Events, Trends und Reportagen für die Rhein-Ruhr-Region
Aufrufe
vor 7 Jahren

Durstlöscher

  • Text
  • Bier
  • Kaffee
  • Wasser
  • Ruhrgebiet
  • Bochum
  • Deutschland
  • Dortmunder
  • Biere
  • Podzuck
  • Wein
  • Durstloescher
  • Www.coolibri.de

daran sterben, meint

daran sterben, meint Laudage. Anstoß nimmt er aber an dem Fakt, dass der unnatürliche Stoff nicht kennzeichnungspflichtig ist. „„Wenn möglicherweise Kunststoffrückstände im Bier enthalten sind, warum sind dann natürliche Rohstoffe wie Kirschen oder Erdbeeren untersagt?“ Damit spielt der Bierexperte auf die Lage von kleinen, kreativen Craft Beer-Brauern in Deutschland an, die zum Brauen von Bieren, die etwa solche Extrazutaten beinhalten, Sondergenehmigungen erwirken müssen. Das mache das Bierbrauen unnötig kompliziert und schränke die Vielfalt der deutschen Bierlandschaft ein. „Das Schöne am Craft Beer ist doch, dass immer ein Brauer mit Leidenschaft und Ideen dahintersteht. Bier aus der Industrie hat natürlich auch Qualität, aber durch Craft Beer kommen einfach noch andere, neue Noten dazu. Warum sollte man die beschränken?“ Darum fordert Laudage: „Das Reinheitsgebot sollte bedeuten, dass nur rein natürliche Rohstoffe verwendet werden dürfen. Das würde das Getränk an sich aufwerten und die deutsche Bierlandschaft bunter machen.“ Ganz unproblematisch sei die junge Craft Beer-Bewegung aber nicht, weiß auch Biersomelier Ferdinand Laudage. „Mit der Craft Beer-Welle kommen auch einige qualitativ weniger hochwertige Produkte auf den Markt. Da will dann einfach jemand schnelles Geld machen.“ Ist das Reinheitsgebot also doch mehr Schutz als Schranke? 58

MEHR SCHUTZ ALS SCHRANKE? Dr. Heinrich Tappe vom Brauerei-Museum ist sich sicher: „Der Vorteil ist doch, wenn ich ein deutsches Bier kaufe, muss ich nicht aufs Etikett gucken, um zu sehen, was drin ist. Ich muss nicht prüfen, welche Konservierungsstoffe oder Zusätze enthalten sind – es sind schlichtweg keine drin!“ Der Stoff PVPP, so Tappe, sei im Endprodukt Bier nicht mehr enthalten. „Deshalb liegt Bier beim aktuellen Trend hin zu natürlichen Lebensmitteln ganz weit vorne.“ Tappe sieht das Gebot als Schutz für den Verbraucher, der beim Bierflaschenetikett nicht aufs Kleingedruckte schauen muss. Dennoch sieht er auch eine Lockerung des Reinheitsgebots nicht als Schaden für die Marke „Deutsches Bier“. „Man könnte durchaus andere Getreidesorten, Gewürze und natürliche Zusätze in Erwägung ziehen. Dazu müsste man aber das Biersteuergesetz ändern. Da traut sich offensichtlich niemand dran.“ Tappe verstehe zwar die Craft Beer Brauer und ihr Anliegen für mehr Offenheit beim Brauen, weiß aber auch, dass dieser zwar wachsende Trend immer noch nur eine kleine Nische von Konsumenten bespielt. „Da ist der öffentliche Druck einfach nicht groß genug, als das jemand ein Gesetz umformuliert.“ Schließlich aber ist für Dr. Heinrich Tappe wie für Ferdinand Laudage eine Vielfalt der deutschen Bierkultur erstrebenswert. Das Reinheitsgebotes sei Qualitätsmerkmal und sorge für guten Ruf, bei einem generell sinkenden Verbrauch im Land selber, müsse man aber verstärkt auf Export setzen. Eine Kombination aus Qualitätssiegel und neuer Vielfalt scheint also das Ziel. 59

coolibri Magazine 2020/21

coolibri Magazine 2019

coolibri Magazine 2018

coolibri Magazine 2017