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Dezember 2022 - coolibri

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22 | Musik von hier SICH

22 | Musik von hier SICH SPÜREN? NUR AUF DER BÜHNE! Ende Oktober wurde LISER aus Köln als „Best Newcomer“ beim popNRW-Preis ausgezeichnet. Christopher Filipecki hat einiges über sie erfahren. Herzlichen Glückwunsch zu deiner Auszeichnung. Nenn deinen ersten Gedanken, der dir in den Kopf kam, als du es erfahren hast! Krass! Es war richtig crazy, weil ich mich nicht mal selbst beworben habe, sondern es out of nowhere kam. Ich bin eigentlich momentan so viel mit anderen Projekten beschäftigt und weniger mit meinen eigenen Sachen. Und ich dachte echt nur: „What’s happening!?“ Und was ist dein Gedanke heute, ein paar Wochen später? Zu Recht! (lacht laut) Nein, es ist immer noch crazy. Ich habe noch nie einen Preis für etwas bekommen, was ich gerne mache. Ich kann nun meine Miete bezahlen, ohne auf irgendeine Art etwas extra getan zu haben. Eigentlich machst du schon seit über fünf Jahren Musik, bist also gar nicht mehr so „new“. Gibt es denn aber vielleicht Sachen, die dennoch für dich auch heute noch neu sind? Voll. Auf die eine Art sehe ich mich auch nicht mehr als Newcomerin, weil ich’s schon länger verbissen verfolge, auf die andere Art sehe ich’s aber komplett so. Ich habe zwar viele Shows gespielt, aber noch nie eine Arenashow. Am Anfang hatte ich kein Geld und keine Möglichkeiten, habe stattdessen Beats aus dem Internet gesucht und im Heimstudio daraus was gemacht. Nun fange ich an, mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten. Das Team wird immer größer, ich habe Produzent:innen am Start. Wenn ich eine Pause im Beat haben will, können die die dann einbauen. Das ist ein ganz anderes Level. Was weißt du denn jetzt über Musik, was du 2017 nicht wusstest? Dass man nicht alles allein machen muss. Ich bin zuvor einen Ego-Film gefahren, wahrscheinlich ein Rap-Ding. Es gibt eben den Rapper oder die Rapperin – und alles, was dahintersteht, ist irrelevant. Hieß für mich, ich muss nun rappen, lernen, wie man’s schreibt, wie man produziert. Es ist aber absolut fein und man ist immer noch viel wert, wenn man nicht jeden Schritt kann. Das Produkt ist am Ende viel cooler, wenn mehrere Leute dran arbeiten, die unterschiedliche Ziele und Skills haben, und man ihnen vertraut. Teamwork makes the dream work. Beschreibe – wenn man dich bisher noch nicht gehört hat – kurz und knapp, wie du klingst! Richtig geil! (lacht) Es ist in Genregrenzen nicht einfach zu fassen, weil ich sowohl rappe als auch singe. Es ist poppig, funky, ein bisschen Punk, es ist sauer und happy. Eine dreidimensionale Person, aber als Musikprojekt. Du hast mal Poetry Slam gemacht. Würdest du sagen, dass das ein guter Grundstein war, um Rapperin zu werden? Irgendwie schon. Ich komme vom bayrischen Dorf, da war ich nicht cool genug für Musik. Poetry Slams waren aber das Nächste, um den Einstieg zu Sachen mit Sprache zu finden. Auf Büh- Liser arbeitet bereits an ihrem neuen Album „Gefühle“, das 2023 erscheinen soll. nen stehe ich schon viel länger, die sind mein Safe-Space. Ich sage gern: „Ich spüre mich nicht, außer wenn ich auf Bühnen stehe“ – und ich glaube, das ist sehr wahr. Da bin ich am authentischsten ich selbst. Dein aktuelles Album „ja“ ist eine Kollaboration mit Taby Pilgrim aus Essen. Generell magst du Features, oder? Genau, ich liebe es einfach mit anderen Menschen Musik zu machen. Außerdem sind zweite Parts voll anstrengend zu schreiben – wie geil ist das, wenn das jemand anderes macht? Taby habe ich über Twitter kennengelernt, da waren wir in ähnlichen Kreisen. 2020 gab es ein Livestream- Konzert, für das ich angefragt wurde. Dort habe ich Taby dann mitgebracht. Wir haben uns vier Tage vorher das erste Mal getroffen. Bei dem Konzert selbst meinten alle zu uns, wir bräuchten einen Podcast, weil wir so gut matchen. Wir antworteten darauf, dass wir uns erst seit vorvor-vorgestern kennen würden. Also haben wir dann das Podcastprojekt gestartet und so war der Schritt zum gemeinsamen Musikmachen nicht mehr weit. Das Album heißt „ja“ – wozu sagst du immer Ja, wozu immer Nein? Richtig gute Frage. Ich glaube, ich bin die falsche Persönlichkeit für diese Frage. Es gibt nichts, wozu ich immer Ja sagen würde, nicht mal zum Zähneputzen. Ich habe Schwierigkeiten damit, mich auf etwas festzulegen. Ich habe auch keine Lieblingsdinge. Eine Zeit lang bin ich mit etwas obsessed und in drei Wochen mag ich was anderes gerne. Es gibt aber viele Sachen, zu denen ich Nein sage. Sowas wie Sexismus, Rassismus oder Ähnliches. Wenn man aber nur drei meiner Songs gehört hat oder mich anguckt, ist das schon offensichtlich. Woher kommen deine Inspirationen? Ich sage das total ungern, aber es ist meistens eine Verarbeitung von Gefühlen. Ich habe das dieses Jahr sehr gemerkt. Ich hatte nicht so viel Zeit Musik zu schreiben und bin emotional voll überladen. Ich hab‘ früher im Jahr 70 Songs geschrieben, was irgendwas bewirkt haben muss, auch wenn 60 davon kompletter Mist sind. In diesem Jahr bin ich auf den Trichter gekommen, als ich Monate keinen Song gemacht habe, dass ich ins Studio muss, wenn fürs Schreiben die Zeit nicht reicht. Mittlerweile ist der Anteil von weiblichen Acts im Deutsch-Rap größer. Findest du, dass ein Gleichgewicht bei den Möglichkeiten herrscht oder ist es als Frau weiterhin schwer? Eine maximalkomplexe Frage. Ich glaube, dass das in beide Richtungen komisch ausschlägt. Ich sehe sowohl Acts, die in ihrer Nische total gepusht werden, obwohl sie eigentlich noch drei Jahre in ihrem Kämmerchen bräuchten. Da wir als Frauen aber ein bisschen hinterherhängen und es lang kein richtiges Vorbild gab, ist ein Push von solchen nicht immer angebracht, weil viel dahinter noch fehlt. Dabei darf man doch auch mal scheiße sein, es gibt genug schlechte männliche Rapper. Andererseits gibt es, eben weil so viele schlecht sind, ein paar Laien, die sagen, sie machen es nun besser und das dann dazu auch wirklich tun. Die könnten die Szene aufbauen. Dass sich viele Frauen nicht trauen, hat aber meist viel subtilere, tiefer liegende Gründe als nur irgendeinen Typen, der sagt: „Du darfst hier nicht mitspielen.“ Dass ich Battlerap mache, ist für mich aber ein Türöffner, weil das viele Jungs fühlen und kennen. liser.de, Instagram: @ichbinsliser Das komplette Interview gibt es auf coolibri.de Foto: Justus Grotenhöfer

Musik von hier | 23 Pale - The Night, The Dawn And What Remains Pale gründen sich 1993 in Aachen.Bis 2009 spielen sie eine EP & sechs LPs ein, sind auf unzähligen Konzerten zu sehen. Dann trennen sie sich. 2021 verstirbt Gitarrist Christian an einem Hirntumor. Kurz vor dem Tod hat er einige Riffs aus Nostalgie an damals aufgenommen. Diese hat die Band nun aufbereitet. Das Album ist eine bittersüße Hommage mit viel Schwere, viel Trauer, aber auch Hoffnung. Retro-Indie-Pop-Rock mit großem Blick zurück („Someday You Will Know“), aber einem traurigen & lachenden Auge nach vorn („New York“). VÖ: 25.11. Neufundland - Grind Das Indie-Highlight der kalten Saison kommt aus Köln: Neufundland liefern mit ihrem 3. Album eine halbe Stunde, um entspannt durch die Wohnung, besser noch durch den Club zu hüpfen. Die Lyrics sind nachvollziehbar und runden das Package mit vielen schönen Hooks und Rocksounds ab. „Kein Scherz“ und „Steine“ sind erneute Beweise, wie nice Indie mit NRW-Wurzeln doch sein kann. „Vino“ wird an den Festtagen bestimmt ordentlich fließen, dabei darf der Song auch gleich mit aus den Boxen scheppern. Die hübsche Vinyl zur Platte gibt’s streng limitiert nur 500x. VÖ: 2.12. The Honeyclub - Imagine Life Funk, Rock, Indie, Hippieflair & Rockabilly. The Honeyclub aus Bochum haben ziemlich gute Elemente der großen Red Hot Chili Peppers mit kalifornischem Indian-Summer-Feeling in den Topf geworfen. Das Trio sagt von sich selbst, es sei Rock’n’Roll, klingt aber zum Glück nicht klischeehaft wie The Baseballs. Die Debüt-EP hat 6 spaßige, tanzbare Titel am Start, die ausnahmslos alle im Songwriting richtig punkten. So geht „Ohh, What Can I Do?“ beim 1. Hören ins Ohr & bleibt dort eine Zeit. Die betörenden Vocals von G. Lou sind genauso prägnant wie die Bassläufe von Bo J. Al.VÖ: 2.12. cf Vasily Klyukin MIND SPACE MUSEUMSPLATZ 1 WWW.OSTHAUSMUSEUM.DE 30. SEP 2022 BIS 29. JAN 2023

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