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Düsseldorf und Wuppertal - coolibri Dezember 2017

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THEATER F F T J U T A

THEATER F F T J U T A Seht mich an! Marje Hirvonen: fame Foto: Ingo Solms Das VerlangennachRuhmund Aufmerksamkeitist,geradeauf Social Media-Plattformen,allgegenwärtig. DieHüllen fallen,nichtsist zu peinlich, Hauptsache ,die Likesstimmen.MarjeHirvonen,mit ihrem Stück„fame“ beim diesjährigenwestoff-Festival zu Gast,setzt sich im Dezember tänzerisch mitdem Themaauseinander.ImInterview mitTossiaCormanverriet dieFinnin,warum auch sieeineRampensau ist. Wie bist du auf die Idee zu deiner Performance gekommen ? Vor ein paar Jahren habe ich mit meiner Mitbewohnerin, ihrer Mutter und einem Freund darüber geredet, ob wir berühmt werden möchten . Die Mutter meiner Mitbewohnerin ist selbst Künstlerin und war in ihrer Anfangszeit überzeugt, mit ihren Arbeiten erfolgreich zu werden. Weil eine Galerie Interesse hatte und sie dachte, so läuft das. Im Laufe des Gespräches haben wir dann festgestellt, dass wir uns übers Berühmtwerden eigentlich keine Gedanken mehr machen müssen, weil es wahrscheinlich eh nicht mehr passieren wird. Da kam mir die Idee zu „When I still thought that I would become famous“. Und ich stellte mir die Frage, ob und inwiefern mich der Wunsch, berühmt zu werden, motiviert hat, Tanz zu studieren. Irgendwie bin ich ja schon eine Rampensau. Aber eigentlich gibt es ja heutzutage viel einfachere Wege, „famous“ zu werden als den zeitgenössischen Tanz . Allein durch die Über-Präsenz der verschiedenen Medien. Wie gehst du vor, wenn du ein Stück entwickelst? Erst recherchiere ich mein Thema theoretisch; lese darüber und schaue mir Dokumentationen an. Alles, was ich inspirierend finde. Dann gehe ich ins Studio, meistens schon mit einer mehr oder weniger konkreten Idee im Kopf. Da kreiere ich dann das Bewegungsmaterial. Für „fame“ habe ich in Berlin, Finnland, Köln und Indien gearbeitet. Einen Ortswechsel finde ich 54 erfrischend und jeder Ort hatte sicherlich auch einen Einfluss auf die Arbeit . Bist du selber auf Social Media-Kanälen vertreten und kennst das befriedigende Gefühl, Likes zu bekommen ? Ja, das Gefühl kenne ich, leider. Ich bin nicht sehr aktiv auf Social Media- Plattformen, aber schon alleine Facebook ist ziemlich präsent geworden in meinem Alltag - auch weil es für meine Arbeit wichtig ist. Ich muss zugeben, dass ich sicherlich auch eine Art Bestätigung und Aufmerksamkeit von außen wünsche. Likes finde ich natürlich immer gut. Verfolgst du YouTuber oder Influencer ? Nein, weder noch. Influencer finde ich sehr seltsam: Werbung in Form von einer Person. Interessant finde ich dagegen die Frage, wer als „Influencer“ anerkannt wird. Hast du das Gefühl, mit Performances wie diesen auch eine gewisse Verantwortung zu tragen? Weil du dich kritisch mit etwas auseinandersetzt, das gerade junge Leute sehr wichtig nehmen? Mit meiner Arbeit möchte ich nicht direkt kritisieren oder belehren. Ich beschäftige mich mit Themen, die auch in meinem Alltag oder in der Gesellschaft, von der ich ein Teil bin, präsent sind. Jede meiner Arbeiten ist auch persönlich. In „fame“ bin ich ja selbst eine Aufmerksamkeit-Suchende, die ihre Identität auf- und abbaut, um zu gefallen und sich zu verkaufen. Damit konnten sich bis jetzt überraschend viele Menschen identifizieren, auch unabhängig von ihrem Alter. west-off: 7.bis 9.12., Marje Hirvonen: fame – When I still thought I would become famous: 7.12., & 9.12., 21 Uhr, FFT Juta, Düsseldorf

THEATER T A N Z H A U S N R W Federführend: HARTMANNMUELLER Erstausgaben Bevor sich weihnachtliche Ruhe über das Land senkt, möge die Aufmerksamkeit dem zeitgenössischen Tanz gewidmet werden. Im tanzhaus nrw endet das Jahr mit gleich drei Uraufführungen, die sich in unterschiedlichen Ansätzen mit elementaren Fragen des Daseins beschäftigen. Foto: Dennis Yenmez Wie haben wir uns schwarze Löcher oder dunkle Materie vorzustellen? Was verbindet uns mit dem Universum, welchen Stellenwert haben Astronomie, Astrologie und Spiritualität? In seiner aktuellen Performance erforscht das Kölner MichaelDouglas Kollektiv die Empfindung von Raum und Zeit. „Zaurak“, benannt nach einem 221,13 Lichtjahre von der Sonne entfernten Stern, entstand in erneuter Zusammenarbeit mit der australischen Choreografin Prue Lang. Ihre Settings fügen sich wie die fünf Spitzen eines Himmelskörpers aneinander. Premiere ist am 1. Dezember, tags darauf können die Zuschauer eine Stunde vor Spielbeginn an einer „Physical Introduction“ teilnehmen: Ein aktives Warm-up, das über Bewegung die Sinne öffnet für die Intention des Stücks und das folgende Bühnengeschehen. Der Komplexität menschlicher Beziehungen geht der Choreograph Julio César Iglesias Ungo in „The Hidden Door“ auf den Grund (Uraufführung 14.12.). Inspiration lieferten ihm die Helden der Marvel-Comics, die zwar übernatürliche Kräfte besitzen, aber psychisch nicht unverwundbar sind. In seinem Tanztheater-Stück für fünf Personen und einen Live-Musiker sucht der kubanische Künstler nach den wahrhaftigen Held*innen und Antiheld*innen unserer Gesellschaft. Dabei wird auch der zunehmende Hang zur Selbstoptimierung hinterfragt. Entstanden ist eine bildgewaltige Inszenierung mit einer beeindruckend dynamischen Körpersprache. Simon Hartmann und Daniel Ernesto Mueller sind HARTMANNMUELLER. Die 2011 gegründete Kompagnie erarbeitet ständig neue Ausdrucksformen, gerne mit Anleihen bei Film und Popkultur. Die Grenzen zwischen Tanz, Performance und Theater sind fließend. Am 19. Dezember gelangt ihr jüngstes Werk „in noT“ zur Erstaufführung. Im Mittelpunkt stehen die Metamorphosen des menschlichen Körpers, die in der Erschaffung einer monströsen Plastik gipfeln. Orson Hentschel liefert hierzu den adäquaten Soundtrack. bk MichaelDouglas Kollektiv & Prue Lang – Zaurak: 1./2.12., Julio César Iglesias Ungo – The Hidden Door: 14./15.12; HARTMANNMUELLER – in noT: 19.–21.12, tanzhaus nrw, Düsseldorf; tanzhaus-nrw.de 55

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