34 | ThemaElse Berg, Selbstporträt, 1917.Sammlung Jüdisches Museum, AmsterdamKUNST IST WEIBLICHDas Museum Ostwall im Dortmunder U widmet sich den oft übersehenen Leistungenweiblicher Künstlerinnen. Unter dem Titel „TELL THESE PEOPLE WHO I AM“ werden Werkevon 30 Künstlerinnen aus Expressionismus und Fluxus präsentiert.Die zweigeteilte Ausstellung gibt einenEinblick in weibliche Perspektiven derKunstgeschichte, beleuchtet gesellschaftlicheHürden und feiert die Errungenschaftender Pionierinnen.„Ein selbstverständliches inneres Müssen“Der erste Ausstellungsteil, „…ein selbstverständlichesinneres Müssen“ – Acht Expressionistinnen,widmet sich acht Künstlerinnen derexpressionistischen Bewegung. Der Titel ist einZitat der Bildhauerin Sintenis.Renée Sintenis, Else Berg, Lotte Reiniger und anderezeigten in ihrer Malerei (Else Berg) und mitSkulpturen (Reneé Sintenis) ebenso wie mit innovativenTechniken wie Scherenschnitt (EmmaSchlangenhausen), Textilkunst (Kitty Rix, WallyWieselthier) und Film (Lotte Reiniger), dassKunst um die Jahrhundertwende und in den1920er Jahren keine rein männliche Domäne ist.Die Begleittexte geben einen guten Überblicküber das Leben der Frauen und ihren Umgangmit der damaligen, zugewiesenen Rolle der Frau.Die Werkschau zeigt eindrücklich, dass die weiblicheKunst der ihrer Kollegen in nichts nachsteht,ihnen aber dennoch der Ruhm ihrermännlichen Kollegen oft verwehrt blieb undauch heute teilweise noch bleibt. Die beeindruckendeVielfalt des künstlerischen Ausdrucksüberwältigt die Besucher:innen, überfordert aberdank der gut strukturierten Ausstellung nicht:Jeder Künstlerin ist ein Raum gewidmet, schnellzu überblickende Texte ordnen das Werk historischein.Im ersten Raum sind Arbeiten von Reneé Sintenisausgestellt. Lebendige, fast warme Skulpturenvon Sportler:innen und Tieren, immer in Bewegung.Eine ganze Wand nimmt ein Foto vonihr ein. Else Bergs farbenprächtigen und stilistischabwechslungsreichen Gemälden gehört derzweite Raum. Ihre Zugehörigkeit zur expressionistischenBewegung ist eindeutig. Ganz wunderbarist beispielsweise auch der gezeigte Filmvon Lotte Reininger, „Die Abenteuer des PrinzenAchmed“. Er gilt als erster abendfüllender Trickfilm,in Kleinstarbeit am Tricktisch entstanden.Denn für die Bewegungen musste sie die Gliedmaßeder ausgeschnittenen Figuren, die an einSchattenspiel erinnern, millimeterweise bewegenund fotografieren – im Stop-Motion-Verfahren.Alleine für diesen Film entstanden 250.000Fotoaufnahmen, im Film sind 100.000 davon zusehen.„Fluxus can be lots of fun...... when the boys let you on their boat“, scherzteCarolee Schneemann, eine Performance-Künstlerinder Fluxus-Bewegung.Der zweite Ausstellungs-Abschnitt, Fluxus undFeminismus, beleuchtet die 1970er Jahre, in denenKünstlerinnen wie Carolee Schneemann, YokoOno und Ana Mendieta gesellschaftliche Rollenerwartungenund die Ungleichheit innerhalbder Kunstszene anprangerten. Mit teils provokantenArbeiten, wie Schneemanns *Vagina Painting*oder Mendietas Performances, stellten sieden „Male Gaze“ infrage und schufen Raum fürfeministische Diskurse. Gesellschaftliche Rollenerwartungenan Frauen kommentieren LeticíaParente, Martha Rosler und Mieko Shiomi in ihrenkünstlerischen Arbeiten zu Haus- und Sorge-Arbeit.Die geschlechtsspezifische Arbeitstrennungunterliefen besonders Künstler:innen-Paare aus dem Fluxus-Kontext: Die Bande zwischenYoko Ono und John Lennon, Dorothy Iannoneund Dieter Roth, Shigeko Kubota und NamJune Paik sowie Alison Knowles und Dick Higginsspiegeln sich in ihrem künstlerischen Schaffen– in kollaborativen Projekten, die ihre Liebesbeziehungenals Inspirationsquelle hatten.Begleitprogramm und MitmachstationenNeben der Ausstellung bietet das Museum einumfassendes Vermittlungsprogramm mit Führungen,Workshops und Diskursräumen. AuchMitmachstationen sind in nahezu jedem Raumzu finden.pzTell these people who I am: Künstlerinnen inExpressionismus und FluxusEine Ausstellung des Museum Ostwall im DortmunderU, bis 23.3., dortmunder-u.de,Instagram & Facebook: dortmunderu
Kalender | 35Foto: Jochen QuastRICHARD O’BRIEN’SROCKY HORROR SHOW26.-31.12. Konzerthaus Dortmund, 16.-18.1. Lanxess Arena Köln,21.-22.1. Stadthalle Bielefeld, 24.-25.1. Rudolf Weber-Arena Oberhausen
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