köln; schauspielkoeln.de 21

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