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Dezember 24 / Januar 25

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22 | Im Gespräch„WIR

22 | Im Gespräch„WIR WÜRDENALLE SELBSTZUM KONZERTGEHEN, WENNWIR NICHTSELBST SPIE-LEN WÜRDEN.“Guildo Horn und seine Band Die Orthopädischen Strümpfe haben Weihnachtskonzerte perfektioniert und spielen diese Saison fast 20 NRW-Shows.Foto: dsa musikproduktion gmbh | m. claushall-„ICH SELBST MAG GAR KEINE COMEDY.“Als GUILDO HORN 1998 beim Eurovision Song Contest den 7. Platz belegt, verändert sichdas Interesse am Wettbewerb in Deutschland schlagartig. Schon einige Jahre zuvor fingder in Trier geborene, aber in Much im Rhein-Sieg-Kreis lebende Künstler mit seinenWeihnachtskonzerten an, die dieses Jahr ihren 30. Geburtstag feiern und längst absoluterKult sind. Christopher Filipecki sprach mit dem selbsternannten „Meister“.Guildo, was liebst du an Weihnachtenganz besonders und was eher nicht?Eigentlich liebe ich alles an Weihnachten.Ich war schon mein ganzes LebenWeihnachtsfan und habe mich immergewundert, warum das Fest der Liebe und dasZeremonienhafte von manchen nicht gemochtwird. Ich war lange römisch-katholisch und einsmuss man den Katholiken natürlich lassen: Diewissen, wie man eine fette Zeremonie gestaltet.Mich hat das Opulente schon in meiner Kindheitmitgenommen: das leckere Essen, die Geschenke,das Zusammenkommen. Und meiner Begeisterunghierfür wollte ich auch gerne künstlerischAusdruck verleihen.Das hat funktioniert. Deine Weihnachtskonzertefeiern dieses Jahr schon ihren 30. Geburtstag.Was war damals in Trier, deiner Heimat, derAuslöser, warum es damit überhaupt losging?Bei mir passiert viel intuitiv. Ich gehe innerlichschwanger mit den Dingen, und aus dem Nichtskommen mir Ideen zugeflogen und dann willich das unbedingt ausprobieren. Dazu braucheich die passenden Scharlartane, weil ich gerneim Team arbeite – wenn die da sind, und sie sindes, gibt es kein Halten mehr. Bei unseren erstenWeihnachtsshows gab es erst nur zwei bis vierweihnachtliche Lieder, ansonsten spielten wirunser orthopädisches Schlagerprogramm. ImLaufe der Jahre ist der weihnachtliche AnteilStück für Stück über sich hinausgewachsen undzu dem geworden, was es heute ist: Ein riesigesPatchwork-Sammelsurium mit unzähligen Assoziationsketten.Worte und Melodien, die jedervon uns kennt, die jeder mal erlebt hat und diepositive Gefühle in uns hervorlocken. „Weihnachtenmit Guildo“ ist eine dicke, schmackhafteCremetorte geworden.Wie bereitest du dich vor? Das erste Konzertwar dieses Jahr schon am 15.11., wie kommst durechtzeitig in Stimmung?Körperlich gehe ich zum einen intensiv trainieren,weil eine Tour mit 22 Terminen schon rechtanstrengend ist für einen alternden Orthopäden.Darauf will und muss ich mich vorbereiten. Bistdu nämlich körperlich nicht fit, kommst dumental auch nicht hinterher. Ansonsten bin ichnatürlich ein altes Zirkuspferd, das in die Manegeheraustrabt, sobald die Intromusik ertönt.Und dann wird es weihnachtlich leuchten. Abdiesem Moment wird nicht mehr nachgedacht.Ohnehin mache ich mir übers Konzertspielennicht mehr Gedanken, als es unbedingt muss.Unterm Strich ist es schlichtweg eben nur Musikund Unterhaltung. Da geht es nicht um Lebenund Tod. Das soll einfach nur Spaß machen..22 Shows in 39 Tagen ist für jemanden über 60auch wirklich sportlich…Eigentlich fühle ich mich heute fitter als vorzehn Jahren. Zu Beginn meiner Karriere, auchnoch bis vor ca. 15 Jahren, habe ich hundertfachmehr gefeiert als heute. Da war ich jeden Abendder Hinterletzte, der aus der Location rausgeflogenist. Heute achte ich auf mich und auf meinenKörper. Dadurch, dass wir aber so wenig Reibunginnerhalb der Band haben, geht schon maldafür keine Energie unnötig drauf. Auf der Bühne,schaut man sich tief in die Augen, und freutsich den Moment miteinander erleben zu dürfenund fühlt sich nur noch sauwohl.Wann gehen denn dann die Proben los?Ideen sammeln wir das ganze Jahr über. Der Mollig,mein Keyboarder, und ich werfen uns gegenseitigalles an den Kopf, was geht. Wir merkenuns dann schon Textfragmente und Eingebungenfür neue Songs. Mit den Proben angefangenhaben wir Ende September. Da alle Mitgliederder Orthopädischen Strümpfe auch noch andereProjekte haben, muss man alle Narren erstmalzusammenkriegen. Dieses Jahr haben wir frühangefangen, um mehr auszuprobieren. Sich Musikauszudenken, ist zwar die eine Sache, aber eineandere Sache ist die Umsetzung. Man kannsich alles Mögliche erdenken und dann fährt dasDing bei der Probe voll gegen die Wand. Wir sindbandintern zum Glück null eitel. Selbst wenn ichetwas vermeintlich Geniales hinlege, sagen dieanderen Sekunden nach dem ersten Anspielen:„Das ist Scheisse!“ Dann wird das sofort verworfenund wir probieren was anderes.Geht es dir bei neuen Songs denn vordergründigum den Song oder um den Text?Zuallererst geht es darum, was ich singen kann.Die Band kann alles spielen. Die Strümpfe kom-

Im Gespräch | 23men aus so vielen Bereichen, dass allesfunktioniert. Es gibt aber Titel, die ich einfachnicht gut singen kann. Wir wolltendieses Jahr von Echt „Du trägst keine Liebein dir“ als „Du trägst keine Nadeln an dir“einbauen, allerdings kam die Nummernicht aus dem Quark, und das lag an mir.Ich kann an meiner Stimme nicht so vielverändern wie die Band an den Instrumenten.Deine Band ist sowieso wirklich bewundernswert,die sind unglaublich gut.Stimmt. Und wir lieben das, was wir datun. Wir würden alle selbst zum Orthopäden-Konzertgehen, wenn wir nicht selbstin dieser Band spielen würden. Weil es einfachtoll ist, auf dieser spielerischen Artmit Musik umzugehen. Deshalb auch derSpruch zuhause, wenn ich arbeiten gehe:„Ich gehe jetzt Spielen“.Beim Musizieren bin ich auch ein Familienmensch.Mit dem Mollig spiele ich seit20 Jahren, mit den anderen auch zehn Jahreoder länger. Das muss musikalisch undmenschlich stimmen, übrigens auch mitunserer super Crew, weil wir so viel Zeitmiteinander verbringen – wir lachen zusammen,wir reden ernst und wertschätzenuns gegenseitig. Ich mag das nicht,wenn Musikmachen nur monetarisiert gedachtwird. Natürlich verdienen wir allegerne Geld, das tue ich auch – aber ichwürde eher auf Geld verzichten, als michverbeulen zu müssen.In den über 30 Jahren, die du Musikmachst, hat sich der deutsche Schlagerenorm gewandelt, auch der Stellenwert inder Gesellschaft. Zu deinen Anfangszeitenwar es noch sehr untypisch, Comedy-Elemente in den Schlager einzubauen.Bei mir ging das circa 1990 los. Ich bin eigentlichSchlagzeuger, habe in einer ambitioniertenPop-Rock-Kombi gespielt. MeineLeidenschaft für Schlagermusik führte dazu,dass wir Discoabende organisiert haben,in denen wir Platten aufgelegt unduns 70er-Kutten angezogen haben. Damalshabe ich auch die Figur Guildo Horn erfunden.Roy Black war verstorben und ichfand, wir brauchen eine Band, um dem zuhuldigen.Seltsamerweise habe ich das, was ich mache,nie als Comedy verstanden. Das klingtwahrscheinlich ganz komisch, aber ichselbst mag gar keine Comedy. Comedy probiertimmer schräg zu sein. Ich habe dasimmer genau so gemacht, wie ich es ebenkann oder es gerade aus mir rauskommt.Schräg ist das vielleicht trotzdem, aber fürmich ist das in dem Moment innerlich allestotal stimmig. Ich denke also nicht:„Och, ich bin aber gerade witzig“ – ichnehme das extrem ernst. (lacht)Heute ist der Schlager ziemlich eindimensionalund unwitzig, finde ich. Humorbefreit.Die Leichtigkeit ist etwas abhandengekommen.Jeder darf das natürlich machen,wie er möchte, aber ich habe michauch immer in große Gefühle hineinbegebenund danach darüber geschmunzelt,wie sehr ich auf diesen Schmalz abfahreund wie sehr mich das innerlich berührt.Der Schlager kommt aber ja von der Operette,womit Schmalz also ebenso daherrührt.Heute dreht sich im Schlager so viel umProbleme in der Familie, die dann betextetwerden, sodass das Prozedere einen therapeutischenAnsatz bekommt.„Guildo hat euch lieb“, dein ESC-Beitrag,ist immer noch Bestandteil deiner Weihnachtsshows.Ein Song, an dem du emotionalweiterhin hängst?Für mich bräuchte ich den bei den Weihnachtskonzertennicht unbedingt, allerdingsglaube ich, dass er für viele Leute einenHöhepunkt im Hornschen Treibendarstellt. Da bin ich einfach publikumsorientiertund sage, dass wir ihn nicht weglassenkönnen. Er gehört einfach dazu.Zurück zu deiner Tour: Wer bisher nochnicht dabei war, aber gerade überlegt, einTicket zu kaufen – worauf sollte man sicheinstellen?Auf beste Unterhaltung. Mehr ist dasnicht. Es ist die Essenz allen weihnachtlichenSeins. Konzerte für Hörer aller Fachbereiche,sage ich gerne. Pan-dimensionaleMusik, ein gestrecktes Werk, das sich analles heranwagt. Was uns freut: Die Auftrittesind immer schneller ausverkauft. Irgendwiescheint es einen Geschmacksnervgetroffen zu haben. Als wir vor etwa 15Jahren nochmal richtig mit den Weihnachtsshowsdurchgestartet sind, dachteneinige – Gott sei Dank wenige – das wäreeine Ballermann-Party-Veranstaltung. Genaudas will ich aber gar nicht und auchdieses Publikum nicht. Wir sind also musikalisch‘ne Ecke komplizierter und komplexergeworden, um uns dieses Gröhlpublikumwegzuspielen. Hat gut geklappt.Ich will das im Optimalfall genau so, wiees mittlerweile ist: Nette Leute, die gernefeiern, Musik hören und das zu schätzenwissen, was wir abliefern.Was ist dein persönlicher Wunsch fürWeihnachten und fürs neue Jahr?Große Wünsche habe ich nicht. Ich habdoch alles. Klingt abgedroschen, aber Gesundheitist das Allerwichtigste on earthund steht deshalb ganz oben auf meinemZettel ans Christkind. Ansonsten hat unsdieses Jahr gerade politisch so eine fetteKeule verpasst, „Make America prollagain“. Ich komme da nicht mit! Ich binBaujahr 1963, Künstleralter 1953. Da hörstdu dein ganzes Leben von unseren amerikanischenFreunden, dem demokratischstenLand ever, und denkst, dass alles immerirgendwie so weitergehen wird. Jetztmuss man offenbar nur genug Geld haben,lügen und betrügen, dass sich die Balkenbiegen und Sexualstraftäter sein, um zummächtigsten Menschen der Erde gewähltzu werden. Halleluja, was für ein fatales Signalauch für unsere Kinder. Obendreindieser zunehmende Antisemitismus, aberich verlasse hier gerade die zuckerwattigenPfade des Horns! Ich bin fest gewillt, dieWelt auch weiterhin durch die Hornbrillezu betrachten. Etwas Warmes braucht derMensch! Schutz, Halt und Stütze, selbst imheftigsten Sturm. Und dafür stehen wir,die Vereinigung der OrthopädischenStrümpfe, ohne Wenn und Aber! Amen!NRW-Termine: 28.11. Duisburg, 1.12. Bochum,5.12. Wuppertal, 6.-8.12. Köln, 9.12.Bonn, 12. & 13.12. Hagen, 14.12. Alsdorf,19.12. Siegen, 20.12. Düsseldorf;guildo-horn.com, Facebook & Instagram:guildohorn06.04.2025Oberhausen, Rudolf Weber-ARENA17.01.2025 Unna, Stadthalle31.01.2025 Meschede, Stadthalle14.03.2025 Solingen, Theater Solingen15.03.2025 Oberhausen,Congresscentrum17.09.2025 Duisburg, Mercatorhalle21.09.2025 Wuppertal, Historische StadthalleAlle HeimspieleBochum, Rundsporthalle08.05.2025Düsseldorf, PSD BANK DOME06.02.2025 Bonn, Brückenforum08.02.2025 Wuppertal,Immanuelskirche02.02.2025 Hamm,Kurhaus Bad Hamm25.03.2025 Castrop-Rauxel, StadthalleAlle HeimspieleEmsdetten, Ems-HalleTickets auf ADticket.de

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